Neuseeland

Reisezeit: September 2009 - Juni 2010  |  von Caroline Gustke

Rotorua

Seit Freitag sind wir nach einer relativ langen und vor allem kurvigen Fahrt in Rotorua angekommen. Es folgte ein Samstag des Nichtstuns - das Reisen kann so ermüdend sein und im spannendsten Ort hat man auch manchmal einfach zu nichts Lust!! Dafür haben wir uns am nächsten Tag mal etwas gegönnt: Wir sind abends ins Mitai gegangen, ein "Maori-Dorf", in dem den Touristen die Kultur nähergebracht werden soll. In einem Wald dort haben wir die Quelle des Rotorua Sees gesehen - ich hab noch nie so klares Wasser gesehen, das war faszinierend!!! Auf dem kleinen Flüsschen paddelten schließlich einige in den ältesten Trachten und mit Tatoos bemalten Maori in einem kunstvoll geschnitzen Kanu an uns vorbei und machten ihre Show. Anschließend gingen wir zu einer Freilichtbühne, wo traditionelle Tänze, Lieder, Kämpfe, Kleidung, Rituale etc. vorgeführt wurden, und nicht zu vergessen auch der haka, der Kriegstanz zum Abschrecken der Feinde (den die All Blacks, neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft vor jedem Spiel praktizieren - einfach mal "haka" in YouTube eingeben). Zwischendurch hat der chief alles mögliche zur Maorikurltur erklärt, z.B. warum Frauen in den meisten Stämmen nicht Anführer sein durften: Das Argument war, dass bei einem Überfall als erstes der Häuptling umgebracht wurde, wobei ein getöteter Mann ein einziges Opfer darstellt, mit einer getöteten Frau allerdings viele Leben sterben.
...Oder was das Tattoo (moko) bedeutet (aber dazu hab ich jetzt keine Lust...).
Nach der Show ging's ins große Zelt, wo es traditionell zubereitetes Essen gab: Das hangi, bestehend aus verschiedenen, seperaten Schichten Gemüse (unter anderem natürlich der Kumara [neuseeländische Süßkartoffel, die hier ganz viel gegessen wird]), und Fleisch, alles zusammen für mehrere Stunden im Erdofen gegarrt. Lecker!! Nachdem wir bis oben hin vollgefressen waren, wurden wir von einem Maori nochmal zu der Quelle im Wald geführt, um - es war bereits dunkel - die Glühwürmchen dort anzugucken.
Anschließend wurden wir wieder zum Hostel gefahren. Alles in allem war es schön, etwas mehr über die Maorikultur zu erfahren, allerdings war alles natürlich schon sehr touristisch organisiert, wie soll es auch anders gehen, aber die vielen Kameras waren ein wenig beängstigend. Ich meine, z.B. als die Maori in ihrem Kanu auf dem Fluss gefahren sind und ganz ernst ihre Traditionen darboten, wurden sie von beiden Seiten vom Blitzlichtgewitter empfangen, eine richtige Attraktion. Irgendwie war das schrecklich, fand ich. Allerdings ist das auch eine Methode, die Maorikultur zu erhalten, das machte die Sache nicht mehr ganz so schlimm.

Am Montag waren wir mit Pina und Lilly, zwei Mädels die wir schon in Whitianga kennengelernt haben, in "the Redwoods Whakarewarewa Forest" ein wenig wandern. Die Besonderheit dieses Waldes sind die riesigen, hier bis zu 67 Meter hohen, Californian Coastal Redwoods. Von einem Berg aus hatte man eine tolle Aussicht auf die Stadt und auf das Thermalgebiet, über dem pausenlos weißer Rauch aufsteigt.

Wie ich vielleicht schonmal erwähnt habe, lässt das neuseeländische Brot wirklich zu wünschen übrig, d.h. im Grunde genommen gibt es nur Toast. Vor ein paar Tagen haben wir ein sogenanntes "deutsches Brot" gekauft. Naja. Etwas besser als Toast war es. Und schokobraun, ungesäuert und mit Kümmel - na wenn die sich das deutsche Brot ier so vorstellen... Ich glaube, da müssen die Neuseeländer nochmal nachharken.
Als armer Backpacker downunder lernt man viele kleine Dinge mehr zu schätzen: Volle Kühlschränke an denen man sich einfach nur zu bedienen braucht, warme Räumlichkeiten, Internet- und Telefonanschluss so lange man will, einen Kleiderschrank, der immer am selben Ort stehen bleiben kann... Aber man wird auch manchmal erfinderisch und lernt zu improvisieren, z.B. beim Kochen und Kuchen backen ohne die Hilfe diverser Gerätschaften und Zutaten. Zum Geld sparen und einfach weil es praktischer ist, sind wir mittlerweile außerdem auf Milchpulver umgestiegen, was gar nicht so schlecht ist, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Alles in allem lernt man relativ schnell, mit ganz wenig auszukommen - was ich zu Hause alles für einen eigentlich unnützen Kram habe...

Am Dienstag haben wir Wai-O-Tapu, "Thermal Wonderland", besucht. Das ist ein Park, in dem man sich die größte an der Oberfläche zu sehende thermale Aktivität angucken kann: Durch vulkanisches Geschehen unter der Erde sind hier zusammengebrochene Krater, kalte und kochendheiße Teiche aus Schlamm (mudpools) und dampfende Rauchsäulen zu sehen. Ein unterirdisches System heißem Magmas bringt Quellen zu kochen und vulkanische Gase kreieren unzählige Mineralien, die irre Farben zustande bringen. So sind wir zum Beispiel auf einen riesigen smaragtgrünen See gestoßen, dann auf einen orangenen und später auf einen giftgrünen (mit dem schönen Namen "Devil's Bath"). Felsen wurden von schwefligem Wasser gelb gefärbt... Auch die Pflanzen haben etwas Farbe abgekriegt, viele Bäume waren knallorange. Interessant war auch der kleine See aus blubberndem grauem Schlamm...
Dieser ungewöhnliche Ort war vielleicht nicht besonders schön, außerdem waren wir an einer der Quellen des Gestanks nach faulen Eiern, aber er war unglaublich faszinierend!!

© Caroline Gustke, 2009
Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein langer Flug liegt hinter uns. 26 Stunden habenwir von Frankfurt bis Auckland gebraucht, mit einem 6 stündingen Aufenthalt in Seul, Südkorea... Wir haben den ersten Tag und die erste Nacht hinter uns. Jetzt wird erkundet, organisiert etc.
Details:
Aufbruch: 03.09.2009
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.06.2010
Reiseziele: Südkorea
Neuseeland
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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