Neuseeland

Reisezeit: September 2009 - Juni 2010  |  von Caroline Gustke

Whangarei, Paiha, Cambridge

Da die Internetanschlüsse entweder teuer oder sehr langsam (oder beides) sind, komme ich nicht so oft dazu meinen Blog fortzusetzen. Aber ich gebe mir Mühe und schreibe Texte auf meinem Laptop vor.

Nach Piha sind wir zurück nach Auckland gefahren und haben zwei Nächte in einem recht gemütlichen Hostel verbracht, das zu der Zeit ziemlich viele Leute beherbergte. Wir haben wirklich nette Leute kennen gelernt, größten Teils aus Deutschland, da NZ unter den deutschen Reisenden sehr beliebt ist. In der Küche kocht sich jeder wie er will irgendwas zu Essen, später finden Spieleabende (Pictionary!!) statt, Austausche über das bereits Erlebte und Pläne... In dem Hostel gab es sogar eine Gitarre und wie es oft so kommt, wird aus ein bisschen Rumgeklimper immer mehr. Schließlich hab ich mit jemandem aus Atlanta zweistimmig "I've just seen a face" von den Beatles gesungen. Das war der Wahnsinn, ehrlich gesagt eine der tollsten Neuseelanderfahrungen bis jetzt. Ich meine man trifft einfach jemanden von was-weiß-ich-wo, singt und es klingt gleich supertoll - und obwohl so viele Leute zugehört haben, hab ich trotzdem gesungen... In Neuseeland ist es eben anders.

Als nächstes sind wir nach Whangarei (nördlich von Auckland) gefahren. Als wir in unserem Hostel ankamen, wären wir am liebsten sofort wieder abgehauen. Es sah schrecklich aus und war unglaublich ungemütlich und primitiv. Die Stimmung war ziemlich im Eimer. Dazu regnete es den ganzen Tag, sodass unser Plan, von dem Hostel nicht viel mitzubekommen indem wir einfach die ganze Zeit unterwegs waren, im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel.
Spätnachmittags kamen allerdings drei Leute, die wir in dem Hostel in Auckland kennen gelernt hatten, das machte den Ort um einiges erträglicher. Lena, Niklas und Jaqueline, mit denen haben wir gegessen, lustige Spieleabende gemacht (Mama, z.B. unsere Stadt-Land-Fluss Version - unglaublich lustig!!) und vor allem waren wir wandern. An den Whangarei Falls vorbei, am Fluss entlang, einen unglaublich steilen langen Weg einen Berg hoch, auf der anderen Seite wieder runter und da wir ja gerade in der "Nähe" waren noch zu den Abbey Caves (Tropfsteinhöhlen mit Glühwürmchen mitten in der Pampa, nicht als Touristenattraktion hergerichtet, stehen aber im Reiseführer. Zugang ziemlich schwierig, man klettert über Felsen und watet durch eiskaltes Wasser... abenteuerlich. ), von dort zurück in die Stadt und in Richtung Hostel, das etwas außerhalb am anderen Ende lag. Kurz: Alles in allem sind wir in sieben Stunden etwa 30 km zum großen Teil steilen und schwierigen Weg gelaufen. Abends tat alles weh, wir waren dreckig und müde, aber im Nachhinein klingt dieses verrückte Erlebnis ziemlich cool.

Jaqueline, Lena, ich und Caro (und Niklas macht das Foto) bei den Whangerei Falls - der Anfang des 30 Kilometermarsches

Jaqueline, Lena, ich und Caro (und Niklas macht das Foto) bei den Whangerei Falls - der Anfang des 30 Kilometermarsches

Einen anderen Abend sind Caro uns ich mit Amy, einer jungen Frau aus Christchurch, die auch schon viel in der Welt herum gekommen ist, im Pub gewesen um uns das Rugbyspiel zwischen den neuseeländischen All Blacks und den südafrikanischen Springbocks anzugucken. Das war auch ein tolles Erlebnis. Da ich selbst ja nicht soo der begeisterte Sportfan bin und nicht so abgehe wie andere, finde ich es am allerfaszinierendsten zu beobachten, wie die "wahren Fans" ausflippen und richtig mitgehen, z.B. wie die Maori im Pub sehr konzentriert die Nationalhymne mitsingen - ein magischer Moment, dann kommt der haka (der Kriegstanz der Maori, zum Einschüchtern der Feinde), und schließlich feuern alle eine der fünf oder sechs Bildschirme an und brüllen sich dabei die Seele aus dem Leib ...

An einem anderen Tag sind wir mit den drei anderen mit dem Bus in die Stadt gefahren und haben uns dort ein bisschen umgeschaut, z.B. in einem Botanikhaus...

Nach drei kalten aber durchgestandenen Nächten ging es dann weiter hoch nach Norden. Unser nächstes Ziel: Paiha, Bay of Islands an der Ostküste. Kurz nachdem wir hier ankamen, haben wir gleich eine Dolphin-Watching Tour gemacht. Irgendwo draußen zwischen den 144 Inseln des Bay of Island haben wir einen Schwarm 3-4 m große Delphine gesehen. Mit denen auch zu schwimmen ging an diesem Tag allerdings nicht, aber dazu werden wir auch an etlichen anderen Orten noch Gelegenheit haben.

hole in the rock

hole in the rock

Am Mittwoch, wir hatten bereits den 16.September, sind wir mit einem Reisebus bis ganz oben nach Cape Reinga gefahren. Der Weg dorthin führte über den 90 Mile Beach, die Busse sind extra dafür designt, es mit einer langen Sandpiste aufzunehmen. Dort oben in Wald und Dünen leben übrigens ein paar hundert Wildpferde, einige haben wir auch zu Gesicht bekommen. Einen Stop haben wir an riesigen Sanddünen gemacht, um dort mit eingem Energieaufwand etwa 10 Minuten dort hochzukraxeln und dann mit einer Art Surfbrett dort runter zu rodeln, was wirklich Spaß gemacht hat - das sogenannte Sandboarding.
In Cape Reinga ist wirklich nur ein Aussichtspunkt. Der Sage der Maori nach gleiten die Seelen der Verstorbenen von hier aus in eine andere Welt hinüber, wo sie für eine bestimmte Anzahl von Tagen bleiben und dann in die nächste Welt (himmel- o. paradisartiges) gelangen. Überall waren Tafeln zur Erklärung aufgestellt.
Auf der Rückfahrt hielten wir an einer Kauri-Werkstatt. Hier wird aus dem tausende Jahre alten Kauri Holz allerlei tolles Zeug hergestellt, wie Skulpturen, Möbel, Uhren, Spiegel (...) und natürlich jede Menge Touristenklüngel. Am allerfaszinierendsten war aber der dicke Kauribaumstamm in der Mitte des Gebäudes, in den innen eine Wendeltreppe eingearbeitet war, sodass man durch den Baumstamm in die Etage drüber gehen konnte. Das war der Wahnsinn!!
Nächster Stop war in Mangonui zum Fish&Chips essen, abends waren wir wieder in Paihia. Der Ausflug war wirklich schön, es hat sich gelohnt. Trotzdem wollen Caro und ich keine dieser durchorganisierten Touristenbustouren mehr machen, wo nur die Hauptattraktionen abgeklappert werden, alle Leute raus aus dem Bus, Fotos machen, wieder rein in den Bus und weiter fahren...

Am nächsten Tag wurde wieder mit den anderen dreien, die im Hostel eine Straße weiter untergebracht waren, gewandert. Diesmal einen verhältnismäßig kurzen Weg zu den Haruru Falls in Waitangi.
Später haben Caro und ich mal wieder ausgiebig gekocht, das war toll. Wir essen hier sehr viel Obst. Da das meiste hier wächst, ist es sehr billig und schmeckt übrigens auch noch besser. Tja, während sich bei euch in Deutschland bald so langsam die ungemütliche Jahreszeit breit macht, genießen wir hier die stibitzen Zitronen aus einem der Gärten an denen wir bei Sonnenschein und angenehmem Klima vorbei wandern...

Am Donnerstagabend mussten wir uns leider von unseren drei Weggefährten verabschieden. Das ist zwar schade, aber wir freuen uns auch schon wieder auf die nächste Etappe unserer Reise und auf neue Begegnungen. Und da Neuseeland nicht ganz so groß ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich irgendwo anders wieder trifft um so höher.

Am Freitag (18.September) sind Caro und ich zurück nach Auckland gefahren. Da wir mit einem Touristenbus gefahren sind, haben wir auf dem Rückweg nochmal in Whangarei angehalten, um das ... zu besuchen. Hier werden Eier gefährdeter Vögel ausgebrütet und "Waisenvögel" aufgepäppelt, um später ausgewildert zu werden. somit steigt die Überlebenswahrscheinlicheit enorm. Die Highlights hier waren die sprechenden Tuis (einheim. Vogel NZs), ein relativ zahmer Falke und ein einbeiniger Kiwi. Einen Kiwi in freier Natur zu Gesicht zu bekommen ist ziemlich unwahrscheinlich, aber den konnten wir sogar streicheln.

Jetzt sind wir gerade wieder in Auckland - im gleichen Hostel wie letztes Mal, da weiß man was man hat, nach unseren gruseligen Erfahrungen... Ich sitze gerade bei einer sehr häuslichen Atmosphere im Wohnzimmer, der Kamin knistert und neben mir liegt eine dicke Katze die aussieht und auch fast so groß ist wie ein Eisbär. So lässt es sich doch leben.

Samstag, 19.September '09
Heute morgen sind Caro und ich in aller Frühe nach Cambridge gefahren, das ist eine kleine Stadt etwa 2 1/2 Stunden unter Auckland. Etwas außerhalb liegt eine Farm, auf der wir bis Mittwoch für Kost und Logie arbeiten (= wwoofing - Willing Workers On Organic Farms). Wir haben einen ganzen Katalog voller solcher Adressen, viele Farmen sind aber schon ausgebucht - von den doofen DEUTSCHEN Backpackern. Darum können wir auch nicht länger bleiben, aber wir waren wirklich froh, diesen Ort gefunden zu haben, um endlich etwas Geld sparen zu können, das einem wie Wasser durch die Finger rinnt und außerdem einen Einblick in das neuseeländische Leben zu bekommen. Trotz einer kleinen Beschreibung in dem Wwoof-Katalog kann man nie wirklich wissen wo genau man hinkommt, wir haben auch schon mit Leuten gesprochen, die das Pech hatten auf einer ganz heruntergekommenen Farm zu landen... Aber wir haben echt Glück. Hier sind noch andere Wwoofer (aus den USA) und wir wohnen mit denen in einem extra Haus. Unsere Gast-/Arbeitgeber sind sehr nett und sie haben vier Kinder im Teenageralter. Außerdem etwa 130 Kühe, 40 Hühner, ein schneeweißes Pferd, Hund, Katze, Maus... Es ist also immer etwas los und es gibt viel zu tun.

Blick aus dem Kuechenfenster

Blick aus dem Kuechenfenster

die ersten Melkerfahrungen

die ersten Melkerfahrungen

Ein paar Kilometer von hier ist übrigens das Herr-der-Ringe-Filmset von Hobbingen. Überhaupt sieht es hier in der Gegend überall aus wie im Auenland: grüne(!!) Hügel und viele Schafe.
Abends gab es ein üppiges Essen. Unsere Gastfamilie hatte Familienbesuch. Also waren wir über 12 Leute. Später haben wir uns das Rugbyspiel zwischen NZ und Australien angeguckt - "wir" haben gewonnen, hehehe.

Montag, 21.September '09
Es ist so toll hier!! Eine Farm wie im Bilderbuch!!
Auch wenn wir erst etwas über zwei Wochen in Neuseeland sind, kann ich definitiv sagen, dass der gestrige Abend einer der tollsten in unser ganzen Neuseeland-Zeit war. Um 6.00 Uhr pm, bei Sonnenuntergang, sind wir mit Phil (dem Farmer) und Blair & Robert (den 2 amerikanischen Wwoofern) mit 5 Kajaks runter zum Fluss gefahren und etwa einen Kilometer stromaufwärts gepaddelt, was ganz schön anstrengend, aber supertoll war. Als wir am Ufer anlegten, war es bereits dunkel. Wir haben Lagerfeuer gemacht, Marshmallows geröstet, über Gott und die Welt geredet und hinter uns in der Dunkelheit die merkwürdigen Geräusche der Opossums gehört. Nach etwa einer Stunde am Feuer - es war bereits stockdunkel - haben wir uns auf den Heimweg begeben: Wir haben unsere Boote gegenseitig festgehalten und uns einfach den Fluss langsam heruntertreiben lassen. Manchmal sind wir dabei an die Felsen gestoßen, von denen kleine Wasserfälle rannen, die man allerdings nicht sehen, nur hören konnte, sodass wir ab und zu überraschend eine kleine Dusche abbekamen. Wir haben uns durch einen Canyon treiben lassen und die Glühwürmchen beobachtet, die zu tausenden an den Felswänden und in den Büschen waren. Das war so ein wahnsinns Erlebnis!! Man hat nur das Wasser gehört, kaum etwas gesehen, denn das einzige Licht kam von den Glühwürmchen und den Sterne, von denen man in Neuseeland viiiel viiiel mehr sehen kann. Wow, das war so toll!!!!

Heute morgen war das erste Erlebnis, kurz nachdem wir aufgewacht sind, zu sehen, wie ein Kalb geboren wird. Das war sehr faszinierend mitanzusehen. Das erste was das kleine schmierige Tier erlebte, war ein freier Fall aus etwa einem Meter Höhe. Innerhalb von 20 Minuten ist es dann auch schon auf den Beinen gewesen.
Anschließend haben wir gefrühstückt, dann ging's an die Arbeit: den Hof fegen, Kajaks mit dem Schlauch abspritzen, bereits gespaltenes Holz auf einen Anhänger schmeißen, das wurden dann zum Holzschuppen gefahren, wo wir es ordentlich aufstapelten. Zwischendurch wurde immer mal wieder eine Tee- oder Kaffeepause gemacht und Phil hat uns sein slebstgabautes Hobbithaus gezeigt (ich will auch so eins!! ), dann gings weiter. Caro und ich saßen hinterm Trecker im Anhänger und sind mit Phil durch die grünen Hügel zu einer Wiese in der Nähe gefahren, wo wir neues Holz aufluden. Auf dem Rückweg bin ich sogar ein Stückchen gefahren, hehehe. Anschließend hat Caro Unkraut gejätet und ich habe den Rasen gemäht (Vini - was im Gegensatz zu unserem Rasen beinahe ein Genuss war... xD). Danach haben wir "Ganzkörperanzüge" angezogen und die Kühe zu dem Ort getrieben, wo sie gemolken wurden, wobei wir ebenfalls mitgeholfen haben. Dann waren die kleinen Kälbchen dran - die sind so niiedlich... Das war ein toller Tag, wirklich! Wir haben so viel erlebt, und obwohl Caro und ich ja eigentlich auch Landeier sind, war es trotzdem aufregend und wir hatten viel Spaß beim Helfen. Leider können wir nur bis Mittwoch an diesem wunderbaren Ort bleiben, da hier ein ständiges Kommen und Gehen herrscht und dann schon wieder andere Leute eintreffen, bzw. unser "Wwoofer-Haus" in dem wir wohnen dann vermietet wird.

[Da das Internet hier sehr langsam ist - erinnert ihr euch noch an das Modemgeräusch?! - kann ich jetzt leider keine Fotos hochladen. Das mache ich aber ein anderes Mal, sofern ich bald einen anderen Ort dafür finde. Ansonsten könnt ihr die eben erst sehen, wenn ich nächstes Jahr meinen Neuseeland-Foto-Abend mache... ]

...Mittwoch, 23.September 2009: On the road again
melde mich bald wieder

© Caroline Gustke, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein langer Flug liegt hinter uns. 26 Stunden habenwir von Frankfurt bis Auckland gebraucht, mit einem 6 stündingen Aufenthalt in Seul, Südkorea... Wir haben den ersten Tag und die erste Nacht hinter uns. Jetzt wird erkundet, organisiert etc.
Details:
Aufbruch: 03.09.2009
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.06.2010
Reiseziele: Südkorea
Neuseeland
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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