Neuseeland

Reisezeit: September 2009 - Juni 2010  |  von Caroline Gustke

Rees-Dart + Cascade Saddle in three days...

Als nächstes haben wir was ABSOLUT WAHNSINNIGES gemacht.
Mit Shai und drei anderen Israelis, die alle so ziemlich jeden Wanderweg in NZ beschritten haben, bin ich den Rees-Dart Track, der einer der schönsten in Neuseeland sein soll, gewandert. Normalerweise ist das eine Wanderung von 5 Tagen. Da Amir und Netta aber nicht mehr so viel Zeit haben, sind wir das ganze in drei Tagen gelaufen, die die anstrengendsten meines Lebens waren!! Eine wahnsinns Strecke!

Der erste Tag ging noch. Der Weg führte vielleicht 10 km durchs Tal - über Kuhwiesen, in denen wir ab und zu bis zur Wade in Schlamm etc. versanken. Mehrere Flüsse wurden über- oder durchquert, dann ging's lange bergauf bis zur ersten Hütte. Ich war total fertig. Wären wir ein bisschen eher aufgestanden, wären wir auch noch zur zweiten gegangen, aber das hätten wir vor'm Dunkelwerden nicht mehr geschafft. Die Hütte war voller Israelis und da die gegenseitig immer sehr aufgeschlossen sind, war es ganz schön laut, eine tolle Stimmung! =)

Nir, Caro, Amir, Shai, Netta

Nir, Caro, Amir, Shai, Netta

Der zweite Tag wurde um so härter. Wir sind mit den ersten Sonnenstrahlen losgelaufen, in vier oder fünf Stunden über den Rees-Sattel, erst steil hoch, dann steil runter.

In der Dart Hut haben wir unsere schweren Rucksäcke abgestellt, was gegessen und uns auf den Weg zum CASCADE SADDLE gemacht, der eigentliche Grund, der schönste Teil dieses Tracks. Normalerweise ist das ein Tagesausflug von der Dart Hut. 4-6 Stunden EIN Weg. Also gut, wir machen das noch am selben Tag.
Das Tal durch das man geht ist ganz anderes als die anderen. Es besteht hauptsächlich aus grauem Geröll, Felsen und Staub. Eher eine tiefe Schlucht. Von den "Wänden" rauschen lange Wasserfälle, die aus dem blauen Eis, mit dem die Bergspitze bedeckt ist, entspringen, in die Tiefe. Das sieht total schön aus. Am Ende des Tals ist ein großer Gletscher. Den Berg danaben mussten wir hoch und es gab zum Teil nichtmal einen Pfad. Sehr schwieriger Weg und ich war noch nie so am Ende. Ich war den anderen stets ein ganzes Stück hinterher. Am liebsten wäre ich zusammengebrochen und liegen geblieben, vor allem wenn ich an den langen Rückweg gedacht habe. Hoch oben wurde ich dann auch noch fast vom Wind weggeweht. Den Tränen nahe wäre ich am liebsten umgekehrt, die anderen waren allerdings zu weit vorraus, als das ich ihnen hätte bescheid sagen können. Also Zähne zusammen und fluchend weiter.

Zur Überraschung aller kam ich nur 10 Minuten später an als die anderen. Ganz oben auf dem Berg gab es eine Senke. Über den Rand auf der anderen Seite zu schauen war umwerfend. Wir waren sooo weit oben und es ging soo tief senkrecht runter.
"Normale" Wanderer nehmen sich ein Sandwich mit. Nicht so die verrückten Israelis. Nein, in der Senke wurde erstmal türkischer Kaffee gekocht und Tee und es gab Sardinen, Cracker und Schokolade... Es wurde zu einem richtigen Festmahl. Was hatten wir einen Spaß dabei, über unsere Wahnsinnsaktion zu lachen. Die Israelis machen sich generell gerne über ihre Verrücktheiten lustig. Da oben war es phantastisch. Wir haben daran gedacht, an welchem Pfleckchen Erde wir uns gerade befanden, wenn wir uns den Globus vorstellten. An einem atemberaubenden Ort mitten in der Wildnis, hoch hoch oben, auf der einen Seite Untiefe mit wunderschönem Wasserfall, auf einer anderen einen blauen Gletscher, verschneite Berggipfel ringsherum, auf der anderen Seite ein bizarres Tal... WOW!!!! =)

Im Kreis um den Kocher gehockt, damit dieser nicht ausging, haben wir dort etwa eine 3/4 Stunde verbracht. Dann noch etliche Fotos gemacht, wobei wir beinahe über den Rand gepustet wurden, anschließend ging es an den Abstieg. Da der Wind so stark war, mussten wir so schnell wie möglich runter. Was also tun? Rennen. Wie die blöden sind wir also den Berg hinuntergerannt. Das war ziemlich gefährlich, wir haben aber alle überlebt. Im windstillen Teil weiter unten konnten wir dann jede Menge Keas beoachten, Neuseelands wunderschöne grüne Papageien, die die Cleverness eines 6-jährigen Kindes besitzen.
Auf dem Rückweg haben wir ein Spiel gespielt: Das Wort sowieso... In welchen Liedern kommt das vor? - Dieses Spiel hat mich gerettet und wir waren unerwartet schnell und noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder bei der Hütte. Ein schrecklicher, aber großartiger Tag. Beides.

Am dritten Tag wollten wir den Track beenden: 31 km durch's Dart-Tal. Wir sind wieder aufgestanden, als es noch dunkel war. Die ersten vier Wegstunden waren okay, hätten mir aber gereicht. Auf halber Strecke haben wir in einer Hütte, einer Zuflucht vor den blutrünstigen Sandflies, Mittag gegessen, dann ging es weiter. Der zweite Teil war eine riesen Strapaze und nicht nur für mich. Ich war halbtot und der Weg wollte und wollte einfach nicht enden. Immer kam noch ein Wald und dahinter eine Wiese und noch ein Fluss, wieder ein Wald, auf und ab. Es war furchtbar Ich hab mich gefühlt, als wäre ich zusammengeschlagen worden. 4 Stunden lang.

Amir, der eine harte spezielle Ausbildung bei der Armee gehabt hat, und sowas mehr oder weniger gewohnt war, war zwei Stunden vor allen anderen beim Parkplatz. Der ist von dort aus losgetrampt, Shai ist das letzte Stück gerannt und ihm hinterhergetrampt und die beiden haben das eine Auto aus dem anderen Tal geholt. Nach und nach kamen wir drei anderen eeeendlich am Parkplatz an (ein Wunder, dass ich überhaupt angekommen bin), nachdem wir 12 Stunden unterwegs gewesen waren. Die Sandflies hätten uns fast aufgefressen, aber Nir, Netta und ich haben Zuflucht im Van eines sehr netten Schotten gefunden, mit dem wir mindestens eine Stunde auf jemanden gewartet haben, der uns abholen würde. Letztendlich ist alles glatt gegangen. Zuerst sind wir zurück nach GLENORCHY gefahren, wo noch unsere ganzen Sachen waren. Als wir dort ankamen, war es bereits dunkel, doch von dort aus ging es dann noch etwa 60 km nach QUEENSTOWN, wo wir in einem Hostel ein Zimmer für uns alle fünf zusammen gefunden haben. Zum runden Abschluss unseres Trips waren wir später noch in Queenstowns berühmten Burger-Laden.
Mindestens die Hälfte des Weges habe ich gedacht: "Das ist es nicht wert!! Was für ein Wahnsinn!!..."
Im Nachhinein, die Schmerzen sind nun fast alle abgeklungen, sehe ich das natürlich anders. NIE WIEDER!! Aber es ist eine großartige Erinnerung! =) =)

Am nächsten Morgen ist unsere Gruppe zerfallen. Innerhalb von zwei Tagen bin ich mit Shai die ganze Westküste hochgefahren (noch so etwas wahnsinniges xD). An dem Tag hat es mal wieder richtig geregnet. Wir reisen seit Wochen immer zum perfekten wetterlichen Zeitpunkt weiter. Jedenfalls waren wir froh, den Track schon fertig zu haben.
Die Fahrt war total toll! Auf dem Weg haben wir Amir und Netta wiedergetroffen, mit denen wir im Wildfood Restaurant waren. Die Opossum Pies waren leider ausverkauft und andere Possumgerichte zu servieren war vor einiger Zeit verboten worden (warum habe ich nicht ganz verstanden). Schade. Trotzdem war ein Besuch in diesem kreativ-schäbigen Pub doch einen Besuch wert.

Shai und ich haben ein Stückchen weiter in einem kleinen, sehr gemütlichen Hostel übernachtet, in dem wir nur zu viert waren. Das war wie Sturmfrei haben Es gab eine riiesige Plattensammlung, wir haben die halbe nacht Schallplatten gehört und Billiard gespielt...

Am nächsten Tag sind wir bis nach Nelson gefahren, mit einem kleinen Abstecher ("nur" 66km mehr) zum Hokitika Gorge, einer felsigen Stelle, wo eine Hängebrücke über einen unnatürlich blauen Fluss führt usw.

In NELSON hat Shai mich im Hostel abgesetzt.
Ach Mann, ständig dieses Abschiednehmen von so tollen Menschen... =( Die Zeit mit den Israelis war jedenfalls toll! Ich habe einiges gelernt. Sehr freundliche, fröhliche und großzügige Leute!! =) Die haben eine ganz eigene Mentalität. Anders als die europäische oder die südamerikanische oder was weiß ich was und am Ende sind wir doch alle wieder irgendwie gleich.

So. Nun bin ich in Nelson und will eigentlich arbeiten. NORMALERWEISE UM DIESE JAHRESZEIT ist besonders in dieser Region viel los, DIESES JAHR ALLERDINGS... schwierig, schwierig. Was nun? Locker bleiben. Ein bisschen geht noch. In Blenheim, da wo Caro arbeitet, sieht es zur Zeit auch sehr schlecht aus. Auf was also warten? Wir wollen uns in den nächsten Tagen wiedertreffen und zusammen nach Kaikoura fahren. Wenn da auch nirgends etwas zu finden ist, dann wwoofen wir eben wieder ein bisschen, so einfach ist das. Schön. Wieder handfeste Pläne. =)

© Caroline Gustke, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein langer Flug liegt hinter uns. 26 Stunden habenwir von Frankfurt bis Auckland gebraucht, mit einem 6 stündingen Aufenthalt in Seul, Südkorea... Wir haben den ersten Tag und die erste Nacht hinter uns. Jetzt wird erkundet, organisiert etc.
Details:
Aufbruch: 03.09.2009
Dauer: 10 Monate
Heimkehr: 25.06.2010
Reiseziele: Südkorea
Neuseeland
Der Autor
 
Caroline Gustke berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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