Wenn nicht jetzt, wann dann...?!

Reisezeit: Juni - August 2010  |  von Caroline Kuwert

Thailand: Bangkok

Donnerstag, 26. August

Zum ersten Mal seit meiner Abreise melde ich mich nun aus einem anderen Land als Indonesien...

Seit gestern bin ich nun in Bangkok angekommen, habe mich in der Khao San Road - der bekannten Backpackerstrasse - einquartiert und werde morgen die Heimreise antreten... Zwoelf wochen, schon wieder vorbei - und ich bin eigentlich immer noch nicht bereit wieder heim zu gehen. Aber was sein muss, muss sein...

Aber erst nochmal zurueck zu meinen letzten tagen in Kuta Lombok... Allzu viel erwaehnenswertes gibt es dazu zwar nicht mehr zu berichten, aber die ein oder andere geschichte muss dann doch noch erzaehlt werden. Nur wo soll ich mal wieder anfangen...???

Am besten beginne ich mit unserem letzten ausflug nach bangko bangko und dem (zumindest unter surfern) sehr bekannten surf spot 'desert point'. Beide genannten orte liegen im suedwesten von lombok, welcher derzeit noch weniger touristisch ist als kuta (ist aber langsam aber sicher auch im kommen). Bangko bangko ist eigentlich nur deshalb bekannt bzw. erwaehnenswert, weil dort die meisten surfer unterkommen wenn sie nach desert point (bekannt fuer seine grossen wellen und 'Barrells') zum surfen gehen. Allerdings sollen bangko bangko und die vorgelagerten inseln auch ein sehr schoener spot zum schnorcheln sein (wir haben es leider nicht ausprobiert, da die zeit dort zu kurz war).

Jedenfalls wollten wir zum abschluss nochmal etwas anderes als nur kuta sehen und so sind wir (pam, banana, martin und ich) letzte woche kurzerhand mit einem geliehenen auto richtung west lombok gefahren. Die fahrt dauerte satte 4 stunden, da die infrastruktur lomboks auch im westen nicht allzu gut ist und man ueber die halbe insel kurven muss, weil es bisher noch keinen direkten weg dorthin gibt. In bangko bangko angekommen besuchten wir dann erst mal einen alten kumpel von martin, den pam und ich - wie sich spaeter herausstellte - einige wochen vorher mal an einem abend im cafe 7 in kuta kennengelernt hatten, als er dort mit seiner familie ein paar tage urlaub machte und der uns damals schon erzaehlte, dass er in bangko bangko ein guest house besitzt. Schon witzig wie klein die welt doch manchmal ist und was fuer zufaelle es gibt - da geht man einen kumpel von einem local besuchen und da steht ploetzlich der typ vor einem, den man selber ganz wo anders kennengelernt hat! Auf jeden fall hat andreas - er ist deutscher und kommt urspruenglich aus berlin, lebt aber schon seit ueber 15 jahren auf lombok, hat eine indonesische frau mit der er zwei kinder hat und fuehrt ein guest house direkt am strand - uns erst mal recht herzlich begruesst und zum kaffee eingeladen.

Nach dem kaffee gings dann erst mal weiter zum desert point, dem ultimativen surfspot fuer alle richtig guten surfer, die pam und ich unbedingt sehen wollten. Leider war bis wir dort ankamen gerade ebbe und seit tagen kein 'Swell' (keine wellen), so dass die meisten surfer abgereist waren und wir leider nicht, wie erhofft, den richtig guten surfern zuschauen konnten. Anstattdessen mussten wir uns mit nem bad im meer und nem kuehlen bintang aus unserer 'icebox' begnuegen - es gibt schlimmeres!

Abends gings dann zurueck zum 'palm beach garden' - andreas' guest house - wo wir erst mal einen herrlichen sonnenuntergang bei bintang und gitarrenmusik bewundern durften, bevor uns andreas' frau abends lecker mit frischem fisch und vielen weiteren indonesischen spezialitaeten bekochte. Nach dem abendessen gabs weitere gitarrenmusik und ein paar bintang mehr in geselliger runde. Ein rundum gelungener abend!

Uebernachtet wurde in der 'bruga' (ueberdachte liegeflaeche) am strand. Viel schlafen konnte ich zwar nicht, da die liegeflaeche aus holz mich alle meine knochen spueren liess, trotzdem war's ein toller ausflug und da nimmt man eine schlaflose nacht gerne in kauf. Am kommenden morgen machten wir uns nach dem fruehstueck wieder auf den heimweg und machten unterwegs noch an einem tollen strand an der suedkueste - 'Mekaki Beach' - den andreas uns empfohlen hatte, halt. Unglaublich was fuer einsame straende man hier noch vorfindet: der strand war sicherlich 4 km lang, weisser sand, gruenes hinterland, tuerkises wasser und keine menschenseele weit und breit. Wir waren die einzigen! Allerdings ist lt. andreas der komplette landstrich bereits an ein paar investoren verkauft, die plaene haben dort ein riesiges hotel-resort zu bauen. In zehn jahren wird lombok also sicherlich auch nicht mehr wiederzuerkennen sein! Schade!

Zurueck in kuta hatten wir zum schluss nochmal ein paar richtig tolle surftage, in denen es auch bei mir super gelaufen ist und ich so einige wellen so richtig gut erwischt habe. Solche erfolgserlebnisse machen echt lust auf mehr! Das einzige nervige war, dass in den letzten wochen recht viel los war und da das surfen nur halb so viel spass macht wie wenn man nur eine handvoll leute im wasser ist.

In den letzten beiden tagen in kuta gab es dann noch ein ereignis der unangenehmen art, von dem ich bis heute noch nicht glauben kann wie respektlos sich doch manche menschen in anderen laendern und gegenueber anderen kulturen verhalten koennen... Wie ich schon in einem meiner vorherigen berichte erwaehnt habe, hat hier vor ca. 2 wochen der fastenmonat 'ramadan' begonnen. Jedenfalls ist da halt alles etwas anders bzw. strenger als sonst - insbesondere der moschee-gesang, der abends um halb neun beginnt und erst gegen drei uhr morgens aufhoert und per lautsprecher ins ganze dorf uebertragen wird, kann schon ganz schoen nervig sein. Aber anderes land, andere sitten - so ist es eben, das muss man als auslaender respektieren. Leider denken jedoch nicht alle so...

Jedenfalls hat ein amerikaner, der schon seit einigen jahren selber in kuta lebt und wohl frueher mal mit einer indonesischen frau verheiratet war, den vollen aussetzer gehabt und ist mitten in der nacht zu der moschee gegangen und hat die kabel der lautsprecher durchtrennt. Das war ihm aber noch nicht genug, anschliessend hat er wohl noch vor der moschee randaliert, eine ausgabe des korans zerissen und eben total durchgedreht. Und so relaxed die moslems hier sonst auch sein moegen, das war (verstaendlicherweise) zuviel des guten - da sind auch sie ausgerastet und wollten ihn lynchen (schreibt man das so???!). Jedenfalls hat der ami sich nach seiner aktion in seinem haus verbarrikadiert und draussen haben die betroffenen locals das haus auseinandergenommen und zerstoert und wollten ihn platt machen. Das ende vom lied war, dass ein polizeigrosseinsatz einberufen wurde - es waren sicherlich zwanzig gepanzerte polizeiautos am start, das indonesische SEK wurde gerufen und der ami musste mit polizeischutz ins gefaengnis eskortiert werden. Der ami kann echt froh sein, dass er noch am leben ist - ohne polizeischutz haetten sie ihn sicherlich platt gemacht und sein haus haben sie so oder so dem erdboden gleich gemacht, da steht jetzt nix mehr von. Jedenfalls braucht der nicht mehr nach kuta zurueck zu kehren... Aber so wie es aussieht, wird er nach dieser aktion sowieso zu ein paar jahren knast verurteilt oder noch wahrscheinlicher (und sicherlich besser fuer ihn) fuer immer aus dem land verwiesen. Auf jeden fall war da mal richtig was los in dem sonst so ruhigen und relaxten kuta - noch tage spaeter wimmelte es ueberall von polisten mit helmen, westen, gepanzerten autos etc. War richtig unheimlich! Wobei die polizisten eigentlich echt superwitzig und null bedrohlich waren. Einer hat mir sogar ne hundeleine fuer gerupuk besorgt und als wir ne gruppe polizisten in ihrer pause am strand getroffen haben, wollten sie unbedingt 'erinnerungsfotos' mit pam, gustavo (ein netter brasilianer, den wir hier die letzten tage kennengelernt haben und mit dem ich surfen war) machen. So kam es zu einer bizarren 'fotosession' mit dem SEK - wir touris im strandoutfit und die polizei voll uniformiert. Verrueckt, oder?!

Mein letzter abend in kuta war dann gleichzeitig einer der schoensten und der definitiv traurigste abend meines gesamten urlaubs. Ich hatte ein paar leuten gesagt, dass ich den letzten abend im puri rinjani (meinem guest house) verbringen wuerde und wer will soll einfach dort vorbei kommen. Ich hatte auch damit gerechnet, dass ein paar leute vorbei schauen wuerden, aber dass es so viele werden wuerden, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet... Neben pam, gustavo, einem italiener und mir, kamen im laufe des abends sicherlich 15 bis 20 locals, die ich im laufe meines urlaubs kennengelernt hatte, extra vorbei um sich zu verabschieden. Es war ein toller abend: die jungs haben (wie immer) musik gemacht - diesmal sogar mit drei gitarristen und wir haben einfach nochmal so richtig zusammen gefeiert. Aber je spaeter der abend wurde und desto mehr leute sich verabschiedeten, desto schlechter gings mir weil mir bewusst wurde, dass es jetzt vorbei ist und natuerlich flossen dann schon die ersten traenen... Irgendwann morgens gegen 4 h gings dann ins bett. Es wurde eine kurze nacht, da ich noch nicht gepackt hatte... Morgens dann frueh raus, mit dickem kater und kopfweh packen bzw. alles irgendwie in den rucksack stopfen (zu ordnung hatte ich keinen nerv) und dann kam der schlimmste teil: von den mitarbeitern aus meinem guest house und den menschen die mir in der zeit hier am meisten ans herz gewachsen sind (pam, gustavo, wayan, ayas, eng, banana, nunik - bananas frau und jascha) und natuerlich auch gerupuk, meinem kleinen hundewelpen, abschied zu nehmen. Oh je, ich kanns euch sagen - noch nie zuvor ist mir ein abschied so schwer gefallen und noch nie zuvor sind so viele traenen geflossen... Das war echt ne ziemliche traenenflut, obwohl ich sonst nicht unbedingt so nahe am wasser gebaut bin...

Nach dem grossen abschied hat mich martin nach mataram gefahren, wo wir, weil wir gut in der zeit lagen, noch bei seiner schwester zum kaffeetrinken waren, bevor es weiter zum flughafen ging (wieder ein beispiel fuer die unglaublich spontane und herzliche gastfreundschaft hier). Dann noch von martin verabschieden und dann war es zeit lombok den ruecken zu kehren... HEUL! Jedenfalls hat es in mataram dann ploetzlich so stark angefangen zu regnen, dass mein flug nach denpasar (bali) um eine stunde nach hinten verlegt werden musste. Ich habe das als zeichen dafuer empfunden, dass nicht nur ich traurig bin, sondern dass auch der himmel ueber lombok weint, weil ich gehe...!

In denpasar gelandet, hab ich mir erst mal nen taxi nach legian (gehoert zu kuta bali) genommen, wo mir andrew und maree - die beiden aussies, die ich die wochen zuvor auf lombok kennengelernt hatte und mit denen mich von anfang an bombig verstanden habe - mir ein zimmer in ihrem guest house reserviert hatten. Sie waren zufaelligerweise gerade auch eine nacht in legian und da hat es gerade gepasst sich nochmals zu treffen. Jedenfalls hab ich mich riesig gefreut die beiden nochmal zu sehen (das sind die allercoolsten aussies ueberhaupt - einfach ein hammergeiles paar!) und der gemeinsame abend mit ihnen hat mich dann doch ein wenig von meinem abschiedsschmerz von lombok abgelenkt. Wir waren zusammen essen und haben noch recht lange gequatscht, eben einfach einen netten abend zusammen verbracht. Aber am kommenden morgen war es dann leider auch an der zeit mich von ihnen zu verabschieden, bevor es zurueck an den flughafen und weiter nach bangkok ging.

Inzwischen bin ich wie oben bereits erwaehnt gesund und munter in bangkok angekommen und hab mich in einer netten unterkunft in der khao san road einquartiert. Da ich inzwischen schon zum vierten mal in bangkok bin, gibt es eigentlich nix wichtiges mehr was ich unbedingt noch sehen muesste, von dem her waren die letzten beiden tage hier einfach noch ein bissl shoppen, souvenirs kaufen und die ein oder andere massage sowie leckeres essen an den vielen strassenstaenden (pad thai, satee, frisches obst) angesagt. Obwohl ich bangkok als stadt normalerweise total liebe, ist es mir hier im moment gerade alles etwas zuviel. Zu laut, zu hektisch, zuviel trubel, zuviele menschen - ich kann mich damit gerade ueberhaupt nicht anfreunden und bin froh wenn ich hier wieder raus bin. Wahrscheinlich habe ich mich in den letzten wochen einfach zu sehr an das ruhige und relaxte 'easy going' auf lombok gewoehnt und das ist nun eine art 'kulturschock', den ich nicht verkrafte. Momentan wuerde ich mich am liebsten in den naechsten flieger zurueck nach lombok setzen... Aber morgen mittag geht mein flug nach frankfurt und dann beginnt erst mal wieder das 'normale' leben. Momentan ist der gedanke daran, dass die 'grosse reise' nun vorbei ist noch mit ziemlich viel wehmut verbunden, aber ich bin mir sicher, dass sich das schnell aendern wird sobald ich daheim bin.

Jedenfalls waren die vergangenen wochen der beste urlaub (wenn man das noch so nennen kann) meines lebens und ich bin gottfroh, dass ich mir diese auszeit gegoennt habe. Ich habe echt mein herz an kuta und die menschen dort verloren und es wird sicherlich nicht meine letzte reise dorthin gewesen sein... Hoffe, dass die locals dort schon bald (vermutlich im kommenden jahr) wieder eines meiner, seit diesem urlaub neuen lieblingslieder fuer mich spielen werden:
"WELCOME TO MY PARADISE..."

LOMBOK I LOVE U, KUTA I MISS U...! C U NEXT YEAR...!

Also, das wars dann mal mit meinen berichten. Hoffe sie haben euch gefallen und sie waren nicht allzu langweilig auch wenn sie fast ausschliesslich von einem ort aus geschrieben waren... Hoffe ich konnte rueberbringen, dass auch eine lange zeit an ein und demselben ort nicht gleich langweilig sein muss.

Morgen bin ich ja dann schon wieder zuhause und werde den ein oder anderen von euch ja auch schon am wochenende sehen. Komisches gefuehl, aber...

... ICH FREU MICH AUF EUCH!!! C U SOON...

© Caroline Kuwert, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Heute in zwanzig Jahren wirst du eher enttäuscht sein von den Dingen, die du nicht gemacht hast, als von denen, die du gemacht hast. Deshalb: Wirf die Leinen los. Verlasse den sicheren Hafen. Hol dir den Wind in die Segel. Forsche. Träume. Entdecke." --Mark Twain--
Details:
Aufbruch: 07.06.2010
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 27.08.2010
Reiseziele: Indonesien
Thailand
Der Autor
 
Caroline Kuwert berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.