Wenn nicht jetzt, wann dann...?!

Reisezeit: Juni - August 2010  |  von Caroline Kuwert

Indonesien: Trekking Mt. Rinjani, Lombok

Samstag, 19.06 bis Dienstag, 22.06

Am samstag ging unsere trekking tour auf den mt. rinjani, den mit 3.726 m zweithoechsten (und aktiven) vulkan indonesiens, los. Neben uns dreien waren auch noch julia und hannes - das paerchen aus hamburg, das ich anfangs auf der faehre nach lombok kennengelernt hatte - mit am start. Wir wurden am samstag morgen um 10.30 h in unserem guest house abgeholt und fuhren dann nach senaru - das bergdorf, welches ausgangspunkt fuer unsere tour sein sollte. Dort hatte man uns eine unterkunft fuer die erste nacht besorgt - eine ziemliche baracke mit nur begrenzt strom und eiskaltem bergwasser - aber fuer eine nacht hat das schon gepasst. Dort wurde uns dann von dem tourveranstalter - hardy krueger (geiler name fuer einen local hier, oder?!) - der ablauf der tour erklaert. Dabei wurde es uns schon etwas mulmig zumute, da waehrendessen am nebentisch ein russisches paerchen sass, das ganz und garnicht zufrieden zu sein schien mit ihrer tour. Durch die blume bekamen wir dann mit, dass sie die tour abgebrochen hatten, weil alles ziemlich scheisse war - zu wenig essen, nasse schlafsaecke, zu kalt, kein lagerfeuer, etc. Da wurde es uns schon angst und bange, ob wir da evtl. auf einen schlechten veranstalter getroffen sind und uns evtl. das gleiche erwartet. Nachdem hannes dann mehrfach nachgefragt hat, ob auch wirklich genug zu essen mit an board sei und wir genug decken zur verfuegung haetten, beschlossen wir es einfach alles auf uns zukommen zu lassen - aendern konnten wir zu diesem zeitpunkt sowieso nix mehr, denn bezahlt hatten wir ja schon...

Nach dem abendessen (und fussball gucken bis der strom ausfiel) gings dann auch schon bald ins bett. Schliesslich sollte die tour schon um 7 h morgens losgehen und am ersten tag waren 8 std. wandern angesagt. Am naechsten tag nach dem fruehstueck (banana pancake und tee) gings dann gegen 7.30 h endlich los. Deowa (unser guide) und drei weitere porter (traeger von essen, zelten, schlafsaecken, ...) sollten fuer die kommenden drei tage unsere begleiter sein. Am ersten tag ging es erst mal den halben tag (immer bergauf) durch den dschungel, wo wir jede menge affen, voegel und 1 schlange zu gesicht bekamen. Mittags kochten unsere traeger uns dann eine nudelsuppe mit ei, gemuese und reis und zum nachtisch gabs noch frische wassermelone - alles superlecker und mehr als genug (haben nicht mal alles geschafft). Danach gings immer weiter bergauf. Nach dem dschungel kamen steppen und steine, dann gings durch die wolkendecke hindurch und bis ueber die baumgrenze hinaus. Nach 7-8 std. reiner laufzeit (und einem immer steiler werdenden anstieg) und etlichen pausen hatten wir dann endlich das base camp I, am kraterrand des rinjani, auf 2.600 m hoehe erreicht. Von 600 m (senaru) auf 2.600 m (kraterrand) an einem tag - das war eine ganz schoene anstrengung und wir waren alle ziemlich erledigt als wir da oben ankamen. Dafuer wurden wir mit einem einmaligen ausblick ueber den kratersee und ueber das meer in richtung bali (sah von dort oben aus wie ein katzensprung rueber) auf die vulkane gunung agung und batur belohnt. Unsere traeger hatten dann ratz fatz unsere zelte aufgebaut und ein leckeres abendessen (gebratener reis mit ei und gemuese) zubereitet. Anschliessend gabs dann einen einmaligen sonnenuntergang, den wir ueber den wolken geniessen konnten.

Nach dem abendsessen kam dann ploetzlich unser guide mit seinem handy an und meinte "telefon fuer uns". Wir waren voellig ueberrascht, wer das denn jetzt sein koennte. Kaum hatte jemand das telefon in der hand - erklang aus dem anderen ende hardy's stimme mit " hannes, genug?!!" - dieser satz wurde dann fuer die kommenden tage zum running gag - saemtliche locals fragten dann immer nur "genug, genug?!" und lachten sich dann halbtot... Weiss bis jetzt nicht, ob sie einfach nur das wort "genug" witzig fanden oder vielmehr die tatsache, dass wir auslaender uns solche sorgen machen koennen, nicht genug zu essen zu bekommen. Auf jedenfall ist das wort "genug" hier nun das neue lieblingswort unseres veranstalters...

Kaum war die sonne weg, wurde es in dieser hoehe saukalt, so dass man es trotz langer hose, kapuzenjacke und softshelljacke ausserhalb des zeltes kaum ausgehalten hat. Dies hatte zur folge, dass wir uns alle schon gegen 19 h mit samt unseren klamotten in unseren schlafsaecken ins zelt verkrochen haben. Obwohl wir voellig erledigt waren, hielt es sich mit erholsamen schlaf in grenzen. Waermetechnisch war es in den schlafsaecken zwar ganz ok, jedoch waren die isomatten so duenn, dass man davon kaum etwas gemerkt hat und es sich anfuehlte als ob man direkt auf dem steinboden schlaeft. Alle paar minuten musste man die schlafposition wechseln, weil einem irgendetwas anderes weh tat... Also insgesamt eine sehr lange nacht... Morgens wurde man dafuer aber mit einen tollen sonnenaufgang belohnt, zu dem heisser tee und frische banana pancakes gereicht wurden. Was will man eigentlich mehr...?

Fuer den zweiten tag unserer tour stand dann der abstieg hinunter zum kratersee (auf ca. 2.100 m und 2 1/2 std. laufzeit), wo die mittagspause und ein besuch der heissen quellen geplant war, und anschliessend der wiederaufstieg auf der anderen seite des vulkans zum basecamp II (auf ca. 2.700 m und ca. 3-4 std. laufzeit), wo die zweite uebernachtung geplant war, auf dem programm. Der abstieg zum kratersee war sehr anspruchsvoll - es ging die meiste zeit fast senkrecht bergab und der abstieg glich eher einer klettertour, anstatt einer wanderung.

Wir waren vielleicht gerade eine knappe stunde unterwegs und gingen einen ca. 40-50 cm schmalen pfad, der aufgrund der bodenbeschaffenheit (kies und geroell) sehr rutschig war und an dessen seite es steil bergab ging, als ich ploetzlich hinter mir jemanden rutschen hoerte und als ich mich umdrehte, sah ich sandy schon kopfueber den berg hinunter stuerzen und sich mehrfach ueberschlagen. ich kann euch sagen, die szene war wie aus einem schlechten film - im ersten moment hatte ich so einen schreck und dachte jetzt sei es vorbei, dass ich garnichts sagen konnte. Ich konnte dann nur noch hinterherschreien, dass sie versuchen soll sich am naechsten baum festzuhalten. In der naechsten sekunde sah ich dann schon unseren guide wie von der tarantel gestochen seinen rucksack abschnallen und total unueberlegt hinterherstuerzen - ich weiss nicht wer von den beiden schneller da unten war! Zum glueck hat es sandy tatsaechlich geschafft sich nach ca. 20 m an einem baum abzufangen und der guide konnte zum glueck auch rechtzeitig bremsen. Man, war ich froh als ich runterrief und von beiden eine antwort erhalten habe! Anschliessend liessen sich martin und einer der traeger langsam zu der unfallstelle runterrutschen um zu checken wie schlimm die lage ist. Gottseidank haben alle schutzengel volle arbeit geleistet und ausser recht vielen prellungen, blauen flecken und schuerfwunden an armen, beinen und ruecken sowie einem geschwollen knoechel und dem verlust der sonnenbrille und einer wasserflasche ist nix passiert. Es ist echt ein wunder, dass dieser sturz so glimpflich ausgegangen ist und dass nix gebrochen war und sie sich keine gehirnerschuetterung zugezogen hat. Sandy selber stand natuerlich unter schock (wir anderen uebrigens auch - ich hab am ganzen koerper gezittert) und das erste was sie gesagt hat, nachdem sie erst mal saemtliche koerperteile wieder halbwegs sortiert hatte war "und was mache mer jetzt...?!" im zweiten satz hat sie dann schon ihre sonnenbrille vermisst... Inzwischen koennen wir ueber diese reaktion echt lachen - jeder andere haette wahrscheinlich geheult oder gekotzt, oder was weiss auch ich, aber sie war ganz cool und echt hart im nehmen. Nachdem die maenner sie wieder den abhang hoch zurueck zum weg geschafft hatten, haben wir erst mal saemtliche schuerfwunden verarztet und ne lange pause gemacht, dann gings weiter. Hier kann man halt nicht wie in europa mal kurz die bergwacht anrufen und sich abholen lassen - keine ahnung wie sie das machen wenn sich jemand so verletzt, dass weiterlaufen nicht drin ist... Nach diesem schrecken ging die weitere tour dann nur langsam voran - zum einen konnte sandy mit ihren wunden und prellungen und dem schock in den knochen nur mit unterstuetzung vom guide weiterlaufen, zum anderen hatten auch wir anderen nach diesem schreck nun einen ganz anderen respekt vor der tour. Als wir dann endlich den kratersee erreicht hatten, machten wir eine ausgedehnte mittagspause und nahmen ein bad in den heissen quellen (36 grad heisses wasser und mit wasserfall - eine wohltat fuer unsere verschwitzten koerper und schweren beine) und genossen den ausblick auf den vulkan, der sogar alle 1-2 std. asche spuckt - echt beeindruckend das zu beobachten! Anschliessend nahmen wir dann den wiederaufstieg zum kraterrand zum basecamp II in angriff, der nicht minder anstrengend und die reinste kletterpartie war - es ging die meiste zeit fast senkrecht hoch, einen fehltritt darf man sich da wirklich nicht erlauben! Aufgrund unserer angeschlagenen truppe brauchten wir anstatt der geplanten 3-4 stunden etwas laenger als 5 std. aber trotzdem respekt vor sandys leistung - weiss nicht ob ich oder jemand anderes es gepackt haette nach so einem absturz so tapfer weiterzugehen und sich so durchzubeissen. Als wir endlich das basecamp II erreicht hatten waren wir alle fix und fertig und einfach nur froh unsere beine hochzulegen. Fuer mich war gleich nach dem unfall von sandy klar, dass ich den aufstieg zum gipfel am kommenden morgen nicht in angriff nehmen wuerde. Das sollte der anstrengendste und schwierigste teil werden und dazu noch im dunkeln (da man zum sonnenaufgang oben sein wollte) erfolgen - und das noch mit schweren beinen von den letzten beiden tagen. Nein danke - man muss das schicksal ja nicht herausfordern. Fuer sandy und mich stand daher fest, dass wir im basecamp auf die anderen warten wuerden.

Als unser guide uns dann nachts um 2.30 uhr weckte um den aufstieg zum gipfel anzugehen, entschieden sich jedoch auch hannes und julia den aufstieg nicht anzugehen weil sie zu k.o. waren und der einzige, der es dann wirklich durchgezogen hat war martin. Haette er jedoch vorher gewusst was dabei auf ihn zukommt, haette er sich aber vielleicht auch anders entschieden. Es war anscheinend echt der anstrengendste teil der ganzen tour (und der rest war schon hammermaessig!) - es ging drei stunden steil bergauf und es blies die ganze zeit ein eiskalter wind wie bei uns im winter. Er meinte er haette noch nie so gefroren und sie haetten sich immer wieder in felsspalten gekauert um dem beissenden wind wenigstens ein bisschen zu entgehen. Auf jeden fall kam er nach ca. 4 1/2 std. (3 std. hoch und 1,5 std. runter) fix und fertig und durch die vulkanasche ergraut (die haare sahen echt witzig aus) zurueck. Dann gab es erst mal fruehstueck und nach dem fruehstueck wurde das nachtlager abgebaut und der endgueltige abstieg in angriff genommen (nochmal 6 std. bergab - was nicht weniger anstrengend ist als bergauf). Wir hatten uns die tour zwar von vornherein sehr anspruchsvoll und anstrengend vorgestellt aber mit sowas hatten wir dann alle fuenf doch nicht gerechnet (die tour wird im reisefuehrer echt verharmlost). Im gegensatz zu dieser tour waren alle bisherigen touren wirklich pipifax! Am letzten tag waren wir alle fix und fertig: ich hatte meine fuesse die letzten paar stunden des abstiegs kaum noch unter kontrolle - die haben grad gemacht was sie wollten...!

Wir waren alle gottfroh als wir alle in dem pick up sassen, der uns zurueck nach senaru brachte von wo aus wir dann zurueck nach kuta gebracht wurden. Wir hatten echt respekt vor unseren traegern und unserem guide, die diese tour zwei mal pro woche machen und das ganze zeug hochschleppen (die traeger tragen das ganze zeug in zwei koerben, die an einen bambusstab festgebunden sind und den sie immer ueber einer schulter liegen haben hoch) und dabei teilweise barfuss oder in flip flops unterwegs sind. Einer unserer traeger war sogar gerade mal 15 jahre alt! Dabei sind sie sogar noch dopperlt so schnell wie wir touris mit unseren wanderschuhen und kleinen rucksaecken. Echt unglaublich und saugefaehrlich - ein wunder, dass da nicht mehr passiert... Und natuerlich auch hut ab vor sandy, die das echt hammermaessig durchgezogen hat - ab jetzt koennen wir am 21. juni ihren 2. geburtstag feiern!

Insgesamt sind wir trotzdem froh, dass wir die tour gemacht haben. Die landschaft und die aussicht waren echt einmalig und es war eine beeindruckende erfahrung, obwohl wir auf den ungluecklichen zwischenfall natuerlich gut haetten verzichten koennen - das ist eine erfahrung, die man wirklich nicht machen muss. Trotzdem ist der trekkingbedarf nun mehr als gedeckt und wir wuerden die tour kein zweites mal machen!

Die letzten beiden tage haben wir unser guest house kaum verlassen und nur relaxed und unsere geschundenen knochen ausgeruht. Ich hatte noch nie in meinem leben so einen muskelkater und konnte mich den ersten tag lang kaum bewegen (die anderen aber auch nicht) - es gab kaum einen muskel im ganzen koerper, der nicht schmerzte... Julia und hannes haben wohl einen sonnenstich davon getragen und mussten die letzten beiden tage im bett verbringen, bevor sie heute morgen abgereist sind. Alle haben sich eine massage gegoennt um die schweren muskeln zu lockern - nur fuer sandy ist dieser luxus leider nicht drin - sie sieht wirklich abartig aus, wie von nem lastwagen ueberrollt, alles gruen und blau...

Am mittwoch waren wir dann auf der eroeffnungsparty von einer neuen bar und haben anschliessend um 2.30 h nachts das deutschlandspiel geschaut. Kein schoenes spiel, aber hauptsache gewonnen...! Mal sehen wie's weitergeht... Gestern waren wir dann nochmals in mataram um song zu besuchen und heute gehts dann evtl. spaeter noch etwas an den strand.

Wir bleiben nun erst mal noch ein paar tage laenger hier in kuta, bis sandy's koerper sich wieder etwas regeneriert hat (rucksack tragen ist momentan nicht drin...), dann gehts kommende woche weiter nach sengiggi, von wo aus wir den segeltoern nach komodo, rinca und flores organisieren wollen.

Bis bald und viele gruesse nach deutschland von uns dreien...

© Caroline Kuwert, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Heute in zwanzig Jahren wirst du eher enttäuscht sein von den Dingen, die du nicht gemacht hast, als von denen, die du gemacht hast. Deshalb: Wirf die Leinen los. Verlasse den sicheren Hafen. Hol dir den Wind in die Segel. Forsche. Träume. Entdecke." --Mark Twain--
Details:
Aufbruch: 07.06.2010
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 27.08.2010
Reiseziele: Indonesien
Thailand
Der Autor
 
Caroline Kuwert berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.