30.000km - 4 Monate - 1 Paar Schuhe

Reisezeit: November 2012 - März 2013  |  von Marcus W.

Esfahan - Natanz - Kashan - Tehran

Ich habe nun Esfahan, Natanz und Kashan besucht. Was Besonderes gibt es zu diesen Staedten eigentlich nicht zu berichten. Ausser zu Natanz, dort kam ich mir naemlich wie ein Spion vor, denn in Natanz befindet sich Irans groesste Anlage zur Urananreicherung - irgendwo versteckt unterhalb der Erde. Wenn in den Nachrichten wieder einmal ueber iranische Atomwaffen berichtet wird und man Praesident Ahmadinedschad in weissem Kittel und mit Plastikhaube auf dem Kopf vor einer Zentrifuge stehen sieht, dann stammen diese Bilder mit Sicherheit aus Natanz. Wer dort fotografierend umherlaeuft, besonders als Auslaender, kann sich also ganz schnell verdaechtig machen. Ich war dank meines Reisefuehrers vorgewarnt: "do not under any circumstances take photographs of this - even from car or bus!"

In Esfahan und Kashan jedoch, konnte ich mich ganz frei bewegen und das machen, was ich in jeder iranischen Stadt mache: ueber den Bazar laufen und Moscheen fotografieren. Darueber muss ich jetzt nicht schreiben, stattdessen hier nun - kurz und knackig - ein Exkurs in Sitten, Braeuche und Gesetze in der Islamischen Republik Iran:

Gegessen wird ueberlicherweise mit der rechten Hand. Die linke gilt als unrein und wird nach dem Toilettengang zur Reinigung benutzt. Ob es Ausnahmen fuer Linkshaender gibt? Keine Ahnung.

In innerstaedtischen Bussen sitzen Maenner vorne, Frauen hinten. In Tehran auch mal umgekehrt. In den Bussen, die zwischen den Staedten verkehren, gibt es dagegen keine Sitzordnung.

Frauen fahren Auto, aber nicht Motorrad oder Fahrrad. Es ist nicht verboten, wohl eher unsittlich - oder zu sexy.

Frauen, auch Touristinnen, muessen Haare, Arme und Beine bedecken. Das bedeutet nicht, dass sie den Tschador, ein schwarzes Tuch, das den ganzen Koerper verhuellt, tragen muessen. Die meisten tragen jedoch den Tschador, einige Frauen kleiden sich dagegen eher westlich.

Der Dresscode fuer Maenner ist dagegen recht locker. Alles ausser kurzen Hosen ist erlaubt. Ein "I love Israel" T-Shirt wuerde ich jedoch nicht auf der Strasse tragen.

Iraner sind uebrigens Auslaendern gegenueber sehr freundlich gesinnt. An die 100 Mal pro Tag werde ich mit "Hello Mister! How are you?" begruesst. Es folgt eine Fragerunde, bei der die Iraner ihren gesamten Englischwortschatz vom Stapel lassen: "What's name?" "Where you from?" "How old?" "You married?" "Iran beautiful?" Danach werden noch die Emailadressen und Handynummern ausgetauscht. Mittlerweile habe ich zahlreiche Eintraege in meinem Telefonbuch, wie zum Beispiel: Ayam eine von den fuenf Frauen - Ali von der Mautstation - Marjam von der Bruecke - Ali der in England war, oder einfach: der Typ von der Strasse.

Verboten sind im Iran Alkohol, Tanzen (find ich garnicht so schlimm) und Gluecksspiel. Aber Gesetz und Realitaet klaffen weit auseinander. Getanzt wird zwar nicht in der Oeffentlichkeit, aber im kleinen Kreis und jeder Iraner kennt Wege, sich Alkohol zu beschaffen.

Das Internet unterliegt staatlicher Zensur. Aber auch hier gibt es Wege (Proxyserver) dies zu umgehen. Facebook ist zum Beispiel geblockt, aber ich habe bisher noch keinen Iraner ohne Facebook Account getroffen und werde jedesmal unglaeubig angeschaut, wenn ich sage, dass ich diesem Verein nicht angehoere.

Und zum Thema Geld: Im Vorhinein habe ich mich ueber den Wechselkurs informiert; ein Euro sind circa 16.000 Rial. In der ersten Wechselstube im Iran habe ich dann aber 48.000 Rial fuer einen Euro bekommen. Auf Grund aktuellen Sanktionen gegen den Iran sind Devisen rah, Euro und Dollarscheine sind daher gern gesehen. Das macht das Reisen hier natuerlich sehr guenstig. Im Schnitt gebe ich 10 EUR am Tag aus, darin sind Uebernachtung, Bus und Bahn, Essen, Einkaeufe und Eintrittsgelder enthalten. Iran ist vermutlich gerade das guenstigste Reiseland der Welt, sogar billiger als Indien (ca. 13 EUR pro Tag). Das Low-Budget-Reisen ist aber mittlerweile so eine Art sportliche Herausforderung fuer mich geworden und selbst in einem 2-EURO-80-Hotel erkundige ich mich, ob es noch ein guenstigeres Zimmer gibt.

Ich bin nun seit zwei Tagen in Tehran und damit sind es nur noch 5000 km bis nach Berlin. Die Stecke werde ich in Zuegen und Bussen zuruecklegen und dafuer circa eine Woche brauchen (mit kurzen Aufenthalten in Tabriz, Istanbul, Sofia, Beograd). Vielleicht melde ich mich das naechste mal dann schon aus Berlin.

vom 11.03.2013

Bazar in Esfahan

Bazar in Esfahan

Bazar Esfahan - Gewuerze

Bazar Esfahan - Gewuerze

Bazar Esfahan - Koepfe

Bazar Esfahan - Koepfe

Bazar Esfahan - abends

Bazar Esfahan - abends

Esfahan

Esfahan

Esfahan Moschee

Esfahan Moschee

Kashan Moschee

Kashan Moschee

auch in Kashan

auch in Kashan

in einem Bad in Kashan

in einem Bad in Kashan

zwei Koranschueler in Kashan

zwei Koranschueler in Kashan

bunte Moschee in Kashan

bunte Moschee in Kashan

in Tehran

in Tehran

© Marcus W., 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Vier Monate lang werde ich den asiatischen Kontinent bereisen. Am 14. November starte ich mit dem Zug von Berlin aus Richtung Osteuropa. Die genaue Route lasse ich mir offen, fest steht nur, dass ich spätestens Mitte März wieder hier ankommen möchte. Dazwischen liegen Russland, China, Südostasien, Indien und Nepal, die ich bereisen werde. Zurück gehts über den Iran, wenn die politische Lage es zulässt. Insgesamt liegen geschätzte 30.000 km vor mir.
Details:
Aufbruch: 14.11.2012
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: März 2013
Reiseziele: Russland / Russische Föderation
China
Singapur
Indonesien
Nepal
Indien
Vereinigte Arabische Emirate
Iran
Deutschland
Der Autor
 
Marcus W. berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.