USA - Kanada 2015 - Teil 4

Reisezeit: Mai - Juli 2015  |  von Uschi Agboka

Teil 4-Streckenverlauf Minnesota/N.Dakota/Montana: 25.06.2015 - Absaroka-Beartooth Wilderness, MT

25.06.2015 - Big Timber - Livingston - Bozeman - Madison River Valley

25.06.2015 Columbus – Beartooth Mountains – Absaroka-Beartooth Wilderness – Big Timber – Livingston – Bozeman-Pass – Bozeman – Madison River Valley – McAlister - Ennis (Montana)
4 ½ Std. – 178 Meilen (287 km)
Fahrt noch nach Virginia City – Pioneer Bar (Besuch Roszy)

Heute Morgen stelle ich fest, dass sich im Badezimmer einige – zum Glück kleine – Kakerlaken tummeln. Als Hotel kann man diese Absteige eigentlich nicht bezeichnen. Alles sehr schmuddelig, nur das Bett war in Ordnung und die Dusche. Telefon funktioniert nicht und die Dame an der Rezeption in der Tankstelle ist mehr als unfreundlich. Mit 56 Dollar ist das Motel damit völlig überteuert.

Was wir feststellen, in allen anderen US-Bundesstaaten und sogar in der Wildnis Kanadas funktioniert WiFi ohne Password öffentlich. Hier in Montana funktioniert das nicht einmal in den Hotels oder Restaurants. Mal sehen, wann ich den Facebook Freunden mal wieder etwas posten kann. Rolf gibt nicht auf und später klappt es. Er muss die Zimmer für den 3. und 4.7. vorbuchen, denn dann sind 50 Mio. Amerikaner unterwegs.

Wir befinden uns hier im Stillwater County von Montana. County Sitz ist Columbus. Das gesamte County hat nur 8.200 Einwohner. Ich nenne das Pampa oder Wildnis.

Um 8.30 Uhr gehen wir zum Frühstück ins Cafe im Visitor Center Apple. Auch hier alles viel zu teuer. Doch die Bedienung Kathy ist sehr freundlich. Auf dem Parkplatz sehen wir einige BMW Fahrer, die Kissen auf ihren Sitzen liegen haben. Wir können das kaum glauben. Das sind doch keine Motorradfahrer.

Gegen 10 Uhr habe ich meinen Termin für Hände und Nägel. Rolf bringt mich dahin. Leider hat die Dame so gut wie keine Ahnung und so verzichte ich auf Verlängerung und Verstärkung, lasse mir nur meine ramponierten Nägel etwas richten, lackieren. Das Ganze kostet 15 Dollar. Um 10.30 Uhr bin ich fertig und Rolf holt mich wieder ab.

Die Tour führt über die Interstate 90 West, über Big Timberg, Livingston, über den Bozeman Pass, 1753 m.

Sacajawea, die Shoshone Indianerin, welche die Lewis- und Clark Expedition als Führerin begleitete, führte Clark und 10 Männer der Expedition über einen alten Büffel Weg über diesen Pass am 15. Juli 1806.

In den 1860er Jahren führte John M. Bozeman Menschen von Fort Laramie, Wyoming, nach Virginia City, Montana, über Indianer-Land östlich von hier. 1864 führte er einen großen Wagen-Treck von Siedlern und Goldsuchern über diesen Pass. Er lieferte sich dabei ein Rennen mit Jim Bridger. Dieser alte Westmann hatte eine andere Route, behauptete dieser sei sicherer und schneller als Bozemans Weg. Bridger nutze einen Pass nördlich des heutigen Bozeman Passes. Die Pioniere damals brachten am Tag 15 bis 20 Meilen (24 – 32 km) hinter sich.

John Bozeman, 1835 – 1867, nahm am Pike Peak Goldrausch teil, Frau und Kinder ließ er zurück. Da er mit seinen Grabungen Pech hatte, entschloss er sich, „to mine the miners“. Er schuf mit John Jacobs den Bozeman Trail und führte Bergleute durch das Gallatin Valley nach Virginia City, Montana. Im Jahr 1864 gründete er den Ort Bozeman in Montana. Während einer Reise am Yellowstone River entlang im April 1867 wurde er ermordet. Sein Partner, Tom Cover, behauptete, sie seien von Blackfoot Indianern angegriffen worden. Doch Widersprüche in seiner Geschichte lassen die Historiker vermuten, dass Bozeman von Cover selbst getötet wurde.

Der Bozeman Trail war ein Landweg der die Gebiete des Goldrausches in Montana mit dem Oregon Trail verband, die wichtigste Periode war von 1863 bis 1868. Der Weg gehört zu den National Historic Places.

Jim Bridger, 1804 – 1881, auch Old Gabe und von Indianern Casapy oder Blanket Chief genannt, gilt als einer der fähigsten Mountain Men, Trapper, Scouts und Entdecker im Wilden Westen der USA.

Bridger war vor allem berühmt für seine geografischen Kenntnisse und seine Fähigkeiten als Trapper und Jäger. Verschiedenste außergewöhnliche Erlebnisse verliehen ihm einen legendären Ruf. Er war bei vielen Expeditionen im Gebiet der heutigen Bundesstaaten Utah, Wyoming, Montana und South Dakota mit dabei. Die Armee schätzte seine Dienste als Scout sehr.

Bridger hatte eine bemerkenswerte Begabung für Sprachen. Er war zwar Analphabet, sprach aber neben Englisch, Französisch und Spanisch auch drei Indianersprachen. Letztere lernte er durch das Zusammenleben mit den Indianern.

All diese Geschichten finde ich in den Visitor Centern, die ich regelmäßig aufsuche. Mit diesem Hintergrundwissen wird jede Tour von uns viel interessanter.

Die Landschaft ist herrlich, grüne Berge mit hohen Bäumen, in der Ferne die schneebedeckten Berge. Eine Traumlandschaft.

Wir kommen nach Bozeman, eine sehr große Stadt, mit viel Verkehr. Neue Wohnanlagen wurden gebaut, sie sehen aus wie Bunker. Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt. Interessant sind die bunt bemalten Schaltkästen, die man überall sieht. Tolle Idee die hässlichen Dinger schön zu bemalen.

Bozeman, ca.40.000 Einwohner, liegt im Gallatin County und ist die viertgrößte Stadt Montanas.

Im Star Trek Universum findet der erste Kontakt zwischen der Menschheit und Außerirdischen 2063 in der Nähe der Stadt Bozeman statt. Neben dem Film Star Trek – der erste Kontakt, der zum Großteil dort spielt, wird die Stadt daher auch in weiteren Folgen erwähnt. Dies ist als Hommage an den Franchise-Produzenten und Autor Brannon Braga zu sehen, der aus Bozeman stammt. Des Weiteren ist die Stadt Namensgeber für ein Raumschiff, das mehrfach eine Rolle spielt.

Während eines Haltes an einer Tankstelle, zeigen eine nette ältere Dame und ein junger Mann uns eine Abkürzung zum HW 191 / HW 84, Richtung Ennis. Das ist eine phantastische Fahrt durch endlose Felder, Weiden. Kurz vor Norris (Hot Springs) fahren wir am Madison River entlang, durch einen wunderschönen Canyon. Hier sind viele Urlauber mit dem Boot auf dem Fluss unterwegs. Sie fischen, angeln, sonnen sich. Schön anzusehen die roten Berge.

Nach Norris HW 287 über McAlister nach Ennis. Hier ist ganz schön was los. Halb Amerika ist auf Reisen – Independence Day steht vor Tür.

Der Independence Day erinnert an die Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigsten Staaten durch den Kontinentalkongress am 4. Juli 1776. An jenem Tag wurden die 13 Kolonien erstmals in einem offiziellen Dokument als „Vereinigte Staaten von Amerika“ bezeichnet. Obwohl die rechtliche Grundlage der USA erst mit der Ratifizierung der noch heute gültigen US-Verfassung von 1787 am 21. Juni 1788 entstand, wird der 4. Juli 1776 als Akt der Staatsgründung angesehen.

Leider sehen wir heute extrem viele blumengeschmückte Kreuze am Wegesrand. Das scheint ja eine richtige Todestraße zu sein. Einfach schlimm. Uns ist eigentlich unbegreiflich, dass hier auf dieser wunderschönen Strecke so viele Menschen verunglücken, wahrscheinlich ist Alkohol im Spiel.

Gegen 15 Uhr sind wir an einem kleinen Park in Ennis, ganz in der Nähe des Visitor Centers, welches wir als erstes aufsuchen. Die nette Dame dort telefoniert für uns einige Hotels ab. Ein Hotel, Fan Mountain Inn, 77 Dollar, kennen wir von einem anderen Besuch. Doch die Sport’s men Lodge (kleine Blockhäuser incl. Casino) bietet uns ein Haus für nur 57 Dollar an. Der Preis ist so günstig, weil das Hotel umgebaut wird. Doch das stört uns nicht, wir bleiben ja nur eine Nacht.

Die Dame in der Bar – gleichzeitig Rezeption für das Hotel – ist fix und sehr freundlich. Die kleine Hütte, Innen alles aus Holz, mit bunten Vorhängen, gefällt uns gut und wir sind froh, dass wir eine so schöne und günstige Unterkunft gefunden haben.

Ennis „Fly Fishing Capitol of the World” - hier leben 840 Menschen und 11.000 Forellen auf 1.506 m Höhe. Im Nordwesten der Stadt liegen die Tobacco Root Mountains, im Südwesten die Gravelly Range und im Osten die Madison Range. 12Meilen (19 km) nördlich des Ortes befindet sich der Ennis Lake, geschaffen durch den Madison Damm am Kopf des Bear Tap Canyon.

Bevor die ersten Europäer diese Gegend erreichten, jagten im Madison Valley verschiedene Indianer Stämme, u. a. Shoshone, Flathead und Bannock. Die Lewis- und Clark sah 1805 Madison Valley von Three Forks aus, vor der Ersteigung des Jefferson. 1863 wurde im Alder Gulch Gold entdeckt. Dies führte zu einem Goldrush in der Gegend. Wenig später siedelte William Ennis auf dem Land entlang des Madison Rivers – die Stadt Ennis entstand. Heute lebt die Stadt überwiegend vom Tourismus, nachdem 2003 Avid Aircraft den Betrieb einstellte.

Abladen, Relaxen, Umziehen. Später, gegen 17.30 Uhr, fahren wir über HW 287 nach Virginia City. Wir wollen dort Rozy, den Manager der Pioneer Bar besuchen und hoffen auf gute Nachrichten über unseren Freund Red.

Heute Morgen hatten wir die erste gefährliche Situation, ein Reh springt uns fast vors Motorrad. Gott sei Dank kann Rolf noch bremsen, das Reh verschwindet im hohen Gras. Später sehen wir noch andere Rehe und einige Pronghorns, doch weit genug entfernt vom Highway. Ich konnte auch meine Freundin Giovanna endlich anrufen. Sie hat heute Geburtstag, wird 83 Jahre. Wir kennen uns viele Jahre und sie hat sich sehr gefreut, dass ich auch im Urlaub an sie denke.

Auf dem Highway von Ennis nach Virginia City – 14 Meilen = 23 km – sehen wir auch einige Rehe und Pronghorns in den Wiesen. Doch sie sind weit weg, es besteht keine Gefahr für uns. In Virginia City machen wir ein paar Bilder, ehe wir in der Pioneer Bar auf Rozy waren, der in Ennis ist. Konnten wir ja nicht ahnen.

Zum Abendessen in der Bar haben wir einen Cheeseburger mit Pommes, dazu Odouls (alkoholfreies Bier) für Rolf und Weißwein für Uschi. Rolf isst vorher noch eine leckere Suppe, das reicht uns für heute.

Gegen 18.30 Uhr kommt Rozy und berichtet uns von Red, der mehrere Schlaganfälle hatte, als er auf dem Weg zum Flughafen war, um von Seattle nach Montana zu fliegen. Normalerweise verbringt Red den Sommer in Virginia City in seinem Haus “on the top of the hill”. Das alles ist erst 10 Tage her, Red ist wieder Zuhause in Seattle. Rozy meint, die Schlaganfälle seien die Nebenwirkung seiner Krebsbehandlung. Wir sind sehr traurig, dass alles zu hören, denn wir kennen und schätzen Red seit mehr als 10 Jahren.

Gegen 19 Uhr fahren wir zurück nach Ennis. Auch auf dieser Fahrt sehen wir viele Viecher in den Wiesen. Es ist sehr warm, 34 Grad. Gegen 20 Uhr sind wir geduscht und Relaxen.

Bilder auf der Homepage meines Mannes, www.harley-rolf.de oder auf meiner Facebook Seite - www.facebook.com/Uschi.Rolf.USA.Canada

© Uschi Agboka, 2016
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reise durch folgende Staaten (USA und Kanada): Colorado / New Mexico / Arizona / Nevada / Arizona / New Mexico / Texas / Oklahoma / Kansas / Missouri / Illinois / Wisconsin / Michigan / CANADA – Ontario / Minnesota / North Dakota / Montana / Idaho / Utah / Wyoming / Utah / Colorado Motorrad-Tour-Verlauf – 10.250 Meilen = 16.503 km
Details:
Aufbruch: 13.05.2015
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 08.07.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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