Trust me, it's paradise.

Reisezeit: August - Oktober 2008  |  von Lisa Huber

Highway to Hell - oder Koh Lipe

Langkawi, wie vermissen wir dich. Eine wunderbare, unaufregende kleine Insel in der Andamenensee mit Geldautomaten, Restaurants, Autos, Schlangen...pure Zivilisation. Am Faehranleger von Langkawi nach Thailand aendern wir spontan unsere Plaene. Wir fahren nicht nach Krabi, sondern nach Koh Lipe. Koh Lipe ist eine kleine, im Internet ganz toll aussehende Insel (bemerkt ihr die Einschraenkung?) ebenfalls in der Andamanensee. Kann man sich hier angucken, so soll es aussehen: www.kohlipethailand.com
Schoen, nicht wahr?
Wir fuhren sodann mit allerlei Taxen, Songthaws (das sind zu Sammeltaxis umgebaute Mini-Pickups) und natuerlich der Faehre nach Pakbara. Pakbara ist die letzte Festlanddestination vor Koh Lipe. Das Boot nach KLipe war natuerlich schon weg, als wir ankamen. So mussten wir uns in Pakbara ein Zimmer suchen. Wir bekamen eins im Haus der Reisebuerofrau, mit deren Familie wir nun ein 1qm- Bad mit nichtfunktionierender Dusche teilten. Soweit waren wir noch amuesiert. In Pakbara nach 19.00 Uhr etwas zu essen zu bekommen, ist jedoch schwer. Alle Laeden zu. Alle Restaurants zu. Ihr koennte euch vorstellen, wie wir litten. Hungrig gingen wir also zu Bett. In unserem nichtabschliessbaren Zimmer, dass eigentlich das Schlafzimmer der Familie war. Verrueckt, oder ? Zumindest war es sehr guenstig.
Am naechsten Tag war das Boot schon weg, obwohl wir exakt 45min vor Abfahrt am Anleger waren. Unfair! Wir warteten also noch 2 h auf die Abfahrt eines weiteren Bootes.
Das Boot hatte Sitzplaetze fuer etwa 25-30 Personen und nannte sich SPEEDBOAT. Zudem muss ich sagen, dass das Wasser in Pakbara zwar dreckig-braun, aber glatt wie ein Dorfteich war.

Bis wir die Inselwelt Richtung offenes Meer verliessen.
Vielleicht bin ich zu sehr Landratte, aber das Folgende hat mich voellig fertig gemacht. Die Fahrt war ein Hoellenritt auf den Wellen. Verzeiht die romantische Metapher, aber ich kann es nicht anders ausdruecken. Die Wellen...! Aber ich greife der Rueckfahrt, die es noch toppen musste, vor. In Koh Lipe endlich, endlich und sehr durchnaesst angekommen, suchten wir uns ein Resort. Das Problem war - es ist Nebensaison - alles war geschlossen. In einem EIGENTLICH geschlossenen Resort bekamen wir dann einen sehr schoenen, grossen Bungalow am Hang mit "herrlichem" Blick aufs gruene tropische Wasser und den weissen Sandstrand. Nun muss ich etwas ausholen.
Der Dreck, der Muell, der Schrott.
Es ist unglaublich. Diese Insel hat soviel Potential. Sie ist von wunderbarem Wasser umgeben, hat einen hellen, sanft abfallenden Sandstrand, gruene Huegel- ein Tropenparadies. Und deswegen bin ich so entsetzt, was dieser Naturschoenheit angetan wurde. Es ist vielleicht in der Hauptsaison anders, aber UEBERALL!!!! ist Muell. Vor allem Plastik. Plastikflaschen, Plastikschuhe, Plastikfeuerzeuge. Es ist wirklich nicht zu uebersehen, und es tut weh. Nach einem Spaziergang ins "Dorf" wurde ich noch deprimierter. Die Kinder spielen dort halb nackt in toxisch schimmernden Pfuetzen wie aus einer Geo-Reportage. Ich weiss, dass sie sicherlich andere Abwehrkraefte haben, aber es KANN EINFACH NICHT GESUND SEIN!!! und es ist sicherlich ein Mangel an Lebensqualitaet. Im Dorf leben die Menschen zwischen Bergen von Muell und verottenden, verlassenen Bungalows. Natuerlich hat der Tourismus seinen Teil dazu beigetragen, besonders, weil viele Resort ihre Abwaesser ungeklaert ins Meer leiten. Aber: die komplette "MuellENTSORGUNG" erfolgt im Meer! Deswegen auch der Dreck an den Straenden. Es wird alles wieder angeschwemmt. Das macht mich so wuetend und angesichts dieser Mengen auch hilflos und resignierend. Was koennen wir tun? Wir wachsen mit einem ganz anderen Muellbewusstsein auf als die Menschen dort. Man kann von einem ehemaligen Naturvolk (Koh Lipe ist von den Chao Lee, das sind ehemalige Seenomaden, bewohnt) nicht verlangen, dass es innerhalb von wenigen Jahren mit dem Plastikproblem, dass der Tourismus bringt, klarkommt. Nichtdestotrotz wird Koh Lipe nicht mehr fuer Besucher attraktiv sein, wenn das so weiter geht. Und ich glaube auch nicht, dass es den Fischen (die Chao Lee sind v.a. Fischer) gut tut, wenn sie bald im Muell ersticken.

Wir haben auf Koh Lipe nicht gebadet.
Wir sind nach 2 Naechten zurueckgefahren. Aber die Fahrt stellte uns vor eine harte Pruefung.
Die Wellen waren 2-3 m hoch und spielten mit dem Speedboat wie mit einer Nussschale (sorry fuer den Vergleich-ich versuche nur, anschaulich zu sein!) Wir waren komplett bis auf die Unterwaesche durchnaesst. Nils war einige Male kurz davor, ohnmaechtig zu werden. Nicht nur wir Westler, auch die Thais wurden hysterisch. Ich fuerchtete um mein Leben. Dieses Gefuehl ist eigenartig. Ich dachte wirklich, dass wir kentern und ertrinken muessen.
Wie man sieht, sind wir irgendwie angekommen, aber unsere psychische und Nils physische Stabilitaet ist noch nicht wiedererlangt. Unsere Haende zittern immer noch, und ich glaube, dieses Erlebnis werden wir so schnell nicht vergessen.
Ob wirkliche Lebensgefahr bestand, kann ich nicht beurteilen. Da bin ich nautisch zu unerfahren. Trotzdem bin ich unendlich dankbar, lebendig angekommen zu sein.
Wir sind uebrigens in Trang und erholen uns noch ein wenig. Wir werden jetzt gleich den Kuchen probieren, fuer den Trang bekannt ist und danach ein feines Chang-Bier trinken und dazu Chips mit "Seafood-Mayonaise"-Geschmack essen. Wir haben es uns verdient.
(Lisa)

© Lisa Huber, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Trip nach Thailand ist mehr als nur Urlaub. Viel mehr. Wir wollen erfahren, entdecken, geschockt werden. Auch von uns selbst. This is where the hungry come to feed. For mine is a generation that circles the globe and searches for something we haven't tried before. (The Beach)
Details:
Aufbruch: 11.08.2008
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 02.10.2008
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Der Autor
 
Lisa Huber berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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