Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Das Kinderdorf, Bhakunde, 3 Monate Volunteer: Kultur und generelle Dinge ueber Nepal

Vorwort: Was nun folgt, soll in keinster Weise die nepalesische Kultur abwerten oder beleidigend sein. Ich liebe und achte diese nette Kultur sehr! Ich habe mich beim Schreiben um ein hoechstes Mass an Objektivitaet bemueht und moechte hier nur meinen Eindruck von diesem Land wiedergeben.

Wir starten mal wieder mit dem Wichtigsten

Das Wetter (Stand 14.5.09)

Bei meiner Ankunft im Kinderdorf hatte es schon seit 7 Monaten nicht mehr nennenswert geregnet und das Land sah sehr braun und trocken aus. Wenn man die Leute auf das Thema Wetter angesprochen hat, konnte man die tiefsitzende Sorge in ihrem Unterton spueren, da eine so lange Tockenperiode nicht normal fuer Nepal ist. Doch kurz nach meiner Ankunft sollte sich dieser seltsame Schwebezustand aufheben.

Wie schon viele Tage zuvor, so hat es auch an diesem Tag dicke schwarze Wolken am Himmel gegeben und es blitzte und donnerte heftigst!

Die Wolken hier sind wirklich gewaltig!

Die Wolken hier sind wirklich gewaltig!

LAUT!!! wars...

LAUT!!! wars...

Fuer dieses Bild habe ich 4 Minuten belichtet. Man sieht auf dem Foto aber nur einen winzigen Bruchteil der Blitzmenge, die wirklich da war...

Fuer dieses Bild habe ich 4 Minuten belichtet. Man sieht auf dem Foto aber nur einen winzigen Bruchteil der Blitzmenge, die wirklich da war...

Doch wieder sah es so aus als bliebe das Klo der Engel dicht, da nur sehr wenige Tropfen auf die heissen Steine tropften und keinen nennenswerten Regen spendeten.
Ich sass zu dieser Zeit gerade an meiner Waschstelle bei den Gaestehaeusern und war meine Sandalen am schrubben. Doch dann wurden die Regentropfen auf einmal wesentlich dicker und ich verzog mich unter meinen Unterstand vor meinem Haeuschen und konnte in Ruhe das Spektakel geniessen, das folgen sollte.

Nach einer halben Stunde Nieselregen, gab es ploetzlich eine kurze Pause. Doch auf einmal haemmerte ein Schutt herab, wie ich ihn zuvor noch nicht erlebt hatte. Und es nahm jede Minute an staerke zu. Der Himmel wurde dunkler und unter meinem Unterstand wurde es langsam richtig kuehl und das Sprintwasser zwang mich einen mittigen Platz aufzusuchen. Wie mir Tanka schon erzaehlt hatte, ist das Geraesch, dass vom Regen auf dem Wellblechdach erzeugt wird, wirklich in Tonhoehe und Lautstaerke mit einem Maschinengewehr vergleichbar.

Und dann konnte man dabei zusehen, wie ueberall langsam die Lichter ausgingen. Der gute alte Stromausfall! Und dann konnte man langsam sehen, wo das Geld sitzt. Denn ueberall wo nach 10 Minuten wieder die Licher angehen, betitzen die Leute einen Generator und somit fuer nepalesische Verhaeltnisse einen betraechtlichen Wohlstand.

Und dann erfolgte die naechste Stufe des Unwetters.
Zu dem ohrenbetaeubenden Laerm des Maschienengewehrfeuers gesellte sich ein Laerm von neuer Qualitaet, als die walnussgrossen Hagelkoerner auf ihm niedergingen. Nun musste ich mich endgueltig in mein Zimmer verkriechen und warten. Schoen ist, dass man bei so viel Laerm trotzdem noch schoen bei Kerzenschein lesen kann. (gerade lese ich Christopher Lloyds "Um alles in der Welt"; die Geschichte der Erde, des Lebens und des Menschen vom Urknall bis heute; total spannend und erkenntnisreich)
Nach 2 Stunden war dann auch alles vorbei und in den kommenden Tagen konnte man die zurueckgekehrte Zufriedenheit bei den Bauern spueren, die nun endlich wieder genug ihres hoechsten Gutes hatten.

Dies war ein erster kleiner Vorgeschmack gewesen, auf das was mich in der Monsunzeit erwarten wird. Im Moment ist nur Fruehling mit gemaessigten Regenfaellen. Es regnet etwa 3-4 Mal die Woche in Mengen, die mit einem deutschen Sommerregen vergleichbar sind.

Das Land ergruent so langsam und ich bin schon voller Vorfreude auf die einsetzende Bluetezeit der meisten Blumen, die noch im Erdboden schlummern.

Die Landschaft bei meiner Ankunft aus

Die Landschaft bei meiner Ankunft aus

Und so siehts jetzt aus

Und so siehts jetzt aus

Ich werde dann im Monsun hier weiterschreiben und auch versuchen, die Wassermengen zu messen. Ausserdem wird hier ueber den Zustand der Gabionen (Steinkoerbe) berichtet werden, die das Dorf vor Wasserschaeden (wie sie in den vergangenden Monsunperioden haefig vorkahmen) schuetzen sollen.

Ansonsten ist es jeden Tag sonnig und schoen, manchmal sogar sehr warm (35 geschaetzte Grad).

Strom

(Stand 14.5.09)
Im Moment gibt es meistens vom 12 Uhr Mittags bis 15 Uhr Strom (nicht Ausfall!) und dann wenn man glueck hat, nochmal nachts (etwa 20 - 2 Uhr), um den Deckenventilator betreiben zu koennen. An manchen Tagen, wie gestern, gab es fast den ganzen Tag Strom (jippi!), nur nicht waehrend der abendlichen Homeworkclass, die anfangs wieder im Freien stattfand und danach abgesagt werden musste. Aber mir wurde erzaehlt, dass es waehrend der Monsunzeit (da der meiste Stom aus Wasserkraft kommt) fast durchgaengig Strom geben soll.

Verkehr

Das Kinderdorf liegt genau am Ende des geteerten Weges, der den Phewa-See entlangfuehrt. Nach dem Dorf beginnt die Schotterpiste. Bis nach Pokhara sind es 3 Taeler weiter, 5 Kilometer oder eine gute Stunde Fussmarsch. Ich musste bisher aber erst 2 Mal die komplette Stecke laufen.
Jede Stunde faehrt ein Bus, aber zu welcher Zeit, bleibt stets sein eigenes Geheimnis...
Ich gehe meistens zu Fuss los und hoffe auf eines der vielen Wunder, die einem dabei begegnen. Wenn der Bus dann um die Ecke biegt, muss man auch noch so viel Glueck haben, dass er nicht fuellig voll ist (erkennt man daran, dass mindestens 3-5 Leute an der Einstiegstuer haengen. Das Dach quillt natuerlich schon ueber!)

Aber meistens gibt es dann nette Motorradfahrer oder Lkw's die einen, meistens umsonst mitnehmen (einfach Daumen raus!). Das ist meist nicht nur sehr lustig, sondern man lernt auch noch viele nette Leute kennen, die einen am liebsten direkt mit der Schwester verheiraten wollen. ("Tomorrow, you will meet. O.K.?, Just looking!"). Wenn ich jedes Angebot annehmen wuerde, haette ich jetzt bestimmt schon ueber 10 neue Frauen.

Dies ist eigentlich eine gute Ueberleitung zum naechsten Punkt

Das nepalesische Liebesleben
Ich mache hier ja schon gerne so ein kleines Geheimnis daraus, ob ich eine Freundin habe oder nicht. Ueberall erzaehle ich n bisschen was anderes, um die Geruechtekueche warm zu halten. Macht total Spass
Denn ich werde nicht nur staendig danach gefragt, sondern auch, wie ich denn die "Nepali-Girls" finde, ob ich nicht eine 2 Freundin gebrauchen koennte, oder ob ich nicht sogar schon hier heiraten will.

Nun zu den Einheimischen:
Von den Mitarbeitern sind, bis auf Ganesh glaub ich, alle verheiratet! (Da, wie schon einmal erwaehnt, Frauen mit 20 und Maenner mit 22 heiraten, oder sollte ich lieber verheiratet sagen)
Denn mit freier Partnerwahl scheint das Ganze wenig zu tun zu haben. Chandra, der vor 1 Woche geheiratet hat, konnte mir noch nicht mal das genaue Alter seiner Zukuenftigen sagen. Trotzdem sind die beiden ein huebsches Paearchen und ich glaube sie passen gut zusammen. Allerdings habe ich noch nie den Austausch von Zaertlichkeiten in der Oeffentlichkeit erlebt. Waehrend die Maenner untereinander Hand in Hand, oder Hals um Hals durch die Stassen schlendern, scheint dies selbst fuer Verheiratete verboten zu sein.

Ich geh mit meiner Blondiene... naja die Wasserstoffperoxidloesung war halt schon lange aus.

Ich geh mit meiner Blondiene... naja die Wasserstoffperoxidloesung war halt schon lange aus.

Geschweige denn Kuessen in der Oeffentlichkeit... also ich bitte euch &#61514
Selbst wenn sich ein Paerchen nach laengerer Zeit nicht gesehen hat, faellt die Begruessung nicht anders aus, als wenn man einen guten Freund trifft.

Trotz dieser scheinbar prueden Gesellschaft, ist, nach allem was ich aber bisher mitbekommen habe, das Interesse der Jugentlichen an allem was mit Sexualitaet zu tun hat nicht geringer als bei uns (siehe Studentenfeier).

Die Gruende fuer eine Heirat scheinen meisst familiaer bedingt. Wenn eine Mutter nur Soehne hat, muss der Aelteste Sohn moeglichst frueh heiraten, damit die Mutter im Haushalt endlich etwas Unterstuetzung bekommt (Hausarbeit ist reine Frauensache! Und auch auf den Feldern sehe ich ueberwiegend Frauen. Da fragt man sich schon, was eigentlich die Maenner dann den ganzen Tag ueber tun)

Die naechste Frage ist wiederum eine ganz gute Ueberleitung zum naechsten Thema: Wer heiratet wen?

Die Namen

Diese Frage ist in Nepal meisst schnell beantwortet. Der Nachname (z.B. Rai, Gurung, Lama, Adhikari) spiegelt gleichzeitig die Volksgruppe und Kaste wieder. Und nur innerhalb dieser wird geheiratet. Das ist ungefaehr so, als wuerden alle Schmidts in Deutschland nur noch Schmidts heiraten. Der Vorteil an diesem Prinzip ist, dass man sofort weiss, woher jemand stammt, wie viel er im Leben erreichen wird (kann?) und dass die Frage nach dem Familiennamen entfaellt. Beispielsweise heissen 5 der Lehrer in der SSSS Timilsina, was sie als Brahmanen (hoechste Kaste) outet. Generell sind die meisten Lehrer in Nepal Brahmanen (auch unter den Studenten sind fast nur angehoerige der hoechsten Kasten zu finden). Typische Brahmanen namen sind: Adhikari, Cetri, die meist mit K.C oder G.C abgekuerzt werden; Paudel, Timilsina und Nepal (der neue Premierminister Nepals heisst z.B.: Nepal, das sieht dann in den Zeitungen seltsam aus, wenn da steht, Nepal wants to develop Nepal... aha!)

Die mongoloiden Volksstaemme sind in den mittleren Kastenregionen angesiedelt. z.B.: Lama, Gurung, Rai, Sherpa, Pun
Zu den niedrigen Kasten gehoeren Leute die z.B.: Napali (nicht Nepal),

Da es nicht so viele Nachnamen gibt, haben sich die Nepali dafuer viele, fiese Vornamen einfallen lassen, die ich lernen muss. Im gesamten Kinderdorf, gibt es nur 4 Kinder, die die gleichen Namen haben! Immer wenn ich in ein neues Haus komme, frage ich jedes Kind nach seinem Namen und schreibe ihn mir in meiner eigenen Lautschrift auf. Zwar wird mir immer wieder gesagt, dass das falsch geschrieben sei, aber so ist es fuer mich am einfachsten. Vor jedem Abendessen wiederhole ich dann die Namen, um sie direkt danach anwenden zu koennen. Bisher habe ich schon ueber 50 Namen niedergeschrieben und ich beherrsche davon etwa 40. Also schon die Haelfte aller Namen im Dorf. Und jedes Kind ist immer kreuzungluecklich wenn ich seinen Namen nicht kann. (Versucht euch mal bis zum Ende dieses Kapitels Basundhara, Surya, Samjhana und Jhapendra zu merken! Und dass sind nur 4) Ich freue mich dann immer ueber solche einfachen Namen wie Dil (merke ich mir ueber die Pflanze) oder Deepah (merke ich mir ueber DiBa (DirektBank)) mit denen man ja wenigstens etwas Weltliches im Hirn verknuepfen kann.
Und dann wird auch noch jede kleinste Nuance in meiner Betonung der Namen verbessert, dabei sollten die Kinder erstmal meinen (nur EIN einfacher, popeliger Name!!!!!) Namen richtig aussprechen. Denn wie mich Alexander schon vorgewart hatte, bin ich hier fuer etwa die Haelfte aller Kinder schlicht der N (also "en" gesprochen). Ich habe das Verbessern langsam aufgegeben. Sie koennen zwar Jan richtig aussprechen, machen es aber aus mir unergruendlichen Dingen einfach nicht. Als Revanche betone ich dann ihre Namen auch extra falsch (natuerlich nur von denen, die meinen falsch aussprechen). Darueber regen sie sich hoffentlich genauso auf, wie ich mich ueber meinen neuen Spitznamen. Aber vielleicht funktionierts ja.

Neben den vielen Vornamen, gibt es aber auch noch tolle zweite Vornahmen. Diese scheinen in meinen Augen, wie selbsterfuellende Prophezeihungen zu funktionieren, da sie die Charaktereigenschaften der Person naeher beschreiben. Da stellt sich nur die Frage, wie man das im Kindesalter schon wissen kann?
!(Keine Gewaehr fuer diesen Abschnitt, da ich von jedem den ich bisher gefragt habe, (wie fast immer) eine andere Antwort bekommen habe)!
z.B. der Name Raj Kumar Shresthra. Kumar steht in diesem Fall fuer belesen, sensibel und eher kuemmerlich.
Dagegen gibt es auch Vorhamen, wie z.B. Bahadur, die die Person als tapfer, edel und stark betiteln. krass, oder?

Die Kommunikation (Sprachen)

Ich bin jetzt mit meinem Nepali so weit, dass ich guten Morgen (Subah Bhrabhat)<das in Klammern ist immer meine eigene Interpretation der Aussprache>, guten Abend (Subah Rhathri), wie gehts dir (Tapai kosta tsah), mir gehts gut (Mo siksh shuh), das war lecker (Mi to sa) und so n Kram sagen kann. Von anderen Saetzen bin ich allerdings noch weit entfernt. Mir ist hier auch wieder aufgefallen, dass die Kinder wirklich die besten Lehrer sind. Sie sind geduldig und scheinen jedenfalls eine einheitliche Sprache zu sprechen, was man von vielen Erwachsenen nicht sagen kann. Gerade wenn ich denke, dass ich ein Wort richtig ausspreche, wird mir gesagt, dass das voellig falsch sei. Besonders beim hoeflichen "Ja" (Hadsirh) habe ich mich ueber Hasirch, Hadjhirh zu meinem jetzigen Hadsirh vorgearbeitet. Sich die Woerter zu merken wird dann schon fast trivial, denn sich die Aussprache zu merken, finde ich fast schwieriger.

Das Nepanglish (es ist wirklich eine eigene Sprache)
Nicht viel anders als in Indien ist es auch hier mit der Aussprache. Wichtige Kommunikationstraeger des Englischen wie das "tsch" in search oder das "dji" in Ali G. werden einfach nur als "s" ausgesprochen. Und vor allem reden sie viel zu schnell und verschlucken dabei manchmal essentielle Konsonanten fuer eine Konversation. Nach ueber 2 Monaten habe ich mich so langsam daran gewoehnt und verstehe jetzt schon fast alle Woerter des Nepanglish. Nur manchmal muss ich noch nachfragen, da manchmal keine Unterschiede zwischen zwei moeglichen Woertern hoehrbar sind. Aber ich kann es auch gut verstehen, dass es fuer die Nepali sehr schwierig ist, ein gutes Englisch zu erlernen, da ihre Zunge doch sehr von der unsrigen Abweicht. Wir Deutschen koennen da schon froh sein. Ausserdem Sprechen selbst die Englischlehrer an den Schulen nicht wirklich Englisch sondern eben das Nepanglish. Hier im Dorf komme ich mit Englisch schon ganz gut zurecht, doch gehen die meisten Gespraeche kaum ueber Hallo und wie gehts hinaus. Die besten Unterhaltungen kann ich mit der jungen Hausmutter Nirmala und dem Englischlehrer Narayan fuehren. An manchen Abenden unterhalten wir uns auch ueber richtig tiefgreifende Themen, wie den Sinn des Lebens und unsere kulturellen Unterschiede. Manchmal erwische ich mich auch schon dabei, dass ich Woerter falsch betone und runternuschel, denn dann verstehen sie mich glaub ich besser (Hilfe...mein schoenes Englisch geht den Bach runter... )

Um die Englischkenntnisse (und vor allem die Aussprache) der Kinder zu verbessern, lasse ich sie immer in der Homeworkclass vorlesen. Danach lese ich ihnen noch einmal vor und dann werden die Woerter erklaert. Sie koennen die Woerter auch nach einigen Versuchen dann einigermassen richtig aussprechen. Nur ob sie es auch anwenden, ist ne andere Frage. Was mir allerdings sofort auffiel, die Kinder die gerne englische Lieder hoeren (Blink 182, Creed und Linkin Park sind schwer angesagt), haben auch das beste Englisch. Wie ich mir schon in Deutschland gedacht habe, ist es wirklich das Einfachste und Angenehmste, den Kindern einfach englische Lieder beizubringen. Durch das Singen lernen sie spielerisch eine gute Aussprache. Und es funktioniert! Mit Bim (einer der Dorfaeltesten unter den Kindern) kann ich sogar schon Freestyles auf der Gitarre machen. Wir erzaehlen uns dann gegenseitig in Gesangsform etwas von unserem Tag. Macht richtig Bock.

Einmal bin ich in Pokhara am Strassenrand an einer Band kleben geblieben, die mit 2 Gitarren und einem akustischen Bass Musik gemacht haben. Mir ist sofort aufgefallen, das der Saenger keinen! Akzent hatte. Super Englisch (mit einem fast amerikanischen Akzent). Hab mit den Jungs 2 tolle Stunden lang am Strassenrand gejammt, weil wir fast die gleichen Lieder spielen und singen konnten. Wie auch ich, lieben sie Metallica und AC/DC. Aber auch viele der alten Klassiker (Mr. Big, Pink Floyd, Eagles usw.) konnten sie spielen. Musik ist wirklich ne tolle Sache um schnell die Grenzen der kulturellen Unterschiede zu ueberwinden.

Aryun, der Gitarrist. Wir hatten echt ne tolle Zeit auf der Strasse...

Aryun, der Gitarrist. Wir hatten echt ne tolle Zeit auf der Strasse...

Ihre Band spielt fast jeden Abend in der "busy bee" in der Lakeside und sie nennen sich "damaged clitous", was ich mal lieber nicht uebersetzen werde...

Passend zum obrigen Foto gehts nun zum naechsten Kapitel...

Musik (Wie konnte ich es nur so lang auslassen...)

Die Nepali-Musik basiert meist auf 3/4 und 4/4 Takten. Die Basis besteht immer aus der Standart Trommel die einen sehr hohen, droehnenden (und fuer das europaeische Gehoer irgendwann einen nervtoetenden) Ton von sich gibt. Die haeufigsten Instrumente sind Floete, und andere unidentifizierbare Instrumente.
Die Melodien basieren auf asiatischen (fuer uns arabisch klingend) Tonleitern, die mehr Halbtoene kennen, als Harry Potter Zaubersprueche. Dazu gibt es stets die voellig uebersteuerte quitschhohe Frauenstimme, auch irgendwann etwas... ungewohnt ist.

Zu beginn hoerte sich noch jedes Lied hier gleich an. Doch bald merkt mann, dass es doch hier ziemlich viele Evergreens gibt, die staendig genudelt werden. Und dann stellt man fest, das es eigentlich die Anzahl an unterschiedlichen Songs an einer Hand abzaehlen kann. Vor allem werden sie immer volle Lautstaerke gehoert und ein Lied dauert nicht 3 oder 4 Minuten wie unsere... Nein manche scheinen ueber eine viertel Stunde lang zu sein. Dabei kennt die Kreativitaet der Kuenstler auch keinen Refrain, Strophe und Bridgeablauf, wie unsere westliche Musik, sonders sie wechselt (wenn ueberhaupt) nur zwischen "etwas leiser" und "full Power". Ich hab mir schon ein paar Songs besorgt und werde sie euch dann in Deutschland zeigen.

Die Nepali Schrift und Zeitrechnung

Wie Stammkunden meines Blocks wissen, ist heute nicht etwa der 17.5 2009 sondern der 3.2.2066! Der Kalender startet dort, weil ein Nepalesischer Koenig dies vor 2066 Jahren festgelegt hat.
Das Zahlensystem ist zum Glueck das selbe wie bei uns (Dezimalsystem) aber die Symbole fuer die Zahlen sind doch etwas anders...

Aber schoen sieht so ein Nepali-Kalender ja schon aus...

Aber schoen sieht so ein Nepali-Kalender ja schon aus...

Lustig ist auch die offizielle Nepali-Schrift. Neben vielen anderen Schriftarten oder Sprachdialekten, konnte sich das Land dann doch auf eine Amtsprache und Schrift einigen. Wenn man dann einen Nepali bittet das Alphabet aufzusagen, denkt man zuerst, der Mann wuerde furchtbar stottern, aber nein, es gibt zwischen manchen "Buchstaben" keinen (zumindest fuer uns Europaeer) hoerbaren Unterschied.

In der Bibliothek des Kinderdorfes habe ich ein Buch gefunden: "Teach yourself Nepali" und es klappt wirklich super.
Ich habe nun begonnen die schoene Nepali Schrift zu lernen und die 36 Buchstaben, die man da unten sind, sind noch nicht mal die Haelfte aller Schriftzeichen, die man lernen muss, um auch nur einen Satz zu lesen. Aber es macht wirklich spass mal so richtig in eine andere Kultur und Denkweise einzutauchen und ausserdem finden es alle hier super, dass ich es wenigstens versuche richtig zu lernen.
Denn das beste an der Nepali-Schrift (auf der auch Hindi,Sanskrit und andere Suedasiatische Sprachen basieren) ist, sie ist streng phonetsich! Endlich mal jemand, der es mir die Betonung richtig beibringen kann, auch wenn es nur ein Stueck Papier ist. Anfangs habe ich ja auch versucht mir die Schrift von den Kindern beibringen zu lassen, aber die haben alle ihre eigene Klaue, in der der Europaer keinen Unterschied zwischen den Zeichen erkennen kann. Besonders in dieser Umgebung, lernen ich den wirklichen Wert von Buechern erst so richtig schaetzen.

Und das ist noch nicht mal die Haelfte, die man koennen sollte um diese Sprache zu verstehen.

Und das ist noch nicht mal die Haelfte, die man koennen sollte um diese Sprache zu verstehen.

Das Geld

Wie auch in Indien ist auch hier das Geld voller beruehmter Koenige und schoener Bauwerke. Aber auf jedem Geldschein findet man zusaetzlich noch ein tolles Tierchen.

Das Nepali Geld wird auf vorderseite von einem Koenig und einem schoenen Gebaeude gepraegt. Und die Rueckseite ziert, je nach Wert des Scheins, immer eines der landestypischen Tiere.

Das Nepali Geld wird auf vorderseite von einem Koenig und einem schoenen Gebaeude gepraegt. Und die Rueckseite ziert, je nach Wert des Scheins, immer eines der landestypischen Tiere.

Der Wechselkurs schwankt zwischen 104 und 96 Rupies, die man fuer 1 Euro bekommt.
Wie auch in Indien hat man hier stets das Problem mit dem Kleingeld. Jeder hat nur dicke Scheine in der Tasche und Kleingeld wird wie ein Schatz gehortet.

Einkaufen

Hab ich schon erwaehnt, dass das hier ein Paradies fuer Shopping-Freaks ist (ich glaub schon.. aber tues trotzdem noch mal).
Auch ich kaufe hier gerne ein, weil es einfach viel mehr Spass macht.
Auf den Strassen kann man wirklich alles kaufen. Angefangen von toten Schlangen ueber lebende Huehner bis hin zu Kasmirschals und allen erdenklichen Psychotropen Substanzen, die man sich nur vorstellen kann. Alles ist moeglich!

Links oben das sind getrocknete Fischkoepfe. Aber die schmecken scheisse kann ich euch sagen...

Links oben das sind getrocknete Fischkoepfe. Aber die schmecken scheisse kann ich euch sagen...

Ausserdem gibt es hier von Allem (vor allem von Klamotten) immer riesige Mengen! "How much do you want, Sir?" Nur eine Hose! keine 10! Wenn man sich dann manchmal in den Hinterstuebchen von solchen Laeden umziehen muss, sieht man die riesigen Stapel von Klamotten, die vermutlich reichen wuerden, um halb Marburg einzukleiden.

Und das Beste ist wieder das Handeln (Bargain!)
Hier mal so ein Paar Regeln, die ich meist befolge, um den besten Preis zu erziehlen:

1. Nicht am Tag kaufen

Tagsueber geh ich schon sehr gerne gucken, aber wenn man die Moeglichkeit hat, sollte man versuchen erst 1-2 Stunden vor Ladenschluss einzukaufen (6-8 Uhr). Denn erstens sind dann die Haendler viel unstaessiger (auch sie werden irgendwann des Andrehens muede und man kann wirklich mal "gucken" gehen) und die Preise (wie mir auch die Nepali verraten haben) sind von vorne herein schon niedriger. Ausserdem kann man auch viel besser den Preis runterhandeln, weil die Haendler am Ende des Tages dann doch noch gerne etwas Geld machen wollen, wenn der Tag schon nicht so dolle lief. Sogar Chandra hat mir bestaetigt, dass es so ist, und er wollte gerne wissen woher ich das wuesste. Ich habs halt einfach ausprobiert und mir die Preise stets gemerkt!

2. Sich nicht zu interessiert zeigen

Ich sage niemals, dass ich etwas sehr gut oder schoen finde. Dann wirds teuer!
Stets viele Sachen angucken und das eigentliche Objekt der Begierde wie jedes andere Teil im Laden behandeln. Danach wird an jedem abstehenden Faden und an jeder Naht ein bisschen rumgemeckert. Dann wirds billiger! Denn dann kann er nicht mehr den Standartspruch "good quality!" verwenden. Denn wenn man gute Qualtaet sucht, ist man hier eh falsch.

3. "Weggehen"

Wenn einen wirklich guten Preis will, mache ich es immer so, dass ich nach Verhandlungen sage: "Thank you, i will look somewhere else"
Dann faellt der Preis manchmal astronomisch! Beim Rausgehen bekommt man dann die Preise in den Ruecken gerufen.

4. Immer freundlich bleiben

Irgendwann ist es auch dann genug "gespielt" und man sollte die Haendler nicht zu sehr ueberfordern. Wenn die Sachen gut sind, goenne ich ihnen den Gewinn und fast immer laechle ich und der Haendler nach dem "Deal". Nicht selten wird jeder 100 Rupie-Schein gekuesst (baeh! jeder weiss doch, dass Geld wirklich schmutzig ist!) bevor er in die Schublade wandert. Daran kann man erkennen, dass dieser Mensch trotz harter Verhandlungen noch ein gutes Geschaeft gemacht hat.

Also ich wuerde mir ja fuer Deuschland manchmal auch so was wuenschen, weil es einfach nur mehr Bock macht und man in Kontakt mit den Menschen kommt.

Die Medien

Wir starten beim (fuer mich) wichtigsten Medium. Dem Internet

Als ich am ersten Tag nach dem Internet gefragt habe, wurde mir gesagt, "Yes, yes, it works". Das war ja auch richtig, allerdings waere der Zusatz, "ungefaehr 1 Mal im Monat fuer ein paar Stunden" auch nicht verkehrt gewesen.

Das Abendteuer Internet begann, als ich den Computer im Buero zum ersten Mal angemacht habe. Er fuhr normal hoch und dann erschien der Desktop. Allerdings war die Startleiste nicht wie gewohnt am unteren Rand, sondern am linken. Das waere ja nicht weiter schlimm, waere nicht auch noch das gesamte Bild invertiert gewesen (d. h. Oben ist Unten und Links ist Rechts). Nach 1 Stunde rumprobieren konnte ich die Startleiste (wie ich es geschafft hab weiss ich immer noch nicht) dann an die "richtige" Position nach oben ziehen. Dann musste ich mich durch saemtliche Windows-Menues durchwurschteln (wie gesagt alles invertiert), bis ich die Hotkeys gefunden hatte. Um mal ein Gefuehl dafuer zu bekommen, wie das ist, drueckt doch gerade mal die Tastenkombination Strg + Alt + Pfeil nach unten. Lustig oder? Damit kann man auch schoen Unwissende aergern. Rueckgaenig geht das ganze naemlich mit Strg + Alt + Pfeil nach oben.

Endlich war der Computer wieder einsatzbereit und ich versuchte es mit dem naechsten Schritt. Internet!
Das Internet laeuft hier ueber so ein huebsches Satellitentelephon. Allerdings nur wenn dieses Lust und Laune dazu hat. Bisher (in 1 Monat) hatte ich nur 1 Mal fuer 2 Stunden Internet, und dass in einer Geschwindigkeit, dass man sich sogar wieder nach dem guten alten 56K Modem sehnt. Sorry, ich muss mich verbessern, gerade habe ich festgestellt, dass ich Internet habe (juhuu!), aber ich kann totzdem in der Zwischenzeit weiterschreiben, da ich stets einige Minuten nach jedem Klick Zeit habe. Trotzdem moechte ich die riesige Leistung wuerdigen, die der Volunteer Jan Becker (den ich persoenlich gut kenne) hier zu stande gebracht hat, in dieser Gegend ueberhaupt Internet moeglich zu machen! Hut ab Jan!

An dieser Stelle muss ich allerdings eine Warnung! an alle kommenden Indienreisenden aussprechen. Die Rechner hier sind (fast) alle voller Viren, Wuermer, Trojaner und mehrkoepfiger Hydren. Was sich wie eine Ansammlung von praehistorischen Mythengestalten anhoert, ist hier wirklich eine ernstzunehmende Bedrohung. Wirklich fast immer, wenn ich in Indien in einem Internetcafe meinen USB-
stick (pendrive) in irgend ein Drecksloch reingesteckt habe, hatte ich danach wieder einen neuen blinden Passagier an Board. Die meisten von ihnen verstecken die Ordner, so dass man denkt, alle Daten waeren verloren (und das sind noch die freundlichen!). Das kann man allerdings ueber die Ordneroptionen bei Anzeige (show hidden folders) wieder rueckgaengig machen. Ich kenne allerdings viele Leute die dank solcher Spaesschen ihren i-Pod nicht mehr benutzen koennen, oder sogar alle ihre Urlaubsfotos verloren haben (mein groesster Alptraum!).

Deshalb moechte ich gerade mal einen alten Bekannten vorstellen, der mich schon die ganze Reise lang begleitet hat. Dieses Programm nennt sich USBcillin und tarnt sich selbst als Virencanner. Sobald man rechts unten bei den Minisymbolen eine weis orange Pille sieht, hat man den kleinen Freund an Bord. Sobald man den USB-Stick reinsteckt, hat man den Kameraden drauf. Was er macht will ich gar nicht wissen, ich loesche ihn immer wieder sofort. Vom Computer kann man ihn allerdings nur mit guter Antivirensoftware loeschen, die ich hier leider nicht zur Verfuegung habe. Denn auch in diesem Moment, grinst mich die orange Pille von unten Rechts am Bildschirm an, und sagt mir damit: "Deine Daten sind niemals sicher!"

Also Leute brennt CDs und DVDs was das Zeug haelt! Ist hier einfach am sichersten!

Danach kommt das Fernsehen

Wie wenig ich es vermisse, kann ich kaum beschreiben! Von der viel zitierten Schweinepest habe ich nur hin und wieder mal muendlich was gehoert. Aber ich habe hier ganz andere Probleme, um mir ueber so was gedanken zu machen. Da merkt man erstmal, dass das Fernsehen einen schon ein bisschen in Angst haelt. (Ich glaube ja, dass die Pharmaindustrie einen inoffiziellen Vertrag mit manchen Werbegurus hat... )
Wenn man nichts mitbekommt, kann man auch nichts fuerchten. Deswegen lebe ich hier so Sorgenfrei und unbeschwert wie noch nie in meinem Leben. Ausserdem muss ich mir nicht die ganze Zeit vorgaukeln lassen, wie "toll" doch das Leben der Reichen und Schoenen ist. (Aber dazu mehr im naechsten Abschnitt)

Wenn hier in den Kinderhaeusern mal der Fernseher angeschaltet wird, werden entweder Nachrichten geguckt (das politische Chaos hier ist wirklich krass... ja ja die gute, alte, langsame, komplizierte, nichts veraendernde und ueberall auf der Welt gleichfunktionierende Demokratie!) oder nepalesische Unterhaltungssendungen. Kennt ihr noch Dick und Doof? Der Stil und Witz der Sendungen ist (fuer einen Aussendstehenden wie mich) aehnlich. Zwischen den Unterhaltungen werden immer sehr altmodische Synthesisersounds eingespielt, die den Witz unterstreichen. Ich finds auch lustig zuzugucken, auch wenn ich nichts verstehe. Ansonsten gucken die Kinder gerne Mr. Bean (der ja zum Glueck fast ohne Worte auskommt) und manchmal auch Bollywood-Filme.

Gesundheit

Also mir gehts super! Besonders psychisch! Physisch habe ich neben den andauernden Mueckenstichen und den beiden Pilzkulturen, die sich gerade durch meine Handoberflaechen futtern, nichts zu beklagen. Aus dem letzteren Grund desinfiziere ich mir die Haende fast jeden dritten Abend einmal komplett mit Funghizid-Salbe. Aber der Pilz kommt immer wieder.

Da mampft sich gerade einer durch meine Epidermis...

Da mampft sich gerade einer durch meine Epidermis...

Und wo wir schon mal dabei sind, wollt ihr mal meine Fuesse sehen?

Man sieht sogar das Loch der Verbindungsschnalle rechts unter meinem kleinen Zeh!

Man sieht sogar das Loch der Verbindungsschnalle rechts unter meinem kleinen Zeh!

Aber bisher bin ich vermutlich noch vor dem Schlimmsten bewahrt geblieben. Alex hat mir am letzten Tag seine Kretze gezeigt, die man sich holen kann. Echt nicht schoen. Auch vor den Kopflaeusen, bin ich bisher verschont geblieben. Aber mal sehen was kommt ...

Nachtrag:
Das Pilzproblem war dann nach einer einwoechigen Schmierkur endlich gegessen und seitdem hat sich der kleine Boesewicht nicht mehr blicken lassen.

Die Mentalitaet der Leute

Schon nach wenigen Tagen hier habe ich mich von vielen meiner urspruenglichen typisch deutschen Ziele verabschiedet. Denn so viel Disziplin und Eigenstaendigkeit moechte ich den Kindern nicht auferzwingen (und das muesste ich). Denn hier geht eben alles den Nepali-Gang. Dass ich hier gerade sitze und quasi etwas machen muss (weil ich mir sonst unnuetz vorkommen wuerde), wuerde hier vermutlich niemandem in den Sinn kommen. Man hat hier viel Zeit dafuer, sich fuer das Nichtstun Zeit zu nehmen. Ich habe am Anfang ja noch versucht, immer ueberall puenktlich zu sein (Schule, Homeworkclass usw.), aber das hat gar keinen Sinn, weil alles beginnt, wenn es eben anfaengt... Man gewoehnt sich schnell daran, sich fuer nix mehr den A... aufzureissen und wie eine Maschiene hinter der Uhr herzurennen. Hier mal ein Beispiel:

Eines Tages wollte ich mal wieder vom Kinderdorf nach Pokhara und wie immer hielt ich bei jedem Bus den Daumen raus. Ein Touristenbus, der gerade ein Paar Touristen von einem Paraglidingflug aufsammelte, hielt netterweise an. Gerade als ich die Insassen (viele nette Chinesen) begruesst hatte und einsteigen wollte, musste der Beifahrer (ein Europaeer, der noch die westliche Zivilisation in seinen Gesichtsausdruck eingebrannt hatte) doch eine Anmerkung machen: "Hallo, can you please hurry up?!" (und der Unterton war alles andere als freundlich)

Wow! Danke! Das hatte ich schon seit Wochen nicht mehr gehoert! Jemand der Stress macht. Ich hatte es wirklich fast schon vermisst.
Ich hab nur "Sorry, Sir" gesagt und hab mich zu den Chinesen gesetzt. Zum Glueck stand dann eine Kuh ein paar Sekunden zu lange Mitten auf der Strasse und es war fuer mich ein Genuss dabei zuzusehen, wie dem Stresser dabei fast die Hirnadern platzten. Es hat einfach keinen Sinn sich hier zu beeilen oder zu stressen. Es ist doch schoen hier, wieso denn so agressiv?

Und dann noch ein Schlag aus Pokhara:
Ich war in einem Fotoladen und gerade dabei den Haendler zu ueberzeugen, dass der Lenspen (der zum Saubermachen der Objektive wiklich super ist!) nicht 600 Rupies sondern 450 Rupies kosten kann. Da betrat ein Englaender (nach seinem Akzent zu urteilen) den Laden und legte einen Steckeradapter fuer die Steckdose auf den Tresen. Er erklaerte, dass er diesen Stecker hier in diesem Laden vor 4 Wochen gekauft hatte und ihn nun zum ersten Mal benutzt habe und er nicht funktioniere. Nun wollte er entweder einen neuen Neuen haben oder sein Geld zurueck. Die beiden Verkaeufer versuchten dem aufgebrachten Mann klarzumachen, dass es sich um chinesische Billigware handelt, und sie einfach keine Garantie geben koennen, da sich das Geschaeft sonst nicht lohnt. Das wollte der Englaender aber nicht war haben und die Diskussion wurde immer hitziger und der Kunde immer lauter (dabei steht doch in jedem Reisefuehrer, dass das nicht hier hin gehoert). Irgendwann wars dann auch mir zu bunt, und ich fragte, um wie viel Geld es denn ginge? Es ging um 50 Rupies! 50 RUPIES! Mann, Leute die sich wegen so viel Geld so aufregen, kann ich wirklich nicht verstehen. Ich knallte dann 50 Rupies auf die Theke und sagte dem Verkaeufer, er solle dem Mann doch bitte einen neuen Stecker geben. Das lehnte der Enlaender jedoch ab und ging voellig aufgeplustert aber mit leeren Haenden wieder aus dem Laden. "Was hat das dir jetzt gebracht? Denkst du ueber so was ueberhaupt nach?" Auch die beiden Ladenbesitzer waren sichtbar "not amused" und ich konnte die Beiden mit ein paar lockeren Spruechen wieder freundlich stimmen. Fuer meinen Beistand in dieser Situation habe ich dann den Lenspen sogar fuer 400 Rupies bekommen. Und wieder 50 Rupies gespart!

Aber anschliessend moechte ich noch anmerken, dass ich (glaube ich zumindest) eine Antwort auf eine der wichtigsten Fragen der Reise gefunden habe. "Welcher Lebensstil ist der beste fuer mich?" Der nepalesische Lebensstil ist auf jeden Fall total angenehm, schoen und harmonieerfuellt. Doch wenn man etwas aus seinem Leben machen will, oder viel von der Welt sehen will, ist man hier an der falschen Adresse. Da ich aber so ein (ich will das aber Verstehen)-Typ bin, habe ich fuer mich beschlossen, dass es fuer den Moment schoen ist, auch mal was anderes als Termine und Stress zu haben, aber dass ich auf Dauer doch den brummenden Motor der westlichen Welt bevorzuge. Dies ist vermutlich auch der selbe Grund, warum jedes Jahr tausende von jungen Nepali dieses Land verlassen.
Aber wie schon gesagt, ich kann und will diese Menschen nicht veraendern, weil es gut ist, dass es auch etwas anderes als unsere Leistungs und Konsumgesellschaft gibt.

Trotzdem macht es mir riesigen Spass den Kindern immer wieder einige kleine Tricks zu zeigen.
Neulich wollte ich den Kindern die Staerke des Atmosphaerendrucks demonstrieren, doch wir hatten keine Alu-Dose. Dann hab ich mir in Pokhara extra eine wiederlich schmeckende Fanta fuer 45 Rupies gekauft. Danach hab ich im Kinderdorf etwas Wasser in die Dose gefuellt und die Dose bis zum Sieden des Wassers auf dem Gaskocher erhitzt. Danach haelt man die Dose verkehrt herum (Oeffnung nach unten) in ein Wasserbad und der Luftdruck zerquetscht die Dose mit einem lauten Knall zu einem winzigen Haeufchen Metall. Auch wenn die Erklaerung vermutlich wieder auf taube Ohren stiess, hoffe ich doch immer, dass die Kinder dieses Erlebnis nie vergessen werden und im Hinterkopf behalten, dass auf unserem Koerper der Druck eines Elefantengewichts lastet.

Eine weitere Sache, die ich gerne hier bei der Mentalitaet zuordnen moechte, ist das Verhaeltnis dieser Leute zu ihren Tieren. Ich glaube wenn ich als Huhn wiedergeboren werde, moechte ich eins in Nepal sein. Viel herumlaufen, alles mal Anpicken und dann auch noch als Festmal enden, das ist doch schon mal was.
Und auch die Wasserbueffel find ich hier ja ganz toll. Jeden Morgen ziehen sie von den Bergdoerfern runter ins Seetal und futtern sich am satten Gruen der brach liegenden Reisfaelder satt. Und wenns dann langsam dunkel wird, gehen sie wieder zurueck. Und keiner muss sie dazu zwingen! Die machen das alles alleine! Wie Katzen, nur dicker.

Ja fein! Jetzt kannst du sogar schon alleine aufs Klo gehen.

Ja fein! Jetzt kannst du sogar schon alleine aufs Klo gehen.

Endfrage: Koennt ihr noch einen der Kindernamen? Hmm.....
Wenn eure Antwort Nein lautet, gehts euch wie mir. Da rein da raus. Wenn ihr noch einen wusstet (die Aussprache ist natuerlich ne ganz andere Sache) seid ihr echte Gedaechtnismonster!

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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