Über Indien zu den hohen Bergen in Nepal und zurück!

Reisezeit: März - August 2009  |  von Jan Schäfer

Die Annapurnaumrundung: In duennere Luft

5. Tag

Von Lower Pisang aus muss man sich wieder entscheiden. Leicht und keine Bergsicht, oder steil hoch und runter und dafuer halt schoener. Wir haben aus Akklimatisierungsgruenden (laufe hoch, schlafe tief) den schweren Trek genommen.

Nachdem wir eine weitere schoene Maniwall passierten, folgte ein wirklich endlos lang erscheinendes Serpentinenstueck hoch nach Ghyaru (3670 m). Hier begegnete ich einem schoenen Chuka Partridge (Alectorus chukar). Schon ziemlich fertig fuer diese fruehe Stunde erreichte ich endlich Ghyaru und eine aeltere Dame bat mich ihrem Mann zu helfen. Wobei sollte ich denn helfen? Es sollte was Technisches sein. Der staemmige Mann hatte sich in Kathmandu eine Videokamera gekauft, kam aber mit den vielen Symbolen nicht klar und das Display war viel zu hell. Ich wollte eigentlich schnell weiter um Chin Jae einzuholen (ich wurde auf dem Weg von Orchideen aufgehalten), aber ich hab mir dann doch die viertel Stunde genommen und mich durch alle Menues dieses Camcorders durchzugeklicken. Leider war es auch mir nicht moeglich das Bild in Ordnung zu bringen. Ich fragte seine Frau, ob ich dafuer Rabatt auf mein Fruehstuecks-Snickers bekommen wuerde, aber mit 100 Rupies war der Schokoriegel immer noch happig.

Nein das kann ich noch nicht lesen, aber ich weiss trotzdem was es heisst, aber nicht was es bedeutet (siehe spaeter)

Nein das kann ich noch nicht lesen, aber ich weiss trotzdem was es heisst, aber nicht was es bedeutet (siehe spaeter)

(Alectorus chukar)

(Alectorus chukar)

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Ich schlenderte also weiter durch die verwinkelten Gaesschen und ein herumtollendes Hundepaearchen folgte mir bis zum Dorfausgang.

meine Dorf-Guides

meine Dorf-Guides

Manche Gebetsmuehlen werden sogar mit Wasser angetrieben, um die Gebete zu aktivieren...

Manche Gebetsmuehlen werden sogar mit Wasser angetrieben, um die Gebete zu aktivieren...

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Ghyaru

Ghyaru

So viele Primeln und Laeusekraut auf einem Haufen, hab ich noch nie gesehen

So viele Primeln und Laeusekraut auf einem Haufen, hab ich noch nie gesehen

Der Pfad wand sich hoch und runter an einer sehr kargen Felswand, auf der Mannschilde und Blaukiefern wuchsen.

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Wieder zur Talsole abgestigen, konnte man ein hoehen Fussballspiel verfolgen, aber bei 300 Rupies pro Bier wollte ich nicht in Fanlaune geraten.

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Die Faens

Die Faens

Aktion...

Aktion...

Auuhh...war das wieder mal knapp...

Auuhh...war das wieder mal knapp...

Die gefuerchtete Suedtribuene

Die gefuerchtete Suedtribuene

Am Mittag traf ich Chin Jae wieder, als ich mich gerade in einem Restaurant meines Mittags-Dal-Bhats erfreute. Er hatte fuer seines in einem voherigen Restaurant nur 150 Rupies bezahlt, waehrend ich nicht tiefer als 280 runterhandeln konnte. Ob das an seinen Verhandlungskuensten lag, oder an seinem Aussehen, kann ich nicht sagen.

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der Weg nach Manang...

der Weg nach Manang...

Nach nicht allzu langem Marsch erreichten wir endlich die alte Handelstadt Manang. Leider war das sonnige Manang nicht annaehernd so geschaeftigt, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es ist ein bisschen seltsam zu erleben, dass der Dorfrhythmus sich scheinbar totla auf die Touristen eingestellt hat. In der Nebensaison ist nichts los. Ich konnte mir noch nicht einmal ein neues Buch kaufen.

Manang (3540m) ist die Stadt, in der der Trekker fuer gewoehlich einen Akklimatisierungstag einlegt, um sich an die duenne Luft zu gewoehnen.
Und des wegen bietet das Staedtchen allerlei Moeglichkeiten zum Zeitvertreib an. Die vielen kleinen Kellerkinos in denen ueber die Hohenkrankheit aufgeklaert wird oder Spielfilme gezeigt werden, waren gluecklicherweise geschlossen.

Als wir uns etwas sonnenverbrannt (die Hoehensonne ist so krass, ich hab mich 3 mal mit LSF 25 eingecreamt und hatte trotzdem ne satt rote Nase) auf einigen Steinbaenken niedersinken liessen, kahm ein auslaendisches Paearchen die Strasse entlang geschlaendert. Roisin aus Irland und Will aus den Staaten waren mir sofort sympatisch und wir lernten uns erstmal alle bei etwas Chia (so heisst hier der Chai) und Pancake kennen. Die beiden hatten an ihrem Akklimatisierungstag in Manang ein Kloster besucht, doch zu meinem Glueck wollten die beiden noch einen Tag laenger in diesem schoenen Staedchen bleiben und somit konnten wir alle gemeinsam in 2 Tagen weiterziehen.

In einer weniger zu empfehlenden Grosslodge liessen wir uns nieder. Da wir gerne (naja ich wollte es auf jeden Fall, bei Chin Jae weiss ichs ja leider nicht) auswaerts essen wollten, mussten wir hier zum ersten Mal richtig was fuers Zimmer zahlen. (500 Rupies fuer 2 Tage) Dafuer gabs aber auch zum ersten Mal ein angeschlossenes Badzimmer mit (richtig) heissem Wasser, da die Sonne hier mehr schien.

Die Grosslodge...

Die Grosslodge...

Ich hab mich schon daran gewoehnt, mir die Zaehne ueber einer stinkenden Kloake zu putzen...(es gibt ja nie Waschbecken)

Ich hab mich schon daran gewoehnt, mir die Zaehne ueber einer stinkenden Kloake zu putzen...(es gibt ja nie Waschbecken)

Als ich nach der Dusche mein Deodorant unter den Achseln verteilen wollte, sprang mir auf einmal der Verteilerball entgegen und das Fluessigdeo verteilte sich auf T-Shirt und Fussboden. Okay, okay ich gebs ja zu... ich hatte das Deo schon seit ueber 2000 Hoehenmetern nicht mehr benutzt und der Unterdruck der nun hier herrschte, hatte den noch unter Normaldruck stehenden Innenraum des Deos zur Ballkanone mutieren lassen.

Chin Jae ging es schon seit einigen Tagen immer schlechter. Er hatte nun starke Kopfschmerzen und ich versuchte dem Armen stets irgendetwas wie Aspirin zu geben, dass er nicht so leiden musste. Dabei versuchte ich ihm klarzumachen, dass er unter Hoehenkrankheit leidet. Aber das ist selbst mit Zettel und Stift nicht einfach. In solchen Situationen erhalten die Activity-Spielabende einen voellig neuen Sinn.

Der arme Chin Jae

Der arme Chin Jae

An diesem Abend konnte ich endlich mal wieder richtig reden, und ich hoffe ich habe den beiden nicht zu viele Ohren abgekaut. Aber es war super sich mal wieder zu unterhalten und mit bester Laune schlief ich ein.

6. Tag

Chin Jae klopfte um 6 an mein Fenster und stand startklar im Trekkingoutfit vor mir. Er hatte wohl nicht verstanden, dass wir hier 2 Tage bleiben wuerden, und besonders er, der in dieser Nacht wohl begrochen hat, hatte einen Ruhetag bitter noetig.

Auch an mir ist die Hoehe nicht spurlos vorueber gegangen. Meine Unterlippe war durch die trockene Luft an drei Stellen aufgeplatzt und sie sollte mir eine komplette Woche lang das Einschlafen nicht gerade leichter machen. Auch ich hatte manchmal kurze Kopfschmerzattaken, aber die hielten sich in Grenzen und ich wollte noch keine Medikamente nehmen.

Ich hatte auf meiner Karte einen schoenen Glaetscher entdeckt, der laut Karte nur 300 Hoehenmeter ueber Manang beginnen sollte. Der Gletscher schein auch von Manang aus zum greifen Nah.

Das Objekt der Begierde...

Das Objekt der Begierde...

Ich war schon immer von Gletschern fasziniert, und nun hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Gelegenheit einem Nahe zu kommen.
Auf einer Schautafel waren die typischen Akklimatisierungstagestouren aufgemalt und der "Gletschertrek" ging links am Gletschersee auf eine Yakweide hoch.

Da Chin Jae einfach nur im Hotel bleiben wollte und Will und Roisin ein anderes Kloster besuchen wollten, ging ich alleine mit Kamera, etwas Proviant und Regenschirm los.

Als ich nach einer halben Stunde auf dem Hochplateau angekommen war, musste ich jedoch feststellen, dass dies lediglich ein Aussichtspunkt war und es keinen Weg zum Gletscher gab. Ich wollte ihn mir aber nicht aus einem Kilometer sicherheitsabstand angucken, ich wollte ihm Nahe sein, ich wollte ihn anfassen, ich wollte auf ihm entlanglaufen! Ein netter einheimischer Jugendlicher verriet mir, dass es auf der anderen Seeseite einen Weg zum Gletscher gaebe. Man konnte ihn auch an einigen Stellen sehen und er sah waghalsig genug aus, um sich als Akklimatisierungswalk fuer diesen Tag zu eignen. Leider bedeutete dies, dass ich alles wieder runter und auf der anderen Seite wieder hoch (und noch deutlich hoeher) laufen musste.

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Beim Abstieg wollte ich ein Foto vom See machen und dazu muss ich immer meinen Schirm vorher in den Boden rammen. Doch bei diesen Mal war der Boden nicht so felsenfest, wie ich es vermutet hatte und mein Schirm knickte nach Steilkante weg und verschwand nach 10 Metern Rutschpartie im Gletscherseekessel. Dann wird einem schon anders, wenn man mal sieht, was mit einem geliebten Gegenstand passieren kann, der sich zuweit aus dem Fenster gelehnt hat. Oder mit einem selbst...

Naja, ohne Schirm gings auf der anderen Seeseite wieder steil hoch und ich trat mehrere kleine Steinlavinen los, waehrend ich mir meinen Weg durch den trockenen Steilhang bahnte.
Doch die einstuendige Strapaze wurde mit einer zauberhaften Hochebene belohnt, in der die Natur mir viele Minuten im Dreck liegen abverlangte.

Um nur die wenigsten zu zeigen...

Um nur die wenigsten zu zeigen...

Waehrend ich durch die Fichtenwaelder und Zwergrhododendronheiden streifte, machte ich auf einmal Bekanntschaft mit Adrenalin, als der Boden kurz wibrierte. Das Tier musste mindestens so schwer sein wie ich, nicht weit, da ich die Schritte mehr fuehlte als hoerte. Mein Herz schien kurz auszusetzen, als ich bedachte, dass es in diesen Waeldern ja Baeren gibt. Doch das Gestampfe entfernte sich zum Glueck und ich schraubte schnell das Tele auf mein Belichtungsgestell um dieses... Lama..? (bin bei Saeugern nicht so gut) abzulichten.

Was is n das?

Was is n das?

Der Weg war dann doch wesentlich laenger als ich gedacht hatte und ich erreichte erst um 2 den mit Geroell uebersaehten Gletscherrand. Aber die Anstraengung hatte sich definitiv gelohnt, denn das Gletscherflair hatte mich total in seinen Bann gezogen und ich ass mein Chokobiscuit-Mittagessen auf einem eiskalten, rundgeschliffenen Felsbrocken. Dabei konnte man immer wieder leises Knacken und lautes Getoese vernehmen, wenn wieder ein ueberhaengendes Schneebrett von den kaskadenartigen Felswaenden abbrach.

Ich war dabei! (Hier, Beweissfoto!)

Ich war dabei! (Hier, Beweissfoto!)

Den Rueckweg legte ich in weniger als der Haelfte der Aufstiegszeit zurueck und uebergluecklich erreichte ich wieder Manang.

Das schicke Manang vorm Gletschersee...

Das schicke Manang vorm Gletschersee...

Da meine 4 GB Speicherkarte schon wieder voll war, musste ich einen PC finden um die Fotos auf einen der beiden 16 GB USB-Sticks zu ziehen. Doch die Internetcafes, die es hier wohl in der Saison geben soll waren natuerlich zu. Aber im Touristenbuero war man so nett mir einen Laptop fuer 20 Minuten zur Verfuegung zu stellen. Aber meinen leeren Akku durfte ich hier nicht aufladen. Dann wuerden die Lodgebesitzer ja nicht mehr ihre 50 Rupies pro Aufladestunde bekommen. (Ich wollte diesen Kommerz nicht unterstuetzen und hab dewegen haeufig den Li-Ionen Akku quasi "schwarz" in manchen Restaurants aufgeladen)

Die Trinkwasserstation war in Manang leider wirklich geschlossen (wenn nach 30 Minuten warten und fragen kein Zustaendiger aufkreuzt, scheint wirklich geschlossen zu sein), und somit mussten die ersten Micropur-Wasserreinigungs-Tabletten aufgebraucht werden. Und in den wenigen Laeden, konnte man nur Essen oder Wollmuetzen kaufen, aber Regenschirme oder Rucksackplanen suchte man vergebens.

Als wir am Abend uns gegenseitig unsere Tageserlebnisse erzaehlt hatten, zog es uns ploetzlich alle ziemlich schnell nach draussen, denn Annapura lies zum Abendkleidwechsel die Huellen fallen.

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7. Tag

Als ich an diesem Morgen aufwachte, war Manang in eine graue Wolkendecke eingehuellt und diese spendete einen gleichmaessigen, aber unangenehmen Regen. Tja, kaum hat man keinen Regenschirm mehr, beginnt es zu regnen. Eigentlich wollten wir ja frueh starten, aber da das Wetter so schlecht war, blieben wir noch 3 Stunden in unserem Lieblingsrestaurant und waermten uns an heissen Teetassen auf. Unsere heutige Strecke sollte laut Karte nicht so lang sein und somit konnten wir uns diese Verzoegerung leisten.

Um halb zwoelf wollten wir dann aber doch so langsam los und Chin Jae spendete mir seinen Regenschutz, damit ich meinen Rucksack eintueten konnte.

An den Suessbohnen und Kartoffelfeldern von Manang entlang, erklommen wir langsamen Schrittes den Weg nach Nordwesten hinauf zum Thorung La Pass.

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Die Landschaft wurde nun zusehends karger und wir passierten die Baumgrenze bei 4000 Hoehenmetern. Saemtliche Teehauser oder Siedlungen, die nur aus Lodges zu bestehen schienen, waren voellig ausgestorben.

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Maniwall...

Maniwall...

Nein ich habe nichts zu essen in meiner Hose...(nachem ich dieses Foto schoss, standen auf einmal vier Pferde um mich herum, die wohl Futter wollten; irgend ein Tourist hatte sie wohl mal angefuettert)

Nein ich habe nichts zu essen in meiner Hose...(nachem ich dieses Foto schoss, standen auf einmal vier Pferde um mich herum, die wohl Futter wollten; irgend ein Tourist hatte sie wohl mal angefuettert)

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Primeln, Primeln, Primeln...

Primeln, Primeln, Primeln...

Da man in diesen Hoehen pro Tag nicht mehr als 800 Hoehenmeter zuruecklegen sollte, mussten wir in Letdar (4200 m) nach nur 4 Stunden wandern auch schon wieder halt machen. In dieser kleinen Siedlung war das Essen sehr teuer uns somit schlugen wir uns nur mit den billig Gerichten (Veg. Chowmine = Gebr. Nudeln) und Keksen durch.

Bei einem Erkundungsgang traf ich auf diese einheimischen, die schon wieder mein Fotoobjekt (eine seltene Berganemone)ausrupfen wollten.

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8. Tag

Der Weg folgte weiter dem Flusslauf des Thorung Khola hinauf zum woertlichen Fuss des Passes (Thorung Phedi). Auf dem Weg begegneten wir einer Gruppe Einheimischer, die gerade einen kleinen Vogel gefangen hatten. Roisin wollte das arme Tier retten und fragte die Nepali, ob sie das lustig finden, kleine wehrlose Tiere zu quaelen und zu toeten. Sie blickte in das gleiche scharmlose Grinsen, vor dem ich auch schon einmal resignierend stand. Natuerlich macht es ihnen Spass, deswegen machen sie es ja.
Ich hab leider schon vor langer Zeit aufgegeben den Nepali Umweltbewusstsein beizubringen. Sie kennen es nicht anders, als alles was klein und schutzlos ist zu unterjochen.

Nach 2 Stunden laufen passierte uns die, von einem Guide und 2 Portern unterstuetzte, Gruppe der vier Australier, als ich gerade mit einer schoenen Bergiris beschaeftigt war. Da wir uns sowieso in High Camp treffen sollten hielten wir uns gar nicht lange mit small talk auf.

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Nach gar nicht all zu langer Zeit erreichten wir das Hoehendorf Thorung La und ich ass in dem hellen Gemeinschaftsraum ein teures Dal Bhat.

Thorung Phedi...

Thorung Phedi...

und dessen Speisesaal...

und dessen Speisesaal...

Chin Jae war wie immer gut gelaunt...

Chin Jae war wie immer gut gelaunt...

Nach dieser Staerkung erfolgte der haerteste Anstieg des Treks. Auf nur 2 Kilometern Weg, ging es 500 Meter nach oben zum High Camp. Bei diesem Anstieg ueberlegte ich mir, dass ich pro Schritt vielleicht 5 Hohencentimeter zuruecklegte, somit trennten mich vom High Camp ja gerade mal 10000 anstraengende Schritte. Nach einer schweistreibenden Stunde erreichte ich endlich das auf 4900 m Hoehe gelegene High Camp.

Hier gings noch...

Hier gings noch...

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Endlich, High Camp, das hoechste Bettchen des Treks...

Endlich, High Camp, das hoechste Bettchen des Treks...

Nun hatte auch ich Kopfschmerzen und ich beschloss aus Akklimatisierungsgruenden einen nahen Huegel zu besteigen. Dieser Berg war von unzaehligen Steinhaufen uebersaeht und man hatte eine tolle Aussicht auf Thorung Pedi, die Annapurna Range und auf einen bedrohlich wirkenden schwarzen Gletscher der aus den Nebelbaenken heraus zu kriechen schien.

Zwei meter nach vorne, und man faellt 500 Meter tief auf den Tisch, an dem wir Mittag gegessen hatten...

Zwei meter nach vorne, und man faellt 500 Meter tief auf den Tisch, an dem wir Mittag gegessen hatten...

Auch Chin Jae baute seine Visitenkarte hier auf...

Auch Chin Jae baute seine Visitenkarte hier auf...

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black Glacier...

black Glacier...

Am Abend bemerkte ich zum ersten Mal, wie viele Auslaender sich doch in dieser Hoehe tummelten. Einige waren den Pass ueber Muktinat herueber gekommen und viele hatten nun die Hoehenkrankheit und versuchten sich hier zu Akklimatisieren, um wieder zurueck nach Muktinat zu laufen.

Als wir zu 12 in dem Gemeinschaftsessraum sassen, sagte mir David auf einmal, dass er eine Gitarre dabei hatte. Die ¾ billig Gitarre war zwar unmoeglich korrekt zu stimmen, aber man konnte trotzdem fuer ein bisschen Stimmung mit ihr Sorgen. Somit hatten wir einen geselligen gesangvollen Abend (Australier und Amerikaner singen wenigstens mal mit) und wir wankten etwas raxitrunken aus der Lodge hinaus in den Regen zu unseren Huetten, als wuerden wir zu spaeter Stunde ein Pub verlassen.

In dieser Nacht beschloss ich eine Aspirin zu nehmen, um ueber die Kopfschmerzen hinweg schlafen zu koennen, doch ich war aufgrund des bevorstehenden Tages zu aufgeregt, um einen erholsamen Schlaf zu finden.

9. Tag

Die Koenigsetappe stand an und normalerweise steht der Trekker hier um 4 Uhr auf, um den Pass moeglichst frueh in Angriff zu nehmen. Doch wir hatten es nicht eilig und wir machten uns erst um 8 auf den Weg.

Schleppenden Schrittes stapften wir in den Morgennebel hinein und unsere Umgebung wurde mit jeder Bergbiegung trostloser.

In dieser nebelverhangenen surrealistischen Mondlandschaft war das einzige Geraeusch das man vernehmen konnte, das sanfte Trippeln, dass der Graupel auf der Regenjacke hinterlaesst. Ansonsten war es, wenn man mal den Atem anhielt, perfekt still. Absolut kein Geraeusch war zu vernehmen. Die Stille wurde nur mal kurz von einem Reiter unterbrochen, der mit seinem treuen Gestuet den Pass erklomm.

Im Nebel...

Im Nebel...

Das letzte schicke Fleckchen Hoehenkraeuter...

Das letzte schicke Fleckchen Hoehenkraeuter...

Stille in Perfektion...

Stille in Perfektion...

to ride the wild horse...

to ride the wild horse...

Je hoeher wir gingen, umso langsamer wurden unsere Schritte. Man brauchte nun fuer 2 Schritte schon 1 tiefen Atemzug und auch im Gehirn machte sich der Sauerstoffmangel langsam bemerkbar. So muss es sich anfuehlen, wenn man um die siebzig ist, dachte ich mir. Selbst nach kleinen Anstiegen verlangte der Koerper eine kurze Verschnaufpause und ich stellte bei meinen kuriosen Gedankengaengen fest, dass mir manche Woerter nicht mehr einfielen. Wie determiniert wir doch in unserem Geist von der physichen Verfassung sind...

Auf 5200 Metern konnte ich zu meiner Rechten durch die sich langsam klaerende Wolkendecke die ersten schneebedeckten Haenge erkennen und auch auf einigen Steinen war das strahlende Weiss schon zum Liegen gekommen .

Hier oben wuchs, abgesehen von einigen winzigen, kargen Graesern und bunten Steinflechten, nichts mehr und Wills Thermometer zeigte 3 Grad an. Waehrend man in der Terrai-Region Nepals mit 45 Grad vermutlich gerade schoen gar gebrutzelt wurde, konnte es zur selben Zeit im Land doch so kalt sein, dass ich ernsthafte Probleme bekam ueberhaupt noch den Ausloeser der Kamera mit meinen steifen Fingern durchzudruecken.

Nach 3 Stunden Aufstieg (ich war ein bisschen vorausgetrottet), sah ich endlich das Fahnenmeer des Passes vor mir und ein tiefer Freudenschrei zwaengte sich durch meine trockene Kehle. Dabei verlor ich soviel Sauerstoff, dass ich kurz mein Gleichgewicht finden musste und ich stapfte die letzten Meter viel zu schnell zum Pass.

der erste Schnee...

der erste Schnee...

Endlich!!!

Endlich!!!

Und hier das obligatorische Beweissfoto... (Ich war da!)

Und hier das obligatorische Beweissfoto... (Ich war da!)

Die Siegeszigarette schmeckte unerwartet gut, waehrend ich auf die Ankunft der anderen wartete. Kaum hatten diese ihre Strapazen abgeschuettelt, begann Roisin mit unserer Hoehenschneeballschlacht auf 5416 m.

Wir waren wieder alle 12 Jahre alt...

Wir waren wieder alle 12 Jahre alt...

Dieser Ball hat mein Objektiv nur um eine Handlaenge verpasst...

Dieser Ball hat mein Objektiv nur um eine Handlaenge verpasst...

Wir hatten Glueck als der Himmel sich lichtete und somit hatten wir noch eine schoene Sicht auf den weissen Gletscher und seinen tuerkisblauen Gletschersee.

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Nachdem wir eine froehliche halbe Stunde auf unserem persoenlichen Hoehepunkt herumgealbert hatten, namen wir den Abstieg nach Muktinat in Angriff. Es ging von 5416 Metern wieder herunter auf 3800. In allen Reisefuehrern wird ein bisschen davor gewarnt, den Pass von Muktinat aus zu erklimmen und dass kann ich nun auch nur zu gut verstehen. Fuer den Abstieg brauchten wir ja schon fast 4 Stunden und ich hab von einem Israeli gehoert, dass er 10 Stunden fuer den Passanstieg von Muktinath gebraucht hat. Er hatte allerdings auch fast kein Gepaeck, war in den besten Lebensjahren und ist schon um 6 Uhr morgens los.

Die Landschaft auf der anderen Seite des Passes bot uns schonmal einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Kali Gandaki Tal, welches laut Reisefuehrern zu den schoensten im ganzen Himalaya gehoeren soll. Von weit oben konnte man schon das noch weit entfernte Muktinat erkennen, wie es sich mit seinen goldgelben Weizenfeldern und gruenen Oasen stark vom rotbraunen Wuestenuntergrung abhebt.

Und endlich gehts nur noch bergab!

Und endlich gehts nur noch bergab!

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Auf dem Weg nach unten nahm die Vegetation wieder langsam Fahrt auf und die ersten unerschrockenen Voegel waren am Wegesrand mit der Nahrungssuche beschaeftigt.

sie sind so mutig!

sie sind so mutig!

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Als wir den steilsten Teil des Abstieges hinter uns hatten und wir uns die Knie rieben, begann es wie aus heiterem Himmel zu regnen. Wir suchten fuer eine halbe Stunde Schutz im Regenschatten eines Brueckenpfeilers, doch als der Wind drehte wurden wir gezwungen die letzten beiden Kilometer nach Muktinat durch den Regen zu laufen.

Muktinat lag nur teilweise im Regen und die sonnenbeschienenen goldenen Tempeldaecher boten einen tollen Anblick bei unserer Ankunft. Trotzem wird Muktinat stets einen etwas bitteren Beigeschmack fuer mich haben, denn ich sollte an diesem Abend noch fast aufs Maul bekommen...

Muktinath...

Muktinath...

© Jan Schäfer, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fotospielplatz der Welt, ich komme! 3 Wochen Indien dann 3 Wochen Nepal anschließend 3 Monate arbeiten in einem Kinderdorf (Pokhara). Dabei hoffe ich auf viele interessante Orte, Personen und Situationen zu treffen.
Details:
Aufbruch: 14.03.2009
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 29.08.2009
Reiseziele: Indien
Nepal
Chitwan Nationalpark
Der Autor
 
Jan Schäfer berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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