Entdeckung Namibias

Reisezeit: April / Mai 2005  |  von Cerstin Hahn

Gochas - Fish River Canyon

Am nächsten Morgen sind wir sozusagen vor dem Aufstehen - vor Sonnenaufgang um 5.30 Uhr - mit Aaron per Jeep in die Kalahari gefahren um dort unsere ersten Tierbeobachtungen zu machen. Es dauerte auch nicht lange bis uns die ersten Streifengnus über den Weg liefen. Die Gnus waren so nah am Lodge-Gelände, dass man fast meinen konnte, die hätten dort ihren Stall. Gekrönt wurde die erste "Safari" noch von Oryxantilopen, Springböcken, Giraffen, einem Straußenpaar und riesigen Nestern von Webervögeln die zwischen 50 und 70 Jahren alt waren.

Beim anschließenden Frühstück in der Lodge lernten wir noch ein Ehepaar aus Südafrika kennen, die uns deutlich aufzeigten, was es heißt, dass schwarze und weiße Menschen gleichberechtigt sind oder sein sollen. Die Verachtung gegenüber der schwarzen Rasse war mehr als deutlich zu spüren. Schließlich nehmen ihnen diese "Kaffer" die Jobs und Studienplätze weg, so dass die Söhne und andere "Know-How-Tträger" nach Australien auswandern müssen!! Zur Verteidigung ist wohl nur anzumerken, dass diese Menschen Ihr ganzen Leben als die "Obere Rasse" gelebt haben und die Umstellung natürlich immer schwer fällt.

Mit großem Elan starteten wir auf unserer Piste Richtung Fish River Canyon.

Die Frage des Tages war "Hält das Auto oder nichts". Wir waren doch sehr glücklich als wir endlich eine B-Strasse erreichten und etwas stressfreier nach Keetmannshoop fahren konnten. Dort schafften wir es tatsächlich nach den üblichen Formalitäten Geld zu tauschen und in einem ungarischen Imbiss gut und günstig zu essen. Ansonsten bestand die Stadt (es ist wirklich eine Stadt) nur aus neugierigen Gaffern und einem Jungen der unser Auto bewachen wollte. Man spürte deutlich, dass "wir" nicht dorthin gehörten.

Auf dem weiteren Weg zum Canyon mussten wir unbedingt tanken und besuchten die nächste Weltstadt die auf unserer Karte auch mit einer Tankstelle ausgezeichnet war. Diese Stadt bestand allerdings nur aus einem Haus und war nur über Steine- und Felsenwege (bergab) zu erreichen. Als Cerstin die Bardame nach Benzin fragte, fiel diese bald in Ohnmacht und fragte verzweifelt das ganze Personal, wo es denn hier Benzin gäbe. Als wir schon alle Hoffnungen auf Benzin aufgegeben hatten und wir uns damit abgefunden hatten wieder nach Keetmannshoop zurückzufahren, kamen zwei Arbeiter mit einem Kanister und einem Plastikschlauch saugten das Benzing an und betankten unser Auto.

Gerit konnte in seinem perfekten Englisch die Angestellte noch zu den merkwürdigen Straßenschildern befragen, die wir auf der Fahrt nach unten gesehen hatten. Die Schilder bedeuteten, dass die Piste zum Fish River Canyon gesperrt sei! Cerstin war begeistert und wollte doch zu gerne mehr als 100 Kilometer Umweg in Kauf nehmen. Die Dame konnte Gerit allerdings davon überzeugen, dass die Piste wieder frei sei, aber bisher einfach niemand die Schilder weggeräumt habe!! Aha

Also dachten wir uns "Der Weg ist das Ziel" und ignorierten die Sperrschilder.
Die Bilder der Schilder schossen uns allerdings nach wenigen Kilometern wieder in den Kopf. Zu diesem Zeitpunkt standen wir staunend am Ufer des Löwenfluss' und mussten diesen mit unserem "geländefähigen" Wagen durchqueren oder aber wieder umkehren. Ohne Sinn und Verstand - also ohne die Wassertiefe zu überprüfen fuhren/schossen/rasten wir durch den Fluss und kamen auch wirklich ohne nennenswerten Schaden am anderen Ufer an.

Wer sich mit Namibia befasst, wird sich wahrscheinlich bei der Routenplanung (mit Ausnahme der Regenzeit) niemals mit irgendwelchen Flussdurchquerungen befassen, da es überhaupt nur zwei Flüsse gibt, die ganzjährig Wasser führen. Die anderen sind sogenannte Trockenflüsse und führen höchstens mal in der Regenzeit Wasser. Der Löwenfluss war nur gefüllt, weil der angrenzende Stausee zu viel Wasser führte und die Schleusen geöffnet wurden.

Angekommen in der Canyon Lodge waren wir doch sehr von der bizarren Felsenlandschaft und den in die Hügel eingebetteten Häuschen beeindruckt.
Beim Einchecken wurde uns dann wieder bewusst, dass unser Auto nicht namibiatauglich sein konnte. Da wir wieder alle Daten ins Gästebuch eintragen mussten und uns unser Kennzeichen des Autos mal wieder entfallen war, musste Gerit schnell zum Auto um das Kennzeichen abzulesen. Siehe da, das vordere Nummernschild war weg. Ob es uns in Keetmannshoop gestohlen wurde, weil wir das Auto nicht bewachen ließen oder ob wir es im Löwenfluß verloren haben....niemand weiß es.

Zum Abschluss des Tage schloss sich um 17 Uhr ein Sonnenuntergang auf den Bergen mit einem gekühlten Drink an. Nach dem Abstieg zur Lodge wurde uns dann noch das besondere Haustier der Canyon Lodge vorgestellt. Ein zahmer afrik. Steinbock (handaufgezogen mit der Flasche) dessen Mutter bei einem Autounfall das Leben lassen musste. Der passende Name war natürlich Bambi! Bambi sollte uns nun jeden morgen im Speisesaal begrüßen und sich ihre Streicheleinheiten bei den Gästen abholen.

Das zum Abendessen aufgetischte Buffet hat uns doch sehr beeindruckt. Man fragt sich in Namibia immer wieder, wie diese Delikatessen in dieser Einöde geliefert werden können. Aber irgendwie geht es eben - eine Landepiste hat ja inzwischen fast jede Lodge. An diesem Abend wurden wir mit Kudufleisch, Karotten-, Rote Beete-Salat und anderen Köstlichkeiten verwöhnt.

© Cerstin Hahn, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
14-tägige Selbstfahrerrundreise mit allen Tücken: Nachdem wir vor einigen Jahren in Kenia mit dem Afrikavirus infiziert wurden, beschlossen wir anläßlich des 40. Geburtstages meines Schatzes uns diesen Traum zu erfüllen.
Details:
Aufbruch: 23.04.2005
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 09.05.2005
Reiseziele: Namibia
Der Autor
 
Cerstin Hahn berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.