Leinen los und los!

Reisezeit: April - Oktober 2007  |  von Doris Sutter

Über Maas und Zuid-Willemsvaart nach Roermond

So einfach ist das gar nicht mit der Maas. Sie ändert nämlich ständig ihren Namen. Am bekanntesten ist wohl die Limburgse Maas mit ihren vielen Maasplassen, den großen Baggerseen.

Wir kommen aus dem Naturschutzgebiet Biesbosch, das ich jedem Wassersportler nur wärmsten empfehlen kann. So viel unberührte Natur findet man selten. Und das schönste daran ist, dass wir Wassersportler sie auch nutzen und genießen dürfen.

Vom Biesbosch erreichen wir die Bergse Maas oberhalb Drimmelen in Geertruidenberg bei km 251. Schon von weitem sind Kühlturm und Schlote des Kraftwerks erkennbar.
Die Maas ist hier ein breiter, ruhiger Fluss. Doch selbst bis hierher lässt die Tide den Wasserstand schwanken.
Flache Uferwiesen begrenzen den Fluss. Etwas zurück die Dämme hinter denen nur die Dächer der Häuser hervorschauen.
Weit auseinander gezogene Baumreihen an ihrem Ufer, deren Baumkronen alle nach Osten geneigt sind. Stramme Westwinde scheinen hier an der Tagesordnung zu sein. Davon zeugen auch die sich im Kilowatt drehenden Windräder.

Es gibt einige kleine Jachthäfen und Orte mit Passantensteiger, aber einen richtig tollen Hafen findet man in der im Mittelalter uneinnehmbaren Festung Heusden. Schon von weitem erkennt man die schwarzen Windmühlen hoch oben auf dem Damm.

Schippert man die Bergse Maas weiter, die jetzt nur noch Maas heißt, erreicht man nach 2 Schleusen die Limburgse Maas hinter Nijmegen.
Die sich hier anschließenden Maasplassen sind wohl mit eines der schönsten Wassersportgebiete der Niederlande.

Wir biegen bei km 221,5 Richtung 's-Hertogenbosch und Zuid-Willemsvaart ab.
Die Maasplassen sind uns ausreichend bekannt und wurden auch schon viele Male in Wassersportmagazinen beschrieben.
Mehr davon finden Interessierte in meinem Reisebericht "Spazierfahrt durch Euroland" unter

www.beluga-on-tour.de

's-Hertogenbosch, der Wald des Herzogs, heißt in Holland nur noch kurz und bündig Den Bosch.
Ein kleiner Jachthafen mit Boxen ist direkt an der Stadt in der Dommel. Ein paar Meter weiter, unter der Hebebrücke durch, ist der Passantenhaven mit einem Schwimmsteg.
Den Bosch, der Geburtsort von Hieronymus Bosch und Hauptstadt von Noord-Brabant ist natürlich eine ganz tolle Einkaufstadt. Mittwochs und samstags findet auf dem dreieckigen Marktplatz ein traditionsreicher, quirliger Markt statt.
Sehenswert auch Kathedrale, Citadelle und Staadthius mit Turmuhr, Glockenspiel und Spielwerk.
Im Schleusenoberwasser der Stadtschleuse in der Zuid-Willemsvaart sind jede Menge Liegplätze. Sie sind zwar etwas unruhig und haben keine Versorgung, dafür sind sie aber kostenlos. Nur zum Einkaufen oder übernachten sind sie allemal geeignet.

Die Idee die Zuid-Willemsvaart kennen zu lernen stellt sich als krasse Fehlentscheidung heraus und wird bei diesem grauenhaften Wetter gar zum Eigentor.
Mit uns schleusen 5 kleinere holländische Boote. Da jeder von ihnen eine Leiter in der Schleuse braucht, sind sie meist sehr malerisch über die Schleusenmauern drapiert. Die Schleusen sind sehr groß, doch schwierig wird es, als auf einer Seite Dalben vor der Schleusenmauer stehen.
Zum schleusen können wir da nicht anlegen, also müssen wir auf die kleinen Boote liegen, die bereits die Mauer in Beschlag haben. Die Gesichter werden ziemlich lang. Es würde mir auch keinen Spaß machen, wenn im Verhältnis ein Berufsschiff an uns festmachen würde.
Es hätte wohl mehr Sinn gemacht uns als erste einfahren zu lassen und dann auf uns drauf zu liegen, anstatt die Schleuse zu stürmen wie Hornissen ihr Nest.
Leider gibt es keine Möglichkeit die Fahrt vorerst zu unterbrechen und wenigsten abzuwarten, bis sich das Wetter einigermaßen beruhigt hat.
In der nächsten Schleuse haben wir das gleiche Problem, doch jetzt sind unsere Mitfahrer schlauer. Wir fahren als erste ein, ein anderer liegt auf uns und hinter uns stellt sich einer quer in die Schleuse. Er hat sich unter unserem Beiboot verkeilt. Manfred erstürmt die Schleusenmauer, lässt sich nach einigem hin und her ein Tau zu werfen und zieht das Boot dann mit dem Heck herum.
Stürmische Wetterfronten rauschen eine nach der anderen über uns hinweg, während wir uns von Schleuse zu Schleuse und von Hebebrücke zu Hebebrücke quälen.
Obwohl sich der Holländer bei Manfred Rat geholt hat, wohin sich sein Boot dreht, wenn er eine rechtsdrehende Welle hat, steht er in Schleuse 10 wieder quer. Diesmal ist es Manfred nicht möglich zu helfen. Die Schleuse ist nickel-nagel-neu und noch nicht ganz fertig. Er kommt nicht von Bord. Der Schleusenmeister hat kein Erbarmen, oben warten 2 Berufsschiffe, das Sportboot wird in der Schleuse querstehend geschleust.
Erst als wir so weit oben sind, dass Manfred die Mauer erklimmen kann, steigt er aus und zieht das Boot mit dem Heck an die Schleusenwand.

Zwischenzeitlich, als uns die Sintflut einige Ausblicke erlaubt, entdecken wir auch einige wenige nette kleine Dörfchen mit sehr schönen Häusern, aber auch viel, viel Industrie.
Die Straße verlässt uns nicht und auch nicht der Schilfgürtel auf der anderen Kanalseite. Im Übrigen hat es erstaunlich viel Berufsverkehr.
An einem Tag ist die Tour von Den Bosch in die Maas nicht zu schaffen, wenigsten nicht in christlicher Zeit.
Wir schleusen ständig bergwärts, nur die letzte Schleuse vor der Limburgse Maas im Kanaal Wessen-Neederwer, da geht's viele Meter abwärts mit uns.

Diesen Kanal muss man nicht unbedingt kennen lernen.

© Doris Sutter, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Begleitet Beluga und ihre Crew auf ihrer Bootsreise durch Deutschland, Holland, Belgien und Frankreich. Man kann 100.000 km mit einem Jet zurücklegen, ohne Mitteilungswertes zu erfahren, aber man kann in einer Stunde gemütlicher Fluss- oder Kanalfahrt auf dem altmodischsten aller Fortbewegungsmittel, dem Boot, sensationelle Erlebnisse haben.
Details:
Aufbruch: April 2007
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: Oktober 2007
Reiseziele: Deutschland
Niederlande
Frankreich
Luxemburg
Der Autor
 
Doris Sutter berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Doris sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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