Sutter & Schottka in Indochina

Reisezeit: Januar - April 2009  |  von Peter Schottka

Killing Fields and Genocide Museum

28.02.2009
Mr.YaYa - der Tuk Tuk Fahrer erschien vereinbarungsgemaess um 9 Uhr morgens, konnte sich sogar noch an unsere Namen erinnern. Was er nicht mehr wusste war, dass wir fuer die Tuk Tuk Runde zu den Staetten des Grauens des Pol Pot Regimes 20 $ ausgemacht hatten. Er schlug gleich mal 50% drauf. Versiert, wie wir inzwischen sind, machten wir da nicht mehr mit. In Kambodscha regiert der nackte Ueberlebenskampf. Es ist eines der aermsten Laender der Welt. Wir haben unvorstellbare Armut gesehen, viele Menschen die Betteln, die versichern dass sie Hunger haetten und das glauben wir denen.

Mit diesem TUK TUK Fahrer wollen wir nun Phnom Penh erkunden.

Phnom Penh wurde der Legende zufolge gegruendet von der Dame Penh. Diese sah eines Tages einen Baum im Strom schwimmen. Ein Diener zog ihn an Land und darin befanden sich 5 Buddha Statuen. Unverzueglich liess sie einen Huegel aufschuetten(Phnom) darauf Pagoden errichten um die heiligen Reliquien zu bergen.

1866 wurde Phnom Penh zur Hauptstadt Kambodschas und als Koenig Narodon 1863 die Stadt der "Schutzmacht" Frankreich unterstellte, legten diese eine Stadt nach europaeischem Massstab an. Weitlaeufige Boulevards, Jugendstilvillen und Parks praegten das Stadtbild.

Bis 1960 war Phnom Penh eine bluehende Maerchenstadt.
Am 18.3.1970 wird Prinz Sihanouk durch General Lon Nol gestuerzt und als am 17.4.1975 die Roten Khmer ein Phnom Penh einmarschierten hatte die Stadt 3 Millionen Einwohner.

Die roten Khmer, begeistert als Befreier von der Lon-Nol-Diktatur gefeiert gaben den Bewohnern den Befehl, die Stadt innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Wer sich weigerte wurde hingerichtet. Selbst Krankenhaeuser wurden evakuiert. Es gibt Fotos von dieser Stadt, wie sie ueber Nacht zur Geisterstadt geworden ist.

Ein langer Leidensweg fuer das Volk begann, wo 1,5 - 2 Millionen ihr Leben liessen.

Als Vietnamesen 1979 die Roten Khmer vertrieben, war die einst schoenste Metropole Sued-Ostasiens eine Stadt am Abgrund. Nichts funktionierte dort mehr. Kein Strom, kein Wasser, kein Telefon, einfach nichts.

Der Wiederaufbau wurde unterstuetzt durch eine Friedensmission der Vereinten Nationen, die auch die erste freie Wahl ueberwachten. 20 000 Blauhelme waren stationiert. Duch den Dollarsegen wurde ein wahrer Bauboom ausgeloest, es entstanden Bars, Hotels und Kneipen. Heute hat Kambodscha ein grosses Problem mit Aids. Folgen der Rotlichtviertel.

Peter und ich waren froh, am Vortag schon im Nationalmuseeum gewesen zu sein. Der Tag wird ohnehin noch anstrengend genug. Das Nationalmuseeum liefert einen kunsthistorischen Ueberblick ueber die Geschichte des Landes. Der Bau ist prachtvoll im Khmer Stil erbaut. Uns jedoch hat ein Guide gefehlt, um uns die Kunstgegenstaende zu erklaeren.

So bringt uns Mr.YAYA zuerst zu den Killing Fields. Ergriffen legen wir Blumen neder und zuenden ein Raeucherstaebchen an. Die Menschen, oft gefoltert, wurden hier hingerichtet. Zuvor mussten sie ihr Grab selber schaufeln. Meist sieht man an den Schaedeln Spuren von Gewalteinwirkungen, so nach dem Motto der Moerder, ein Kugel ist mir zu schade fuer Euch. Viele wurden erschlagen. Viele Koerper ohne Koepfe wurden gefunden. Kinden wurden ausnahmslos ermordet und dies durch Schlagen an die Baeume oder man warf sie in die Luft und fing sie mit der Bajonette auf. Ein Palmenblatt diente dazu, Menschen zu koepfen, sie hatten dann einen 10minutigen Todeskampf zu ertragen. Unvorstellbar, dass Menschen zu so etwas faehig sein koennen. Uberall liegen Knochen und die Kleider der Opfer.

Hier trafen wir auf eine Australierin, die an der Hochschule dort unterrichtete und jetzt in Rente ist. Ihr Mann ist Pastor und die beiden werden nun fuer 8 Jahre in diesem Land leben um ihre Hilfe und ihr Wissen(und ihre Naechstenliebe) einzubringen. Sie haben sich ein Haeuschen angemietet und lernen nun Khmer. Hut ab vor solchen Menschen. Dieses so gebeutelte Land braucht das sehr.

Danach geht es zum Museum Toul Sleng, einem ehemaligen Gymnasium. Von 1976 bis 1979 wurden dort Tausende bei Verhoeren gequaelt, bis sie alles gestanden, was die Folterer hoeren wollten. S-21 ist der Codenamen fuer das Gefaengnis gewesen. Verhaftet wurden alle, die nur einen Anschein von Bildung hatten, einer Fremdsprache maechtig waren, eine Brille trugen oder irgend einem verdaechtig erschienen. Ob Mann, Frau, Kind oder Auslaender, alle kamen dran. War einer in der Familie inhaftiert, wurde der Rest der Familie immer dazu verhaftet. Kaum einer hat das Grauen ueberlebt. Der Bruder Nummer eins, Pol Pot war der Meinung, behalten wir sie, schaden sie uns, toeten wir sie, werden sie uns nicht fehlen. Und immer nach dem Motto, lieber 10 Unschuldige toeten - als einen Schuldigen verschonen. Schuldig in deren Sinne natuerlich. Dieses Grauen wurde akribisch festgehalten und fotografiert. Die Fotos mit den von Panik aufgerissenen Augen kann man nicht mehr vergessen. Die Foltergeraete und die Zellen und die eisernen Fussfesseln haben mir den Schlaf geraubt.

Ehen wurden von der Partei beschlossen und nur zu dem Zweck, Kinder fuer die Revolution zu bekommen. Die Partner kannten sich oft vorher gar nicht. Kamen die Kinder zur Welt, so wurden sie den Eltern weggenommen. Man wollte keine familiaeren und sozialen Strukturen entstehen lassen. Einen Steinzeitkommunismus nach chinesisch-kommunistischem Vorbild wollte man schaffen. Alle Bildung, die Industrie und die Religion wurde unterbunden. Moenche und die Intellegenz wurde in Arbeitslagern umerzogen.

Das ganze Volk wurde in schwarze Einheitskleidung gesteckt.

Es faellt schwer, nach diesen schaurigen Staetten nun in den Koenigspalast zu gehen. Dort sehen wir die unglaubliche Pracht des Thronsaales, die beruehmte Silberpagode mit dem 90 kg schweren Buddha aus reinem Gold, der mit 2086 Diamanten verziert ist.
Dahinter befindet sich eine Kopie des legendaeren Smaragd Buddhas, hochverehrt vom Volk, das die Religion nun wieder ausleben darf.

Leider reicht uns die Zeit nicht, ein Training der Apsaras Taenzerinnen mitzuerleben, die den beliebten klassischen Tanz erlernen. Dies kann man in der Schule der schoenen Kuenste gegen eine freiwillige Spende .

Nicht nehmen lassen wir es uns, in dem FCCC - dem Foreign Correspondents Club of Cambodia ein Glas Wein zu uns zu nehmen. Waehrend des Vietnam Krieges Treffpunkt der auslaendischen Korrespondenten. Da haben sich die aber eine feine Adresse ausgewaehlt. Hier spuert man sie noch, die feine Welt!

Es stehen viele Hilfsorganisationen diesem Land zur Seite. In Siem Reap gibt es einen Zuercher Kinderarzt, der seine Praxis dort aufgab, um hier Krankenhaeuser zu gruenden. Er wird kurz Dr.Beat genannt und tritt am Donnerstag und Freitag mit seinem Cello auf um Bach zu spielen. Dazu singt er selbst komponierte Lieder. Mit den freiwilligen Spenden finanziert er die medizinische Hilfe, die fuer Frauen und Kinder kostenlos ist. Einschliesslich Vor-und Nachsorge. Ich finde das ganz toll!

Alles in allem eine aufregende Stadt, dieses Phnom Penh, da gibt es einiges zu entdecken. Jedoch nach allem, was wir erlebt haben, wollen wir nun nach Vietnam zurueck. Dieses Volk wurde an Leib und Seele verletzt und man kann sich gut hineindenken, warum gerade aeltere Menschen einen unglaublich harten Gesichtsausdruck haben. Auch fuer dieses gierige Geschaeftemachen, das UebersOhrHauen und das Betteln und ein Dollar Geschrei haben wir Verstaendnis.Und dennoch, es geht an das Nervenkostuem. Ist auch nicht leicht, all das Elend zu sehen.Wie geht es uns soch so gut zuhause............und dennoch meckern wir gelegentlich.

© Peter Schottka, 2009
Du bist hier : Startseite Asien Kambodscha Killing Fields and Genocide Museum
Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere zweite Reise nach Asien führt uns vom Neckarstrand zum Mekong.Wir fliegen von Frankfurt nach Hanoi.Vietnam, Laos und Kambodscha sind unser Ziele.9 Wochen später Rückflug von Ho-Chi-Minh.Das Abenteuer kann beginnen.
Details:
Aufbruch: 29.01.2009
Dauer: 9 Wochen
Heimkehr: 01.04.2009
Reiseziele: Vietnam
Laos
Kambodscha
Der Autor
 
Peter Schottka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors