Mumbai und darueber hinaus...

Reisezeit: März - Dezember 2005  |  von Marph aus Hamburg

Mumbai heisst jetzt Atlantis

Mit Monsun hatte ich ja irgendwie gerechnet. Man kommt ja auch nicht drum herum... Aber am Nachmittag vom Dienstag hatte es angefangen ungewoehnlich stark zu regnen und da wir ja im Trockenen im Buero gesessen sind, haben wir uns nichts boeses dabei gedacht. Als es dann aber gegen fruehabend anfing, dass der 5 meter hohe baum im hintergelaende gegen das gebaeude geschlagen hat, waren alle an den Fenstern um dem spektakel beizuwohnen. Als das Wasser dann im Erdgeschoss schon fast reingelaufen ist, haben ein paar leute und ich dann beschlossen, nach hause zu fahren. aber das war garnicht so leicht! Es war direkt vor dem Buero ein Baum aus dem Asphalt gerissen worden und lag quer ueber der Strasse, die zur Haelfte (Strassen koennen hier schonmal schief sein!) ueberflutet war. Ich habe mich dann trotzdem mit einem Kollegen auf seinem Motorrad auf den Weg gemacht, weil weder Busse, noch Taxen, noch Zuege mehr fuhren. Ihr koennt euch wirklich nicht vorstellen, was da los war. Ganz Bombay war zufuss unterwegs, mit Regenschirmen in Brusthohem Wasser, ganze Horden auf Bruecken, die wie bei einer Voelkerwanderung wie Ameisen sich vorgeschobe haben. Die Haelfte der Baeume (grosse Baeume)waren aus der Erde gerissen worden und haben alle Wege, die nicht ueberschwemmt waren, unpassierbar gemacht. Es hat in Stroehmen gegossen und erst der 5. Weg, den wir probiert hatten war einigermassen passierbar. Stellenweise auch ueberflutet, aber nicht so stark, dass man mit dem Motorrad noch vorwaerts kam. Staus ohne Ende, staendig Blitze und Donner und allgemeine Unruhe und Angst. Wir sind durch ein Slum gefahren, wo die Leute, trotz dass ihr Behausungen ueberflutet waren, auf Anhoehungen Feuer gemacht hatten (wie auch immer die das geschafft haben, bei platzregen? wahrscheinlich mit benzin!) um die durchfrohrenen Leute, die vorbeikamen, mit heissem Chai zu versorgen. Ich habe sowas in meinem Leben noch nicht gesehen! Eine Stadt im Chaos und mitten auf der Strasse hockt ein Bauer unter der Kuh und melkt sie. Im Norden wurde der Strom abgeschaltet, aus Angst vor Kurzschluessen. Auch heute, 2 Tage nach dem Unwetter fahren die Bahnen nicht und seit 2 Tagen gibt es keine Fluege von und nach Bombay! Mein Freund war, wie so viele Andere bis zum naechsten Vormittag im Buero eingeschlossen und musste da uebernachten. Auch heute bin ich fast allein im Buero und gehe sicher auch gleich wieder nach hause, weil meine arbeitskollegen bis gesern um 4:00 nachmittags hier eingeschlossen waren. Habe heute die Zeitung gekauft, nachdem es gestern keine gab und die boese Nachricht sind 944 mm regen in 24 stunden und 700 tote in ganz maharashtra (statt in dem bombay liegt)wovon es 115 alleine in Bombay sind. Ich bin froh, dass ich noch am Abend, wenn auch erst nach 2 1/2 stunden fahrt, heil zu hause angekommen bin. Eine Woche spaeter gibt es immernoch Tage, an denen es durchregnet und Bandra und den Norden Bombays unter wasser setzt. In Colaba hingegen sieht man fast garnichts von der ganzen Ueberschwemmung, weil das Wasser dort wunderbar ins Meer abfliessen kann. Wie immer ist es am Schlimmsten in den noerdlichen Slums, bei den Menschen, die eh schon nichts haben und nun auch noch gesundheitliche Schaeden davontragen, weil das wasser in dem sie mit offenen wunden laufen, voller toter tiere und dreck ist. Und zur gleichen zeit wird mit grossem tamtam verlautet, dass Indien jetzt mit Amerika "wer ist die groesste Atommacht der Welt "spielt, und hier gibt es keine Pflaster fuer die Verletzten geschweigedenn Medezin. Aerzte bitten ueber das Radio um Vitamintabletten und Aspirin. Hoere ich da verbitterung in meiner Stimme?! Ja, ein bisschen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich arbeite in Mumbai für ein halbes jahr und reise dann fuer 3 monate durch nepal und indien. hier gibt es nuetzliche infos aus 1. hand ueber mumbai und alles, was das leben da lebenswert macht (oder auch nicht).
Details:
Aufbruch: 06.03.2005
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: 08.12.2005
Reiseziele: Indien
Nepal
Anjuna
Der Autor
 
Marph aus Hamburg berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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