USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

John Day Fossils Bed NM - Columbia River

25. Tag

Sonntag, 19. Juni 2011 - 25. Tag 377 Meilen (607 km)
Baker City - Elkhorn Oregon Scenic Byway - Powder River - Journey through time Ore-gon Scenic Byway - John Day Fossils Beds NM - Clarno State Park - Columbia River - Yakima, Washington
Hotel: Motel 6

6 Uhr schellt unser Wecker, es ist kalt, nur 8 Grad. Doch wir hoffen, dass es heute nicht regnet. Das Frühstück im Hotel ist sehr mager, wie gesagt, hier liegt Einiges im Argen. Gegen 7.30 Uhr starten wir, zunächst über den Elkhorn Oregon Scenic Byway, am Powder River entlang, durch den Wallowa-Whitman National Forest. Wir durchfahren Wolkendecken und feuchte Nebelwände.

Der "Journey through time Oregon Scenic Byway führt uns durch einen grünen Wald, gespenstisch anzusehen mit Flechten und Moosen, ganz unheimlich. Am Wegesrand stehen 6 Hirschkühe, die wachsam zu uns herüber schauen. Der schöne Highway ist ca. 286 km lang und führt durch die Geschichte von chinesischen Arbeitern, von Vermögen, ge-wonnen und verloren, von Holz, Landwirtschaft, Pionieren. Und er erzählt die Erdgeschichte, von Meeren, die austrockneten und von ausgestorbenen Lebewesen. Hoch hinauf fahren wir, über den Tipton Pass, 1.562 m, und den Dixie Pass, 1.609 m.

Wir kommen nach Prärie City, eine kleine, vom Tourismus noch unberührte Stadt. In John Day findet ein großes BMW Treffen statt, viele Biker sind zu sehen. Im Vorgarten eines Hauses fressen 3 Rehe die schönen Blumen. Wir tanken und fahren nach Mount Vernon, zum Kaffee trinken. Die Strecke führt durch den Malheur National Forest, hier begleitet uns der John Day River.

John Day. Geboren in Virginia, lebte als Jäger und Pelztierhändler in Oregon. Bekannt wurde er dadurch, dass er von Indianern überfallen, ausgeraubt und nackt zurückgelassen wurde. Er überlebte dieses Ereignis. Nach ihm sind eine Stadt, ein Fluss, ein Damm und das John Day Fossils Bed NM benannt.

In Dayville steht ein Schild am Ortseingang: "Welcome! Our fossils are friendly!" Und darunter sind vier freundliche alte Männer abgebildet. Wir kommen ins John Day Fossils Bed National Monument, ein Schutzgebiet aus drei, nicht zusammenhängenden Teilen, sog. Units, die auf einer Länge von ca. 100 km im Tal des John Day River liegen. Der Fluss ist ein Zufluss des Columbia River. Hier, auf 52 Quadratkilometern, werden Fundstätten mit Fossilien von Lebewesen mit einem Alter von etwa 54 bis 6 Mio. Jahren geschützt. Zunächst kommen wir durch die wunderschöne Picture Gorge, ein herrlich grüner Canyon, mit hohen Felsen, durchquert vom John Day River. Hier wurden unzählige Petroglyphen der indianischen Urbevölkerung gefunden. Die Blue Mountain Region um die Sheep Rock Unit wurde schon vor mehr mehr als 10.000 Jahren zur Heimat der Tenino und der nördlichen Paiute Indianer. Sie siedelten in dieser Region, bebauten das Land, jagten und fischten. Ab 1800 siedelten europäische Amerikaner in den Blue Mountains. 1823 stellte der US Supreme Court fest, dass die Indianer "Nomaden" seien und damit niemals Besitzer des Bodens sein könnten. Man nahm den siedelnden Indianer ihr Land weg und verschenkte es 1862 großzügig an die europäischen Siedler. Wieder mal ein großes Unrecht in der amerikanischen Geschichte.

Obwohl die Gegend reich an Farmland ist, ist sie nur dünn besiedelt. Landschaftlich ist es sehr schön hier, doch uns wäre das zu einsam bzw. zu weit abseits einer größeren Siedlung. Wir besuchen das Thomas Condon Paleontology Center, ein Forschungs- und Be-sucherzentrum mit einem bemerkenswerten Fossilienmuseum, 2003 eröffnet. An Werktagen kann man den Forschern bei der Arbeit zusehen. Faszinierend. Thomas Condon, 1822 - 1907, Pfarrer und Missionar, kam nach Oregon und hörte um 1862 von Goldsuchern, dass sie versteinerte Knochen gefunden hätten. 1865 brach er auf, um nach den Fundstätten zu suchen. Die besten Fossil-Funde machte er am John Day River. Condon war Autodidakt. Über Literatur, naturkundliche Zeitschriften baute er sich eine Sammlung von Wissen auf. Er traf sich mit bekannten Wissenschaftlern. Ende der 1860er Jahre kam er mit Feldgeologen zusammen, die erkannten, dass seine Sammlung außergewöhnlich war. 1869 schickte Condon einige Fundstücke an Museen an der Ostküste, die begeistert waren und mehr Material von ihm wollten. 1871 unternahm die Yale Universität die erste Exkursion an den John Day River, angeführt wurde sie von Condon. Weitere Universitäten folgten diesem Beispiel. 1872 wurde der Theologe Condon als Geologieprofessor an die Staatsuniversität Oregons in Eugene berufen. Eine erstaunliche Karriere eines "Laien". Ich bin ganz ehrlich, mich interessiert die Geschichte dieses Mannes mehr als die Fossilien. Doch Gerhard, Rolf und ich nehmen uns Zeit und schauen uns alles in Ruhe an. Die Informationen sind interessant dargestellt und auch für Laien verständlich.

Dann geht es zum James Cant Historic Distrikt. 1910 kauften James und Elizabeth Cant, schottische Einwanderer, ca. 700 acres Land (1 acre = 4.047 m²) am John Day River von der Officer Familie, die als erste 1881 im Tal eine Ranch in Betrieb nahmen. 1917 bauten sie das große Cant Haus, da sie mehr Platz für ihre 4 Kinder und Angestellten benötigten. Das alte kleine Cant Haus ist heute Visitor Center und Museum. Viele Räume sind origi-nal erhalten und kostenlos zu besichtigen. Auch das ist eine Reise, aber durch die Ge-schichte einer Familie. Die Cants waren eine gesellige und offene Familie. Sie besaßen große Gemüse- und Obstgärten, hielten Hühner nahe am Haus und besaßen große Schaf-herden (mehr als 4.000 Stck.). Diese mussten vor Feinden wie Adler und Coyoten be-wacht werden. Es war eine sehr arbeitsintensive Tätigkeit. Nach und nach erweiterten sie ihren Grundbesitz bis auf 6.000 acres. Um 1946 stellten die Cants ihre Herden von Schafen auf Rinder um. Sie folgten dem Trend der Zeit. Bis in die frühen 1970er Jahre wurde die Ranch von der Cant Familie bewohnt und betrieben. 1975 wurde John Day Fossils Beds National Monument gegründet. Der Park Service kaufte das Cant Ranch Haus und ca. 849 acres Land von der Cant Family und machte daraus ein Museum. In vielen Gebäuden kann man nachempfinden, wie die Menschen damals gelebt und gearbeitet haben. Auf einem Schild steht, was man über Mrs. Cant einst sagte: " When she leaves the earth, she would be holding her dish towel, when she met St. Peter at the gate." Ein mehr als interessanter Ort und auf jeden Fall einen Stopp wert.

Wir kommen vorbei am "Goose Rock", mehr als 100 Mio. Jahre alt, und am "Cathedral Rock", mehr als 29 Mio. Jahre alt - ganz herrliche Felsformationen. Um 12 Uhr machen wir an der Foree Area Mittagspause. Es ist warm geworden. Rolf und Gerhard laufen den "Flood of Fire Trail" und "Story in Stone Trail", um zu fotografieren. Ich bleib im Schatten sitzen, passe auf die Motorräder auf und schreibe. Es ist ein herrlicher Tag und eine herrliche Fahrt. Die Felsen leuchten in verschiedenen Grüntönen, in Gelb, einfach prächtig.

Weiter geht die Tour auf dem HW 218 zur Clarno Unit, im Wheeler County, hier befinden sich die ältesten und härtesten Gesteine. Sie entstanden vor ca. 44 Mio. Jahren bei einem Vulkanausbruch. Die "Clarno Palisades" sind steile Klippen (45 m hoch) mit scharfen Erosionsformen und einem natürlich entstandenen Steinbogen. Dieser sieht aus wie zwei sich küssende Bären! Außerdem zeigt der "Trail of the Fossils" Fossilien im Felsen. Frank W. Lee, Helen A. Lee, Edward und George Lee (Söhne) schenkten ca. 22 acre Land (89.034 m²) am 11. Juli 1963 dem amerikanischen Staat und so wurde hier der Clarno State Park, Teil des John Day Fossils Bed NM, errichtet.

Die Fahrt ist herrlich, zunächst durch ein weites, grünes Tal, bewohnt von Ranchern und Farmern, immer am breiten John Day River entlang. Dann kommen wir zum Spray Service Creek, es wird kühler. Wir überqueren den Butte Creek Pass, 1.203 m. Hier ist alles mit Pinien bewachsen, ein herrlicher Duft liegt in der Luft. Die Straße selbst, eine Kurve nach der anderen. Erst nach 15 Uhr fahren wir weiter, Richtung Antelope und dann gen Norden, HW 97, nach Washington. Sehr hohe Zäune sehe ich heute, sie sollen verhindern, dass die Wildtiere auf dem Highway getötet werden. Ein Skelett eines großen Tieres hängt im Zaun, ausgebleicht von der Sonne. Wir kommen auf eine riesige Hochebene, einmal Prärie, dann kultiviertes Land - endlose Weite. Das Wetter ist herrlich, nur ein Wahnsinns-Wind, ein richtiger Orkan. Vor dem Ort Biggs gibt es einen großen Windpark, langsam fängt man auch in den USA an, die Kräfte der Natur zu nutzen. Ein Fuchs rennt über die Straße und bringt sich in Sicherheit. Bevor wir den Columbia River über-queren, tanken wir, es ist 17.30 Uhr.

Der Columbia River bildet die Grenze zwischen Oregon und Washington. Der John Day Dam staut den Columbia River zum Lake Umatilla auf. Die Talsperre, gebaut zwischen 1958 bis 1971, ist eine von mehreren Talsperren im Columbia-Becken. Lake Umatilla ist 123 km lang, ca. 2 km breit. Oberhalb der Staumauer mündet der John Day River in den Columbia River.
Wir haben einen fantastischen Blick auf den Mount Hood und Mount Adams (Washing-ton). Mount Hood, ein Schichtvulkan, 3.425 m, ist der höchste Berg in Oregon, er gehört zur Kaskadenkette. Mount Adams, auch ein Schichtvulkan, 3.743 m, ist der zweithöchste Berg im pazifischen Nordwesten der USA. Auch er gehört zur Kaskadenkette. Dort liegt immer Schnee. Die grünen Wiesen im Tal bilden einen herrlichen Kontrast. Wir überqueren den Satus Pass, 957 m, ein Pass im Kaskadengebirge. Der Pass verbindet Goldendale und Klickitat Valley im Süden mit der Yakima Indianer Reservation und Yakima Valley im Norden. Nach dem Pass wird es wärmer, große Obstplantagen und Weinberge bestimmen nun das Landschaftsbild. Erst gegen 19 Uhr erreichen wir Yakima.
Meine Hüfte und mein Bein schmerzen, heute war die Fahrerei etwas zu viel für mich. Rolf und Gerhard fahren in den Safeway zum Einkaufen. Erst um 20.30 Uhr essen wir zu Abend, eigentlich viel zu spät. Es war ein langer Tag. Rolf und ich streiten. Er begreift nicht, dass die vielen Kilometer und Stunden heute ein Problem für meinen Rücken und die Hüfte sind. Schade, dass der sonst so schöne Tag so endet.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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