USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

PrairieCreekRedwoods-Shasta Trinity-Red Bluff

29. Tag

Donnerstag, 23. Juni 2011 - 29. Tag 264 Meilen (425 km)
Crescent City - Prairie Creek Redwoods State Park - Shasta Trinity National Forest - Red Bluff, Kalifornien
Hotel: Travelodge

Auch heute schellt um 7 Uhr der Wecker. Rolf kennt kein Erbarmen, doch Gott sei Dank ist auch Gerhard ein Frühaufsteher. Ich habe nicht besonders gut geschlafen, die Unterhaltung gestern Abend mit Gerhard über Kinder und Vorsorge hat mir sehr zu Denken gegeben.
Um 8 Uhr starten wir durch den Redwood Park, feucht, dunkel, unheimlich, geheimnisvoll. Dann geht es über eine Nebenstrecke des HW 101 - Newton B. Drury Scenic Park-way - in den Prairie Creek Redwoods State Park. Eine Traumstrecke, ein super Tipp der netten Hotelbesitzerin.

Die zahlreichen Nebenflüsse des Klamath Rivers (ca. 423 km lang) sind bedeckt mit Seerosen. Zunächst fahren wir durch eine riesige Nebelwand. Dadurch wirkt der dunkle Regen-Wald noch unheimlicher. Der Park ist ein Schutzgebiet (World Heritage Site) für die alten Redwood-Bäume, die höchsten Bäume der Welt, sowie für die Roosevelt Elks, die größte Elk-Art in Nordamerika: bis 3 m lang, 1,5 m Schulterhöhe und zwischen 300 - 500 kg schwer. Diese riesigen Hirsche mit mächtigen Geweihen sind prachtvoll anzusehen. Auf den Wiesen um das Visitor Center erblicken wir eine größere Elk Population. Das ist für uns ein ganz besonderes Erlebnis.

Sequoia Sempervirens ist die einzige noch lebende Art der Sequoia aus der Familie der-Zypressengewächse. Die Bäume sind bekannt als Coast Redwood (Küstenmammutbaum) , California Redwood, Giant Redwood (Mammutbaum). Der immergrüne Baum lebt bis 1.800 Jahre oder mehr. Es sind die höchsten Bäume der Erde mit einem Durchmesser bis zu 8 Metern. Die meisten dieser Bäume finden sich entlang der pazifischen Nordamerika-Küste, in tiefen und dunklen Schluchten, da dort das Klima mit ständigem Nebel ihr Wachstum fördert. Redwoods benötigen viel Feuchtigkeit. Die Redwood Wälder sind Lebensraum für eine Vielzahl von Säugetieren, Vögeln, Amphibien und Reptilien. Die dicke, Tannin-reiche Rinde der Redwoods bietet Schutz vor Insekten und Feuer. Fossi-lien-Funde belegen, dass die Bäume schon im Jurassic-Zeitalter vor 160 Mio. Jahren existierten. Das Holz der Redwoods aus den nicht geschützten Gebieten ist als Bauholz sehr beliebt, wegen seiner Schönheit, seiner Leichtigkeit, seiner Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und seiner Unempfindlichkeit gegenüber Feuer. Der größte Küstenmammutbaum im Volumen ist "Lost Monarch" mit einem geschätzten Volumen von 1.200 Kubikmetern, 98 m hoch und 7,9 m im Durchmesser. Er befindet sich in "Grove of Titans", Del Norte County. Der größte bekannte Mammutbaum ist der General Sherman mit einem Volumen von 1.487 Kubikmetern, 83,8 m hoch, ca. 2.300 - 2.700 Jahre alt, im Sequioa National Park, Visalia, Kalifornien.

Am Visitor Center machen Gerhard und ich einen informativen Rundgang. Gerhard ist genauso neugierig wie ich. Interessantes über Pflanzen und Tiere wird hier dargestellt und erklärt. Wir erfahren etwas über die Geschichte der Yurok Indianer, die früher in festen Dörfern in dieser Region lebten, nahe der Küste und um den Klamath River. Yurok bedeutet "Flussabwärts-Menschen". Die ältesten Funde sind aus dem 14. Jh. Durch die Begegnung mit den Weißen zwischen 1775 bis 1850 wurde die Bevölkerung der Yurok aufgrund eingeschleppter Krankheiten durch Siedler und Massaker durch Goldsucher stark reduziert. Heute sollen nur noch ca. 5.000 Angehörige dieses Stammes in den USA leben.

Gerhard kauft zwei Junior-Ranger-Hüte für die Enkel, ich erstehe Postkarten und Pins. Der State Park - kein Eintritt - ist die Heimat des Atlas Grove, des drittgrößten Küsten-Redwood-Baumes. Doch sein Standort bleibt für die Besucher ein Geheimnis, um das empfindliche Ökosystem nicht zu gefährden. Andere bekannte Bäume wie Corkscrew-Redwoods und Cathedral Trees sind für die Touristen zugänglich. Viele Redwoods im Park sind ca. 91 m, Gemini und Godwood Creek Giant mehr als 100 m hoch. Der Park bietet viele schöne Wanderwege, ein richtiges Urwaldparadies. Am "Skyline to the sea trail" machen wir viele Fotos an einem umgestürzten Baum. Der Wanderweg ist 47 km lang und führt von den Santa Cruz Mountains in Nord-Kalifornien zum Pazifischen Ozean. Ca. 2 - 3 Tage werden für den wunderbaren Weg benötigt. Rolf, Gerhard und ich sind von diesem recht unbekannten Park begeistert. Doch wir müssen weiter, auf dem HW 101 - dem Redwood Highway, wie er hier heißt.

Bei Big Lagoon sehen wir die nächste Elk-Gruppe. Elk oder Wapiti - ist eine der größten Hirscharten der Welt und eines der größten Säugetiere in Nordamerika und Ostasien. Einige Kulturen verehren Elks als spirituelle Wesen. Bei Wildliebhabern wird ihr mageres und proteinreiches Fleisch sehr geschätzt. Heute ist das Wetter kühl, 12 Grad und mal wieder sehr windig. Bei McKinleyville - "Where the horses have the right of way" - machen wir einen weiteren Fotostopp. Hier ist die Küste nicht mehr so wild und rau wie in Oregon. Ein großer Seevogel fliegt knapp über unseren Köpfen, mit seiner Beute, einem Fisch, im Schnabel. Wir machen einen kleinen Umweg auf eine Halbinsel in die Samoa Dunes, eines der artenreichsten Pflanzen-Gebiete in Kalifornien. Auf einer Steinbank picknicken wir restl. Brot, Leberwurst, Ölsardinen und Erdnüsse. Heute Morgen hatten wir kein Frühstück. Unter den dichten Bäumen und bei starkem Wind ist es ziemlich kalt und so verlassen wir den schönen Ort.
Bei Fortuna biegen wir ab auf den HW 36 nach Osten, eine schöne kurvige Straße, teilweise begleitet vom van Duzen River (National Wild and Scenic River). Im letzten Jahr hat uns ein Biker den Tipp für diese tolle Straße gegeben. Doch wir erinnern uns nicht, dass die Straße in so katastrophalem Zustand war - die aufgestellten Schilder "Rough Road" sind noch untertrieben. Die Stromleitungen hängen so niedrig, dass wir das Gefühl haben, sie streifen unsere Köpfe, wenn wir darunter her fahren. Ab Mad River wird es heiß. Hier gibt es das letzte Benzin für die nächsten 63 km auf dem HW 36. Die Straße führt durch den Shasta Trinity National Forest, den größten National-Wald in Kalifornien (2,2 Mio. Acres - 1 Acre = 4.047 m²), mit 5 Wildnis-Gebieten, Hunderten von Bergseen und mehr als 10.100 Flusskilometern.

Durch tiefe Schluchten - "Hell Gate" - und vorbei an Felsen mit buntem Gestein geht die Tour. In der Motorradfahrer-Kneippe "Wildwood-Cafe", welche wir vom letzten Jahr kennen, trinken wir Kaffee. Der nette junge Besitzer fährt auch Motorrad. Einige wild aussehende ältere Einheimische aus der Gegend mit ihren großen Hunden leisten uns auf der Terrasse Gesellschaft.

Dort hängt auch ein Schild, mit diesen Weisheiten:
A smith & wesson beats for aces.
Mother nature is a bitch.
Every activity takes more time than you have.
Most mistakes multiply.

Wir müssen uns von der schlechten Straße erholen und fahren erst nach einer Stunde weiter. Es wird nun knallheiß, mind. 35 - 40 Grad. Gerhard fährt voraus, damit er die super kurvige Strecke durch die Wüstenlandschaft besser genießen kann. Gegen 17.10 Uhr erreichen wir unser Hotel Travelodge in Red Bluff. Die pakistanische Besitzerin ist sehr freundlich, aber leider sind die Zimmer und der Pool sehr ungepflegt. Doch wir haben einen sehr schönen Garten, direkt am Sacramento-River. Die Zimmerpreise sind total überteuert.

Red Bluff, 1840 gegründet, ist eine sehr schöne Stadt, die uns schon bei anderen Besuchen gefallen hat. Der Name der Stadt rührt her von der roten Farbe der Erde und der Felsen. Viele schöne viktorianische Häuser kann man anschauen. Obwohl die Stadt ca. 30.000 Einwohner hat, erweckt sie liebenswerten Kleinstadt-Charme. Man glaubt gar nicht, dass hier von 1977 bis 1984 eine junge Frau als Sex-Sklavin gehalten wurde, ohne dass die Nachbarn etwas bemerkten. Oder dass 2002 ein Polizist von einem Fanatiker erschossen wurde, der damit auf die "Verantwortungslosigkeit der Gemeinde durch Polizei-staat-Methoden" hinweisen wollte. Der Schauspieler Tom Hanks ist ein bekannter Sohn der Stadt.

Im Sommer 1846 kamen amerikanische Siedler, unter Führung von William B. Ide in die Region von Sonoma, nördlich der Bucht von San Pablo. Sie setzten die dort lebenden mexikanischen Beamten fest, die gedroht hatten, alle zu vertreiben, die nicht die mexikanische Staatsbürgerschaft besäßen. Die Siedler zogen die Flagge der Republik auf und erklärten Kalifornien als freie und unabhängige Republik. William B. Ide war der erste und einzige Präsident der "Bear Flag Republik", diese bestand vom 14. Juni bis 9. Juli 1846. Die Revolte wurde nach 25 Tagen überrollt durch die Truppen der Vereinigten Staaten und eine Woche später wehte die Flagge der Stars und Strips über Sonoma. Die US-Serie "Falcon Crest" wurde in dem bekannten Weinanbaugebiet von Sonoma gedreht. Nach Beendigung der "Bear Flag Revolte" unterstützte Ide die Truppen der Vereinigten Staaten darin, Kalifornien endgültig von Mexiko abzuspalten und für die USA in Besitz zu nehmen. Nach dem Mexikanischen-Amerikanischen Krieg kehrte William B. Ide ins Sacramento Valley nach Red Bluff zurück und eröffnete ein Hotel dort, wo der Oregon Trail den Sacramento River überquerte. In den 1850er Jahren wurde eine Fähre eingerichtet. Heute erinnert der William B. Ide State Historical Park an diesen berühmten Mann. Nach dem Krieg wurden Texas, New Mexico und Kalifornien US-Gebiete. Der Rio Grande River wurde die natürliche Grenze zwischen den USA und Mexiko. Der Krieg kostete die USA viele Menschenleben und dazu enorme Geldsummen.

In Montana sahen wir wunderschönen Flieder, in Oregon herrliche Azaleen und hier in Kalifornien blüht der wunderbare Oleander an allen Straßen und Häusern. Prächtig anzusehen. Schnell wird abgeladen, alles zum Kühlen in den Kühlschrank, Duschen, Baden. Um 18.30 Uhr gehen wir zu Fuß in das mexikanische Lokal "Los Mariachi's". Das Essen dort ist super. Gerhard tränen die Augen, so scharf sind seine "Gambas Diablo", doch er mag das so scharf. Anschließend sitzen wir noch mit Bier und Wein in dem schönen Garten und plauschen. Gerhard und ich werden geduscht durch den automatischen Wassersprinkler im Garten. Meine Postkarten, die ich gerade schreibe, werden in Mitleidenschaft gezogen. Zunächst haben wir Rolf in Verdacht, uns diesen Schabernack gespielt zu haben, doch er ist unschuldig. Gegen 22 Uhr gehen wir schlafen. Es war mal wieder ein herrlicher Tag. Gerhard hat der kurvige HW 36 so gut gefallen, dass er ihn am liebsten morgen nochmals fahren würde.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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