USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

Route 66 - Hoover Dam - Las Vegas

9. und 10. Tag

Freitag, 3. Juni 2011 - 9. Tag 313 Meilen (504 km)
Williams - Route 66 - Las Vegas, Nevada
Hotel: Imperial Palace

Um 7.30 Uhr gehen wir nochmals zum Frühstück in "unser" Restaurant, Bilder mit Guadalupe werden gemacht und Adressen ausgetauscht. Nach dem guten Essen starten wir um 8.20 Uhr zu unserer heutigen Tour auf der historischen Route 66 nach Seligman, Hackberry, Oatman, Kingman bis nach Las Vegas, Nevada.

Zunächst folgen wir ca. 1 Std. dem "Purple Heart Trail". Unterwegs sehen wir einige größere Antilopenherden. Im Fernsehen heute Morgen habe ich gesehen, dass der Coronado Trail (HW 191) inzwischen gesperrt ist wegen der sich ausbreitenden Feuer. 400.000 acres (1 acre = 4.047 m²) brennen.
In Seligman besuchen wir den berühmten Angel's Barber Shop. Ein junger Mann erzählt uns, dass im Februar 2012 eine ZDF Sendung über die Route 66 ausgestrahlt wird. Geli und ich machen einige Einkäufe im dem schönen Geschäft. Die Preise sind merklich niedriger als in den Vorjahren. Angel (geboren 1927) und sein Bruder Juan Delgadillo, zwei Originale, die schon zu Lebzeiten Legende waren, brachten die Route 66 zurück ins Leben. Durch das persönliche Engagement der beiden Brüder, ihrer Familien und Freu-de ist die Route 66 besonders in Seligman lebendiger denn je.

Das nächste Ziel ist Hackberry's General Store. Die Stecke ist herrlich, violette Verbenen als Bodendecker und violette Disteln säumen die Straße. Die hier besonders auffällig primitiven Strommasten lassen uns den Kopf schütteln. Gegen 11.15 Uhr machen wir Eispause im Hackberry's Generalstore. Es ist ziemlich heiß. Einige Deutsche bevölkern den sonst eher ruhigen Ort. Gerhard trifft auf einen Bekannten aus seinem Nachbardorf in Deutschland. Die Welt ist halt doch klein.

Nun führt uns die Route 66 nach Kingman. Wir schauen uns eine Lok der Santa Fe Eisenbahn an, ausgestellt in einem Stadtpark. Die Geschichte der Stadt ist eng mit der Eisenbahn verbunden. Kingman entstand 1882 an einer Ausweichstelle für Züge. Die Santa Fe Railway errichtete 1907 den ersten Bahnhof. Heute liegt die Ortschaft an der Bahnlinie von Flagstaff nach Needles. Die Strecke wird von der BNSF unterhalten und ist ein bedeutender Korridor im Güter- und Personenverkehr zwischen dem Mittleren Westen und Kalifornien. Die Santa Fe gehört zu den ersten US-Bahnen, die Diesellokomotiven einsetzten (1937), womit die Nöte mit der Versorgung von Dampfloks mit Wasser in den Wüstengebieten vom Tisch waren.

Nun folgen 28 Meilen (45 km), die Rolf und ich besonders mögen, bis Oatman. Herrliche Kurven, Berge, Felsen - der Oatman Highway ist eine Traumstrecke. Wir passieren den Sitgreaves Pass, 1.057 m, zu beiden Seiten Wildnis: Warm Springs Wilderness und Mount Nutt Wilderness. Diese Wüstengegend gehört zu den vielen Wildnisgebieten im Lower Colorado River Valley. Es ist sehr heiß.

In Oatman ist Zeit für einen Bummel durch die "Stadt der wilden Esel". Diese sind in diesem Jahr besonders aufdringlich. Sie folgen uns auf die hölzernen Gehstege und hinein in die Geschäfte. Oatman ist eine ehemalige Bergbaustadt in den Black Mountains, auf 830 m Höhe gelegen. Heute lebt der Ort von der Nostalgie der historischen Route 66. Mir gefallen die Geschäfte nicht mehr so sehr, da viele nur noch Kitsch aus China verkaufen. Seit unserem ersten Besuch hat Oatman viel von seinem Charme verloren.

Weiter geht es und um 15.30 Uhr fahren wir über die Grenze nach Nevada. Die Fahrt durch Bullhead City ist ätzend bei der Hitze. Von weitem ist der schöne Mohave See zu sehen. Er ist eine Ausdehnung des Colorado River, mitten in der Wüste. Der See ist sehr schmal und teilweise von steilen Felswänden umgeben. Auf dem HW 95 fahren wir Richtung Las Vegas.

In Boulder City biegen wir ab, zum Hoover Dam. Hier wurde eine gigantische Autobahnbrücke - Hoover Dam Bypass (US 93) zwischen den felsigen Bergen gebaut (Verkehrsfreigabe Oktober 2010). Der Hoover-Staudamm befindet sich auf der Grenze zwischen Nevada und Arizona im Black Canyon. Sein Absperrbauwerk ist kein Staudamm, sondern eine Staumauer. Sie staut den Colorado, der hier die Grenze zwischen Arizona und Nevada bildet, zum Lake Mead auf. Der aufgestaute See weist eine Fläche von 69.000 Hektar, eine Länge von ca. 170 km und eine maximale Tiefe von ca. 180 Metern auf. Mit seinem Speicherinhalt von rund 35 Milliarden Kubikmetern ist er der größte Stausee der USA. Der Hauptzweck der Staumauer ist die kontrollierte Wasserabgabe in Arizona, Nevada und Kalifornien. Ein weiterer Zweck ist die Gewinnung elektrischer Energie. Durch den Verkauf von Strom refinanzierte sich das Projekt und trägt die laufenden Wartungskosten selbst. Gebaut wurde die Hoover-Staumauer zwischen 1931 und 1935 als Bogengewichtsmauer mit einer Höhe von 221 Metern und einer oberen Dicke von ca. 14 Metern. Die untere Dicke beträgt 201 Meter. Die Staumauer besteht aus rund 2,6 Millionen Kubikmeter Beton und 43.500 Tonnen Stahl. Die Stadt Las Vegas verdankt der Staumauer ihr heutiges Aussehen, denn nur durch das rund 50 km entfernte Baupro-jekt, für das Tausende von Arbeitern (ca. 16.000!) benötigt wurden, wurde aus der 1905 gegründeten, kleinen Wüstensiedlung die heutige Spielermetropole. Im für die Arbeiter und ihre Familien gebauten Boulder City waren Glücksspiel und Alkohol verboten, so dass es viele der Arbeiter in ihrer Freizeit in das nahe gelegene Las Vegas zog, das so innerhalb kurzer Zeit immer mehr Bars und Casinos zu bieten hatte.

Der Lake Mead, umrahmt von den Black Mountains, ist ein riesiges Erholungsgebiet. 17.15 Uhr verlassen wir den Hoover Dam. Auf der Weiterfahrt nach Las Vegas sehen wir unterwegs viele blühende Ocotillos - Teufelsfinger. Diese Sträucher können bis 9 m hoch werden. Dank des Einsatzes von Rudis GPS finden wir auf dem kürzesten Weg unser Hotel Imperial Palace. Ankunft um 18.30 Uhr. Doch schon die Dame am Empfang nervt. Sie will alle Ausweise sehen, obwohl Rolf alle Zimmer gebucht und auch schon bezahlt hat. Nachdem ich ein bisschen rabiat werde, geht es plötzlich auch ohne die Ausweise der anderen, die ziemlich weit weg auf einem Parkplatz warten. Wir wohnen in Tower 5, 8. E-tage. Alles ist riesig, man kann sich verlaufen. Doch Dank meiner "Meckerei" haben wir alle die Zimmer beieinander und so treffen wir uns um 20.15 Uhr zum Essen. Büffet - von allem etwas, aber nicht alles gut. Im Restaurant ist es ekelhaft anzusehen, wie manche Menschen essen: Teller überladen, Essen auf dem Boden, keiner macht sauber. Ich bin entsetzt. Nach dem Essen geht es auf den Strip. Bald haben Rolf und ich von den Massen von Menschen, dem Lärm, der Hitze genug und so lassen wir die anderen Las Vegas erkunden. Wir gehen aufs Zimmer, relaxen. Ich stelle fest, dass ich einen Sonnenbrand auf den Füssen habe, weil ich meine Stiefel nicht anhatte.

Samstag, 4. Juni 2011 - 10. Tag "Ruhetag"
Las Vegas, Nevada
Hotel: Imperial Palace

Nach diesem erneuten Besuch in Las Vegas empfinde ich die Stadt noch dekadenter und überflüssiger als vorher. Enorm viel Energie und Wasser wird verschwendet, für Spieler und Touristen. Die Bewegung "Stopp den Weiterbau von Las Vegas" kann man nur un-terstützen.

Heute Morgen wasche ich zunächst mal meine Haare, um 9 Uhr treffen wir uns erst zum Frühstück. Dieses ist sehr gut, aber natürlich auch wieder viel zu viel. Die Portionen sind immer zu groß. Dann ist ein Shopping- bzw. Besichtigungsspaziergang durch Las Vegas angesagt. In einer Mall, die nur teure Geschäfte aufweist, kaufen wir nichts, sehen aber einen Automaten, an dem man Kameras kaufen kann. Sagenhaft. Im Harley-Cafe und Shop kaufen Freddy und ich einige Shirts für den Eigenbedarf und als Mitbringsel für Zuhause.

Gegen 14.15 Uhr bin ich zurück im Hotel und unterhalte mich mit einem Angestellten über die Geschäfte. Der junge Mann ist aus Kalifornien. Er sagt, dass die Geschäfte mies laufen, die Amerikaner fürchten sich vor weiten Reisen, Terrorangst geht um. Rolf kommt gegen 15.30 Uhr ins Hotel, er hat keine Kamera gekauft, da alle überteuert waren. Um 19 Uhr treffen wir die anderen und gehen zum Dinner ins Harrah's. Das Essen ist super, nur der Eistee ist warm und die Weingläser sind Cognac-Schwenker. Die Bedienung ist unfreundlich, ich muss mich mal wieder beschweren und so erhalten wir eine andere, freundliche Bedienung. Unserer guten Laune tut das keinen Abbruch. Rudi und Angelika, Freddy und Joachim und Gerhard waren gestern bis 1 Uhr im Nachtleben von Las Vegas versunken: Trinken, Tanzen und Frauen schauen war angesagt. Für unsere Mitreisenden, die das erste Mal in Las Vegas sind, war es ein Erlebnis, für mich bedeutet Las Vegas Horror. Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden.

Rolf diskutiert mit Freddy die Route und Hotels für eine nächste Tour. Nach dem Essen - alle haben zu viel gegessen - laufen Freddy, Rudi und Gerhard zum Harley-Geschäft. Sie wollen eine Geldbörse für Joachim kaufen, der Geburtstag hat. Wir alle wollen sie ihm schenken. Rolf, Angelika, Joachim und ich gehen zum Hotel Mirage. Dort findet alle Stunde eine Vulkan-Show statt. Wirklich toll gemacht und wunderschön. Der Ausbruch eines Vulkanes wird nachgestellt und untermalt mit passender Musik. Uns hat das sehr gefallen. Gegen 21.20 Uhr laufen Rolf und ich zurück ins Hotel. Wir haben uns Miller Light gekauft, welches wir kühl trinken wollen. Nach einem Krimi im Fernsehen, gehen wir schlafen.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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