USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

Rocky Mountain NP-Big Thompson River Canyon

33. Tag

Montag, 27. Juni 2011 - 33. Tag 262 Meilen (422 km)
Glenwood Springs - Glenwood Canyon - White River Wilderness - Toponas - Kremm-ling - Windy Gap - Granby - Rocky Mountain National Park - Trail Ridge Road - Fall River Canyon - Estes Park - Thompson River Canyon - Greeley, Colorado
Hotel: Super 8

Um 7 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Es gibt Waffeln und harte Eier, Toast, Butter, Käse, frisches Obst und Kaffee. Nach einigen letzten Fotos von dem herrlichen rot-grünen Berg gegenüber dem Hotel starten wir um 7.30 Uhr. Wir wollen durch den Rocky Mountains National Park zurück nach Greeley, wo Gerhard sein Motorrad abgeben muss.

Auf der Interstate 70 East fahren wir durch den Glenwood Canyon. Der Canyon, 20 km lang, beherrscht vom mächtigen Colorado River, ist eine herrliche Gegend. Die rot-grünen Felsen, 396 m über dem Colorado, ein Traum. Es ist die größte derartige Schlucht am Upper Colorado und eine weitere Sehenswürdigkeit an der Interstate 70. In Wolcott biegen wir ab auf HW 131 North, durch die White River Wilderness, eine menschenleere Gegend. Nur ein paar Rehe äsen an der Böschung am Straßenrand. Ab State Bridge sind auch vereinzelt Farmhäuser und Ranches mit Rindern zu sehen.
Ab Toponas, HW 134, über den Gore Pass, 2.903 m, nach Kremmling, durch eine herrliche grüne Landschaft. Die Bäche führen viel Wasser und haben teilweise die Wiesen überschwemmt. Nach dem Tanken in Kremmling fahren wir auf HW 40 bis kurz vor Granby, mit Stop am Windy Gap.
Dies ist ein großer Stausee, an der Stelle, wo Colorado und Fraser River sich treffen. Archäologische Funde beweisen, dass hier vor mehr als 8.500 Jahren Paleo-Indianer lebten, die keine Nomaden, sondern sesshaft waren.

Ab dort geht es auf HW 34 durch den Rocky Mountain National Park, vorbei am riesigen Lake Granby, umgeben von blühenden Wiesen mit Löwenzahn und anderen Blumen.

Lake Granby, das zweitgrößte Gewässer in Colorado, mit 40 Meilen (65 km) Küstenlänge, gehört zum Colorado Big Thompson Projekt und bildet ein durchgehendes Gewässer mit Shadow Mountain Reservoir und Grand Lake, dem tiefsten und größten natürlichen See in Colorado.
Grand Lake wird von den Ute Indianern Spirit Lake genannt. Weil das Wasser sehr kalt ist, nehmen sie an, dass dort die Seelen der Verstorbenen wohnen und darum meiden sie diesen See.

Wir befinden uns nun auf der Trail Ridge Road, die höchste durchgehende Autobahn in den USA. Sie durchquert den Rocky Mountain NP von Grand Lake bis Estes Park, über den Milner Pass, 3.279 m und erreicht ihre max. Höhe von 3.713 m nahe dem Fall River Pass, 3.595 m und dem Iceberg Pass, 3.604 m. Die Straße ist im Winter immer geschlossen und oft auch noch im Frühjahr oder Frühsommer, dies ist abhängig von der Schneedecke.

Mehrere große Elks lassen sich von Besuchern im Park nicht stören. Nach dem Milner Pass kommen wir am Poudre Lake vorbei, der ist noch mit Eis bedeckt. Hier verläuft die Continental Divide. Jeder Regentropfen westlich der kontinentalen Wasserscheide fließt über den Colorado River in den Pazifik, jeder Tropfen östlich fließt über den Poudre Creek, Platte River, Missouri und Mississippi in den Golf von Mexico und somit in den Atlantik. Wir halten an einem Overlook. Von dort hat man bei gutem Wetter einen herrlichen Blick auf die ca. 80 km entfernte Gore Range, über 4.000 m hohe schneebedeckte Berge. Diese Bergkette ist nach einem irischen Baron, George Gore, benannt, der die Gegend um 1850 auf einer berühmt-berüchtigten Jagdexpedition bereiste.

Der Rocky Mountain NP war früher Gebiet der befeindeten Ute und Arapaho Indianer. Shoshone oder Snake Indianer kamen nur sporadisch in die Rocky Mountains.

Die Ute kamen ursprünglich aus der Region des Great Basin, wo sie als Nomaden ausschließlich von der Großwildjagd lebten. Sie betrieben keinen Ackerbau. Die Ute gelangten als einer der ersten Stämme in den Besitz von Pferden, die sie im Handel mit den spanischen Entdeckern eintauschten oder stahlen. Die nun völlig veränderte Mobilität führte zu einer Veränderung der Gesellschaft der Ute. Es gab zu Konflikten mit anderen Stämmen, besonders den Arapho, Cheyenne und den Dine (Navajo). Die Ute verbündeten sich mit den Comanchen, um die Apachen in den Südwesten zurück zu drängen. Später wurden sie selbst von den verbündeten Comanchen aus der Prärie in die Berge von Colorado und Utah gedrängt. Die Ute blieben gegenüber den Weißen, besonders gegenüber den Spaniern, meist feindlich gesinnt. Obwohl sie als aggressives Volk galten, standen sie der amerikanischen Regierung freundlich gegenüber und unterstützten diese in den Feldzügen gegen die Comanchen, Apachen und Kiowa. Die Gesellschaftsstruktur der Ute war polygam, Männer konnten mit mehreren Frauen zusammen leben. Ihr Glaube war schamanistisch, die Schamanen nahmen einen hohen Rang im Volk der Ute ein. Mit dem Bären fühlten die Ute sich eng verbunden, der "Bärentanz" war nach dem "Sonnentanz" das wichtigste soziale und religiöse Ritual der Ute. Heute leben noch ca. 10.000 Ute in den Reservationen in Utah und Colorado. Ute bedeutet "Land der Sonne" und stand Pate für den Namen des Bundesstaates Utah.

Die Arapaho lebten in historischer Zeit in den Großen Ebenen am Osthang der Rocky Mountains in Colorado und Wyoming. Sie waren eng mit den Cheyenne und den Sioux befreundet. Arapaho Indianer waren Reiter, Jäger, Krieger. Sie hielten sich jeden aus den Kriegen mit den USA heraus. 1865 wurden sie Opfer des Sand Creek Massakers, als Co-lonel Chivington das Lager von Cheyenne und Arapaho auslöschte, das eigentlich unter dem Schutz der Regierung stand. Die Überlebenden flohen nach Wyoming und baten die Shoshone um Land. In der Schlacht am Little Bighorn River kämpften sie 1876, zusammen mit Lakota und Cheyenne, gegen die 7. US-Kavallerie unter George A. Custer. Auch für die Arapaho ist der "Sonnentanz" ein wichtiges Ritual. Heute leben ca. 6.000 Arapaho in Wyoming und ca. 11.000 in Oklahoma.

Als wir am höchsten Punkt der Straße halten, fängt es an zu regnen und zu schneien. Bei Einfahrt in den Park war schönster Sonnenschein, dann zogen Wolken auf. Im Rocky Mountain NP kann sich das Wetter blitzschnell ändern, so schnell kann man gar nicht schauen. Die Wolken werden dunkler und bedrohlicher. Wir halten nun nicht mehr an, sondern fahren auf dem schnellstens Weg bergab aus dem Park heraus. Wir nehmen den Ausgang am Fall River Visitor Center, auf 2.511 m Höhe. Es geht vorbei an den Sheep Meadows, einer Wiese, auf der sich die Bighorn Schafe des nahen Gebirges notwendige Mineralien holen. Man darf dort nur ganz langsam fahren. Bei der Ausfahrt am Fall River Center vermeidet man die nervige Durchfahrt durch Estes Park. Es ist warm geworden, 24 Grad. Heute Morgen bei der Abfahrt waren es nur 14 Grad. Der Fall River Canyon ist wildromantisch mit schönen Holzhäusern. Am Estes Lake vorbei geht es in den wild zerklüfteten Big Thompson River Canyon, der vom Big Thompson River beherrscht wird. In diesem Jahr führt er auch sehr viel Wasser.

Der Big Thompson River ist ein ca. 127 km langer Nebenfluss des South Platte River. Am 31. Juli 1976 wurde der Big Thompson Canyon von einer Flutwelle des Big Thompson Rivers getroffen, die durch ein Gewitter in der Nähe verursacht wurde. Während dieses Gewitters fielen innerhalb von etwa 4 Stunden bis zu 300 Millimeter Regen. Gegen 21 Uhr stieg der Wasserspiegel im Fluss auf eine Höhe von über 6 Metern an, das Wasser strömte mit einer Geschwindigkeit von etwa 6 Meter pro Sekunde talwärts. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fluss eine Abflussmenge von bis zu 1.000 m³ pro Sekunde, viermal mehr als bisher jemals aufgezeichnet wurde. Insgesamt wurden durch die Flutwelle 143 Menschen getötet, fünf von ihnen wurden niemals gefunden, 400 Autos und 418 Häuser wurden zerstört. Des Weiteren wurde der parallel zum Fluss verlaufende U.S. Highway 34 in weiten Teilen durch die Flut und Geröllmassen zerstört. Im an diesem Tag ebenso zerstörten Viestenz-Smith Park sind heute noch die Ruinen des Wasserkraftwerkes und der Generatoren zu sehen. In dem Kraftwerk wurde seit 1925 bis zu der Flut elektrischer Strom am Ufer des Big Thompson River produziert. Der Park wurde inzwischen wieder aufgebaut, das Kraftwerk nicht.

Der Anfang des schönen Canyon nahe bei Estes Park ist leider durch z. T. hässliche Häuser total verschandelt. Erst nach und nach sieht man die Schönheit des Canyon. Rolf und Gerhard müssen natürlich fotografieren, obwohl man im Canyon kaum halten kann, der HW 34 ist eng und sehr kurvig. Vor Loveland kommen wir am "Devil's backbone" vorbei, ein schöner Gebirgsrücken, der ein ideales Wandergebiet ist. Wir tanken und erreichen gegen 14.45 Uhr unser Hotel Super 8 in Greeley. Es sind 27 Grad. Nun muss alles, aber auch wirklich alles aus dem Motorrad ausgeladen und ins Zimmer transportiert werden. Dort wird dann umgepackt, einiges kommt zurück in Rolfs Motorrad, welches bis zu unserem Trip im nächsten Jahr beim Harley Dealer gut untergebracht ist. Rolf fährt mit Gerhard zum Dealer, Gerhard muss das gemietete Motorrad zurückgeben. Dann muss Rolf noch einkaufen, besondere Turnschuhe für seine Töchter. Heute Abend picknicken wir: Es gibt Fisch, Salat, Hühnchen, Bier, Wein, dazu Baguette, was die Amis so Baguette nennen. Gegen 21.30 Uhr liegen wir im Bett, todmüde.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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