USA 2011 - Süd- und Nordwesten

Reisezeit: Mai / Juni 2011  |  von Uschi Agboka

Oregon Coast - Seal Rock - Crescent City

28. Tag

Mittwoch, 22. Juni 2011 - 28. Tag 241 Meilen (388 km)
Newport - Cape Perpetua - Devil's Churn - Heceta Head Lighthouse - Seal Rock - Oregon Dunes - Bandon - Crescent City, Kalifornien
Hotel: Travelodge

Um 7 Uhr weckt uns der Wecker und schon kurz nach 8 Uhr sind wir zurück auf dem HW 101 an der Küste, durch die Seal Rock State Recreation Area mit bizarren Felsformationen im Meer, die Seelöwen, div. Seevögel und andere Meerestiere beherbergen. Unser 2. Halt ist am Cape Perpetua. Cape Perpetua ist eine bewaldete Landzunge im Si-uslaw National Forest. Die höchsten Klippen sind 240 m über dem Meeresspiegel. Eine Besonderheit ist "Devil's Churn", ein langer Einschnitt in den Küsten-Felsen, der sich bei Flut und Wind mit Meerwasser füllt, meterhoch spritzt, mit lautem Getöse explodiert, wenn die ein- und ausfließenden Wellen zusammenstoßen. Ein interessantes Schauspiel, aber nicht ganz ungefährlich. Auch heute wieder ist die Fahrt auf dem HW 101 sehr schön, wir haben eine herrliche Sicht auf den wilden Ozean und die Felsenküste. Bei der Abfahrt nebelig und feucht scheint jetzt die Sonne und am Himmel gibt es tolle Wolken-formationen. An einer Baustelle haben wir ein privates Pilot-Car ganz für uns allein, mit der Aufschrift "Toilett Express".

Am "schönsten Leuchttum der USA" - Heceta Head Lighthouse, 21 km nördlich von Florence, halten wir selbstverständlich auch. Der Leuchtturm liegt 63 m über dem Meeresspiegel auf einer Landzunge. Erbaut im Jahr 1894 sendet der 17 m hohe Leuchtturm einen Lichtstrahl, der 34 km weit zu sehen ist und damit das stärkste Licht an der Oregon Coast darstellt. Das Leuchtturmwächterhaus wird heute als Bed & Breakfast betrieben, sicher eine schöne Unterkunft an dieser traumhaften Küste. Heceta Head Lighthouse ist nach dem spanischen Entdecker Bruno de Heceta benannt, der während des späten 18. Jh. die Region Pacific Northwest erkundete. Der Leuchtturm gehört zu den National Historic Places der USA.

Nach weiteren 3,2 km kommen wir zu den Sea Lion Caves. Dies ist ein zusammenhängendes Meereshöhlen- und Höhlensystem, offen zum Pazifischen Ozean, auf Meeresspiegelhöhe. Es gibt eine Aussichts-plattform, von der aus man das unterirdische Höhlensystem und seine Tierwelt beobachten kann. Flechten und Algen bedecken die Wände in Grün, Rosa, Pink, Violett und Rot. Hier ist die einzig bekannte Kolonnie von Stellar Sea Lion und California Sea Lion. Sea Lion Caves gehören zu den größten Meeresgrotten der Welt, vergleichbar mit der Blauen Grotte im Mittelmeer. Die hohen Gewölbe sind Heimat von vielen Seevögeln und anderen Meeresbewohnern. Mit viel Glück sind Orcas und Grau-Wale zu sehen. 1880 entdeckte Kapitän William Cox die Höhlen. Er kaufte das Land 1887 vom Staat Oregon. Erst 1927 ging es in den Besitz von RE Clanton über, der mit Partnern die Höhlen zum Geschäft machte. 1932 wurden sie für Besucher geöffnet. Wir verzichten auf die Fahrt mit dem Aufzug zu der Aussichtsplattform (sehr teuer), denn wir sehen von oben die herrlichen Tiere, die sich sonnen und im Meer schwimmen. Für uns alle drei ist das ein ganz besonders schönes Erlebnis. Ich erstehe einen kleinen Seelöwen als Andenken.

Unsere Tour auf dem HW 101 - hier Oregon Coast Highway - führt uns durch die Oregon Dunes National Recreation Area, 130 Quadrat-kilometer groß. Dieses 50 km lange Dünengebiet erstreckt sich an der Oregon Coast zwischen Florence und Coos Bay, die höchsten Erhebungen sind 150 m! Es handelt sich um durch Wellen und Wind geformten urzeitlichen Sand. Dieser stammt von der Oregon Coast Range. Die Felsen wurden durch Regen und Flüsse abgetragen, zu Sand vermahlen und ins Meer gespült. Durch die Gezeiten und den Wind kam der Sand zurück an die Strände. Die steilen Küsten und die Coast Range verhindern, dass der Sand ins Landesinnere geweht wird. Starke Niederschläge im Winter führen zu Hochwasser, zu sumpfigem Gelände und schließlich zu fließendem Treibsand. Doch nur bei auf-kommender Flut kann in Wattgebieten das Einsinken in Treibsand zur Todesfalle werden. In den Dünen finden sich mehr als 400 Pflanzenarten, 426 Tierarten, darunter viele Singvögel, mehr als in den Wäldern Oregons!

Die Landschaft ändert sich, Douglas Tree County. Wir sehen Bergseen mit herrlichen Seerosen. In Gardiner lesen wir, dass ein Tsunami 1890 große Zerstörung anrichtete. Ab Winchester Bay sind die bis zu 150 m hohen Dünen mit Douglas Tannen bewachsen. In Horsfall halten wir, Fotos müssen gemacht werden von den herrlichen Dünen, Bäumen und einer schönen Brücke. Es ist 11.30 Uhr, ca. 16 Grad und es weht ein starker Wind. Wir fahren über die "Conde B. Mc Cullough Memorial Bridge", die Coos Bay überbrückt. Bei ihrer Fertigstellung 1936 war sie die längste Brücke Oregons, 1,6 km. Die Brücke ist das offizielle Zeichen der Stadt North Bend. Doch wir lassen North Bend und Coos Bay hinter uns, viel zu laut, viel zu viel Verkehr für uns.

Um 12.30 Uhr kommen wir nach Bandon. Dort machen wir Mittagspause, direkt am Meer. Bandon feiert in diesem Jahr das Jahr des "Goldenen Rabbit". Kinder haben wunderschöne Bilder gemalt, die an einem Geländer aufgehängt sind und die man bewerten darf. Es gibt schön geschnitzte Holzbänke, kleine Tische mit Stühlen und sogar ein Haus mit Tischen und Bänken, falls es mal wieder regnet. Große Holzfässer dienen als Mülleimer und an einer Schnur baumeln vier Piraten aufgeknüpft in der Luft. 4 Angehörige der Küstenwache kommen vorbei und bald startet ihr schönes Schiff. Die Stadt Bandon (ca. 3.000 Einwohner) hat hier einen herrlichen Platz direkt am Meer geschaffen. Wir haben heute die großen Flüsse Umpquar und Coquille überquert, beide führen viel Wasser. Und zum ersten Mal habe ich heute eine "Litter Patrol" gesehen. Die bestraft Menschen, die den Highway vermüllen, mit bis zu 1.000 Dollar Geldbuße. Erst um 13.30 Uhr verlassen wir Bandon.

Der Ire George Bennet, ein Lord, der sich hier im Jahre 1873 ansiedelte, nannte den Ort Bandon nach seiner Heimatstadt in Irland. 2010 wurde Bandon als eine der "Coolest Small Towns in America" ausgezeichnet. Bennet führte auch den Ginster aus seiner Heimat Irland ein, was sich im Nachhinein als Fehler herausstellte. Die fettige Pflanze wuchs so dicht, dass man nicht mehr hindurch kam. Aber ihr schlimmster Nachteil war, dass sie bei Feuerausbrüchen für verheerende Schäden sorgte, da sie, mit Wasser bespritzt, wie ein Fettbrand in der Küche reagierte. So wurde 1936 in Bandon das gesamte Geschäftsviertel zerstört. Heute ist in Bandon gesetzlich geregelt, wie hoch und dick der Ginster sein darf. Bekannt ist Bandon für seine Cranberry Produktion.

Wir kommen nach Port Orford, die älteste Stadt an der Oregon Coast. Die Einwohner Oregons nennen die Region "Banana Belt", weil es hier wesentlich wärmer ist als nördlich des Cape Blanco. Bizarre Felsformationen sind im Meer zu sehen, u. a. Battle Rock. Wir müssen den "Humbug Mountain" umfahren, einen schwarzen Felsen, mit grünem Regenwald bewachsen, einer der höchsten Berge Oregons, 537 m, der direkt aus dem Meer steigt. Dieser Felsen ist mehr als 130.000.000 Jahre alt, eine unvorstellbare Zahl. Humbug Mountain ist ein Natur- und Wanderparadies. Am Cape Sebastian sehen wir viele Winder-Surfer im Wasser. Wind gibt es hier immer. Im "Samuel H. Boardman Scenic Corridor" (19 km lang) sind "Cliffs, Caves and Arches" -wunderschöne skurile Felsen, in vielen Jahren durch die Natur geschaffen, sind zu sehen, u. a. Arch Rock (sieht aus wie ein Walkopf), Deer Point, Thunder Rock Cave, Rainbow Rock, Natural Bridges etc. Boardman war der erste Superintendent der Oregon Parks, der sein Leben lang darum bemüht war, die wilde Schönheit der Oregon-Küste zu bewahren und zu schützen.

Die Thomas Creek Bridge, 1961 erbaut, 291 m lang, ist mit 105 m Höhe die höchste Brü-cke in Oregon. Heute fotografiert Rolf mal wieder wie bei ihm üblich, direkt am Abgrund. Um 16.25 Uhr passieren wir die Grenze zu Kalifornien, kommen nach Smith River, "Easter Lily Capitol of the World", kurz vor Crescent City. Hier müssen alle Fahrzeuge zur Inspektion, damit keine Pflanzen und Tiere eingeschleppt werden. Die Easter Lily kommt ursprünglich aus Süd-Japan, in 1880er Jahren erreichte sie über Bermuda die USA. Um 17 Uhr sind wir in Crescent City in unserem Hotel Travelodge. Die Besitzerin, eine sehr freundliche Chinesin, gibt uns Tipps für die morgige Fahrt durch die Redwoods.

Nach dem Abladen laufen wir zum nahe gelegenen Safeway zum Einkaufen, Gerhard will Teriyaki-Hühnchen, Rolf Leberwurst und ich Meeresfrüchtesalat, dazu gibt es Brot, Ananas, Radieschen, Miller Light (Bier) und White Zinfandel (Wein). Um 20 Uhr gehe ich baden, Rolf und Gerhard bleiben draußen und halten ein Schwätzchen. Für uns war heute wieder ein ganz besonders schöner Tag an der rauen und wilden Oregon-Küste.

Crescent City - Mondsichel-Stadt - ist eine Kleinstadt mit ca. 4000 Einwohnern und ca. 3.000 Insassen des Pelican Bay State Prison. Der berühmte HW 101 führt auf seinem Weg von Olympia in Washington bis zur mexikanischen Grenze in Crescent City mitten durch die Stadt. Die Bucht um Crescent City ist der anfälligste Ort für Flutwellen (Tsu-namis) in ganz USA. Beim japanischen Tohoku-Erdbeben im März 2011 war die Wellenhöhe in Crescent City mit 2,5 m besonders hoch. Viele Boote sanken und alle Docks wurden zerstört.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 7.800 Meilen = 12.558 km.
Details:
Aufbruch: 26.05.2011
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 30.06.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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