USA 2012 - 2. Teil Nebraska ...

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Greybull nach Spearfish

29. Tag - Big Horn River / Shell Canyon / Sheridan/Inyan Kara - Black Hills

Mittwoch, 4. Juli 2012 29. Tag
Spearfish, South Dakota Bell's Motorlodge
Greybull / Big Horn Scenic Bayway - HW 14 / Big Horn River / Shell Creek / Shell Canyon / Shell Falls / Granite Pass / Dayton / Ranchester / Sheridan / Goose Creek Valley / Big Horn Mountains / Buffalo / Gillette / Moorcroft / Inyan Kara - Black Hills / Spearfish
Gefahrene Meilen: 309 (498 km)

Beim Aufstehen um 6 Uhr zeigt das Thermometer schon 27 Grad. Ich habe nicht so gut geschlafen, weil die Air Condition mehr warme als kühle Luft ins Zimmer geblasen hat. Heute Morgen ist es klar und eine angenehme frische Luft, wohltuend nach der gestrigen Hitze.

Heute wird uns der HW 14 East - Bighorn Scenic Byway - über Shell, den Granite Pass, 2.727 m, nach Sheridan bringen, weiter Interstate 90 East bis Spearfish.
Wir machen uns Kaffee im Zimmer und frühstücken dann draußen. Es gibt Bananen, harte Eier und Brot. Im Fernsehen sehen wir einen Bericht über die Ausbildung der berühmten Smoke Jumpers in Missoula. Außerdem zeigen sie eine Parade in Colorado, die Feuerwehrleute werden wie Helden gefeiert, Kinder und Erwachsene stehen am Straßenrand, mit Fahnen und Transparenten, auf denen "Thank you heroes" steht. Sehr berührend.

Um 7.30 Uhr fahren wir los. Wir haben die Straße fast für uns allein, da gestern in Cody eine Parade stattfand von 21 bis 24 Uhr, bei der die meisten Menschen aus der Gegend zuschauten und heute lange schlafen - heute ist Independence Day.

Der Independence Day - Unabhängigkeitstag - wird am 4. Juli begangen, er ist der Nationalfeiertag der USA. Er erinnert an die Ratifizierung der Unabhängigkeitserklärung der USA durch den Kontinentalkongress am 4. Juli 1776. An jenem Tag wurden die 13 Kolonien erstmals in einem offiziellen Dokument als Vereinigte Staaten von Amerika bezeichnet.

Grüne bewässerte Felder wechseln sich ab mit von der Sonne verbrannter Prairie. Kaum mal ein Haus oder eine Ranch ist zu sehen, sie liegen meist weitab von der Straße, versteckt in den Hügeln. Wir passieren Devil's Kitchen und den Eulenfelsen. Der Big Horn River führt viel Wasser, ebenso der Shell Creek im Shell Canyon. Dort begeistern uns die bizarren Felsen immer wieder.

Der Bighorn River, 742 km lang, ist ein Nebenfluss des Yellowstone River in Wyoming und Montana. Er entspringt in den Owl Creek Moun-tains. Sein Oberlauf in Wyoming heißt Wind River, er passiert das Boysen Reservoir, fließt durch Thermopolis und wird im Bighorn Canyon durch die Yellowtail Talsperre zum Bighorn Lake aufgestaut. Danach fließt er durch die Crow Indianerreservation, bevor er den Yellowstone River in der Nähe von Custer erreicht.

Da die Straße sehr viele Kurven hat und Rolf relativ flott fährt, kann ich nicht vom Motorrad aus fotografieren. Doch Rolf macht Bilder am Eulenfelsen, kurz nach dem Ort Shell und natürlich halten wir auch an den tollen Shell Falls. Der Shell Creek hat den Canyon über einen Zeitraum von Millionen von Jahren geformt. Das Wasser der Shell Falls - 3.600 Gallonen/Sekunde = 148 Duschen/Sekunde -fällt aus 36 m Höhe. Ein mit vielen Informationen versehener Fußpfad entlang der Wasserfälle bietet immer wieder faszinierende Blicke auf dieses Naturschauspiel. Diese Wasserfälle sind eine Oase in der Wüste, Wasser ist hier sehr knapp. Wir kommen über den Granite Pass, 2.753 m, in den Bighorn Mountains. Dort finden sich herrliche Wiesen mit violetten Blumen.

Die Bighorn Mountains sind nordwestliche Ausläufer der Rocky Mountains. In dieser Berggegend werden immer noch viele Fossilien gefunden. Wanderer, Angler und Reiten nutzen die phantastische Landschaft, die einmalig schön ist. Obwohl der Pass relativ hoch liegt - 2.753 m - ist es nicht kalt. Doch auf der steilen Abfahrt bis Dayton, sehr kurvig, ist es recht frisch. Leider sehen wir dieses Jahr weder ein Bighorn Schaf noch einen Elk. Dafür flitzt ein großes dunkelbraunes Murmeltier vor uns über die Straße und einige große Rehe stehen wie Statuen am Wegesrand und schauen, was so passiert.

Dayton und Ranchester, kleine Orte mit ca. 750 Einwohnern, am Tongue River gelegen, haben alte urige Häuser von 1882. Hier leben überwiegend Rancher, alles wird stark bewässert und ist sehr grün. Daneben wirkt die braun-gelbe Prairie gespenstisch. Wasser bzw. die Wasserrechte sind sehr wichtig im Westen der USA und die Gesetze z. T. sehr merkwürdig. Eine Farm kann zwar an ein Nichtfamilienmitglied verkauft, verschenkt oder vererbt werden, aber ohne Wasserrechte, d. h., das Land ist dann nichts wert. Wir hörten von einer alten Lady, die keine Kinder hatte, die ihren Vorarbeiter adoptierte und ihm dann die Farm mit den Wasserrechten hinterließ. Um 10.30 Uhr erreichen wir Sheridan. Leider sind die schönen Geschäfte dort geschlossen. Und da mein Akku im Fotoapparat seinen Geist aufgegeben hat, kann ich heute nicht mehr fotografieren.

Sheridan ist mit seinen 16 000 Einwohnern ein typisches Prairiestädtchen. Das Besondere der Stadt zwischen Yellowstone und Black Hills, sie hat sich den Charakter einer Westernstadt wie aus dem Bilderbuch bewahrt. Ein Magazin kürte Sheridan "Top-Western Town of America". Bekannt ist der Ort außerdem wegen seiner Guest Ranches und der dort veranstalteten Rodeos, vor allem das Mitte Juli stattfindende hochklassige Sheridan WYO Rodeo. Die Main Street ist herrlich, es gibt kleine Läden für "Cowboy-Ausrüstung" wie Lassos oder Sättel, dazu nette Bars und Lokale. Sehenswert ist das "Historic Sheridan Inn". Es war 1893 das erste Gebäude der Stadt mit Strom, Wasser und Telefon und galt als bestes Hotel zwischen Chicago und San Francisco. An seiner Entstehung war Buffalo Bill beteiligt, er nutzte das Hotel als Rückzugsort und traf sich hier mit berühmten Freunden wie Ernest Hemingway oder Theodore Roosevelt, feierte Partys und plante seine Wildwest-Show.

Was mir seit gestern in Wyoming aufgefallen ist, weder die Zäune noch die Häuser etc. sind mit amerikanischen Flaggen geschmückt. In Montana war jede noch so kleinste Hütte mit besonderen Flaggen für den Independence Day ausgestattet. Mich interessiert das, warum das in Wyoming nicht so ist. Vielleicht sind sie sauer, weil keine Feuerwerke abgebrannt werden dürfen. Doch nein, ich frage kurzentschlossen eine nette junge Frau, die vorbei läuft. Sie meint, man lege in Wyoming nicht so viel Wert auf Flaggen etc., doch die Menschen seien hier genauso patriotisch wie anderswo. Nachdem wir einen kleinen Rundgang gemacht haben, verlassen wir den schönen Ort.

Im Goose Creek Valley machen wir einen Halt, dort steht die Geschichte von Jim Bridger, John Bozeman und Elsa Spear Byron.

Jim Bridger, 1804 bis 1881, Old Gabe und von den Indianern Blanket Chief genannt, war einer der fähigsten Mountain Men, Trapper, Scouts und Entdecker im Wilden Westen, berühmt für seine guten geografischen Kenntnisse. Er war ein begnadeter Geschichtenerzähler, bis heute weiß man nicht genau, welche Geschichten wahr, ausgeschmückt oder ganz erfunden sind. Er war sehr robust, so dass er auch extreme Bedingungen überlebte. Er durchstreifte das Gebiet von Colorado bis an die kanadische Grenze. Auf seinen Touren lernte er andere Berühmtheiten kennen, wie Kit Carson, John Fremont, John Sutter etc. Bridger hatte eine ungewöhnliche Begabung für Sprachen. Obwohl er Analphabet war, sprach er neben Englisch, Französisch und Spanisch auch drei Indianersprachen. Obwohl er nicht lesen konnte, interessierte er sich stark für Literatur. Ein deutscher Junge las ihm für 40 Dollar im Monat aus Büchern vor. Bridger war ein aufmerksamer Zuhörer und liebte es, Shakespeare zu zitieren. Neben dem Bridger Pass und dem heutigen historischen Monument Fort Bridger sind auch die Ortschaft Bridger in Montana, zwei Bergzüge - die Bridger Mountains in Montana und die Bridger Mountains in Wyoming - der Bridger-Teton-National Forest im westlichen Wyoming, und als Teil davon die Bridger Wilderness Bridger sowie das Skigebiet Bridiger Bowl Ski Area bei Bozeman nach ihm benannt.

John Bozeman, 1835 - 1867, nahm am Pike Peak Goldrausch teil, Frau und Kinder ließ er zurück. Da er mit seinen Grabungen Pech hatte, entschloss er sich, "to mine the miners". Er schuf mit John Jacobs den Bozeman Trail und führte Bergleute durch das Gallatin Valley nach Virginia City, Montana. Im Jahr 1864 gründete er den Ort Bozeman in Montana. Während einer Reise am Yellowstone River entlang im April 1867 wurde er ermordet. Sein Partner, Tom Cover, behauptete, sie seien von Blackfoot Indianern angegriffen worden. Doch Widersprüche in seiner Geschichte lassen die Historiker vermuten, dass Bozeman von Cover selbst getötet wurde.
Der Bozeman Trail war ein Landweg der die Gebiete des Goldrausches in Montana mit dem Oregon Trail verband, die wichtigste Periode war von 1863 bis 1868. Der Weg gehört zu den National Historic Places.

Elsa Spear Byron, 1896 - 1992, lebte mehr als 70 Jahre, bis zu ihrem Tod, in Sheridan, Wyoming. Sie war eine begnadete Fotografin, die durch ihre Bilder das wunderschöne Wyoming und seine Menschen bekannt machte. Der Big Horn Mountain Lake Elsa wurde nach ihr benannt.

Von Sheridan bis Buffalo folgen wir der der Interstate 90 East. Die Big Horn Mountains liegen im Dunst, es brennt wohl irgendwo, Rauch liegt in der Luft.

Wir halten in Buffalo und trinken Kaffee im "The Busy Bee Cafe", wunderschön gelegen am Clear Creek, zum historischen Buffalo Wyoming Occidental Hotel (1880) gehörend. Leider ist die Bedienung sehr unflexibel und dazu noch unfreundlich. Um 11.45 Uhr bekommen wir kein Frühstück mehr serviert! Und nach Kaffee müssen wir xmale fragen. So muss die Bedienung auf ihr Trinkgeld verzichten. Das 2007 restaurierte Hotel ist absolut sehenswert. Hier gingen früher berühmt-berüchtigte Menschen ein und aus, u. a. Butch Cassidy, die Hole in the Wall Bande, Buffalo Bill, Calamity Jane, Tom Horn, der junge Theodore Roosevelt. Die Zimmer mit Namen des Wilden Westens sind wunder-schön mit alten Möbeln eingerichtet, jedes einzelne ist einfach traumhaft ausgestattet. Preis für die Übernachtung 125 Dollar. Das Hotel gehört zu den Besten Hotels in Nordamerika!

Von Buffalo bis Gillette - Interstate 90 East - begleiten uns weite Plains, kaum besiedelt, nur hin und wieder springt eine junge Antilope umher. Ein Reh hat es sich in einem saftig grünen Feld gemütlich gemacht, denn dort gibt es etwas zu knabbern. Doch die Farmer oder Rancher machen kurzen Prozess mit den Tieren, wenn sie sie erwischen. In den Plains vor Gillette sind viele Ölbohrungen zu sehen. Um 13.30 Uhr sind wir in Gillette und machen am Visitor Center im Schatten Teepause. Die Stadt liegt zwischen den Black Hills und den Big Horn Mountains. Die Strecke von Gillette nach Moorcroft ist öde und langweilig. Erst ab Moorcroft sind die Plains wieder schön, grüne Hügel mit Rindern und Pferden. Am Horizont ist starker Rauch zu sehen, dort brennt es.
Unterwegs sehen wir ein großes Camping-Car, mit angehängter Goldwing (großes Motorrad) und dahinter einen Truck und Boot ziehend, ein Wahnsinnsgefährt, bei uns natürlich unmöglich. Wir fragen uns, was die wohl an Sprit brauchen?

Apropro Rinder, etwas Merkwürdiges beobachte ich seit Tagen. Morgens sind die Rinder zerstreut in der Prairie unterwegs, mittags marschieren sie häufig im Gänsemarsch durch die Gegend und gegen 15/16 Uhr, wenn die Hitze groß ist, sammeln sie sich, stehen eng zusammen im Kreis oder nebeneinander mit dem Hintern zum Zaun. Sieht irgendwie witzig aus und ich würde zu gerne wissen, warum sie sich so verhalten.

Eine kleine Herde Pronghorn Antilopen lagert im Gras und schaut neugierig zu uns herüber. Vor Sundance geht es bergauf, es wird angenehmer von den Temperaturen und es weht ein starker Wind.
Der Inyan Kara ist ein Berg, 1.941 m, abseits des Hauptteiles der Black Hills, der den Lakota heilig ist, insbesondere für Mütter im Kindsbett.

Um 15.30 Uhr überfahren wir die Grenze nach South Dakota und kommen um 16 Uhr in Spearfish an, nach 8 ½ Stunden. Ich bin zu müde zum Verhandeln und so macht Rolf das heute und er hat sehr guten Erfolg. Wir wollen 2 Tage bleiben und bekommen das Zimmer zu einem Superpreis. Das Zimmer ist sehr groß, ausgestattet mit einer kleinen Küche und einem riesigen Kühlschrank. Wir laden ab und fahren zunächst zum Safeway für die nächsten 2 Tage einkaufen. Rolf und ich sehen einiges im Sonderangebot und so schlagen wir richtig zu: 4 l Weißwein, 12 Flaschen Miller light, 6 Flaschen alkoholfreies Bier, 4 Flaschen Saft, Brot, Erdbeeren, Bananen, Kirschen, Blaubeeren, Käse, Salami und Brot. Es ist immer wieder erstaunlich für mich, was alles in das Motorrad passt. Aber ich muss heute 2 Einkaufstüten in der Hand halten, eine mit unserem Grillhähnchen und eine mit dem Obst. Schade, dass niemand da war, das zu fotografieren. I

m Hotelgarten haben wir einen tollen Picknick-Tisch. Der Hotelbesitzer hat ihn angeschafft für Gäste wie uns, auf Rolfs Anraten vor Jahren. Mittlerweile ist die Temperatur von 34 Grad auf 27 Grad gesunken. Es ist angenehm, im Garten auf der Wiese zu sitzen und zu essen. Allerdings leisten mir kleine rote Spinnen und allerlei anderes Getier Gesellschaft. Doch wir genießen unser Essen, die Ruhe und die Abgeschiedenheit des schönen Motels, das wir seit 2006 kennen. Nach 19 Uhr verziehe ich mich, um zu duschen, zu schreiben und zu relaxen beim Fernsehen. Ich muss immer die neuesten Nachrichten sehen. 5 Wochen sind wir unterwegs, ohne Handy, Internet, Facebook und wir vermissen nichts. Da ich einige Karten an Facebook Freunde geschrieben habe, hoffe ich, dass meine Grüße irgendwie ankommen. Wir bleiben wie gesagt 2 Tage in dem schönen Hotel, in dem wir eine Suite bewohnen, mit zwei großen Betten, Sesseln, Esstisch mit Stühlen, Küche und großem Bad. Hier könnte man Ferien machen, doch wir bleiben, wie im letzten Jahr, nur 2 Tage. Morgen geht es nach Sturgis und durch den herrlichen Spearfish Canyon.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 23.06.2012
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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