USA 2012 - 2. Teil Nebraska ...

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Grangeville nach Ennis

27. Tag - Clearwater Valley/Bitterroot Valley/Chief Joseph + Big Hole Pass

Montag, 2. Juli 2012 27. Tag Ennis, Montana Fan Mountain Inn
Grangeville / Nez Perce Trail - Lewis & Clark Trail / Kooskia / Selway Bitterroot Wilderness / North West Scenic Byway / Clearwater Valley / HW 12 East - Lochsa Scenic River / De Voto Memorial Cedar Grove / Lolo Pass / Bitterroot Valley / Lost Trail Pass / Chief Joseph Pass / Wisdom / Big Hole Pass / Dillon / Twin Bridges / Virginia City / Madison Valley / Ennis
Gefahrene Meilen: 423 (681 km)

Da mein mitgebrachter Nagellack von Deutschland ausgelaufen ist - Gott sei Dank in der Plastiktüte -, habe ich mir gestern einen Neuen gekauft, für sage und schreibe 1,29 $, unglaublich, aber wahr und dazu noch eine gute Marke. So konnte ich mir nach 4 Wochen mal meine Nägel etwas aufhübschen. Natürlich schellt der Wecker auch heute um 6 Uhr, Kaffee machen wir uns im Zimmer, Rolf tunkt sein Brot und ich esse eine Banane. So gestärkt fahren wir um 7.30 Uhr los. Wir folgen dem Nez Perce Trail / Lewis & Clark Trail, HW 13 bis Kooskia, am South Fork Clearwater River, dann HW 12, am Lochsa River entlang, bis Missoula, Montana. Das ist für uns eine der schönsten Strecken in USA.

1978 wurde der Lewis & Clark National Historic Trail gegründet, der an die Expedition von Lewis & Clark 1804 bis 1806 erinnert. Einzelne Orte des Nez Perce National Historic Parks, die mit der Expedition von Lewis & Clark zu tun haben, wurden auch mit aufgenommen. 1985 gründete der Kongress den Nez Perce National Historic Trail, eine dezentrale Gedenkstätte zur Erinnerung an den Feldzug gegen die Nez Perce und unterstellte ihn dem United States Forest Service.

Kooskia, ca. 650 Einwohner, wo Nachbarn Nachbarn sind, Familien geehrt werden und es keine Fremden gibt. Im Western Motel Inn kostet das Einzelzimmer 46 Dollar. Kooskia ist das Tor zum Clearwater und Nez Perce National Forest und der Selway Bitterroot Wilderness. Hier findet man keine McDonalds, nur urige kleine Familienrestaurants. Die Bitterroot Mountains sind eine robuste, von Gletschern geformte Grenze zwischen Idaho und Montana. Auf beiden Seiten der Grenze liegt die Selway Bitterroot Wilderness, eines der größten Wildnis-Gebiete in USA. Nur der 600 m breite Nez Perce Trail, eine Gravel-Road, trennt die Selway Bitterroot von der Frank Church River of no Return Wilderness. Das Gebiet wird beherrscht von hohen Bergen und rauen gebrochenen Granitfelsen, tiefen Schluchten mit dichtem Nadelwald, offene grasbewachsene Hänge entlang der Flüsse, eine Traumlandschaft. Nur wenige Menschen verirren sich in diese Wildnis (kein Handyempfang), darum leben hier noch viele Tiere in Frieden, wie Hirsche, Schwarzbären, Puma und Wölfe. Es gibt ca. 1.800 Meilen (2.900 km) Wanderwege, doch diese sind nicht gepflegt, sondern sehr rustikal und nur für erfahrene Wanderer.

Nebel wallen durch das Tal, sieht gespenstisch und furchterregend aus. Nur langsam kämpft sich die Sonne hervor. Wir sind in der Nez Perce Indian Reservation, auf dem Northwest Scenic Byway. Es gibt wunderschöne Häuser mit Blumengärten. Die Fahrt geht durch das breite Clearwater Valley, überall blühende Blumenwiesen. Dann begrenzen schroffe Felsen den Fluss und den Highway. Ab Kooskia folgen wir dem Middle Fork Clearwater River, eine herrliche Landschaft. Wir sind immer wieder beeindruckt. Schon um 9 Uhr sind wir in Lovell, am Lochsa Scenic River, und folgen nun weiter HW 12 East, 100 Meilen - 161 km - wilde, traumhafte schöne Gegend. Lewis & Clark überquerten im September 1805 und Juni 1806 die wilden Bitterroot Mountains. Hier sind kaum Schäden durch Borkenkäfer zu sehen, da es keine längeren Trockenperioden gibt.

In diesem Jahr machen wir einen Stopp am De Voto Memorial Cedar Grove. Dieser Hain mit den wunderschönen alten Western Red Cedar Bäumen ist Bernhard De Voto gewidmet, Naturforscher und Historiker, der an dieser Stelle oft campte, während er seine Studien über Lewis & Clark betrieb. Auf seinem Wunsch hin wurde nach seinem Tod seine Asche an seinem Lieblingsort verstreut. Die massiven Red Cedar Bäume werden bis zu 3.000 Jahre alt. Ein rollstuhlgerechter kleiner Lehrpfad führt vorbei am Crooked Fork Creek. Der Riesen-Lebensbaum / Riesen-Thuja ist eine Pflanzenart in der Gattung der Lebensbäume aus der Familie der Zypressengewächse. In Nordamerika erreicht er Wuchshöhen von bis zu 70 m, mit einem Stammdurchmesser von bis zu 6 m und Stammvolumen von bis zu 500 Kubikmetern. Das wertvolle Holz ist nicht sehr stabil, dafür aber sehr haltbar. Es wird als Klangholz für Decken für den Bau von Gitarren verwendet. Wegen der langen Lebensdauer und dem geringen Gewicht wird es auch beim Bau von Gewächshäusern und Schuppen eingesetzt. Die Indianer der Nordwestküste bauten Kanus, Häuser und Totempfähle aus dem Red Cedar Baum, die Rinde wurde zu Seilen und Netzen verarbeitet. Auch wir kennen viele Alltagsgegenstände wie Schuhspanner, Mottenschutzhölzer und Zigarrenkästen.

Wir halten an "Colgate Licks". Dies ist eine Stelle, an der Mineralien zutage treten. Diese Mineralien werden gern vom Wild aufgeleckt. Man nennt die Stelle Colgate Licks, in Erinnerung George Colgate, der im Herbst 1893 als Koch eine Jagdgesellschaft begleitete. Als er, weil er keinen Katheter auf die Reise mitgenommen hatte, aufgrund einer Vergiftung ins Delirium bzw. Koma fiel, ließen die jungen Männer der Jagdgesellschaft, alle um 30 Jahre, ihn zurück, um ihr eigenes Leben zu retten. Er starb. Später wurden seine Überreste ausgegraben und an Colgate Licks beigesetzt. Eine Erinnerungstafel erinnert an die traurige Geschichte.

Gegen 11 Uhr sind wir auf dem Lolo Pass, 1.593 m hoch, National Historic Landmark. Zum ersten Mal in den vielen Jahren, die wir über den Pass fahren, ist es sonnig und warm. Ganz herrlich. Der Pass liegt an der Grenze zwischen Idaho und Montana, ca. 64 km von Missoula. Lolo Pass ist der höchste Punkt des historischen Lolo Trail zwischen dem Bitterroot Valley und der Weippe Prairie. Dieser Weg wurde von den Nez Perce im 18. Jh. und von der Lewis & Clark Expedition im September 1805 benutzt. 1877, während des Nez Perce Krieges, war er ein Teilstück der fliehenden Nez Perce unter Führung von Chief Joseph. Kurz nach der Überquerung des Passes kam es zur Schlacht am Big Hole Battlefield.

Big Hole Battlefield - Hier fand am 9./10. August 1877 die wohl blutigste und größte Schlacht zwischen den Nez Perce Indianern (unter Füh-rung von Chief Looking Glass und Chief Joseph) und den Soldaten der US-Regierung statt. Die Nez Perce befanden sich auf dem Weg nach Kanada, sie wollten sich dort mit den Lakota (unter Führung von Sitting Bull) vereinen, da sie sich dort bessere Lebensbedingungen erhofften. Die US-Kavallerie griff die 800 Männer, Frauen und Kinder, die am Big Hole lagerten, an. Die Nez Perce leisteten erbitterten Widerstand und trieben die Angreifer auf einen Hügel zurück. Die Nez Perce flohen, nachdem sie ihre Toten (mind. 90, darunter meist Frauen, Kinder und Alte) auf dem Schlachtfeld begraben hatten. Die Nez Perce zogen nach der Schlacht durch den Yellowstone nach Norden. Sie hatten die Schlacht zwar gewonnen, aber ihnen war klar, der Krieg war nicht vorüber. Im Oktober 1877 ergaben sich die meisten der Nez Perce, völlig erschöpft und ausgehungert, nur 64 km von der kanadischen Grenze entfernt, den US-Soldaten am Bear Paw Battlefield, wie schon vorher beschrieben. 200 Nez Perce entkamen über die Grenze nach Kanada. Chief Joseph sprach nach der Kapitulation: "I am tired. My heart is sick and sad. From where the sun now stands I will fight no more forever".

Nez Perce Krieg
Die Nez Perce waren da Zuhause, wo Oregon, Washington und Idaho sich treffen. Sie waren ein freundliches und friedfertiges Volk. Mitte der 1800er Jahre kamen Siedler und Goldsucher in ihr Land. Da die Nez Perce den Frieden suchten, stimmten sie 1855 einem Vertrag zu, dass sie in einer Reservation leben sollten, welche einen Großteil ihres Heimatlandes umfasste. Der Vertrag sicherte ihnen das Recht zu, jeden Nicht-Indianer aus der Reservation weisen zu können. Aber 1860 wurde auch in der neuen Reservation der Nez Perce Gold gefunden und die Siedler und Goldsucher beanspruchten mehr Land der Nez Perce. Und so nahm man ihnen in einem neuen Vertrag 1863 ihr Land weg, bis auf ca. 10 %. Dieser Vertrag wurde jedoch nicht von allen Nez Perce Stämmen unterzeichnet. Sie blieben in ihrem Homeland für einige Jahre. Doch 1877 wurden alle Nez Perce aufgefordert, in ihr kleines Reservat umzuziehen. General Oliver O. Howard wurde beauftragt, dies durchzusetzen und er stellte den Nez Perce ein Ultimatum von 30 Tagen. Chief Joseph verlangte mehr Zeit, da ein so schneller Umzug unmöglich erschien. Doch man weigerte sich, ihnen mehr Zeit zu zu billigen. Und so machten sich die Nez Perce auf, mit ihrem Vieh, ihren Pferden und allem, was sie besaßen. Sie mussten den Hochwasser führenden Snake River und den Salmon River überqueren. Nahe an der neuen Reservation machten sie ihr Lager. Einige der jungen Krieger töteten weiße Siedler, die vorher Mitglieder der Indianer-Familien getötet hatten. Die Nez Perce unter Führung von Chief Joseph befürchteten Rachefeldzüge und suchten Schutz im White Bird Canyon, wo sie sich verteidigen konnten gegen einen plötzlichen Angriff der Weißen. Hier kam es am 17. Juni 1877 zu einem Gefecht zwischen den Nez Perce und Soldaten um General Howard. Von den 100 Soldaten fielen 34, der Rest floh Hals über Kopf. Die Nez Perce flüchteten weiter, verfolgt von General Howard und seinen Soldaten. Am 11. Juli 1877 kam es zu einem weiteren Gefecht in der Nähe des Clearwater Rivers, kein Sieg für beide Seiten. Doch die Nez Perce ließen bei ihrer Flucht viele ihrer Zelte und andere Besitztümer zurück. Den Nez Perce war klar, dass sie Idaho nun verlassen mussten, da die Armee sie dort ständig verfolgte. Sie beschlossen, dem Ratschlag ihres Führers Looking Glass zu folgen und nach Osten nach Montana zu ziehen, wo sie mit den Crow im Büffelland leben wollten. Die Nez Perce wünschten sich nur einen Platz, wo sie ihr gewohntes Leben in Ruhe und Frieden führen konnten, ohne die Beeinträchtigung der Siedler und Goldsucher. Im August 1877 erreichten die Nez Perce das Bitterroot Valley in Montana. Sie fühlten sich dort unter den Siedlern sicher und glaubten, außerhalb der Reichweite von General Howard zu sein. Doch Col. John Gibbson, der die 7. US-Infantry im westlichen Montana kommandierte, bekam den Befehl, die Nez Perce zu vertreiben. Chief Looking Glass unterschätzte diesen Befehl und so kam es zu der blutigen Schlacht am Big Hole. Und wieder flohen die Nez Perce. Es kam zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen bei Camas Meadow, Idaho und Canyon Creek. Als die Nez Perce zu den Crow kamen, erkannten sie, dass diese ihnen nicht helfen konnten und so beschlossen sie, sich Sitting Bull in Kanada anzuschließen. Doch kurz vor Grenze (ca. 64 km) wurden sie von Truppen unter dem Kommando von Col. Nelson Miles überraschend umstellt und in einen weiteren Kampf verwickelt. In diesen 5 Tagen des Kampfes starben 4 Häuptlinge, unter ihnen Looking Glass. Chief Joseph ergab sich mit den überlebenden 431 Nez Perce, ca. 200 flohen über die Grenze in das rettende Kanada.

Der "Nez Perce War" entstand durch einen kulturellen Konflikt. Die USA expandierte gen Westen und die Siedler sahen es als ihr Recht an, sich das Land zu nehmen, obwohl es ihnen nicht gehörte. Die Nez Perce wollten nur ihr gewohntes Leben weiterführen und überleben. Der Feldzug der Nez Perce führte sie über mehr als 2.400 Kilometer durch vier amerikanische Bundesstaaten. Sie kämpften gegen mehr als 2.000 Soldaten. Mehr als 65 Krieger, 55 Frauen und Kinder verloren dabei ihr Leben. Die Verluste der Amerikaner lagen bei 180 Toten und 150 schwer Verwundeten. Der Krieg ist ein dramatisches Beispiel dafür, welcher Preis an Menschenleben bezahlt wurde, um die Expansion der USA nach Westen durchzusetzen.
Erstaunlich ist, dass der Kampf und das Verhalten der Nez Perce im Nachhinein von vielen Amerikanern positiv beschrieben wurden. So sagte William T. Sherman, die Nez Perce "zeigten Mut und Geschick. Sie verzichteten, Skalpe zu nehmen, ließen gefangene Frauen frei, begingen keine wahllosen Morde an friedlichen Familien und kämpften mit wissenschaftlichem Geschick, wobei sie Gebrauch von Vor- und Nachhuten und Feldbefestigungen machten." Howards Adjutant, Charles Wood, schrieb 1884: Chief Joseph kämpfte für das, was der weiße Mann, falls es mit Erfolg gekrönt ist, "Patriotismus" nennt.

Das Lolo Pass Visitor Center gehört zu meinen Lieblings-Orten, es bietet viele Infos über die Nez Perce, die Lewis & Clark Expedition, über Landschaft und Tiere, die in dieser Wildnis leben. Während ich also dort einen längeren Besuch mache, sitzt Rolf in der Sonne und schaut dem lustigen Treiben von einigen Murmeltieren zu. Die poussieren mitten auf dem Weg und geben eigenartige Laute von sich. Zum ersten Mal, dass wir diese Tiere von so nah sehen.

Im Vistor Center finde ich u. a. die Geschichte von dem Jungen und dem Grizzly:
Ein Junge verirrte sich in den Wäldern, wo er auf Hah-Hahts traf, den großen Grizzly-Bären. Die Augen des Bären waren voller Hass, denn er wollte sein Land nicht den Menschen überlassen. Der Junge war ohne Furcht und sprach, ich habe keine Angst, ich kann nur sterben. Der Bär war überrascht und sagt: "Du hast den Mut eines Bären, die Schlauheit eines Coyoten und den Stolz eines Adlers. Ich will Dir die Geheimnisse des Landes, Eurer neuen Heimat, verraten." Der Bär zeigte dem Jungen die Flüsse voller Fische und den Wald mit Hirschen, Dachsen, Rehen und Elchen. Er kletterte mit dem Jungen auf den höchsten Berg und zeigte ihm auf der Rückseite den Weg zu den Plätzen, wo die Büffel lebten. Und er zeigte dem Jungen die verschiedenen Beeren des Waldes. Anschließend brachte der Bär den Jungen zurück zu seinem Volk. Er sprach: "Geh zu Deinem Volk und berichte ihnen, was Du über dieses wunderbare Land gelernt hast und zeige ihnen den Pfad über die Berge." Dann verschwand der Bär. - Von Ella Clark, a Nimiipuu.

"Nap-ta-nee-sha" Selish Wort für den Lolo Trail ist das Zentrum für viele Geschichten, die sich besonders um Coyote ranken, der die Welt auf die Menschen vorbereitete. Hier die Geschichte von Coyote und dem Lachs: Coyote beschloss, den Lachs über die Bitterroot Mountains zu bringen, so dass die Menschen dort zu essen hätten. Doch auf dem Pass, der Lachs verschwand nach Westen über die Berge. Um seinen Fehler wieder gut zu machen, schuf Coyote Lolo Hot Springs für das Selish Volk und sorgte dafür, dass es genug andere Dinge zu essen gab. Aufgrund dieser Geschichte nennt man die Lolo Area "Tum-sum-lee" - was "ohne Lachs" bedeutet und der Lochsa-Clearwater River wird "Ep-sum-lee" - "mit Lachs" - genannt.

Warum die Büffel nicht westlich der Bitterroot Mountain leben:

Eines Tages gab Bull Büffel seinem Freund Coyote eine junge Büffel-Kuh. Er sagte ihm, er würde immer Fleisch haben, doch er dürfe sie nicht töten, nur ein bisschen Fett von ihrer Seite schneiden, was dann verheilen könne. Coyote hielt sich an diese Worte viele Tage, doch der Hunger und die Gier nach mehr Fleisch und den Knochen war groß und so tötete er eines Tages die junge Büffel-Kuh. Eine Frau näherte sich und versprach Coyote, das Fleisch und die Knochen für ihn zu kochen. Coyote stimmte zu und die Frau packte die Überreste der Büffel-Kuh in einen Korb, dann rannte sie davon. Coyote ging zu Bull Buffalo seinem Freund und sah mit Erstaunen, seine junge Büffel-Kuh bei den anderen Büffeln. Sie weigerte sich, mit ihm zurück zu gehen und Bill Buffalo gab Coyote auch keine andere Kuh mit. So musste Coyote allein in sein Land zurückkehren, daher leben dort bis heute keine Büffel am "Swah-netk-qhu", westlich der Bitterroot Mountains.

Wie Ihr wisst, gefallen mir solche Geschichten und ich hatte einiges zu tun, alles aufzuschreiben.

Damit Rolf das Warten nicht langweilig wird, bringe ich ihm einen Kaffee, den es kostenlos im Visitor Center gibt. Es ist 27 Grad und Rolf genießt das herrliche Wetter und die wunderschöne Aussicht auf dem Pass. Erst nach 13 Uhr verlassen wir den wunderbaren Ort, HW 12 bis Lolo, dann HW 93 bis Hamilton, entlang der Bitterroot Mountains, schneebedeckte Gipfel in der Sonne. Ein herrlicher Anblick. Ab Darby ist das Bitterroot Valley mit dem Bitterroot River eine landschaftliche Idylle: Herrlicher Pinienwald mit romantisch am Fluss liegenden Blockhäusern. Früher war das schöne Tal die Heimat des Salish-Stammes, der zu der Flathead Nation gehörte, wie auch die Kootenai und Pend d'Oreilles Stämme, die zwischen den Cascade und Rocky Mountains lebten. Doch bald ändert sich das Landschaftsbild, bizarre, kahle verbrannte Bäume, meilenweit. Es sieht gespenstisch aus. Doch inmitten der verbrannten Bäume sieht man schöne Blockhäuser. Unglaublich. Um 14.15 Uhr, nach 253 Meilen (407 km) machen wir am Lost Trail Pass, 2.138 m, Teepause. Eine Gruppe älterer Menschen spielt hier an einem Picknick-Tisch Karten. Sie amüsieren sich prächtig. Ich statte natürlich dem Visitor Center - kein Mensch darin - einen Besuch ab und finde auch dort wieder einige interessante Dinge, die ich noch nicht wusste. Hier ist das bekannte Lost Trail Powder Mountain Ski-Gebiet.

Rolf hat inzwischen mal wieder die Route geändert, wir fahren weiter über den Chief Joseph Pass, 2.214 m, HW 43 East bis Wisdom. Von dort HW 278 South, am Big Hole River entlang, über Jackson, Big Hole Pass, 2.258 m, Badger Pass, 2.060 m, bis Dillon. Von dort HW 41 North bis Twin Bridges und HW 287 East bis Virginia City.
Ab Chief Joseph Pass gibt es viel Wald, der arg vom Borkenkäfer verschandelt wurde. Ab Big Hole fahren wir durch Prairie, begrenzt von den Beaverhead Mountains. In Wisdom machen wir einen kurzen Halt, wir durchqueren Big Sky Valley, Big Hole Valley - die Weite des Landes wird uns hier deutlich vor Augen geführt. Schön ist die Sicht auf die mächtigen schneebedeckten Beaverhead Mountains. Kleine Hasen hoppeln durch die Prairie, die hauptsächlich mit Sagebrush bedeckt ist. Die Hasen sind allerdings zu mager für einen guten Braten. Es gibt riesige Ranches, meilenweit von einander entfernt. Es ist eine einsame Gegend hier. In Dillon folgt ein kurzer Tankstopp, die Landschaft ändert sich wieder, große Heuflächen und riesige Schafherden sehen wir. Und ganz lustig anzuschauen: Große Sandhügel und oben drauf steht eine Kuh, als ob sie nach etwas Ausschau halten wollte. Andere Kühe baden in kleinen Tümpeln. Es gibt viel Wasser hier, aber das Land selbst ist trocken und wird bewässert mit großen Bewässerungsanlagen. Die Feuergefahr ist hoch. In Twin Bridges machen wir einen weiteren Halt. Wir sind heute schon lange unterwegs und mein Bein tut ganz schön weh. Ab Twin Bridges, HW 287 East. Hier ist das ganze Land umgegraben von den früheren Goldsuchern. Es sieht schon sehr merkwürdig aus. Ab Alder sehen wir kleine Gruppen von Rehen, bis zu 6 Stück, die am Straßenrand in den Wiesen grasen. Rolf muss noch mehr aufpassen als sonst, denn ein Reh vor dem Motorrad könnte fatale Folgen für uns haben. Wir passieren die Ghost Town Nevada City, wo wir vor Jahren schon mal in dem historischen Nevada City Hotel übernachtet haben. Viele historische alte Gebäude sind hier zusammengetragen, ein schönes Freilichtmuseum. Um 17.30 Uhr erreichen wir Virginia City, nach 10 Stunden. Ich bin geschafft. In der Pioneer-Bar treffen wir unseren Freund Red, bei dem wir normalerweise wohnen. Doch dieses Jahr hat er das Haus voll mit Familie wegen eines Krankheitsfalles. Rozy, sein Freund, hat uns versprochen, eine andere Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Doch dies war leider nur ein leeres Versprechen. Rozy hatte am Freitag einen Unfall und die Schulter und den Arm wahrscheinlich angebrochen, bisher weiß man nichts Genaues. Da er starke Schmerzen hat, nimmt er seit dem Unfall extreme Schmerzmittel, dazu der Alkohol, eine tolle Kombination. So hat meine Ahnung mich nicht betrogen, wir müssen uns selbst auf Zimmersuche begeben. In Virginia City wollen sie 77 Dollar für ein Zimmer ohne Bad, die sind wohl verrückt, ist uns zu teuer und dann noch ohne Bad, geht gar nicht. So bitten wir Rozy in Ennis anzurufen und uns dort ein Zimmer reservieren zu lassen. Es klappt, Gott sei Dank. Red, unser Freund, sieht in diesem Jahr viel besser aus als bei unserem letzten Besuch. Doch auch er scheint dem Alkohol gut zugesprochen zu haben, gefrustet vom Familienbesuch, das mag er gar nicht. Wir quatschen ein bisschen, trinken alkoholfreies Bier und geben die Geschenke ab, die wir mitgebracht haben, Zigarren und Bärwurz. Dann geht es durch das schöne Madison Valley nach Ennis, wo wir um 19.30 Uhr ankommen, ich bin fix und fertig. Auch hier herrscht "Fire Bann", d. h., es dürfen u. a. keine Feuerwerke ab gebrannt werden. In Rolfs Ohr hat es sich ein Vieh bequem gemacht, welches er nun endlich entfernen kann. Wir kaufen noch schnell etwas ein, Leberwurst, Radieschen, Kartoffelsalat, harte Eier und fahren dann ins Hotel, wo wir uns endlich duschen und dann relaxen können - um 22 Uhr!

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 23.06.2012
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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