USA 2012 - 2. Teil Nebraska ...

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Uschi Agboka

Von Medora nach Malta

23.Tag - Theodore Roosevelt NP / Beach / Circle / Wolf Point Bridge

Donnerstag, 28. Juni 2012 23. Tag
Malta, Montana Sportsman Motel
Medora / Theodore Roosevelt National Park - South Unit / Beach / Circle / Wolf Point Bridge / Malta
Gefahrene Meilen: 340 (548 km)

Der Wecker schellt um 6 Uhr, da wir kein Frühstück im Hotel bekommen, fahren wir schon um 6.45 Uhr los, um den Theodore Roosevelt National Park, South Unit, zu besuchen. Es ist ein herrlicher Morgen, frische klare Luft, 20 Grad. Gleich am Eingang des Parkes - wir scheinen die einzigen Besucher so früh zu sein - begrüßt uns ein Reh. Und überall in der Prairie "bellen" die Prairie Dogs, an diesen putzigen Kerlchen kann man sich nicht sattsehen. Sie haben auch in diesem Jahr viele Junge. Diese Tiere sind sehr putzig anzusehen. Wenn sie auf ihren Hinterbeinen stehen, sehen sie aus wie Wachsfiguren. Dann pfeifen sie und schwupp sind sie in ihren Erdlöchern verschwunden, um aber sofort neugierig wieder herauszusehen. In diesem Park gibt es einige Prairie Dog Towns! Der Rundweg durch den Park, 36 Meilen (58 km) ist immer wieder ein Erlebnis. Wir halten am Scoria Point Overlook und North Dakota Badlands Overlook. Die Felsformationen haben viele schöne Farben, u. a. rot. Die Farbe kommt von der Kohle, die verbrannte und dann rote Ziegelerde hinterließ. Am Wind Canyon laufen wir einen kleinen Trail, von dort haben wir einen herrlichen Überblick über den Little Missouri River. Unterwegs begegnet uns ein einsamer riesiger Büffel, er lässt sich durch uns nicht stören. Doch die Herden von Wildpferden mit einigen Jungtieren beobachten uns neugierig. Und dann kommen wir zu einer Gruppe von 3 Büffeln, von denen einer direkt an der Straße an uns entlang wandert. Mir ist das nicht geheuer, so nah an den riesigen Tieren zu sein ... Da sind mir die schönen Pronghorn-Antilopen doch lieber. Ein kleiner Hase flitzt kreuz und quer durch die Gegend, doch wir können keinen Grund für seine wilde Flucht erkennen. Gegen 9 Uhr, nach mehr als 2 Stunden und 40 Meilen (65 km) sind wir am Medora Visitor Center, welches nun geöffnet hat und wir schauen uns dort die Ausstellung über Theodore Roosevelt und sein Leben in North Dakota an.

Thedore Roosevelt kam im September 1883 erstmalig als Büffeljäger in diese Gegend und er verliebte sich in das wilde und zerklüftete Land und den freien Lebensstil des Westens. Er investierte in zwei große Viehfarmen, Maltese Cross und Elkhorn. 1909 wurde Roosevelt mit 42 Jahren der jüngste Präsident der USA. Er nannte seine Jahre in den "Badlands" die Romanze seines Lebens. Und er sagte, ohne die Erfahrungen, die er in Dakota machte, wäre er nicht Präsident geworden. Theodore Roosevelt wurde aufgrund seiner Erfahrungen und Erlebnisse in der Region, beispielsweise der starken Dezimierung des Bisons und den Folgen von Überweidung, ein Anhänger des Naturschutzes. Er gründete während seiner Präsidentschaft 5 Nationalparks, 18 National Monuments, 51 National Wildlife Refuges und den US Forest Service mit 108 Natio-nalforsten.

Der am 10. November 1978 gegründete Theodore Roosevelt Nationalpark ist 285 km² groß. Die zwei Hauptteile sind etwa 130 km voneinander entfernt. In einer etwas abgelegenen Sektion des Parks liegen die Überreste der 1884 von Theodore Roosevelt aufgebauten Elkhorn Ranch. Die drei Teile des Parks sind von der Prärie des Little Missouri National Grassland umgeben. South Unit ist der größte Teil des National Parkes. Der Little Missouri River durchfließt alle drei Teile und über den Maah Daah Hey Trail, der alle drei Einheiten verbindet, kann man eine herrliche Wanderung machen. Auch wenn die Landschaft im ersten Augenblick lebensfeindlich und unfruchtbar erscheint, so ist sie doch der Lebensraum vieler unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten. In den Badlands sind mehr als 200 Vogelsorten zu Hause, viele davon sind Singvögel. Bereits Roosevelt begeisterte sich über die Sangeskünste der gefiederten Badland-Bewohner. Der Park beheimatet darüber hinaus verschiedene Rotwildarten. Die Weisswedel-Hirsche bevorzugen die Flussauen, während die sog. "Mule Deers" das offene Land und die höher gelegenen Bereiche der Badlands bevorzugen. In den 1950er Jahren wurde der amerikanische Bison wieder angesiedelt. Außerdem leben Mustangs, Gabelböcke, Präriehunde und Kojoten im Park. Die Zahl der Mustangs wird durch das Fangen überzähliger Tiere auf einem konstanten Bestand von etwa 70 bis 110 Tieren gehalten. Die Zahl der Bisons wird ebenfalls reguliert. Man beschränkt den Bestand auf 200-400 Tiere im Südteil und 100-300 im Nordteil. Als Teil der Szenerie, die Theodore Roosevelt so schätzte, wird eine Herde von Longhorn-Rindern gehalten. Wie wir von Freunden erfuhren, haben sich sämtliche Tiere enorm vermehrt und nun muss die Zahl durch staatl. kontrollierte Jagden wieder reduziert werden.

Der Theodore-Roosevelt-Nationalpark besteht aus durch Erosion geprägte Landschaften: Ödland, Badlands und Prärie im Westen von Nord-Dakota. Vor ca. 60 Mio. Jahren trugen Flüsse erodiertes Material von den noch jungen Rocky Mountains nach Osten und lagerte dieses in das tief liegende, flache Land der Great Plains ab. Manche nennen die Badlands, das Land, das Gott vergessen hat. Die Badlands sind eine Verwitte-rungslandschaft, die für Landwirtschaft denkbar ungeeignet schien, daher der Name Badlands - schlechtes Land. In den frühen 1800 Jahren nannten die französischen Trapper die Gegend "a bad land to cross". Ein Badland ist ein von tiefen, eng stehenden Erosionsrinnen zerschnittenes Gelände. Die Erdoberfläche in Badlands ist durch leicht verwitternde Gesteine und offene Böden geprägt. Durch Wasser- oder Windein-wirkung werden vor allem Schiefertone, Tonsteine und Lehme rasch erodiert, was zur Entstehung der typischen Oberflächenformen führt. Die Badlands von North Dakota sind das Zwischenergebnis der voranschreitenden Verwitterung der unterschiedlich harten Gesteins- und Lehmschichten. Lange Trockenzeiten, flutartige Regengüsse, große Temperaturunterschiede, die den Pflanzenwuchs behindern, tragen das ihre zum Verwitterungsprozeß bei. Oxyde im Gestein sind für dessen Färbung verantwortlich.
Die Lakota bezeichneten die Badlands als "Makhóšiča", für schlechtes Land, während französische Pelzjäger die Badlands als "les mauvaises terres à traverser" bezeichneten - "das schwer zu durchquerende Land". Die Spanier bezeichneten sie als malpaís, tierra baldía (Ödland) und cárcava. Wichtige Formen in Badlands sind Canyons, Schluchten und Hoodoos. Ein Badland-Gebiet besteht überwiegend aus sich ständig erweiternden Schluchten und Tälern, zwischen denen scharfe Kämme stehen bleiben. Badlands besitzen außerdem eine spektakuläre Farbge-bung, die z.B. zwischen schwarz/blauen Kohleschlieren und gelb/rötlichen Lehmablagerungen wechselt.

Aus archäologischen Funden geht hervor, dass sich bereits vor 12.000 Jahren Menschen in den Badlands von North Dakota und auch im heuti-gen Parkgebiet aufgehalten haben. Seit ca. dem 10. Jahrhundert durchstreiften und beherrschten halbseßhafte Mandan das riesige Präriegebiet westlich des Missouri River bis hin zu den Badlands. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts bemächtigten sich berittene Stämme, allen voran die Dakota-Sioux und die Cheyenne, der nördlichen Great Plains und der Badlands. Die Bisonjagd wurde zur neuen Lebensgrundlage der Plain-Indianer. Hundert Jahre später folgten die ersten weißen Siedler und begannen mit der gezielten Ausrottung der Menschen und der Tiere der Great Plains. Als Theodore Roosevelt 1883 zum ersten Mal in die Little Missouri Badlands kam, um Bisons zu jagen, war der Bestand bereits so stark dezimiert, dass die Jagd erfolglos blieb. Von den rund 60 Mio. Bisons, die noch 20 Jahre zuvor in riesigen Herden durch die Prärie zogen, waren nur noch einige hundert Exemplare am Leben.

Im Hotel zurück trinken wir Kaffee und dann lädt Rolf das Motorrad, welches heute spiegelt und glänzt. Rolf hat das Motorrad gestern noch geputzt, nach den vielen Kilometern auf den Staubstraßen. Um 9.30 Uhr verlassen wir Medora, zunächst über die Interstate 94 West, Richtung Montana, dann nach Norden. Wir überqueren den Little Missouri River und fahren durch Golden Valley, eine herrliche Landschaft. Kurz vor Beach hören die Buttes auf und riesige Felder begleiten uns, die Landschaft ist flach. In Beach frühstücken wir, nachdem uns ein Einheimischer einen Tipp gab. Im Fernsehen erfahren wir, dass Obamas Gesundheitsreform vom Supreme Court mit 5:4 Stimmen in Kraft gesetzt wurde. Die Republikaner sagen, es sei der "schwärzeste Tag" in der Geschichte Amerikas, die Freiheit sei in Gefahr. Völlig verrückt finden wir.

Es ist 10.40 Uhr.

Wir fahren weiter über die Interstate 94 West. Um 11.20 Uhr überqueren wir die Grenze zu Montana. In Glendive wechseln wir auf den HW 2005 West. Hier erleben wir sich ständig wechselnde Landschaftsbilder, Prairie, Weizenfelder und bizarre Sandstein-Buttes, die golden in der Sonne leuchten. Um 12 Uhr überqueren wir den Yellowstone River, der ziemlich viel Wasser führt. Und um 13 Uhr machen wir Pause auf einer schattigen Bank in Circle, direkt vor dem Sheriff's Office. Einer der Deputy Sheriffs spricht uns an und wir quatschen ein bisschen. Ich bin sehr beeindruckt von ihm, denn er ist schwer bewaffnet.

Nachdem wir in einem kleinen Supermarkt noch Einiges eingekauft haben, fahren wir weiter über den HW 13 West bis Wolf Point. Um 14.30 Uhr erreichen wir die historische Lewis & Clark Bridge (Wolf Point Bridge) am Missouri River. Es ist inzwischen ganz schön heiß geworden. Der Bau der Brücke begann 1929, Bauende 1930: 3.274 m lang, besteht aus 1.150 Tonnen Stahl, 1.219 m größte Spannweite und gehört zu den National Historic Places. Wolf Point Bridge ist die längste und massivste Brücke in Montana. Zurzeit ist das Bauwerk für den Verkehr geschlossen, doch man arbeitet daran, die Brücke zumindest für Fußgänger wieder freizugeben.

Wolf Point ist die größte Gemeinde in der Fort Peek Indian Reservation, 1888 eingerichtet. "Enlarged homestead act of 1909" erlaubte den weißen Siedlern, sich auch in der Reservation niederzulassen, ein weiteres Unrecht gegenüber den Indianern. Fort Peck ist das neuntgrößte Indianer-Reservat in den USA und die Heimat der Assiniboine und verschiedener Sioux-Stämme. Im März 2012 wurden 63 genetisch reine Bisons aus dem Yellowstone National Park in die Fort Peck Reservation gebracht. Sie sollen dort frei leben auf einem 2.100 Hektar großen Gebiet, 25 Meilen nördlich von Poplar. Die Indianer feierten dies, wurden doch vor Jahren die hier lebenden Büffel durch weiße Jäger und Siedler ausgerottet. Allerdings haben wir Schilder gesehen, auf denen weiße Farmer dagegen protestieren, dass in Montana Büffel frei leben dürfen.

Ab Wolf Point folgen wir dem HW 2 West über Fraser, Nashua bis Glasgow. Leider finden wir dort kein Zimmer. Die Öl-Miner haben alles mit Beschlag genommen und die wenigen freien Zimmer sind hässlich und sauteuer. Gegen 16.10 Uhr verlassen wir die Fort Peck Indian Reservati-on. Endlos ziehen sich die Weizenfelder und Weiden. Das Auge sieht kein Ende. Hin und wieder erspähen wir ein paar Pferde, Rinder, mal eine Ranch oder Farm, sonst ist alles menschenleer. Wir müssen weiter, nirgendwo ein Hotel. Endlich, nach 340 Meilen (548 km), nach 11 ½ Stun-den, erreichen wir Malta, wo wir im Sportsman Hotel ein Zimmer finden. Wir sind heilfroh. Leider sieht Rolf im Fernsehen, dass die Deutschen verloren haben (Fußball). Trotzdem machen wir uns einen schönen Abend. Es gibt Salami, Fisch, Tomaten, Radieschen, Brot, Bananen, Bier und Wein. Das Hotel, geführt von einer Amerikanerin, die bald in Rente gehen will, ist recht ungepflegt und staubig, doch Bett und Bad sind sauber. Wir gehen früh schlafen, es war ein langer Tag.

© Uschi Agboka, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch über die Motorradtour durch 11 Staaten des Süd- und Nordwestens der USA vom 6. Juni bis 9. Juli 2012 - zurückgelegte Meilen 7.930 (12.767 km) – Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer – www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 23.06.2012
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 09.07.2012
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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