USA 2013 - Teil 2 - Nordwesten

Reisezeit: Juni / Juli 2013  |  von Uschi Agboka

Von Rawlins nach Cody, Wyoming

Auf dem Weg nach Thermopolis

Auf dem Weg nach Thermopolis

Thermopolis

Thermopolis

In Meeteetse - interessanter Türgriff

In Meeteetse - interessanter Türgriff

19. Tag Cody, Wyoming

Montag, 24. Juni 2013
19. Tag Cody, Wyoming Uptown Motel

Rawlins - Chief Washakie Trail - Sweetwater - Wind River Canyon - Big Horn Basin - Thermopolis - Meeteetse - Cody, Wyoming
Gefahrene Meilen: 273 (440 km) - 6 3/4 Stunden

Der Wecker schellt um 6 Uhr, Frühstück um 7 Uhr. Das Econo Lodge Motel ist wirklich eine Katastrophe. Alles ziemlich schmuddelig und der Manager rennt mit einem total verdreckten Shirt herum. Nicht gerade sehr einladend. Zuhause müssen wir dies bei Choice Hotels reklamieren.

Um 7.30 Uhr starten wir, über Muddy Gap, 1.905 m, am Sweetwater River entlang, Shoshoni, Thermopolis, Meeteetse, bis nach Cody, wo wir übernachten werden (HW287/HW 789/HW120).

Endlose Prärieland bis Muddy Gap. Nur hin und wieder ist mal ein Rind zu sehen. In Muddy Gap biegen wir ab auf den HW 789, vorbei am Split Rock, schroffe Felsformationen, rechts der Straße.

Split Rock war eine wichtige Station des Oregon Trails und der Pony Express Route. Jeffrey City, früher eine "Uranium-Mining Boomtown" ist seit 1982 eine "Ghosttown", mit noch 100 Einwohnern und einer Baptisten Kirche für die in der Gegend lebenden Farmer und Rancher. Links des Highway Green Mountain, 1.887 m, schneebedeckt. Viele Pronghorn-Antilopen sind zu sehen, oft in Gruppen von bis zu 8 Tieren. Sie heben die Köpfe, wenn wir vorbei fahren. Rolf muss einige Male scharf bremsen, da man nie weiss, wann sie über die Straße flitzen. Bis Sweetwater folgen wir dem Chief Washakie Trail.

Chief Washakie führte eine Gruppe Shoshone Indianer zu dem Treffen 1851 in Fort Laramie, wo der "Treaty of Fort Laramie" zwischen den Vereinigten Staaten und verschiedenen Indianer-Stämmen (ausgenommen Crows Indianer) unterzeichnet wurde. Viele der Indianer-Stämme erhielten niemals die zugesagten Dinge. Der Vertrag wurde später durch den Fehler der Vereinigten Staaten gebrochen, da diese der Zahl der nach Westen strömenden Siedler und Goldsucher nicht Herr wurden bzw. diesen erlaubten, die Bedingungen des Vertrages zu missachten.

Chief Washakie galt als einer der angesehensten Indianer Führer in der Geschichte der Ureinwohner Amerikas, da er stets um Frieden und Ausgleich bemüht war. Er ist der einzige Native American, dem ein volles militärisches Begräbnis zuteil wurde.

Um 8.45 Uhr sind wir an der Sweetwater Station Rest Area. Prairie-Dogs spielen in der Wiese. Und Rinder und Gänse marschieren einträchtig an einem Zaun entlang.

Info-Tafel geben Auskunft über die Geschichte des Landes:
Der Sweetwater River entspringt im Süden der Wind River Range, einer Gebirgskette der Rocky Mountains. Er mündet nach 150 Meilen (242 km) in den North Platte River. In der Mitte des 19. Jh. verlief ent-lang des Flusses der wichtigste Weg über die Rocky Mountains. Oregon Trail, California Trail und Mormon Trail verliefen hier gemeinsam und zweigten vor der Wind River Range über den South Pass nach Westen ab.

Schön am Fluss zu sehen sind: Independence Rock, ein markanter Felsen und Devils Gate, eine schmale Schlucht des Flusses. Der Independence Rock ist ein 36 m hoher Granitfelsen. Er war Mitte des 19. Jh. Treffpunkt für die Siedler, die gen Westen zogen. Sie feierten dort den amerikanischen Unabhängigkeitstag, da sie meist um den 4. Juli dort vorbei kamen. Die Siedler meißelten ihre Namen, das Datum und Sprüche für die Nachwelt in den Felsen. Seit 1961 ist der Independence Rock eine "National Historic Landmark".

Weiter geht die Tour. Unterwegs begegnet uns kein Mensch. Es sind sind nur Hügel aus gelbem Sandstein zu sehen. Wir kommen durch die Wind River Indianer Reservation. Ab Riverton (9.45 Uhr) heißt der Highway "Sand Creek Massaccre Trail". Dieses Massaker fand am 29. November 1864 statt. Truppen unter Leitung von Colonel John M. Chivington massakrierten im damaligen Colorado-Territorium ein unbefestigtes Dorf von 500 Cheyenne und Arapaho Indianer in den High Plains. Mehr als 160 wurden getötet, darunter 80 Frauen und Kinder. Erst als Sieg gegen "kämpfende und sich gut verteidigende Indianer" gefeiert, meldeten sich Augenzeugen und es kam zu einer Untersuchung gegen das Militär. Silas Soule, der sich geweigert hatte, seine Kompanie auf die Indianer schießen zu lassen, sollte gegen Chivington aussagen. Er wurde ermordet. Man nimmt an, auf Veranlassung von Chivington, der das Massaker zu verantworten hatte. Ein trauriges Kapitel in der amerikanischen Geschichte.

Das Wetter ist auch heute angenehm zum Fahren, 20 Grad. Wir tanken in Riverton. Ein Mann kommt mit einem riesigen Rasenmäher zum Tanken. Und weiter geht es. Auf der linken Seite des Highway begleiten uns schneebedeckte Berge. In Shoshoni hat "unser" Cafe geschlossen, also biegen wir ab, HW 789, in den Wind River Canyon. Wir passieren den Boysen Dam, den den Wind River staut. Der Wind River Canyon (HW 20/789) ist eine herrliche Schlucht, mit grünen Felsen und blühenden Blumen. Und dann oh Schreck, auch im Canyon hat "unser" Cafe Wolf Creek geschlossen. So machen wir um 10.30 Uhr dort nur einen kurzen Fotostopp und fahren weiter nach Thermopolis.

Das "Fountain Cafe", welches wir von Besuchen aus Vorjahren kennen, ist schön renoviert, es hat die Pächter gewechselt. Mexikaner betreiben es nun. Sie haben eine gute Speisekarte, aber schenken keinen Kaffee aus. So verlassen wir das Restaurant und laufen über die Straße zum "Thermopolis Cafe". Dieses ist sehr schön eingerichtet, sehr rustikal, mit bunten Gemälden an der Wand. Es ist 11.30 Uhr und wir bekommen dort ein sehr gutes Frühstück. Anschliessend fahren wir zum Hot Springs State Park. Über die bunten Rainbow-Terrassen (Travertinkaskaden) am Big Horn River fliesst das Wasser aus heißen Mineralquellen, mehr als 8.000 Gallonen - ca. 35.200 Liter - alle 24 Stunden mit einer konstanten Temperatur von ca. 57 Grad Celsius. Es gibt ein Badehaus, wo man bei ca. 40 Grad Celsius kostenlos therapeutische Bäder nehmen kann. Der Hot Spring State Park verfügt über 10 km lange Wanderwege. Eine Herde wilder Bison durchstreift die roten Hügel hinter dem Park. Wenn man Glück hat, kann man sie beobachten.

Travertin ist ein poröser Kalkstein von heller, meist gelblicher bis brauner Farbe, der aus kalten, warmen oder heißen Süßwasserquellen als Quellkalk chemisch ausgefällt wurde. Die Quellen enthalten Calcium- und Hydrogencarbonat-Ionen sowie Kohlenstoffdioxid, der Travertin selbst besteht fast ausschließlich aus Calciumcarbonat. Es handelt sich um einen Süßwasserkalk.

Thermopolis
1896 gegründet, 3.235 Einwohner, ein kleines Wildwestnest, wie aus einem Hollwoodfilm. Hier gibt es die größte Mineralquelle der Welt, täglich kommen mehr als 15 Mio. Liter Wasser, 57 Grad heiß, aus der Erde. Aufgrund eines Vertrages von 1896 mit den Shoshone und Arapaho Indianern ist der Zugang zu den Quellen für die Besucher kostenlos. Im Wyoming Dinosaur Center steht ein kurioser Spruch: "Heute sind Sie Besucher, vor 150 Mio. Jahren wären Sie ein Snack gewesen!"

Es ziehen dunkle Wolken auf und so geht es in flotter Fahrt weiter. Am Horizont sind Blitze zu sehen und es donnert ordentlich.

In Meeteetse machen wir einen Trinkstopp vor dem "Outlaw Cafe" und der "Cowboy Bar". Hier finden sich Gewehre als Handgriffe an den Türen. Ein Minihund kläfft uns wie verrückt an. Und weiter geht die Fahrt, wir fliegen mehr als das wir fahren, denn der Himmel sieht mehr als bedrohlich aus. In der grünen Prairie sind viele Pronghorns zu sehen. Sie laufen nicht über die Straße, schauen uns nur interessiert zu.

Um 14.15 Uhr treffen wir in Cody ein, nach 6 ¾ Stunden, 273 Meilen (440 km). Es sind 30 Grad. Wir checken ein und beziehen die Zimmer. Diese sind sauber, aber ein Kühlschrank fehlt und das Badezimmer ist arg renovierungsbedürftig. Der Preis ist happig, total überteuert. Wir erfahren, dass Doris gut in München angekommen ist, mit 3 Stunden Verspätung. Sie konnten erst nicht starten, da der Pilot erkrankte und Ersatz kommen musste.

Um 15.30 Uhr wollen wir in die Stadt gehen. Vorher muss Rolf noch die Zimmerreservierung in Virginia City (Montana) klären. Nach dem Rundgang durch Cody kaufen wir beim Albertson ein, Hähnchen, Trauben, Tomaten, Brot. Wir können bis 20.30 Uhr draußen sitzen, dann fangen die Mücken an, uns aufzufressen.

Cody
Die Stadt wurde von William Frederick Cody, genannt Buffalo Bill, 1896 gegründet und nach ihm benannt, als Gateway zum Yellowstone NP. Cody, auf 1.500 m Höhe, wird vom Shoshone River durchquert. Die Stadt ist Geburtsort von Jackson Pollock, einem berühmten amerikanischen Maler. Seit unserem ersten Besuch - 2005 - hat sich der Ort zu einem richtigen Schicki-Micki-Ort entwickelt, was uns gar nicht gefällt.

Wyoming - For ever West
Grandiose Berge der Rocky Mountains, endlose Ebenen der Prärie, Schwefeldämpfe im Yellowstone NP und die Basaltsäulen des Devil Towers - das alles macht Wyoming aus. In diesem Staat lebt man im Sinn von "Crazy Horse" und "Buffalo Bill". Der Name Wyoming stammt aus der Sprache der Algonkin-Indianer und bedeutet "Große Ebenen". Und davon hat Wyoming wirklich sehr viele. Im 19. Jh. führten die Indianer-Stämme Wyomings einen verzweifelten Krieg gegen die einfallenden Weißen, einen bekannten Sieg trugen sie in der Schlacht am Little Bighorn 1876 davon, aber am Ende des 19. Jh. mussten sie vor der Übermacht der Weißen kapitulieren, denn die Weißen schossen u. a. systematisch die Bisons ab und entzogen so den Indianern ihre Lebensgrundlage.

William Frederich Cody war einer der bekanntesten Bison-Jäger (Buffalo Bill). Erst spät sah er das Unrecht ein, welches er den Indianern angetan hatte. In Wyoming gibt es nur ein einziges Indianer Reservat - das Wind River Reservat. Die meisten Wyoming Indianer wurden in Reservate außerhalb ihrer Heimat Wyoming verfrachtet, ein weiteres großes Unrecht in der Geschichte der USA.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de

Dunkle Wolken vor Cody

Dunkle Wolken vor Cody

Gesehen in Cody in einem Spirituosenladen

Gesehen in Cody in einem Spirituosenladen

Unterwegs in Cody

Unterwegs in Cody

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 8.135 Meilen = 13.097 km. Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer - www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 11.07.2013
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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