USA 2013 - Teil 2 - Nordwesten

Reisezeit: Juni / Juli 2013  |  von Uschi Agboka

Von Virginia City nach Lolo, Montana

Blick von Reds Haus über Virginia City

Blick von Reds Haus über Virginia City

In Virginia City (Montana) macht man eine Reise in die Vergangenheit.

In Virginia City (Montana) macht man eine Reise in die Vergangenheit.

Unterwegs

Unterwegs

Wahre Worte - Big Hole Battlefield

Wahre Worte - Big Hole Battlefield

22. Tag Days Inn, Lolo, Montana

Donnerstag, 27. Juni 2013
22. Tag Days Inn, Lolo, Montana

Virginia City -Badger Pass - Big Hole Pass - Big Hole Battlefield National Historic Park - Chief Joseph Pass - Lolo
Gefahrene Meilen: 242 (390 km) - 6 Stunden

6.30 Uhr schellt der Wecker. Wir fahren nach Virginia City zu Red zum Frühstück. In der Nacht habe ich schlecht geschlafen. Der gestrige Tag hat mich sehr beschäftigt. Um 7.15 Uhr sind wir bei Red. Es gibt Rühreier, Schinken, Kartoffeln, Toast und Fruchtsalat. Red baut das meiste Gemüse und Obst selbst an. Alles schmeckt super lecker. Red erlaubt mir, dass Haus zu besichtigen, denn seit unserem letzten Besuch hat sich mal wieder Einiges verändert. Auch der Garten ist viel umfangreicher geworden. Das Pferd des Nachbarn kommt an den Zaun und lauscht meinen Worten. Red meint, ich sei ein Pferdeflüsterer. Nach dem guten Frühstück machen wir noch einen Stadtbummel, denn Rita und Chris kennen den hübschen Ort noch nicht. Rolf und mir gefallen die Museumgeschäfte und die kleinen Tante Emma Läden, in denen man so manch schönes Teil erstehen kann. Rolf kann einem Hut nicht widerstehen und so verlassen wir alle zufrieden um 10.30 Uhr Virginia City, nachdem wir uns noch von Rozy verabschiedet haben.

Virginia City und Nevada City
1863 sorgten Goldfunde dafür, dass sich hier mehr als 10.000 Glückritter trafen und so entstanden über Nacht die beiden Städte. Recht und Ordnung waren Fremdwörter und speziell Virginia City, seit 1865 Hauptstadt Montanas, war das gefährlichste Pflaster des Wilden Westens. Nachdem das Gold zur Neige ging, verschwanden die "Digger" so schnell wie sie gekommen waren. Virginia City hat heute noch ca. 150 ständige Einwohner. Die Stadt hat sich ihren Wildwestcharakter erhalten, dank zahlreicher renovierter Gebäude. Nevada City wurde zur Ghosttown. Zu seinen 14 erhaltenen Gebäuden wurden 100 weitere aus Montana zusammen getragen. So entstand ein wunderbares Freilichtmuseum samt Bahnstation mit Lok und Wagen.

In Dillon tanken wir. An der Tankstelle fällt mir ein kleines Kunstwerk auf, ein auf einem Zaun sitzender Cowboy - Twilight Pondering. Es ist zu verkaufen, aber für uns viel zu groß und zu teuer. Schade. Die Fahrt weiter nach Jackson führt durch weite Prärie, Grasland, Hügel und Felsen, die grün bewachsen sind. Große Ranches finden sich hier. Wir sehen riesige Rinderherden mit Jungtieren, Antilopen und kleine Erdhörnchen, die vor uns über die Straße huschen.

Am Horizont leuchten die schneebedeckten Gipfel der Beaverhead Mountains, sieht phantastisch aus. Die Beaverhead Mountains haben ihren Namen von einem Felsen, der aussieht wie ein Biberkopf. Die höchsten Erhebungen sind der Scott Peak mit 3.474 m und Eigh-teenmile Peak mit 3.398 m. Das Gebirge beiderseits der Wasserscheide liegt in Montana und Idaho.

In Jackson machen wir Halt, in Roses Cantina trinken wir Kaffee und Apfelsaft, es ist 12.25 Uhr. Unsere Tour, HW 278, führt weiter über den Badger Pass, 2.061 m, Big Hole Pass, 2.152 m.

Über den Big Hole Pass verläuft der Continental Divide Trail. Lewis + Clark überquerten den Pass 1806 während ihrer Expedition gen Westen. Wir kommen ins Bitterroot Valley, mit dem Bitterroot River eine landschaftliche Idylle: Herrlicher Pinienwald mit romantisch am Fluss liegenden Blockhäusern. Früher war das schöne Tal die Heimat des Salish-Stammes, der zu der Flathead Nation gehörte, wie auch die Kootenai und Pend d'Oreilles Stämme, die zwischen den Cascade und Rocky Mountains lebten. Der Bitterroot River ist ein etwa 121 km langer Nebenfluss de Clark Fork Rivers. Die Bitterroot Range ist eine 500 km lange Bergkette, die sich entlang der Grenze zwischen Montana und Idaho zieht. Der Gebirgszug gehört zu den nördlichen Rocky Mountains und wurde nach einer Bitterwurzart benannt. Die Bitterroot Mountains und die Beaverhead Mountains sind Teile der Bitterroot Range.

Big Sky Valley - Big Hole Valley - die Weite des Landes wird uns hier deutlich vor Augen geführt.

Über den HW 43 kommen wir zum Big Hole Battlefield National Historic Park. Hier fand am 9./10. August 1877 die wohl blutigste und größte Schlacht zwischen den Nez Perce Indianern (unter Führung von Chief Looking Glass und Chief Joseph) und den Soldaten der US-Regierung statt. Die Nez Perce befanden sich auf dem Weg nach Kanada, sie wollten sich dort mit den Lakota (unter Führung von Sitting Bull) vereinen, da sie sich dort bessere Lebensbedingungen erhofften. Die US-Kavallerie griff die 800 Männer, Frauen und Kinder, die am Big Hole lagerten, an. Die Nez Perce leisteten erbitterten Widerstand und trieben die Angreifer auf einen Hügel zurück. Die Nez Perce flohen, nachdem sie ihre Toten (mind. 90, darunter meist Frauen, Kinder und Alte) auf dem Schlachtfeld begraben hatten. Die Nez Perce zogen nach der Schlacht durch den Yellowstone nach Norden. Sie hatten die Schlacht zwar gewonnen, aber ihnen war klar, der Krieg war nicht vorüber. Im Oktober 1877 ergaben sich die meisten der Nez Perce, völlig erschöpft und ausgehungert, nur 64 km von der kanadischen Grenze entfernt, den US-Soldaten. 200 Nez Perce entkamen über die Grenze nach Kanada. Chief Joseph sprach nach der Kapitulation: "I am tired. My heart is sick and sad. From where the sun now stands I will fight no more forever".

Nez Perce Krieg
Die Nez Perce waren da Zuhause, wo Oregon, Washington und Idaho sich treffen. Sie waren ein freundliches und friedfertiges Volk. Mitte der 1800er Jahre kamen Siedler und Goldsucher in ihr Land. Da die Nez Perce den Frieden suchten, stimmten sie 1855 einem Vertrag zu, dass sie in einer Reservation leben sollten, welche einen Großteil ihres Heimatlandes umfasste. Der Vertrag sicherte ihnen das Recht zu, jeden Nicht-Indianer aus der Reservation weisen zu können. Aber 1860 wurde auch in der neuen Reservation der Nez Perce Gold gefunden und die Siedler und Goldsucher beanspruchten mehr Land der Nez Perce. Und so nahm man ihnen in einem neuen Vertrag 1863 ihr Land weg, bis auf ca. 10 %. Dieser Vertrag wurde jedoch nicht von allen Nez Perce Stämmen unterzeichnet. Sie blieben in ihrem Homeland für einige Jahre. Doch 1877 wurden alle Nez Perce aufgefordert, in ihr kleines Reservat umzuziehen. General Oliver O. Howard wurde beauftragt, dies durchzusetzen und er stellte den Nez Perce ein Ultimatum von 30 Tagen. Chief Joseph verlangte mehr Zeit, da ein so schneller Umzug unmöglich erschien. Doch man weigerte sich, ihnen mehr Zeit zu zu billigen. Und so machten sich die Nez Perce auf, mit ihrem Vieh, ihren Pferden und allem, was sie besaßen. Sie mussten den Hochwasser führenden Snake River und den Salmon River überqueren. Nahe an der neuen Reservation machten sie ihr Lager. Einige der jungen Krieger töteten weiße Siedler, die vorher Mitglieder der Indianer-Familien getötet hatten. Die Nez Perce unter Führung von Chief Joseph befürchteten Rachefeldzüge und suchten Schutz im White Bird Canyon, wo sie sich verteidigen konnten gegen einen plötzlichen Angriff der Weißen. Hier kam es am 17. Juni 1877 zu einem Gefecht zwi-schen den Nez Perce und Soldaten um General Howard. Von den 100 Soldaten fielen 34, der Rest floh Hals über Kopf. Die Nez Perce flüchteten weiter, verfolgt von General Howard und seinen Soldaten. Am 11. Juli 1877 kam es zu einem weiteren Gefecht in der Nähe des Clearwater Rivers, kein Sieg für beide Seiten. Doch die Nez Perce ließen bei ihrer Flucht viele ihrer Zelte und andere Besitztümer zurück. Den Nez Perce war klar, dass sie Idaho nun verlassen mussten, da die Armee sie dort ständig verfolgte. Sie beschlossen, dem Ratschlag ihres Führers Looking Glass zu folgen und nach Osten nach Montana zu ziehen, wo sie mit den Crow im Büffelland leben wollten. Die Nez Perce wünschten sich nur einen Platz, wo sie ihr gewohntes Leben in Ruhe und Frieden führen konnten, ohne die Beeinträchtigung der Siedler und Goldsucher. Im August 1877 erreichten die Nez Perce das Bitterroot Valley in Montana. Sie fühlten sich dort unter den Siedlern sicher und glaubten, außerhalb der Reichweite von General Howard zu sein. Doch Col. John Gibbson, der die 7. US-Infantry im westlichen Montana kommandierte, bekam den Befehl, die Nez Perce zu vertreiben. Chief Looking Glass unterschätzte diesen Befehl und so kam es zu der blutigen Schlacht am Big Hole. Und wieder flohen die Nez Perce. Es kam zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen bei Camas Meadow, Idaho und Canyon Creek. Als die Nez Perce zu den Crow kamen, erkann-ten sie, dass diese ihnen nicht helfen konnten und so beschlossen sie, sich Sitting Bull in Kanada anzuschließen. Doch kurz vor Grenze (ca. 64 km) wurden sie von Truppen unter dem Kommando von Col. Nelson Miles überraschend umstellt und in einen weiteren Kampf verwickelt. In diesen 5 Tagen des Kampfes starben 4 Häuptlinge, unter ihnen Looking Glass. Chief Joseph ergab sich mit den überlebenden 431 Nez Perce, ca. 200 flohen über die Grenze in das rettende Kanada. Der "Nez Perce War" entstand durch einen kulturellen Konflikt. Die USA expandierte gen Westen und die Siedler sahen es als ihr Recht an, sich das Land zu nehmen, obwohl es ihnen nicht gehörte. Die Nez Perce wollten nur ihr gewohntes Leben weiterführen und überleben. Der Feldzug der Nez Perce führte sie über mehr als 2.400 Kilometer durch vier amerikanische Bundesstaaten. Sie kämpften gegen mehr als 2.000 Soldaten. Mehr als 65 Krieger, 55 Frauen und Kinder verloren dabei ihr Leben. Die Verluste der Amerikaner lagen bei 180 Toten und 150 schwer Verwundeten. Der Krieg ist ein dramatisches Beispiel dafür, welcher Preis an Menschenleben bezahlt wurde, um die Expansion der USA nach Westen durchzusetzen.

Erstaunlich ist, dass der Kampf und das Verhalten der Nez Perce im Nachhinein von vielen Amerikanern positiv beschrieben wurden. So sagte William T. Sherman, die Nez Perce "zeigten Mut und Geschick. Sie verzichteten, Skalpe zu nehmen, ließen gefangene Frauen frei, begingen keine wahllosen Morde an friedlichen Familien und kämpften mit wissenschaftlichem Geschick, wobei sie Gebrauch von Vor- und Nachhuten und Feldbefestigungen machten."

Howards Adjutant, Charles Wood, schrieb 1884: Chief Joseph kämpfte für das, was der weiße Mann, falls es mit Erfolg gekrönt ist, "Patriotismus" nennt.

Wir haben die Möglichkeit, uns ein ergreifendes Video über die Schlacht anzuschauen. Zwar haben Rolf und ich diese Gedenkstätte schon öfter besucht, doch die Besichtigung des Visitor Centers bietet uns in diesem Jahr viele neue Informationen. Nach 14.30 Uhr verlassen wir diesen Ort, der einen immer wieder sehr nachdenklich stimmt.

In den Wiesen lagern junge Rehkitze. Über den Chief Joseph Pass, 2.214 m, in den Bitterroot Mountains, zwischen Montana und Idaho, kommen wir auf den HW 93 bis Lolo. Von Sula über Darby bis Hamilton sehen wir eine traumhafte Landschaft. Nur hin und wieder mal einige schöne Ranch-Häuser, umgeben von Rasen und blühenden Gärten, sehr gepflegt. Hier leben viele Pferdezüchter - Quarterhorses. Auch sehr viele blühende Wildblumen und Bienenstöcke sehen wir. Rolf wird mal wieder gestochen, doch Dank unseres Wunderstiftes ist es nicht so schlimm. Unser Windschild ist voll von toten Bienen, ebenso die Helme und Lederhosen. Nach Wisdom wird es sehr warm, erst 84 dann 92 Grad F = 30 bis 32 Grad C. Wir haben herrlichen Sonnenschein, wenig Verkehr. Rolf kann das Motorrad laufen lassen. Ab Hamilton ist das Bitterroot Valley mehr bewohnt, mehr Verkehr. Rolf muß die Geschwindigkeit zurücknehmen. Um 16.30 Uhr erreichen wir Lolo, nach 242 Meilen (390 km) und 6 Stunden.

Einchecken, ausladen. Wäsche und Haare waschen ist bei mir angesagt. Wir haben ein sehr großes Handicap-Zimmer, die Dame am Empfang - Sharon - ist sehr freundlich.
Um 18 Uhr geht Rolf zum Einkaufen. Wir machen heute Picknick. Wir sind hier nicht in New York unterwegs, sondern im Wilden Westen der USA, da muß man an allem Abstriche machen. Dafür wird man mit einer grandiosen Landschaft und liebenswerten Menschen belohnt. Rolf und ich genießen das sehr.

Heute sind wir mal wieder dem Lewis + Clark Trail gefolgt.

Der Lewis and Clark National Historic Trail ist Teil des National Trails System der USA Die Lewis und Clark-Expedition - (14. Mai 1804 bis 23. Sept. 1806) war die erste amerikanische Überlandexpedition zur Pazifikküste und zurück. US-Präsident Thomas Jefferson, ein Befürworter der Expansion gen Westen, ließ den US-Kongress 2.500 Dollar bereitstellen, um "intelligente Offiziere mit zehn oder zwölf Männern auszusenden, um das Land bis zum westlichen Ozean zu erkunden". Sie sollten die Indianer, Botanik, Geologie und Tierwelt der Region studieren. Wichtigstes Ziel der Expedition, neben der Suche nach einem schiffbaren Wasserweg zum Pazifik, war die Gründung einer mächtigen Nation zwischen Atlantik und Pazifik. Jefferson wählte seinen ehemaligen Privatsekretär Lewis, um die Expedition anzuführen; Lewis wählte William Clark als seinen Partner. Obwohl Clark offiziell den Rang eines Leutnants bekleidete, nannte Lewis ihn Captain. Die beiden gleichberechtigten Leiter stammten aus angesehenen Pflanzerfamilien im US-Bundesstaat Virginia. Der praktische Clark und der melancholische Denker Lewis ergänzten und verstanden einander gut. Die Gruppe, bestehend aus 33 Mitgliedern, startete ihre historische Reise auf drei Booten unter der Führung von Clark am 14. Mai 1804 von Camp Dubois aus. Sie traf sich bald mit dem aus St. Louis anreisenden Lewis in Saint Charles, einem der letzten besiedelten Orte in der Nähe der Mündung des Missouri in den Mississippi. Mehr als 40 Mann folgten dem Missouri River westwärts durch die heutigen Städte Kansas City und Omaha. Lewis ging tagsüber zu Fuß, studierte Pflanzen und Tiere, während Clark die Mannschaft auf den Booten kommandierte und Landkarten anfertigte. Bereits seit ihrem Zusammentreffen im Vorjahr führten die beiden Tagebücher über die wichtigen Ereignisse der Expedition. Ab jetzt kamen wissenschaftliche Beschreibungen, Berichte von Entdeckungen und Karten hinzu. Die Tagebücher von Lewis und Clark bilden die erste Literatur über den Westen. Anfang September erreichten die Reisenden die Great Plains im heutigen South Dakota. Sie entdeckten bis dahin für die weißen Amerikaner unbekannte Pflanzen und Tiere und trafen auf für sie unbekannte Indianerstämme. Die weite Landschaft kam ihnen vor wie der Eintritt in das Paradies mit unerschöpflichen Nahrungsquellen in Gestalt von Bisons, Hirschen und Bibern. Ende September gab es ein Zusammentreffen mit Sioux-Indianern. Ein Blut-vergießen wurde im letzten Moment vermieden, aber das Ziel, freundschaftliche Beziehungen mit den Indianern aufzubauen und Handelsverbindungen vorzubereiten, wurde bei den Sioux verfehlt. Die Expeditionsteilnehmer überwinterten 1804/1805 in dem von ihnen gegründeten Fort Mandan, in der Nähe der heu-tigen Stadt Bismarck in North Dakota. Die Dörfer wurden regelmäßig von Pelzhändlern aus dem Norden besucht. Lewis und Clark holten Charbonneau, einen französischen Pelzhändler, und seine Frau, die Shoshone-Indianerin Sacajawea, als Übersetzer und Führer ins Team. Am 7. April 1805 setzte die Expedition ihre Reise fort. Einige Expeditionsteilnehmer machten sich auf den Heimweg, um wichtige Schriftstücke sowie Pflanzen- und Tierproben zu Präsident Jefferson zu bringen. Die Hauptgruppe mit 33 Leuten fuhr in mehreren Kanus weiter flussaufwärts bis zu den großen Wasserfällen des Missouri (Great Falls). Die Boote und die schwere Ausrüstung mussten über einen beschwerlichen Landweg transportiert werden. Im Sommer 1805 erreichte die Expedition die Berge der Rocky Mountains, die sich als weitaus höher und breiter als erwartet herausstellten. Am Zusammenfluss der drei Quellflüsse des Missouri, beim heutigen Three Forks in Montana, begann die Suche nach einer einfachen Überquerung der Berge. Von der Mündung des Missouri bis zur kontinentalen Wasserscheide in den Rocky Mountains am Lolo Pass hatte die Expedition inzwischen viele Kilometer entlang des Flusses zurückgelegt. Von den Shoshone-Indianern konnten Lewis und Clark durch Tauschhandel Pferde erhalten, die für die Überquerung der Berge benötigt wurden. Die Nahrungsmittel wurden knapp. Die Vorräte gingen zur Neige und die Jäger waren oft tagelang auf der Suche nach Nahrung. Mit letzter Kraft schleppte sich die Expedition über die schneebedeckten Rocky Mountains. Nach der mühsamen Durchquerung der Rocky Mountains folgten sie dem Clearwater River durch das heutige Idaho, wobei die Entdecker auf den Stamm der Nez-Percé-Indianer trafen. Anschließend folgten sie dem Snake River im heutigen Washington und dem Columbia River mit seinen vielen Stromschnellen im Bereich des Kaskadengebirges, das auf seinen letzten etwa 480 Kilometern die Grenze zwischen Washington und Oregon bildet. Am 7. November 1805 erreichten sie den Pazifik. Clark schrieb in seinem Tagebuch: "Ocean in view. O! The Joy." ("Ozean in Sicht. Oh! Diese Freude."). Aber sie hatten noch einen zweiten harten Winter zu überstehen. Die Gruppe beschloss, per Abstimmung zu entscheiden, bei welchem indianischen Stamm sie überwintern würden. Die Tatsache, dass York, Clarks Sklave, und Sacagawea, die Indianerin, gleichberechtigt an der Abstimmung teilnehmen durften, war für diese Zeit bemerkenswert. Die Mitglieder der Expedition bauten an der Mündung des Columbia River, südlich der heutigen Ortschaft Astoria, ein weiteres Fort (Fort Clatsop) und überwinterten in der Nähe der Clatsop-Indianer. Die Entdecker begannen ihre Heimreise am 23. März 1806. In Kanus fuhren sie den Columbia flussaufwärts. Die Rocky Mountains konnten aufgrund der Schneeverhältnisse erst Ende Juni überquert werden. Deshalb hielt sich die Expedition für mehrere Wochen beim freundlichen Volk der Nez Percé auf. Einige Indianer konnten als Führer über die Berge angeworben werden. Bei der Überquerung der Rocky Mountains trennten sich Lewis und Clark, um einfachere Wege über die Berge zu erforschen. Während Clark einen südlichen Pfad entlang des Yellowstone suchte, folgte Lewis einem direkten Weg zum Missouri. Mit nur drei Männern wagte Lewis anschließend die Erforschung des Marias River in Richtung des heutigen Glacier-Nationalparks in Montana, obwohl er vor den kriegerischen Blackfoot-Indianern gewarnt worden war. Nach einem Zusammentreffen mit einer kleinen Gruppe von Blackfoot kam es am 27. Juli zu einem Kampf, als die Indianer versuchten, Gewehre und Pferde zu stehlen. Mindestens ein Indianer wurde dabei getötet. Kurz darauf wurde Lewis während einer Jagd angeschossen und konnte in den folgenden Wochen nicht laufen. Am 12. August 1806 trafen sich alle Mann am Missouri River wieder und setzten den Rest der Heimreise gemeinsam fort. Nicht mehr dabei war John Colter, der sich im Gebirge von der Gruppe abgesetzt und als erster Weißer das Gebiet des heutigen Yellowstone-Nationalparks entdeckt hatte. Auf dem Missouri begegnete die Expedition den ersten privaten Trappern und Händlern, die in das bisher von Weißen unbesiedelte Gebiet westlich des Mississippi vordrangen. Am 23. September 1806 erreichte die Gruppe um Lewis und Clark wieder die ihnen vertraute Zivilisation in St. Louis. Von der Lewis und Clark Expedition beeinflusst, gründete der New Yorker Pelzhändler John Jacob Astor bereits we-nige Jahre später die Pacific Fur Company und rüstete mit Unterstützung von Präsident Thomas Jefferson eine Überlandexpedition in den pazifischen Nordwesten aus. Die Männer der Pacific Fur Company gründeten die erste amerikanische Siedlung am Pazifik: Astoria. Mit diesen Expeditionen erlangten die USA umfassendes Wissen über die Geographie des Westens in Form von Landkarten von großen Flüssen und Gebirgsketten. Allein bei der Reise von Lewis und Clark wurden mehrere hundert, bislang unbekannte, Tier- und Pflanzenarten entdeckt und benannt; von vielen Pflanzen wurden Proben zur wissenschaftlichen Analyse mitgebracht. Von den beteiligten Personen der Lewis und Clark Expedition zählten 33 zu den festen Teilnehmern, die 1805 vom Fort Mandan zum Pazifischen Ozean aufbrachen. Neben Lewis und Clark gehörten 3 Sergeants und 23 Soldaten, sowie 5 Zivilisten zu dieser Gruppe. Die Indianerin Sacajawea hatte ihren 1805 geborenen Sohn dabei und Lewis einen Neufundländer mit dem Namen Seaman. Festzuhalten ist, dass die Expedition nur mit Hilfe der Indianer zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte. Ich muss gestehen, dass die Geschichte dieser bedeutenden Expedition mich immer wieder neu fasziniert.

Sacajawea = "Vogelfrau", 1788 bis 1812
Sie war eine Häuptlingstochter der nördlichen Shoshone Indianer, wurde als Kind von den Hidatsa Indianern entführt und an den französisch-kanadischen Pelztierjäger Toussaint Charbonneau verkauft, der sie zur Frau nahm. Charbonneau und Sacajawea traten um 1805 als Dolmetscher in die Dienste der Lewis & Clark Expedition. Besonders Sacajawea leistete der Expedition einen großen Beitrag als Dolmetscherin und Kundschafterin. Unbewusst sorgte sie so für die Unterwerfung der Indianer durch die Weißen. Sacajawea erwies sich bei den Bestimmungen von neu entdeckten und unbekannten Pflanzen und Tieren als nützlich und kundig. Sie bewahrte die Expeditionsteilnehmer oft vor dem Tod, da sie durch ihre Anwesenheit und durch ihr diplomatisches Geschick die unterschiedlichsten Indianerstämme von einem Angriff abhalten konnte. Außerdem war sie - im Gegensatz zu ihrem Ehemann Charbonneau - sehr mutig und unerschrocken. So warf Sacajawea sich in die tosenden Fluten des Missouri River, um Ausrüstungsgegens-tände aus dem Fluss zu bergen, nachdem eines der Boote gekentert war. Während der Reise begegneten die Teilnehmer einigen Shoshone-Indianern. Dabei stellte sich heraus, dass der Häuptling "Camehawait" Sacajaweas Bruder war. Jetzt war es leicht, von den Shoshone die nötigen Packpferde für die Überquerung der Rocky Mountains zu erwerben. Sacajawea starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter Lisette am 22. Dezember 1812, vermutlich an einer schweren Krankheit, im Fort Manuel, einem Handelsposten der Missouri Fur Company, im heutigen Montana. Ihre beiden Kinder wurden von William Clark adoptiert.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de

© Uschi Agboka, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisetagebuch einer Tour durch 11 Staaten: Colorado, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah, Wyoming, Montana, Idaho, Washinghton, Oregon, Kalifornien - 8.135 Meilen = 13.097 km. Text: Uschi Agboka Fotos: Rolf Kummer - www.harley-rolf.de
Details:
Aufbruch: 06.06.2013
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 11.07.2013
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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