Südostasien

Reisezeit: Oktober 2015 - März 2016  |  von Melissa Brehm

Don't be lazy ... be crazy!

Nach mehreren Tagen Faulenzen am Strand zog es uns Anfang der Woche wieder in die Berge. "Nur" 18 Stunden Fahrt und schon kamen wir endlich in Da Lat an. Dort war es deutlich kühler, aber das Gefühl von einer warmen Leggings und einer kuscheligen Fleete-Jacke auf der Haut war auch mal wieder ganz schön. Wir besuchten zuerst das "Crazy House", ein total verrücktes Anwesen mit einzigartigen Treppen, Möbeln und Konstruktionen. Es gab unendlich viele Gänge und Wege und alles war total verwinkelt und abgedreht. Der reinste Wahnsinn!
Absolut wahnsinnig war aber auch der Ausflug, der am nächsten Tag bevorstand - Canyoning bzw. Abseiling. Eigentlich wollte ich nur als Vinnis Begleitung mitfahren und Bilder machen. Doch eh ich mich versah, wurden der Sicherheitsgürtel und die Rettungsweste auch an meinem Körper festgezurrt und los ging's. Erstmal stapften wir 15 Minuten durch das absolute Dickicht um an den Fluss zu gelangen. Dort hieß es dann: ab ins kühle Nass. Der Reihe nach sprangen wir ins Wasser und schwammen ans andere Ufer. Nach weiteren 10 Minuten Fußmarsch waren wir an unserer ersten Station angelangt. Wir standen oben auf dem Felsen und mussten uns nun nacheinander entlang der 20 Meter hohen Wand abseilen. Vincent ging tatenkräftig voran und versuchte als erster sein Glück. Circa 3-4 Meter über dem Wasser sollte man das Seil schließlich los lassen, sich mit den Beinen abdrücken und ins Wasser springen. Klang zunächst erstmal machbar und sah bei Vincent auch ganz easy aus, aber als ich noch so weit oben über dem Fluss hing, mein Seil aber zu Ende war, wurde es mir doch anders. Es brauchte 3 Countdowns bis ich endlich los lassen konnte und ins Wasser fiel. Diesen Teil hatten wir schon mal gut gemeistert. Ganz im Gegenteil zu einer anderen Teilnehmerin, die sich aus irgendeinem Grund nicht mehr selbst am Seil halten konnte und die letzten Meter direkt an der Felswand in den Fluss geschlittert ist. Glücklicherweise ist nichts ernsthaftes passiert, aber ihr schmerzverzerrtes Gesicht hat uns allen einen Schrecken eingejagt. Der ersten Schrecken an diesem Tag, der noch von einem zweiten gefolgt wurde, welcher dann auf meine Kappe ging. Aber dazu später mehr. Während sich die letzten noch abseilten, kletterten die drei Männer unserer Truppe schon auf den nächsten Felsen. Erst aus 7 Metern und dann noch aus 14 Metern Höhe sprangen sie dann ins Wasser. Man kann sich nicht vorstellen, wie schnell mein Herz geschlagen hat, als Vincent an der Reihe war ... sowieso hatten wir beide an diesem Tag wahrscheinlich einen konstanten Puls von 180.

Die nächste Station auf unserer Tour wurde dann ein bisschen kniffliger. Wieder sollten wir uns abseilen - diesmal allerdings nicht an einer trockenen Felswand, sondern an einem Wasserfall Vincent machte es wieder 1a vor und ich wollte es ihm natürlich gleich tun. Allerdings gelang mir dies nicht ganz ...
Die ersten Meter klappten noch ganz gut, doch ich merkte bereits, dass es wahnsinnig schwierig ist, unter den ganzen Wassermassen Fuß zu fassen - sowohl von der Kraft her als auch von den Sichtverhältnissen (hinzu kam, dass es die Nacht zuvor geregnet hatte und das Wasser eine braune Farbe angenommen hatte) . Auf Hälfte der Strecke noch schnell ein Foto gemacht und dann passierte es: ein falscher Tritt und ich befand mich an der Felswand unter dem Wasser. Ich konnte weder etwas sehen, noch konnte ich meinen Körper wieder in Position bringen. Das Wasser, dass unaufhörlich auf mich nieder prasselte, war einfach zu schwer. Was mir dann durch den Kopf ging, kann ich nicht in Worte fassen. Völlig verzweifelt schrie ich nach Hilfe ... doch es kam keiner. Da musste ich mir selber raus helfen. Der Guide gab mir Instruktionen und ich versuchte so gut wie möglich, diese umzusetzen. Stück für Stück seilte ich mich weiter ab und landete irgendwann unversehrt im Fluss. Überglücklich fiel ich Vincent in die Arme.
Bei den nächsten Aktionen hielt ich mich dann dezent zurück und beobachtete das Geschehen von unten. Ich hatte den ganzen Ausflug über noch wackelige Knie und konnte nicht mehr genug Kraft und Mut aufbringen, um mich noch einmal abzuseilen. Vincent allerdings schon. Er versuchte sich auch an dem höchsten Wasserfall - 30 Meter.
Und weil das alles noch nicht genug war, folgte im Anschluss nochmal ein trockenes Abseilen. Danach ging es zum Mittagessen und wieder zurück zum Hostel. Dieser Ausflug war so ziemlich das Abgefahrenste was wir je gemacht haben und er wird auf jeden Fall immer in unserem Gedächtnis bleiben.
Ähnlich aufregend ging es auch in dem nächsten Ort - Mui Ne - weiter. Bei einem Ausflug in die Wüste haben wir uns ein Quad ausgeliehen und sind damit über die weißen Dünen gesaust. Zwar war der Guide die ganze Zeit mit an Board (wir saßen also zu dritt auf dem Quad), aber ist auch verständlich bei der Geschwindigkeit und den steilen Abhängen. Ansonsten ist Mui Ne ein kleines und entspanntes Örtchen, an dem sich vor allem viele Surfer tummeln. Unser Hostel lag direkt am Meer und ich konnte endlich mal am Strand joggen gehen ... und danach natürlich gleich ins Wasser. Besser kann ein Tag ja nicht anfangen

trockenes Abseilen

trockenes Abseilen

Abseilen am Wasserfall

Abseilen am Wasserfall

Unser Hostel in Mui Ne

Unser Hostel in Mui Ne

Frühstück am Meer

Frühstück am Meer

© Melissa Brehm, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
ein halbes Jahr Auszeit ohne Stress, Arbeit und Lernerei und voll von Eindrücken und Erlebnissen
Details:
Aufbruch: 08.10.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 19.03.2016
Reiseziele: Vietnam
Kambodscha
Laos
Thailand
Myanmar
Malaysia
Der Autor
 
Melissa Brehm berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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