Bogota und Peru

Reisezeit: Oktober / November 2022  |  von Stefan Böhm

28.10.-03.11. Arequipa: 31.10. Colca Canyon

Um 2:30 klingelt mein Wecker. Nachdem das Telefon noch nicht geklingelt hat, hänge ich es aus, Solange ich unter der Dusche bin. Um 02:45 komme ich in die Lobby runter. Die Rezeption ist schwach beleuchtet und leer. Meine Augen müssen sich erst an das dunkle Licht gewöhnen. Dann entdecke ich den Nachtportier. Er liegt auf dem Sofa am Fenster und schläft den Schlaf der Gerechten. Ich setzte mich in einen Sessel und warte. 02:50 ist bereits vorüber als ein Minibus vorfährt und ich rauslaufe. Dabei wacht er dann doch auf. Der Fahrer liest ein paar Namen vor, aber meiner ist nicht dabei. Dann kommt der nächste Bus, aber auch hier bin ich nicht dabei. Um 03:15 hege ich schon langsam die Befürchtung, dass das mit meinem Ausflug nichts wird und ich wieder schlafe. Gehe, aber da kommt doch noch das richtige Fahrzeug. Auch mein Platz ist für mich reserviert. Kurz darauf laden wir noch eine Vierergruppe ein – Deutsche.

Irgendwann stellt einer der beiden in der hinteren Reihe fest, dass er Probleme mit der Höhe bekommt, Während die Beiden in der Reihe davor schlafen. Ich halte ihm und seinem Nachbarn die Coca Bonbons hin. So komme. Wir langsam in Kontakt. Bei den viere. Handelt es sich um ehemalige Kommilitonen, die gemeinsam ein Ingenieursstudium abgeschlossen und seit damals befreundet sind. Heute sind sie in unterschiedlichen Bereichen wie Bosch und Automobilindustrie tätig. Sarah und Robert in der vorderen Reihe sind inzwischen ein Paar. Mark und Baris ergänzen das Quartett. Wie wich herausstellt wohnen sie in Selinas, wo sie sich allerdings ein Zimmer zu viert teilen. Sie sind 32, womit sie etwas über dem von mir geschätzten Alter der Gäste dort liegen, stellen aber auch fest, dass sie wohl zur oberen Altersgruppe gehören. Ich finde die Vier ausgesprochen sympathisch, so dass wir den Tag über in der Gesellschaft bleiben.
Gegen 06:30 kommen wir bei unserem Frühstück an. Das gleiche wie im er, nur nicht in Buffetform. Das Brot ist wieder einmal so hart, dass ich nur eines der beiden esse, auch wenn sie nur klein sind. Statt Kaffee mache ich mir einen Coca Tee.

Alles wie üblich etwas unbefriedigend, aber nachdem es im Preis enthalten ist, besser als nichts. Die Eintritte und das Mittagessen sind übrigens nicht enthalten, was ich aber bei 20 USD, die wir für den Ausflug zahlen aber für selbstverständlich halte.
Es geht weiter zur Kassenstelle für den Canyon, an der wir vorhin schon ein al vorbei gekommen sind. Hier sammelt unser Guide 70 Sol von jedem ein, um die Karten für alle gemeinsam zu kaufen.
Dann geht es an den ersten Aussichtspunkt. Von hier sind alte Terrassenanlagen zu sehe aus der Inkazeit. Weiter geht es zum nächsten Aussichtspunkt. Unser Guide erklärt uns, dass er noch etwas Zeit verbummeln will, weil wir für die Kondore noch etwas zu früh dran sind. Sie brauchen eine ganz bestimmte Thermik, um im Canyon gleiten zu können. Schonend bereitet er uns darauf vor, dass wir möglicherweise auch gar keinen zu sehen bekommen, weil wir uns in einer Übergangszeit befinden, in der sie sich wegen der schlechten Thermik in andere Gebiete zurückziehen. Hoffentlich nicht.

Dann ist es Zeit und wir steuern den eigentlichen Beobachtungspunkt an. Wir haben etwa 1,5 Stunden Zeit. Der Bus lässt uns an einer relativ hohen Stelle raus. Von hier aus kann man zu Fuß verschiedene Aussichtspunkte ansteuern. Am tiefsten liegt der Platz, den man auf den Werbeprospekten üblicherweise sieht. Ich bleibe erst einmal hier oben. Nach 20 Minuten bin ich ziemlich ernüchtert. Kein einziger Kondor zeigt sich. Was mache ich jetzt mit dem Rest der Zeit? Doch runter gehe, in dem Wissen. Den Weg danach wieder rauf zu müssen? Irgendwie muss ich die Zeit ja rumbringen.

An der Cruz de Condor schaue ich mich um und da sehe ich sie – erst einen, dann zwei und zum Schluss drei auf einmal, die majestätisch durch den Canyon gleiten. Ein toller Anblick. Ich bin happy, dass ich sie doch noch gesehen habe. Damit und mit der eindrücklichen Landschaft hat sich der Ausflug und das frühe Aufstehen gelohnt.
Als sie wieder in den Wänden verschwunden sind, mache ich mich langsam auf den Weg zurück zum Bus. Noch einmal kommen zwei raus, sind aber leider zu weit weg und gegen die Sonne, um gut fotografiert werden zu können.

Damit ist die Hauptattraktion des Tages vorbei, das Programm aber noch nicht zu ende. Wir machen uns auf den Rückweg und halten kurz später in einem kleinen Dorf am zentralen Platz. Hier bereitet eine alte, fröhliche Peruanerin Colca Pisco zu. Eine spezielle Abwandlung des Pisco Sour, die es nur hier gibt. Es wird kein Limettensaft, sondern der Saft einer Kaktusfeige verwendet. Unser Guide hat auf der Herfahrt schon davon geschwärmt und ich glaube, wir halten hier auch, damit er sich einen gönnen kann. Er schmeckt auch echt lecker, steigt aber mir zumindest um diese Zeit gleich ordentlich in den Kopf. Außerdem gibt es eine kleine Kirche, der man Erdbebenschäden ansieht, die aber innen wieder überraschend prunkvoll ausgestattet ist. Dann gibt es auch wider die üblichen Ladies mit ihren Alpakas als Fotomotiv zu dem ich mich dieses Mal auch hinreisen lasse.

Und jetzt geht es baden. Auf dem Programm steht der kurze Besuch eines Thermalbades mit heißem vulkanischen Wasser. Ich habe mir ein Handtuch im Hotel eingesteckt, aber das ist nur ein kleines, weil ein größeres nicht in den Rucksack gepasst hätte. Beim Blick auf die Anlage kommt mir aber die Idee, ob man vielleicht auch ein Handtuch leihen kann und so ist es. Für 5 Sol leihe ich mir eines und habe dann ein trockenes, in das ich die Badehose einwickeln kann. Es gibt diverse Becken. Wobei ich nur die ersten zwei Teste. Aus der werde kommt das Wasser mit 72 Grad und wird dann in die Becken verteilt. Meine Becken haben 36-36 und 36-38 Grad. Beim zweiten kribbelt es schon ganz ordentlich und als ich nach einer Weile raus gehe, habe ich erst kurz Probleme mit dem Kreislauf.
Bei der Handtuchrückgabe grinst mir unser Guide entgegen – mit einer Flasche Bier in der Hand. Dann erklärt er mir ganz stolz „Mein Nam sein Michael“. Und er kennt noch einen Satz „Du bist die schönste Blume in meine Garten.“
Ich muss laut lachen, während er tönt „Vamos Gruppo“, was das Signal zum Aufbruch bedeutet, und mit seiner Bierflasche in der Hand losmarschiert, während einige gerade erst in die Umkleiden sind.

Jetzt geht es endlich zum Mittagessen. Es gibt wieder Buffet und nach dem, was unser Guide erzählt, was es alles gibt, freuen wir uns schon. Allerdings haben wir auch keine Ahnung, was es kostet. Am Ende werden es 35 Sol für das Essen. Das ist zwar nicht so arg viel, aber leider taugt das Essen auch nichts. Die Suppe ist ok, das Alpaka mehr Knochen als Fleisch und völlig eingetrocknet. Das meiste eher kalt. Nur das Nachtisch Buffet war erfreulicherweise wieder ganz gut.

Eigentlich erwarten wir alle, dass wir jetzt direkt zurückfahren. Wir halten aber doch noch einmal an einem Aussichtspunkt auf die drei Vulkane von Arequipa.

Als erstes werden die Gäste vom Selinas abgesetzt. Ich verabschiede mich von den vieren und meine, vielleicht schaue ich heute Abend noch vorbei. Es geht ja erst ab 21:00 los. Kurz später merke ich, dass wir gleich an meinem Hotel vorbeikommen. Nachdem es gerade eh mehr Stopp als go vorwärts geht, rufe ich nach vorne, ob ich hier aussteigen kann, aber es kommt keine Reaktion. Da kommt ein junger Amerikaner von hinten vor, schiebt die Tür auf, und steigt aus. Die Gelegenheit nutze ich auch, und nach mir auch noch ein weiblicher Gast. Im Unterschied zu den beiden drücke ich unserem Guide aber noch ein Trinkgeld in die Hand, über das er sich offensichtlich freut.
Ich überlege, was ich heute zu Abend esse, und beschließe – nichts. Ich bin noch satt vom Mittagessen. Also mache ich mich erst nach 21:00 auf den Weg und bin verblüfft, als ich aus dem Hotel trete. Die ganze Gasse ist vollgestellt mit Biertischgarnituren an denen Menschen sitzen und essen und trinken.

Auf den Straßen wimmelt es von Menschen. Ich laufe die Jerusalem hoch und will wie bei der Ankunft durch den Hintereingang ins Selina, weil das kürzer ist. Das funktioniert aber so nicht. An dem Törchen steht eine Gruppe junger PeruanerInnen und innen eine Hotelangestellte mit Namensliste, die niemanden rein lässt. Also gut, dann gehe ich außen herum und durch die Minigasse. Hier kann ich ganz normal durch den Eingang an der Lobby vorbei, ohne dass jemand etwas von mir will. An der Bar finde ich die Vier und. Es wird ein lustiger Abend. Wir trinken Gin Tonic, der eher etwas dünn gemischt ist. Auf Empfehlung eines Hotelangestellten holen die vier eine Flasche Gin, Eis und Tonic, damit wir später, wenn es voll wird, nicht so lange anstehen müssen. Noch können wir uns das nicht so richtig vorstellen. Der Pool ist aber schon einmal mit Brettern abgedeckt und soll die Tanzfläche werden und daneben ist Mords das Mischpult aufgebaut. Am 22:30 beginnt sich der Garten zu füllen und als ich mich gegen Mitternacht verabschiede, befinden wir uns in einer gut gefüllte. Open Air Disco mit kostümierten, leicht bekleideten peruanischen Jungen und Mädchen, für die sich selbst die Vier zu alt vorkommen. Ganz verrückt wird es, als ich kaum aus der Anlage rauskomme, weil vor dem Eingang eine Meute Teenies unbedingt rein will und vom Türsteher kaum zurückgehalten werden kann.
Viel Spaß bei Schlafen hier heute Nacht.

© Stefan Böhm, 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Diese Mal für mich ganz ungewohnt in westliche Richtung, nämlich nach Bogota und Peru.
Details:
Aufbruch: 12.10.2022
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 18.11.2022
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Stefan Böhm berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.
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