Man entdeckt keine neuen Welten, ...

Reisezeit: Juni - November 2007  |  von Kaddi H.

Feedlot Paringa

Ich habe heute einen freien Tag und dachte ich nutze diesen um Euch auf den neusten Stand der Dinge zu bringen.
Ich arbeite zurzeit auf der Feedlot, namens Paringa. Auf einer Feedlot werden Rindviecher gemästet und nach einer bestimmten Zeit zur Schlachterei gebracht. Als erstes dachte ich, dass ich vielleicht zum Vegetarier werde, aber es ist wirklich nicht schlimm. Den Tieren geht's gut, sonst würde ich hier auch nicht mitspielen. Es stinkt nur ziemlich und die Fliegen machen mich wahnsinnig!!
Die Feedlot ist in 10 Felder (sogenannte Pins) eingeteilt. In diesen befinden sich die Rinder in den verschieden Gewichts/Altersklassen. Insgesamt sind es zurzeit 1500 Rinder, nächstes Jahr möchte Philip (Chef vom Ganzen) auf 4000 aufstocken.
Ich werde Euch einfach mal ein paar Arbeiten auf der Feedlot erzählen:

Morgens muss als erstes errechnet werden, wie viel Futter die Tiere an dem Tag bekommen sollen. Das hängt davon ab, wie lange die Tiere schon da sind, wie viel Futter vom Vortag noch in der Futterbank ist, wie viel Tiere am fressen sind (oder ob alle satt rumliegen). Verglichen wird das mit der Menge des Futter vom Vortag und von Tag zu Tag wird langsam die Menge aufgestockt.
Diese Daten gehen in den Computer und dieser erstellt einen Futterplan für den Tag.

Die "Zutaten" fürs Futter sind Silage, Weizen, Baumwolle, Kuhfett (habe ich auch noch nie gehört, aber Kuh isst Kuh, sehr lecker) und irgendein Sirup, das hungrig macht (ich glaube, dass ist in meinem Essen auch ). Das Futter wird mit einem Futtermischwagen (hihi, wenigsten ein Maschinchen, womit ich später zu tun habe) gemischt.

Futtermischwagen

Futtermischwagen

Befüllt wird der Futtermischwagen mit diesem "kleinen" Bagger...

Nächste Woche soll ich lernen, wie man den fährt... hihi *freu*

Nächste Woche soll ich lernen, wie man den fährt... hihi *freu*

So, wenn das Futter unterwegs ist, dauert das auch ein paar Stündchen bis alle etwas zu fressen haben.

Ich mach mich mit meinem Firmenwagen...

Das Teil ist echt der Hammer, ich würde am liebsten den ganzen Tag damit rumheizen!

Das Teil ist echt der Hammer, ich würde am liebsten den ganzen Tag damit rumheizen!

...auf zum Futterbänke schaufeln. Ziemlich anstrengend, denn ich muss das restliche Futter vom Vortag gleichmäßig auf die ganze Bank verteilen, Steine raussammeln und das Futter vom Rand weg schaufeln, damit die Rinder es erreichen können. Als ich das erste Mal gemacht habe, tat mir abends alles weh, gibt ordentlich Muskeln (hihi)

Eine weitere Aufgabe ist Wasserbecken schruppen. Eine total leckere Arbeit, denn wie ihr sehen könnt, sind die Kleinen nicht die saubersten:

Lecker!!

Lecker!!

Das sind sie, die Dreckspatzen

Das sind sie, die Dreckspatzen

Meine Lunge entwickelt sich langsam aber sicher auch zur Sandkiste, einfach zu viel Staub!!

Meine Lunge entwickelt sich langsam aber sicher auch zur Sandkiste, einfach zu viel Staub!!

Am Anfang hatte ich echt ein wenig Schiß in die Pins zu gehen, denn man weiß ja nie, was die für Ideen bekommen. Aber es kann eigentlich nicht viel passieren, denn wenn mir ein Rind zu nahe kommt, muss ich nur ein lautes Geräusch machen und weg ist es.
Sie sind sehr dankbar, wenn sie frisches Wasser haben und wenn ich fertig bin, geht das große Gedrängel los.

Juhu sauberes Wasser!!

Juhu sauberes Wasser!!

Es macht immer viel Spaß bei den Kälber das Wasser zu säubern, denn die springen wie wild durch die Gegend, wollen spielen und hängen gerne mit ihrer Nase im Wasser, wenn ich es sauber machen will. Total süß, die Kleinen. Außerdem sind sie absolute Profis aus den Pins zu klettern um eine Entdeckungstour zu machen.
Ich habe die Rinder die aus den Pins klettern "Cattle on Holiday" getauft. Als erstes wussten die anderen Arbeiter nicht, was ich meine, aber nun nutzen sie den Begriff selber

Das sind die kleinsten Racker!!

Das sind die kleinsten Racker!!

Baby Cattles on holiday

Baby Cattles on holiday

Big Cattle on holiday

Big Cattle on holiday

Die die abhauen, bleiben aber immer in der Nähe ihrer Herde und hauen nicht wirklich ab, also müssen wir meistens einmal am Tag die Ausreißer wieder in ihre Pins zurück bringen.

Wenn ein Transport zur Schlachterei ansteht, werden die Rinder, die laut Futterplan lang genug da sind, zum Yard...

Dort sind viele verschiedene kleinere Paddocks, hier werden die Rinder „sortiert“ und auch von dort aus verladen.

Dort sind viele verschiedene kleinere Paddocks, hier werden die Rinder „sortiert“ und auch von dort aus verladen.

... geführt. Philip bestellt Mark, der als Dienstleister auf allen Farmen in der Gegend unterwegs ist und dieser entscheidet, welche Rinder fett genug sind, um geschlachtet zu werden und welche noch ein paar Tage auf der Feedlot bleiben. Jedes Rindvieh wird gewogen. Während es auf dieser Waage steht:

Waage

Waage

Wird der Chip im Ohr ausgelesen und anhand von diesem kann man sehen, ob irgendwelche Besonderheiten (wie z.B. Zähne verloren) vorliegen und das Rindvieh kann im Computer "ausgebucht" werden.

Der Truck für den Transport kommt am nächsten Tag morgens um 6.30Uhr und dann wird nur noch verladen und weg sind sie.

Verladerampe

Verladerampe

Blick von einem Huegel zur Feedlot Teil 1

Blick von einem Huegel zur Feedlot Teil 1

Teil 2. Passte nicht ganz drauf

Teil 2. Passte nicht ganz drauf

Das Tiere zur Schlachterei gehen ist 1-2 Mal die Woche. Und Philip erhält einmal im Monat das Tierfett von der Schlachterei um daraus Biodiesel zu produzieren und es an die Rinder zu verfüttern. Das ist vielleicht eine Sauerei, ich durfte nach dem Entladen den Tank waschen. Lecker!!

Tja und woher kommen neue?? Philip hat noch 2 weitere Farmen (namens Penaddi und Limestone). Dort laufen die Rinder in der freien Natur und werden für die Endstation zur Feedlot gebracht.
Außerdem kauft Mark während er unterwegs ist, auch neue Rinder auf den anderen Farmen ein.
Und dann gibt's noch die Möglichkeit, dass ein Kunde seine Rinder für die Endstation zur Feedlot bringt, um sie fett füttern zu lassen.

Eine weitere Aufgabe ist zu prüfen, ob die Rinder die frei in der Natur laufen, genug Wasser haben. Da fahre ich mit Philip über Stock und Stein quer über seine Landerein um die Wasserstellen zu erreichen und um gegebenenfalls neues Wasser zu pumpen. Ziemlich schaukelige Angelegenheit kann ich Euch sagen.

Besondere Vorkommnisse der letzten Woche:

- Eine Schlange!!! Hilfe!! Wir haben ein wenig Schrott sortiert und auf einmal schlängelt die sich zwischen dem Kram längs. Da ist mir aber erstmal das Herz in die Hose gerutscht. Es war nur eine harmlose, weiß den Namen nicht mehr, aber das war echt ein bisschen zu viel Abenteuer für mich.

-Ein totes Rindvieh auf einem Pin. Es war ein Neuankömmling gewesen und schon ziemlich schwach vom Transport gewesen. Es hat wahrscheinlich während des Transportes gelegen und die anderen sind drauf rumgetrampelt. Leider hat es das nicht überlebt. Ich habe es dann gefunden, als ich das Wasser sauber machen wollte. Echt Mist, aber man kann nichts machen.

-Cowboy spielen. 6 Kälber hatten sich dann doch überlegt Holiday auf dem Nachbargelände zu machen. Der fand das gar nicht so gut und von daher hatten Karl und ich nun die Aufgabe die Tierchen wieder nach Hause zu bringen. Er hat ein Quad auf den Pick up geladen und los gings. Als wir die Racker endlich gefunden hatten, wollte Karl sie erst alleine mit dem Quad zurück jagen. Ich musste nachher mit dem Pick up mit helfen, denn die Rinder fanden die Idee ziemlich blöd. Das war vielleicht ein Hin und Her. Karl war mit dem Quad sehr wendig und ich habe mich mit Pick up abgeärgert. Habe mich aber ganz gut geschlagen. Muss schon ziemlich komisch ausgesehen haben, wie wir hinter den Viecher hinterher gejagt sind. Auf den anderen Farmen wird so etwas mit Pferden gemacht, ich hoffe, dass ich da mal mitmachen kann.

Nach getaner Arbeit, ist um 5.30 Uhr Feierabendbier angesagt und wenn Philip seine Büroarbeit um 6.30 Uhr fertig hat, fahre ich mit ihm nach Hause. Er wohnt mit seiner Familie auf Penaddi. Auf Paringa und Limestone wohnen jeweils 3 Arbeiter. Philip sagt für ihn ist das ganz gut, dass er nach Hause fahren kann, denn auf Paringa ist die meiste Arbeit. Tja und nach einer Dusche und Abendbrot geh ich meistens um 21 Uhr ins Bett und schaffe es nicht mal mehr ein Buch zu lesen oder Musik zu hören. Bin einfach nur fertig und total müde.

Philip und Debrah haben insgesamt 4 Kinder. 3 davon gehen in Rockhampton auf eine Privatschule und sind nur alle 6 Wochen mal zu Hause. Wie dieses Wochenende, hier ist echt Highlife in Dosen. Die Kleinste ist 10 und geht zur Grundschule im nächsten Ort. Die ganze Familie ist total nett und es macht Spaß mit ihnen zu leben. Philip versucht mich die ganze Zeit zu verarschen und zu ärgern, aber ich bin ja schon groß und kann mich wehren. Er ist immer etwas überrascht, wenn ich auch mal austeile.

Tja, so sah meine letzte Woche aus und so werden auf jeden Fall noch die nächsten 2 Wochen aussehen. Muss mal schauen, ob und wann ich in dem Hotel in Capella arbeite. Philip meinte ich kann so lange bleiben, wie ich möchte. Vielleicht bleibe ich die 5 Wochen hier bis mein Flieger nach Sydney geht.

Wie geht's mir mit der Situation zurzeit?? Ganz gut, die Arbeit auf der Feedlot macht mir Spaß und hintert mich daran zu viel über Heimweh nachzudenken. Und da ich abends ziemlich müde bin, stört es mich nicht, dass hier nichts anderes um mich herum ist. Mir macht es auch keine Angst mehr, dass nichts um mich herum ist und dass es so ruhig ist. Ganz im Gegenteil ich fange an, die Ruhe zu genießen und staune immer mehr über die Natur hier. Wenn ich mal nicht einschlafen kann, kann ich von meinem Bett aus den Sternenhimmel beobachten und Sternschnuppen zählen. Das ist schon echt der Hammer. Ich weiß ja, dass das hier nicht für den Rest meines Lebens ist, sondern nur für 6 Wochen, dann geht's in die großen Städte von Australien. Also nutze ich meine Chance um so viel wie möglich zu lernen und zu erfahren. Meine Papa meinte, dass mein Urgroßvater meinte(bin mir nicht mehr so sicher, ob er es war), dass man von der Landwirtschaft leben kann, aber nicht in der Landwirtschaft und da hat er schon Recht.
Sonntags ist halt ein wenig langweilig, weil man hier nichts machen kann. Ich nutze den Tag dann einfach um Mails und meine Tagebuch zu schreiben oder mal ein Buch zu lesen. Und versuche nicht so viel nachzudenken. Das ist eigentlich mein größtes Problem, ich darf keine Zeit zum nachdenken haben. Dann ist mein Heimweh sofort wieder da und der Wunsch in den nächsten Flieger zu steigen. Eigentlich komisch, aber ich lerne damit umzugehen. Jetzt habe ich schon fast alle meine Flüge hier in Australien gebucht und nun gibt es wirklich kein vorzeitiges Abreisen mehr Freu mich auch total auf die anderen Sachen, die ich noch machen und sehen werden. Aber auch kann ich es kaum abwarten, in den Flieger zusteigen, der mich zurück zu Euch und mein Zuhause bringt. Ich werte das einfach als ein gutes Zeichen!!

So meine Lieben, hab Euch sehr gerne und vermiss Euch!!! Bis bald!! Eure Katrin

P.S. Oder wie Philip jetzt sagen wurde Katarina, Kat, Flealein (Flea=Floh), Fräulein oder Germany!! Ich hoffe, dass er meinen Namen weiß, wenn ich Paringa verlasse

© Kaddi H., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
... ohne den Mut zu haben, bekannte Küsten aus den Augen zu verlieren. Tja, in 46 Tagen (am 20. Juni) ist es soweit. Ich werde von Cairns aus entlang der Ostküste bis nach Sydney reisen und bin sehr gespannt, was mich erwartet.
Details:
Aufbruch: 20.06.2007
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 29.11.2007
Reiseziele: Australien
Philippinen
Der Autor
 
Kaddi H. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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