Indiens Norden

Reisezeit: November / Dezember 2007  |  von Constanze Klug

12.12. Safari und Pink City

Wake-up Call um 5:30! Unser Safari-Jeep kommt bald. Zum Glueck haben wir einen ergattert. Die Alternative sind offene Busse, in denen 20 Leute durch den Park gekarrt werden. In den Jeep werden nur 6 gepackt. So faehrt also Europa durch Ranthambore: Wir sitzen mit einem englischen und einem franzoesischen Paerchen im Wagen. Es ist so kalt, dass ich meine Skiunterhose angezogen haben, ausserdem 1 Top, 1 T-Shirt, 2 Fleece, 1 Jacke und die vom Hotel gestellte gruen-rosa-karierte Sofadecke. Bei der bin ich mir nicht sicher, ob man diese Saison die Fransen an der Stirn oder an der Seite traegt. Unser Guide Raj soll uns nun also zu den Tigern bringen. Aber davor gibt es einige Huerden zu ueberwinden. Es fuehren 5 Routen durch den Park und am Eingangstor muss pro Wagen eine Gluecksfee eine Nummer dafuer ziehen. Michael, der Englaender hat schon 2 mal die 5 und einmal die 2 gemacht (ein Nationalpark-Freak!). 5 war Mist, bei 2 gab's Tiger! Laurent wird ausgeschickt die 2 zu ziehen. Zurueck kommt er mit der 5. Auf Michaels Protest hin wir die aber durch eine 4 aus dem Handschuhfach ersetzt (dort sind uebrigens saemtliche Nummern erhaeltlich

Nach wenigen Minuten sichten wir unser erstes Tier! Einen Hasen. Grossartig. Leider zu schnell fuer meinen Ausloeser. Egal, wir wollen uns ohnehin zunaechst der Tigerjagd widmen, denn die sind am fruehen Morgen am aktivsten. Raj entdeckt Tigerspuren vom Vortag. Aha ... Und als wir etwas spaeter um eine Ecke biegen, hockt da ein alter Mann mit einem Eimerchen auf dem Boden und nimmt Gipsabdruecke von frischen Spuren. Der Tiger ist in die Richtung gegangen, aus der wir kommen. Langsam wird es spannend. Und ganz schoen anstrengend fuer die Augen. Der ganze Park ist tigerfarben, wie soll man die Viecher da entdecken?! Raj kreist zweimal um das Gelaende, in dem der Bursche sitzen muss (und sich sicher sehr gut amuesiert). Immer noch nichts ... Dafuer gibt es zahlreiche Antilopen, Sambal-Hirsche, "gepunktete" Hirsche, ein Stachelschwein, ein Krokodil ("You see that black spot over there?"), einen Storch, Papageien und weitere lustige Voegel, Affen ... Was will man mehr. Mein Verhaeltnis zu Katzen ist sowieso nicht das beste und wir haben die Theorie, dass die Viecher bei der Kaelte einfach das Haus nicht verlassen. Die Safari hat sich allemal gelohnt! Auch wenn wir 1200 pro Nase dafuer berappt haben. Ausserdem wissen wir nun, wie Mowgli-Land aussieht. Ich hatte es mir ja viel gruener und saftiger vorgestellt. Aber der Park besteht aus verstaubten Laubbaeumen und goldfarbenen Grasflaechen. Und der Nebel in den Baeumen macht sich sehr schoen.

Nach einem kurzen Besuch bei den zahlreichen Mistern vom Kuenstler-Kollektiv machen wir uns im leichten Nieselregen auf den Weg nach Jaipur. Vor der 2,3-Millionen-Stadt, die auch als "pink city" bekannt ist, graust es mir etwas, denn wir haben nicht viel Gutes darueber gehoert. Eine von diesen stinkenden, hektischen Indien-Metropolen eben ... Zum Glueck stimmt Mr Jays Zeitangabe mal wieder nicht (er sagt immer 6 Stunden, egal welche Strecke) und wir erreichen schon nach 4 Stunden das Athiti Guest House in Jaipur. Das wurde uns waermstens empfohlen. Es hat zwar den Charme einer Jugendherberge, aber das Zimmer ist gross und geraeumig und das Personal aeusserst nett.
Das Restaurant allerdings ist nicht zu empfehlen. Mein Magen kann naemlich mittlerweile wieder mitreden!

Wir machen uns auf zur Shopping-Tour. Ich brauche ein Buch, um die 12 Stunden Aufenthalt am Flughafen Delhi zu ueberbruecken. Der neue Harry Potter soll es sein, der erscheint mir fuer den Zweck tauglich. Der naechstbeste Rikscha-Mann bringt uns zum naechstbesten Buchladen, der sich als besserer Kiosk entpuppt. Die Potters liegen schoen aufgestapelt am Eingang rechts. Unglaublich! Das haette ich noch weniger erwartet als einen Tiger zu treffen! Jetzt muss nur noch mein Heisshunger auf Nuesse (ein weiteres Anzeichen fuer meine Genesung) gestillt werden. In einem kleinen Lebensmittelladen kaufe ich Cashews der Marke Yum Yum. Die sind nach ISO 9001:2000 zertifiziert. Man sollte Indien einfach nicht unterschaetzen ...

Wir landen in der Altstadt, in einer Strasse, in der alle Laeden entweder Fahrraeder, Papierdrachen oder Arznei verkaufen. Nur stoplpernd kommen wir vorwaerts, denn es gibt so viel zu sehen. Und gleichzeitig muss man aufpassen, nicht in Kuhmist zu treten und nicht hinzuschauen, wenn Inder an der Hauswand ihre grossen und kleinen Geschaefte verrichten. Motorisch alles nicht so einfach!

Hier ist Doris an der Reihe. Sie braucht Nachschub fuer ihr Munddesinfektionsmittel (kurz vor der Abreise hatte sie noch eine Zahn-OP) und haelt einem Apotheker einen Teil der Verpackung unter die Nase. Der faengt gleich eifrig an, in einem grossen Buch nach dem Wirkstoff zu fahnden. Derweil schaue ich mir das Sortiment an. Es gibt Bleichcremes und noch mehr Bleichcremes (hier ist white = beautiful), Vitaminpraeparate und an Drogen eigentlich alles, was das Herz begehrt. Schoen in die Regale gestopft. Doris wird auch fuendig und besorgt eine Tinktur, die ihrer einigermassen aehnlicht ist. Die naechste Mission: Unterhosen. Schliesslich bleibt Doris 2 Wochen laenger als ich. Wir landen in einem engen Waeschegeschaeft. Die Damenabteilung ist im ersten Stock, den man ueber eine seehr enge Treppe erreicht, die zudem noch voller Kisten steht. Ein aeusserst beredter Verkaufer, Typ indischer Juergen von der Lippe, nimmt sich Doris' Wunsch an und praesentiert grandiose Hoeschen. Frau traegt hier wirklich schraege Sachen und seeehr bunt. Doris sucht die besten aus. Glaubt aber nicht so ganz, dass Juergen ihr zur richtigen Groesse geraten hat. Und besteht darauf, die groesseren auch zu sehen. Sehr widerwillig wird ihr Wunsch erfuellt. Juergen hatte natuerlich recht, die sind jetzt viel zu gross. "Well, Madam 25 years of experience in ladies' panties. You are a 42!" Was auch immer 42 ist, ich schmeisse mich weg. Juergen noetigt Doris noch 2 Unterhemden auf, die sie weder braucht noch schoen findet und wir verlassen den lustigen Laden. Bisher ist Jaipur ein voller Erfolg.

© Constanze Klug, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Drei Wochen lang Delhi, Rishikesh, Rajasthan. Oder so aehnlich
Details:
Aufbruch: 24.11.2007
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 15.12.2007
Reiseziele: Indien
Der Autor
 
Constanze Klug berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.