Projekt X – Ein Jahr durch Asien.

Reisezeit: Juni 2011 - Dezember 2012  |  von Franziska S.

Indonesien: 28.07. – 02.08.2011 Baliem-Tal auf Papua IV

Mein kleiner Tross und ich wandern immer weiter. Nach ca. 3 Stunden erreichen wir das Dorf, in dem wir übernachten werden. Leider nicht in einem "Honai", wie ich gehofft hatte sondern im "teacher's house". Das Haus ist aus Holz, der "teacher" vor einigen Jahren verstorben. Sein Grab befindet sich in einem kleinen Garten direkt vor dem Haus. Leider schaffe ich es nicht, in Erfahrung zu bringen, ob es einen neuen Lehrer gibt und wenn nicht, wo die Kinder jetzt ihre Bildung her bekommen.

Die Einheimischen begrüßen uns überaus freundlich. Kosman ist hier bekannt, offensichtlich kommt er öfter mit Touristen her. Sofort werden die von uns mitgebrachten Lebensmittel - Reis, Gemüse und Fleisch sowie Mandarinen - in das Küchen-Honai gebracht.

Ich fotografiere ein bisschen in der Gegend herum, und dann - na klar - geht es los. Die Kinder werden auf mich aufmerksam und von jetzt an schallt es eine geschlagene Stunde lang "foto, please, foto!". Sie haben großen Spaß, ich aber auch.

Hier sind einige der "Rotznasen" - im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem den Kleineren läuft nahezu pausenlos die Nase.

Hier sind einige der "Rotznasen" - im wahrsten Sinne des Wortes. Vor allem den Kleineren läuft nahezu pausenlos die Nase.

Auch die Männer trauen sich nach einer Weile.

Auch die Männer trauen sich nach einer Weile.

Und zum Schluss finden auch einige Frauen Gefallen an dem Shooting.

Und zum Schluss finden auch einige Frauen Gefallen an dem Shooting.

Nach einer gefühlten Ewigkeit "erlöst" mich Chris. Er zitiert mich in das Küchen-Honai zum Tee.

Danach gehen wir nochmal los, ohne Gepäck. Wir wandern ein bisschen durch die Gegend und besuchen die umliegenden Siedlungen. Immer zwischen Süßkartoffel-Feldern entlang, die vereinzelt von Maispflanzen begrenzt werden, wandern wir auf schmalen Pfaden bergauf und bergab. In jedem Dorf sind wir - so scheint es zumindest - eine willkommene Abwechslung vom Alltag.
Kosman muss erklären, woher wir kommen, wie lange wir bleiben, aus welchem Land ich komme usw. Alle Menschen des Dorfes strömen zusammen, um mich anzusehen. Ich werde begrüßt, muss viele Hände schütteln. Alle lachen mich fröhlich an. Nur unterhalten können wir uns leider nicht.

Ein Dorf der Lani zählt ungefähr 20 Menschen. Zum überwiegenden Teil bestehen die Behausungen aus Honais. Honais - die Hütten der Einheimischen - sind rund, aus dünnen Holzbrettern mit einem Strohdach. Es gibt nur eine Öffnung für die Tür, keine Fenster und kein Licht.
Ein typisches Dorf besteht aus einem großen, ovalen Honai, einem zentralen Küchen-Honai und mehreren kleineren, runden Honais. Lediglich Kirchen und Schulhäuser (beide kommen nur in größeren Siedlungen vor) sind massive Holzhäuser. Die Frauen schlafen alle gemeinsam in dem großen Honai. Die Männer schlafen verteilt in den kleineren Honais, ebenso hochschwangere Frauen oder Frauen mit Neugeborenen. Auch Eheleute haben keine Hütte zusammen. Möchte ein Mann nachts bei seiner Frau sein, geht er in das Frauen-Honai. Privatsphäre kennen die Lani nicht.

Hügel mit Süßkartoffelfeldern und vereinzelt Maispflanzen. Schon wieder bzw. immer noch traumhaft.

Hügel mit Süßkartoffelfeldern und vereinzelt Maispflanzen. Schon wieder bzw. immer noch traumhaft.

Ein typisches Lani-Dorf besteht aus mehreren Honais sowie einem festen Haus - der Kirche oder Schule.

Ein typisches Lani-Dorf besteht aus mehreren Honais sowie einem festen Haus - der Kirche oder Schule.

Als wir zurückkommen, ist es Zeit für das Abendessen. Wir haben für die Einheimischen Reis, Gemüse, Fleisch und Mandarinen mitgebracht.
Gekocht wird über offenem Feuer im Küchen-Honai. Mein Essen wird zuerst zubereitet, auch essen müsste ich zuerst. Will ich aber nicht, ich bestehe darauf, dass zumindest Kosman mit mir isst.

Bei gemütlichem Kerzenlicht wird das Abendessen über offenem Feuer zubereitet.

Bei gemütlichem Kerzenlicht wird das Abendessen über offenem Feuer zubereitet.

Mit den von uns mitgebrachten Lebensmitteln versorgen wir das gesamte Dorf.

Mit den von uns mitgebrachten Lebensmitteln versorgen wir das gesamte Dorf.

Nach einer Weile wird klar, warum den meisten Kindern und Erwachsenen ständig die Nase läuft. Der Rauch, der mangels Fensteröffnungen nicht richtig abziehen kann, strapaziert die Schleimhäute. Glücklicherweise habe ich genug Taschentücher dabei.

Nach einer Weile wird klar, warum den meisten Kindern und Erwachsenen ständig die Nase läuft. Der Rauch, der mangels Fensteröffnungen nicht richtig abziehen kann, strapaziert die Schleimhäute. Glücklicherweise habe ich genug Taschentücher dabei.

Nach dem Abendessen habe ich das Gefühl, einer "Verschwörung" beizuwohnen. Immer dichter rücken die Köpfe zusammen, immer leiser werden die Stimmen, bis nur noch Flüstern zu hören ist. Als draußen Zweige knacken, halten alle inne und lauschen. Dann klopft es an die Tür, ein Mann aus einem Nachbardorf wird erleichtert und herzlich begrüßt. Nachdem er Platz genommen hat, geht die "Verschwörung" weiter. Ich würde viel dafür geben zu verstehen, worum es geht.

© Franziska S., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ (Augustinus Aurelius). Ich habe Lust auf ein großes Buch, auf ein mehrbändiges Werk! Und so freue ich mich unbändig auf mein Reiseabenteuer, welches mich nach Indonesien, Nepal, Myanmar, Thailand, Indien, Jordanien und Israel führen wird. Zumindest aus heutiger Sicht. Nichts ist fix, alles kann, nichts muss.
Details:
Aufbruch: 20.06.2011
Dauer: 18 Monate
Heimkehr: 31.12.2012
Reiseziele: Indonesien
Malaysia
Australien
Der Autor
 
Franziska S. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.