Projekt X – Ein Jahr durch Asien.

Reisezeit: Juni 2011 - Dezember 2012  |  von Franziska S.

Australien: 04.01.2012 Sydney

Harbour Bridge Climb

Stephen hat mir dieses Ereignis zu Weihnachten geschenkt. Obwohl mir etwas mulmig ist, sobald ich daran denke (Stephen übrigens auch), stehen wir heute mit Sack und Pack morgens gegen 10 Uhr vor dem Harbour Bridge Climb Besucherzentrum. Leider haben wir heute keinen blauen Himmel. Es ist bewölkt und verhältnismäßig windig. Ich bin ziemlich nervös, der höchste Punkt der Brücke ist immerhin in luftigen 134 Metern Höhe über dem Wasser.
Unsere Rucksäcke geben wir ab, Wertsachen kommen in einen Safe. Dann müssen wir in die Umkleidekabinen. Jeder der 14 Leute in unserer Gruppe bekommt einen einteiligen Anzug ohne Taschen. Wir werden darauf hingewiesen, dass wir darunter am besten nur unsere Unterwäsche tragen, die Anzüge wären nicht sehr atmungsaktiv.

Auf die Brücke dürfen wir nichts mitnehmen, nicht mal ein Taschentuch. Wahrscheinlich, weil es von der Brücke und jemanden auf den Kopf fallen könnte. Wer möchte, bekommt immerhin ein Stofftaschentuch, was er an einem seiner Ärmel befestigen muss. Überhaupt muss alles befestigt werden, auch Brillen und die blauen "Harbour Bridge Climb Caps", die wir bekommen und als Souvenir behalten dürfen.

Wir werden mit Kopfhörern ausgerüstet, legen unsere Gurte an, üben das Anseilen und müssen einen Alkoholtest machen. Dann geht es in den Trainingsraum. Hier sind Leitern aufgebaut, die denen auf der Brücke ähneln. Michael, unser Guide, macht uns vor, worauf wir alles achten müssen. Jeder muss einmal "üben". Und dann starten wir endlich.

Zunächst geht es eben über Gitterrostböden. Wir können durch diese hindurch nach unten sehen, was ein durchaus komisches Gefühl ist. Dann kommen die Leitern. Sie sind exakt so, wie wir sie vorher im Trainingsraum gesehen - und probehalber "beklettert" - haben, nur ein bisschen höher. Und ein bisschen luftiger. Rechts und links ist nichts. Nur ein "bisschen" Brückenstahl und die Weite des Hafens von Sydney.

Als wir die Leitern hinter uns haben, gibt Michael "Anweisung", uns zu stärken. Ich wundere mich, gibt es hier eine Imbissbude? Ein Café? Wo denn? Nein, ich hätte es wissen sollen. Wir kommen an einem Wasserhahn vorbei, an dem jeder mindestens einen Schluck nehmen muss.

Während des "Aufstiegs" erzählt Michael Geschichten, die zum einen unterhalten, zum anderen von der Höhe ablenken. Zum Beispiel darüber, dass die 4 Beton-Brückenpfeiler keinerlei statische Funktion erfüllen sondern lediglich die Brücke massiver aussehen lassen sollten. Oder darüber, dass es während der Bauzeit nur 16 Todesfälle unter den Bauarbeitern gab, von denen lediglich einer durch Absturz umkam. Obwohl nur die Wenigsten angeseilt gearbeitet haben. Oder darüber, dass eine öffentliche Toilette direkt unter der Brücke (und teilweise ohne Dach) deutlich seltener besucht wird, seit sich regelmäßig Touristen auf den Brückenbögen tummeln. Und über ein Rabennest. Und ...

Und dann haben wir die Leitern hinter uns. Nun treten wir raus aus dem (subjektiven) Schutz der Brückenkonstruktion auf den oberen Bogen der Brücke. Ich bin überrascht, das Schlimmste haben wir offensichtlich hinter uns. Von jetzt an laufen wir sehr komfortabel über flache und verhältnismäßig breite Treppen. Die Aussicht ist gigantisch, schade, dass wir heute keinen blauen Himmel haben. Und schade, dass wir unsere Fotoapparate nicht mitnehmen durften. Allerdings ist das vielleicht auch ganz gut so, ich würde die ganze Gruppe aufhalten. Michael macht von jedem von uns Fotos an verschiedenen Stellen der Brücke, wir können diese hinterher kaufen, wenn wir wollen. Wir wollen. Auch wenn uns das viel Geld kostet. Aber das ist in Anbetracht des Preises für den gesamten Bridge Climb auch schon egal.

Nervös waren wir nur, kurz bevor es losging.

Nervös waren wir nur, kurz bevor es losging.

Hier oben (134 Meter über dem Wasserspiegel) ist es mehr als schön.

Hier oben (134 Meter über dem Wasserspiegel) ist es mehr als schön.

Schade, dass wir bald schon wieder runter müssen. Auf dem höchsten Punkt des Bogens überqueren wir die Brücke und gehen auf der anderen Seite wieder runter. Als wir zur ersten Leiter kommen, macht Michael Witze, wir sollen auf den Zug aufpassen. Prompt kommt der Zug, als ich auf der Leiter bin. Der Lärm ist ohrenbetäubend, die Leiter und ich zittern um die Wette. Das ist für mich der schlimmste Moment der Tour, der aber bald vorbei ist.

Als wir wieder Erdboden unter den Füßen haben, bekommen wir alle ein Zertifikat und das Gruppenfoto. Wir suchen uns 3 weitere Fotos auf, die auf CD gebrannt werden.

Wir sind so aufgekratzt, dass wir nochmal hoch wollen. Naja, nicht ganz so hoch. Wir gehen auf die Aussichtsplattform auf einem der Brückenpfeiler und danach noch ein Stück auf dem "normalen" Fußweg der Brücke. Den gibt es nämlich auch.

Hier - auf der Ostseite der Brücke - geht es nach oben.

Hier - auf der Ostseite der Brücke - geht es nach oben.

Und auf der anderen Seite wieder runter.

Und auf der anderen Seite wieder runter.

Der gemütliche Teil ist hier zu Ende. Ab jetzt heißt es über Leitern klettern. Und auf den Zug achten!

Der gemütliche Teil ist hier zu Ende. Ab jetzt heißt es über Leitern klettern. Und auf den Zug achten!

© Franziska S., 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.“ (Augustinus Aurelius). Ich habe Lust auf ein großes Buch, auf ein mehrbändiges Werk! Und so freue ich mich unbändig auf mein Reiseabenteuer, welches mich nach Indonesien, Nepal, Myanmar, Thailand, Indien, Jordanien und Israel führen wird. Zumindest aus heutiger Sicht. Nichts ist fix, alles kann, nichts muss.
Details:
Aufbruch: 20.06.2011
Dauer: 18 Monate
Heimkehr: 31.12.2012
Reiseziele: Indonesien
Malaysia
Australien
Der Autor
 
Franziska S. berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.