Aller guten Dinge sind drei - zum dritten Mal in die Alta Versilia (Toskana)

Reisezeit: Juni / Juli 2025  |  von Kathrin Hentzschel

Geschmeidigere Beine und der Bellezzo von Azzano

Es sind immer die armseligsten Tiere, die meine Aufmerksamkeit erwecken und sich mir zugesellen. Seit ein paar Tagen fällt mir eine struppige Katze auf, die so viele Parasiten wie Haare und wohl auch einige gesundheitliche Probleme hat. Unsere Käsereste hatte sich schon eine Katzenmama, die sich augenscheinlich dem Kastrationsprojekt erfolgreich widersetzt hat, mit ihren zwei Jungen einverleibt.

Doch ich habe einen von Urban verschmähten Wurstrest, den ich ihr heute zerkleinere, denn sie ist an unserem Platz aufgetaucht. Sie frisst ihn mühsam, aber gänzlich. Ich mache eine geistige Notiz, dass ich heute im Lädchen von Azzano (ich brauche Obst) nach Katzenfutter frage.

Endlich hat sich diese arme Katze hergetraut.

Endlich hat sich diese arme Katze hergetraut.

Ansonsten ist der Vormittag mit seinem blau-blankgeputztem Himmel ziemlich frisch. Um die Mittagszeit wage ich mich aufs Rad. Die Sicht ist so klar, als hätte ich eine Fernbrille auf. Mit einer Strecke von rund 27 Kilometern und einem Durchschnitt von 19 km/h bin ich weder von mir, dem Wetter (26 Grad) noch der Strecke enttäuscht. Zwar kein Vergleich zu früher, aber immerhin schaffe ich die Auffahrt deutlich flüssiger. Und was soll ich sagen? Sechs Jahre! Insgeheim sehne ich mich jedoch – etwas untypisch für mich – mal nach einer langweiligen geraden Strecke unter den Füßen oder Rädern. Das gibt es hier definitiv nicht, außer an der Küste, aber da will ich nicht hin. Zu schlechte Luft, zu viel Verkehr. Urban ist nachhaltig in den Wanderstreik getreten – es ist ihm alles zu steil. Mal sehen, ob wir morgen was Verrücktes machen.

Bravissimi – Io ed il piccolo italiano rosso.

Bravissimi – Io ed il piccolo italiano rosso.

In Azzano besuchen wir die Kneipe, in der immer Stimmung herrscht und sich Groß und Klein trifft. Die Männer kommen von der Arbeit (sicher nicht aus dem Büro), schälen sich zu zweit oder zu dritt aus den Kleinwagen, um den Feierabend in Gesellschaft und einem Bierchen einzuleiten. Am lustigsten ist Enzo, der Beau des Ortes. Er scherzt mit allen, auch den Kindern, und trinkt Bezzaiolo (oder so ähnlich) – Weißwein mit Campari. Ich darf aus seinem Glas probieren und finde die Mischung auch lustig.

Es gibt weiblichen Nachschub aus La Capella – der neue Kunstkurs ist am Wochenende eingetroffen, diesmal mit deutlichem Mädelsüberschuss, und die kennen den Enzo natürlich schon. Dass sie sich mal nur nicht in die Finger meißeln, wenn sie an den gutaussehenden schwarzhaarigen Kerl mit den feurigen Augen und der Bezzaiolo-geschwängerten Stimme denken …!

Internet-Café with a view. Hier ist der Empfang am besten.

Internet-Café with a view. Hier ist der Empfang am besten.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Sechs Jahre sind vergangen seit unserem letzten Aufenthalt in Fabbiano, Toskana, Alta Versilia. Viel ist passiert in dieser Zeit; Urban und ich sind kein Paar mehr, aber Freunde in einer eingeschworenen Wohngemeinschaft, und im Frühling war eine alte Sehnsucht erwacht – die Sehnsucht nach diesem einfachen Ort, und dann gab ein Wort das andere: „Weißt du noch …?“, oder: „Das war so schön!“ bis hin zu: „Da müssten wir eigentlich mal wieder hin!“ Und so reifte der Plan.
Details:
Aufbruch: 28.06.2025
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 13.07.2025
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Kathrin Hentzschel berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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