Aller guten Dinge sind drei - zum dritten Mal in die Alta Versilia (Toskana)
Ein Seebad, dass ich nicht mehr haben muss
Eine Gedenkstätte für Slava
Erst jetzt registriert meine Seele, dass ich ein geliebtes Wesen verloren habe, und ich wache todtraurig auf. Auf dem Weg zum historischen Steinbruch sammle ich Blumen und Steine, womit ich eine Gedenkstätte schmücke. Dabei bitte ich Slava um Verzeihung – dass ich ihn womöglich nicht richtig medikamentiert und nicht bei ihm geblieben bin.
Unten im Ort übt ein randbegabter Mensch Blockflöte. Er muss noch viel üben. Die schrägen Töne klingen in meinen Ohren gerade besonders quälend.
Am Mittag fahren wir nach Viareggio. Es sei das städtischste der Seebäder an unserer Küste, sagt der Baedeker. Okay. Und nach einem Brand im italienischen Jugendstil wieder aufgebaut. Mir gefällt es nicht. Vielleicht liegt es an meiner Verfassung. Vielleicht aber auch daran, dass es sehr heiß ist und der Blick aufs Meer nur durch Liegestuhl-Ghettos möglich ist. Und das kostet. Viel Geld. Die Autostraße und die durch Palmen getrennte Flaniermeile haben etwas Sozialistisches, gepaart mit Miami-Style und heruntergekommenen 60-er-Jahre-Bauten für den Massentourismus.
Urlaubsvergnügen ist hier, durch die klimatisierten Boutiquen zu schlendern, nachdem man sich im Liegestuhl die erforderliche Bräune erarbeitet hat. Das scheint ein erklärtes Ziel zu sein, wenn ich mir so das Grillgut in the ghetto anschaue. So hat auch zuvor Signora Vittoria (die Dame in Pink, jetzt mit noch ein paar mehr Haaren im Gesicht) lobend meine Bräune erwähnt. Sie war uns auf dem Parkplatz begegnet, einen Beutel mit Katzenfutter schwenkend.
Berührend das Denkmal für die Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg. Es war bei seiner Einweihung 1927 umstritten, da es Leid und kein Heldentum zeigte.
Da wir nach Abkühlung lechzen, zieht es uns dorthin, wo es schön ist UND nichts kostet: an die Marmormole in Marina di Massa. Und hier findet die Geschichte von 2019 ihre Fortsetzung – wir treffen den Signore, mit dem wir weiland Müll gesammelt hatten. Er erzählt wortreich auf Deutsch, wie er einen Porsche Targa für 38.000 D-Mark später an einen Russen für 80.000 Euro verkauft hat. Molodez!
Unterdessen verschleiert sich der Himmel. Könnte das die ersehnte Abkühlung bringen? Auf Radio Italia (solo musica italiana) läuft der diesjährige Sommerhit „Al mare“ von Marco Mengoni. Grandios, auch das Video.
Aufbruch: | 28.06.2025 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 13.07.2025 |