Aller guten Dinge sind drei - zum dritten Mal in die Alta Versilia (Toskana)

Reisezeit: Juni / Juli 2025  |  von Kathrin Hentzschel

Ein kalter Whirlpool

Heute will ich endlichendlich die vielgepriesenen Naturschwimmbecken entlang der Serra entdecken. Vor Tagen habe ich im Wald den Wegweiser zum Fluss unterhalb von Azzano gesehen. Die Weglänge wird mit 50 Minuten angegeben, und in der Regel stimmen die Zeitangaben ziemlich genau.

Ich brauche länger. Den Weg scheint lange niemand mehr beschritten zu haben; an einigen Stellen ist er nur zu erahnen. Ich kämpfe mit mannshohen Brennnesseln und Wasserdost; an meinen Füßen zerren Himbeerranken. Ganz zu schweigen von Erdrutschen – einmal muss ich mich an Holunderzweigen entlang hangeln, ein anderes Mal rückwärts abwärts krabbeln.

Hier ein eher wegsames Stück zur Serra runter. Das ist nicht immer so.

Hier ein eher wegsames Stück zur Serra runter. Das ist nicht immer so.

In einem verlassenen Stall hängt eine Fledermaus ab.

In einem verlassenen Stall hängt eine Fledermaus ab.

Ich erreiche die steile Straße, die Azzano mit Seravezza verbindet. An der bin ich vor sechs Jahren mit dem Rad gescheitert; aus bekannten Gründen brauche ich dieses Jahr erst gar nicht daran zu denken, es zu versuchen … Und dann finde ich auch einen Zugang zu einem schönen Badeplatz. Das Wasser wimmelt vor Molch- und Fischlarven, doch das macht nichts. Ich liege wie in einer Badewanne, von Quellwasser umspült und habe diesen Flussabschnitt ganz für mich. Herrlich!

Abkühlung!

Abkühlung!

Ein Bad mit Kaulquappen und Fischen.

Ein Bad mit Kaulquappen und Fischen.

Die Straße abwärts finde ich dann auch die Naturbecken, in denen man wirklich schwimmen kann. Das eine liegt am Fuße des Marmorsteinruchs. Ich sehe einen Arbeiter mit sehr dunkler Haut, überzogen von weißem Marmorstaub. Er scheint den Marmor zu waschen. Was für eine harte Arbeit in der sengenden Sonne.

Inzwischen bin ich ziemlich erschöpft, doch es drohen noch etwa zwei Kilometer auf der Straße ohne Schatten Richtung Riomagno sowie von dort der steile Anstieg nach Fabbiano, bei dem noch einige Höhenmeter zu überwinden sind. Ich finde den Anfang und freue mich darüber. Die Freude verkleinert sich allerdings von Schritt zu Schritt. Mit 40 Minuten ist der Anstieg angegeben, und die schöpfe ich auch voll aus. Wie eine Schnecke arbeite ich mich nach oben und denke manches Mal, falsch abgebogen zu sein. Das ging vor sechs Jahren auch mal schneller …

Diese Teile finde ich auf dem Weg. Kalligraphiegeräte? Nö! Sondern Teile aus dem Kleid von - Stachelschweinen. Die gibt es in der Toskana. Kein Witz.

Diese Teile finde ich auf dem Weg. Kalligraphiegeräte? Nö! Sondern Teile aus dem Kleid von - Stachelschweinen. Die gibt es in der Toskana. Kein Witz.

Während ich nach Abkühlung innen wie außen und nach einer horizontalen Position lechze, macht sich Urban schick. Es ist „Stordellata nel borgo“ in Seravezza, ein großes, gemeinschaftliches Essen; gleichzeitig findet das Mediceo-Festival auf der Festwiese statt. Mit Schlagerwettbewerb!

Urban hat sich jedenfalls gut amüsiert. Sonntag haben wir noch einmal die Chance, zusammen hinzugehen. Morgen ist der schon traditionelle Ausflug nach Lucca geplant. Urban muss seine Garderobe wieder aufstocken und wo kann man das besser als in Italien?!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Sechs Jahre sind vergangen seit unserem letzten Aufenthalt in Fabbiano, Toskana, Alta Versilia. Viel ist passiert in dieser Zeit; Urban und ich sind kein Paar mehr, aber Freunde in einer eingeschworenen Wohngemeinschaft, und im Frühling war eine alte Sehnsucht erwacht – die Sehnsucht nach diesem einfachen Ort, und dann gab ein Wort das andere: „Weißt du noch …?“, oder: „Das war so schön!“ bis hin zu: „Da müssten wir eigentlich mal wieder hin!“ Und so reifte der Plan.
Details:
Aufbruch: 28.06.2025
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 13.07.2025
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Kathrin Hentzschel berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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