Aller guten Dinge sind drei - zum dritten Mal in die Alta Versilia (Toskana)
Ein kalter Whirlpool
Heute will ich endlichendlich die vielgepriesenen Naturschwimmbecken entlang der Serra entdecken. Vor Tagen habe ich im Wald den Wegweiser zum Fluss unterhalb von Azzano gesehen. Die Weglänge wird mit 50 Minuten angegeben, und in der Regel stimmen die Zeitangaben ziemlich genau.
Ich brauche länger. Den Weg scheint lange niemand mehr beschritten zu haben; an einigen Stellen ist er nur zu erahnen. Ich kämpfe mit mannshohen Brennnesseln und Wasserdost; an meinen Füßen zerren Himbeerranken. Ganz zu schweigen von Erdrutschen – einmal muss ich mich an Holunderzweigen entlang hangeln, ein anderes Mal rückwärts abwärts krabbeln.
Ich erreiche die steile Straße, die Azzano mit Seravezza verbindet. An der bin ich vor sechs Jahren mit dem Rad gescheitert; aus bekannten Gründen brauche ich dieses Jahr erst gar nicht daran zu denken, es zu versuchen … Und dann finde ich auch einen Zugang zu einem schönen Badeplatz. Das Wasser wimmelt vor Molch- und Fischlarven, doch das macht nichts. Ich liege wie in einer Badewanne, von Quellwasser umspült und habe diesen Flussabschnitt ganz für mich. Herrlich!
Die Straße abwärts finde ich dann auch die Naturbecken, in denen man wirklich schwimmen kann. Das eine liegt am Fuße des Marmorsteinruchs. Ich sehe einen Arbeiter mit sehr dunkler Haut, überzogen von weißem Marmorstaub. Er scheint den Marmor zu waschen. Was für eine harte Arbeit in der sengenden Sonne.
Inzwischen bin ich ziemlich erschöpft, doch es drohen noch etwa zwei Kilometer auf der Straße ohne Schatten Richtung Riomagno sowie von dort der steile Anstieg nach Fabbiano, bei dem noch einige Höhenmeter zu überwinden sind. Ich finde den Anfang und freue mich darüber. Die Freude verkleinert sich allerdings von Schritt zu Schritt. Mit 40 Minuten ist der Anstieg angegeben, und die schöpfe ich auch voll aus. Wie eine Schnecke arbeite ich mich nach oben und denke manches Mal, falsch abgebogen zu sein. Das ging vor sechs Jahren auch mal schneller …
Diese Teile finde ich auf dem Weg. Kalligraphiegeräte? Nö! Sondern Teile aus dem Kleid von - Stachelschweinen. Die gibt es in der Toskana. Kein Witz.
Während ich nach Abkühlung innen wie außen und nach einer horizontalen Position lechze, macht sich Urban schick. Es ist „Stordellata nel borgo“ in Seravezza, ein großes, gemeinschaftliches Essen; gleichzeitig findet das Mediceo-Festival auf der Festwiese statt. Mit Schlagerwettbewerb!
Urban hat sich jedenfalls gut amüsiert. Sonntag haben wir noch einmal die Chance, zusammen hinzugehen. Morgen ist der schon traditionelle Ausflug nach Lucca geplant. Urban muss seine Garderobe wieder aufstocken und wo kann man das besser als in Italien?!
Aufbruch: | 28.06.2025 |
Dauer: | 16 Tage |
Heimkehr: | 13.07.2025 |