OUT OF THE OFFICE - ON TOUR IN SOUTH AMERICA

Reisezeit: Oktober 2006 - April 2007  |  von Michael S.

Motorschaden auf hoher See!: Jenseits von Eden

Montag, 1. Januar 2007 Immer noch Puerto Eden, 20:53

Der Tag nach der großen Party... Und die Ereignisse an Bord haben sich wieder mal fast überschlagen Aber alles nach der Reihe:

Erst gestern gegen 17:00 Uhr fand eine Versammlung zur "Lage der Nation" statt, organisiert vom so genannten Navimag-Supervisor. Sein zaghafter Versuch die Meute mit Frei-Champagner zu Neujahrsbeginn zu ködern, wurde augenblicklich im Keim erstickt, als er offenbarte, dass wir wohl nicht am Donnerstag, sondern am Freitag in Puerto Montt ankommen werden (4 Tage nach geplanter Ankunft). Das Ersatzschiff muss wohl erst noch eine andere Tour zu Ende fahren, bevor es zu uns aufbrechen kann. Da eigentlich jedes Argument ohnehin für uns Passagiere nicht beweis- und nachvollziehbar ist, wird man das Gefühl nicht los, dass man nur ruhig gehalten werden will...

Dies dachte sich auch der ein oder andere Profilierungssüchtige und so kam es zu einem amüsierenden Frage-Antwort-Spiel. Einer stellte eine Frage auf Spanisch, worauf sich die anderen beschwerten, er solle es doch auf Englisch wiederholen, wieder Einer formulierte die Frage seines Vorgängers einfach nur in ein anderen Worten und wunderte sich dann, als die selbe Antwort gegeben wurde
Schließlich wurde lauthals nach dem Kapitän gerufen. Völlig überfordert erzählte er uns wenig Neues und verschwand ziemlich genervt auch genauso schnell und unscheinbar wie er aufgetaucht war.
Mal ganz ehrlich. Nicole und mir ist eigentlich nur wichtig, dass wir hier möglichst bald und möglichst sicher in Puerto Montt ankommen. Dass es sich für viele Leute, die Flüge, Hotels oder Touren gebucht haben wesentlich komplizierter darstellt, ist uns natürlich klar.

Warum sind wir nicht auf diesem Dampfer?

Warum sind wir nicht auf diesem Dampfer?

Gestern Abend konnten wir jedoch in einer echt netten Runde einen schönen, süffigen Sylvesterabend verbringen. Jung und Alt rockten auf der Tanzfläche in der Bar ab und alle Aufregung schien vergessen. Ursprünglich wollte ich hier mal schreiben: "Mit Volldampf ins neue Jahr"! Tja... und jetzt sitzen wir hier und Nino de Angelos Song "Jenseits von Eden" klingt in einem ganz anderen Ton in unseren Ohren

Ob das alles irgendwas für das Jahr 2007 zu bedeuten hat? Ob ja oder nein, die gegenwärtige Situation hier ist zu interessant, als das man sich darüber zu viele Gedanken machen könnte!!!

Das bisherige Highlight war aber die von den Passagieren organisierte inoffizielle Versammlung im Speisesaal von gerade eben. In Kettenbrief-Manier wurde man von dem Geheimtreffen informiert. Ein sprachenbegabter Holländer, der mich irgendwie an den alten, aufgedunsen Marlon Brando von "Meuterei auf er Bounty" erinnerte, und ein übereifrig motivierter Spanier (eine Mischung aus Che Guevara und Genaro Gatuso, dem italienischen Fußballrüpel) stellten im Duett auf Englisch und Spanisch ihr Lösungskonzept vor.
In einem Brief fassten Sie kurz die Geschehnisse zusammen und kamen sogleich zu Ihren Forderungen:

1. Rückerstattung der Reisekosten
2. Übernahme d. Umbuchungskosten von Flügen, Hotels usw
3. "Schadensersatz" von 120 USD pro Tag/Person
4. Zahlung aller anfallenden Kosten, bis
zur Ankunft im Heimatland eines jeden Passagiers...

Übertrieben? Könnte man wohl meinen... Die Punkte eins und zwei sind wohl durchaus noch gerechtfertigt, Nummer 3 und 4 schießen meiner Meinung aber über Ihr Ziel deutlich heraus. Vielleicht verwechseln manche auch das Rechtssystem Chiles mit dem der USA. Da fällt mir ein: Ich verklage Navimag noch, weil die Putzfrau heute das Bad sauber gemacht hat...

Der Unmut der Leute ist schon zu verstehen. Wirklich glücklich ist niemand damit hier festzustecken. Allerdings mache ich mir so meine Gedanken für den Fall, dass morgen (Dienstag) das Ersatzschiff nicht eintrifft.
Meuterei auf der Bounty... Ohne mich! Ich werde mich mit meinen gehorteten Wasserflaschen, einer Packung Schoko-Kekse und mit meinem Schweizer Taschenmesser mit Nicole in der Kabine verschanzen

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, wie die heutige Diskussion um das "Schriftstück" zu Ende gegangen ist. Plötzlich sprangen immer mehr Leute auf und liefen zum Fenster. Zuerst dachte ich mir, dass Schiff würde schon heute ankommen. Was für ein passender Moment! Doch in Wirklichkeit waren es ein paar Delphine, die aus dem Wasser sprangen und so die Aufmerksamkeit von den Leuten auf sich zogen! Für die zwei Rudelführer interessierte sich sofort kein Mensch mehr... Grinsend zog ich von dannen...

Puerto Eden: Ein Supermarkt, 2 öffentliche Telefone und 3 Computer mit WWW-Zugang in der Schule...

Puerto Eden: Ein Supermarkt, 2 öffentliche Telefone und 3 Computer mit WWW-Zugang in der Schule...

© Michael S., 2006
Du bist hier : Startseite Amerika Chile Jenseits von Eden
Die Reise
 
Worum geht's?:
In weniger als 9 Stunden sitzen Nicole und ich im Flieger in Richtung Bonaire. Bonaire? Kannte ich bis August auch noch nicht. Aber KLM hält auf dem Flug nach Lima zufällig auf den Niederländischen Antillen... Eine Woche Erholung, bevor es nach Peru über Chile in Richtung Argentinien geht :-) Der Plan: 6 Monate Südamerika entdecken, Spanisch lernen und Freiheit erleben! Wie heißt es so schön - Zahme Voegel traeumen von Freiheit. Wilde Voegel fliegen...
Details:
Aufbruch: 11.10.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 08.04.2007
Reiseziele: Niederländische Antillen
Peru
Chile
Argentinien
Paraguay
Brasilien
Uruguay
Der Autor
 
Michael S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors