4 Monate Suzhou in China

Reisezeit: Februar - Juni 2007  |  von Sandra in China

Campusleben: Tagestrip nach Wuzhen

Dieser Tagesausflug in die Nachbarprovinz fand mal wieder nur wegen mir statt: ich hatte mir doch in Xian eine Schattenspiel-Figur gekauft und wollte so etwas unbedingt mal live sehen. Schon recht früh erkundigten sich also netterweise einige meiner Studenten, ob es so was auch in Suzhou gäbe. Leider nicht, aber in Wu Zhen: da müsste ich erst mit dem Bus nach "keine Ahnung wohin" und dann mit einem anderen Bus weiter nach Wu Zhen, genaue erste und letzte Buszeiten wurden mir herausgesucht - aber keiner wollte mit.
Und als mich dann irgendwann zwei meiner jungen Studenten fragten, was ich am Wochenende machen würde, äußerte ich noch mal diesen Wunsch, und sagte auch, dass ich aus sprachlichen Problemen nicht alleine fahren wollte. Supi, sie wollten mit und ich trommelte noch weitere Leute zusammen - 8 (4 Studenten und 3 Freunde) sollten wir sein - Samstagmorgen sollte es losgehen. Die beiden Studentinnen hatten netterweise schon die Tickets für die erste Busfahrt besorgt - man kann ja nie Hin- und Rückticket kaufen, oder eine Strecke ganz durch (wenn man umsteigen muss!) - und sie hatten auch gar keine Ahnung, ob man schon einen Tag vorher oder wo und wie und was...
Wir trafen uns zeitig an der Unibushaltestelle, ich wurde von einem sprachlosen Opi angestarrt, hab dann ein Foto von ihm gemacht und er zog ab!

Zum Glück hatte er ein "Dreirad", sonst wäre er vor Staunen umgefallen

Zum Glück hatte er ein "Dreirad", sonst wäre er vor Staunen umgefallen

In der Stadt angekommen, wo wir umsteigen sollten, eilte ich schnell zum Schalter um für den letzten Bus schon die Rückfahrttickets zu besorgen. Und so ganz chinesisch kamen meine Studis mit dem Tempo nicht mit, fingen wildes diskutieren an während ich sie zur Eile antrieb - es hatte schließlich alles länger gedauert, als gedacht und wir mussten quer durch die Stadt zum anderen Busbahnhof! Bus oder Taxi? Ja, wenn man immer wüsste, wann die Busse kämen - also in zwei Taxen. Da erzählten meine Mitreisenden, wo wir hinwollten und die Fahrerin schockte uns mit News, dass die weitere Fahrt mit dem nächsten Bus noch mal so lange dauern würde und wir dann hochgerechnet nur sehr wenig Zeit in dieser Stadt hätten. Und da sie uns anbot, mit dem Taxi für 80Yuan zu fahren, stimmten wir zu. Kurzes Telefonat mit dem Taxi hinter uns und 40 Minuten später waren wir da. Wir sollten auf dem Heimweg (also zum Busbahnhof in der "Zwischenstadt") nach den lila Taxen Ausschau halten, die seien günstig und führen sowieso nur in jene Stadt. Jaja...
Dann kamen wir an ein Tickethäuschen und griffen noch einmal tief in den Geldbeutel - 100 Yuan für ein Ticket für diese Stadt oder Straße oder was auch immer uns dort erwarten würde - inklusive meines Schattenspieltheaters natürlich
Auf einem größeren Platz sprachen wir kurz einige Uhrzeiten und Treffpunkte ab, und ließen noch Gruppenfotos von uns machen. Der fremde uns Fotografierende bat dann auch noch um ein Foto mit mir und ausnahmsweise stimmte ich zu - ich wollte schließlich nicht zur größten Touri-Attraktion des Ortes werden!

Victory - nicht vergessen

Victory - nicht vergessen

Einen Tempel besuchten wir noch gemeinsam, genau wie einen Laden mit Indigo-gefärbten Kleider, Tüchern, Hüten und allem, was sich das Touristenherz so wünscht: die Chinesen schlugen schon zu und kauften sich alle ein Teil!
Und dann verlor sich die Gruppe in Pärchen und wir gingen unserer Wege und trafen uns durch Zufall hier und da - es war ja nicht so groß, wenn auch etwas verwinkelt (eine alte Dorfstraße mit einigen Häusern, in denen sich Museen befanden, natürlich Geschäftchen und einen Kanal gab es auch). Mein kleiner Chinesenfreund Alex machte fleißig pixelige Handykamerafotos von allem, "stell dich mal vor das Schriftzeichen", "kannst du mich mal vor diesem Raum fotografieren".

wie peinlich, aber so ist er nun - der chinesische Touri

wie peinlich, aber so ist er nun - der chinesische Touri

die Tücher hatten dann bald alle - und alle mussten feststellen, dass sie ihnen zu klein waren: Zhang Ping in einer alten Apotheke

die Tücher hatten dann bald alle - und alle mussten feststellen, dass sie ihnen zu klein waren: Zhang Ping in einer alten Apotheke

Aber wir mussten zu einer bestimmten Uhrzeit zum Hauptplatz zurück, denn dann sollte es mit dem Schattenspieltheater weitergehen. Die erste Vorstellung, die wir sahen, war so voll, dass wir hinten stehen mussten und ich nur einige Fotos machte. Aber ich war begeistert: die filigranen und gelenkigen Figuren werden an Stäbchen direkt an der Leinwand gespielt und deshalb erscheinen sie scharf und man sieht sogar die farbige Bemalung. Vom Inhalt verstand ich nichts und nach 10 Minuten war alles vorbei. Aber ich wollte noch mal und so blieben wir während der Pause da und später saß ich zwischen chinesischen Omis in der ersten Reihe und sah noch mal das gleiche Stück - mit Fabelwesen, Himmelhunden oder ähnlichen "Akteuren". Einen Blick hinter die Kulissen konnten wir auch werfen, allerdings aßen die Stäbchenbediener nur Bananen in ihrer Pause - beim spielen habe ich sie leider nicht beobachten können.

der Hund, oder so was ähnliches

der Hund, oder so was ähnliches

die sind so gelenkig, dass sie sich auch hinsetzen  und -knien können, oder auf des Hundesrücken reiten

die sind so gelenkig, dass sie sich auch hinsetzen und -knien können, oder auf des Hundesrücken reiten

Insgesamt hielten wir uns circa 4 Stunden dort auf, es gab einige andere westliche Touris (Franzosen, Deutsche und Amis) und Alex konnte nicht verstehen, wieso ich nicht die Deutschen ansprechen würde - er würde ja im Ausland alle Chinesen ansprechen wollen, denen er es ansieht oder anhört, dass sie seine Landsmänner sind! Na dann, viel Spaß - das wird ja ein Vollzeitjob
Aus 8 blieben noch 4 - nicht weil sie in ihrem eigenen Land verloren gegangen wären, aber weil ein Vater seine Tochter, ihren Freund und die anderen beiden Freundinnen zum Abendessen abholen würde - also waren meine Studenten weg. Alex, Wu Meng, ihre Freundin und ich liefen noch ein wenig rum (shoppen, aber es gab kein Oberteil in meiner Größe!) und wollten dann um 17Uhr ein Taxi nehmen.
Wie vorher schon zu bemerken war, waren wir die letzten Touris in dem Städtchen und es fuhren keine Taxen mehr in der Gegend. Also mussten wir irgendwie bis zur nächsten Hauptstraße finden (mein Orientierungsvermögen ließ mich kurz im Stich und ich wäre fast in die falsche Richtung gelaufen) und als wir erstmal auf dem richtigen Weg waren, führte ich das müde Grüppchen an und nahm wieder an "Panik"-Tempo auf. Würde der letzte Bus ohne uns fahren, dann müssten wir auf alle Fälle ein Taxi nehmen und das würde dann richtig teuer werden!
Endlich kam ein örtliches Taxi und schon begannen die Preisverhandlungen: ich gehe von mindestens 5 Minuten aus, es kann aber auch länger gedauert haben. Als sich alle drei mit bedrückten Gesichtern zum mir umdrehten und ich das Taxi schon fast wegfahren sah, fragte ich, wie hoch der Preis sein sollte, unter den er auf keinen Fall gehen wollte! 88 Yuan! Waaaaas, 8 Yuan (80cent), das sei ja lächerlich und die würde ich zahlen. Ok, nicht wirklich zufrieden mit ihrem Verhandlungsgeschick stiegen wir ein und kamen rechtzeitig am Busbahnhof an. Es war sogar noch Zeit für ein Kentucky Fried Chicken - Take away und die übrigen 4 Tickets, die ich noch von den anderen hatte, zurück zu bringen. Alex meinte, das ginge nicht in China - weil er es noch nie ausprobiert hat und das Geld wohl lieber verfallen lassen würde als mal nachzufragen. Uns wurden nur 20% abgezogen und ich bekam das Geld für meine 4 jungen Studenten wieder - die waren später am Abend total erstaunt darüber und bedankten sich herzlich!

Wir waren so zeitig wieder am Campus, dass ich mich noch mit einem Bierchen ins Büro zurückziehen konnte, um den so chinesischen Tag etwas sacken zu lassen. Dringend empfohlen

© Sandra in China, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
DaF-Tours betreibe ich ja schon seit Beginn meines Deutsch-als-Fremdsprache-Studiums und diesmal ist halt China dran. Immer im Zeichen der deutschen Sprache :-) Suzhou gilt als das Venedig des Ostens und liegt 150km landeinwärts und westlich von Shanghai. Guckt mal unter Google-Earth. Mit DaF um die Welt...
Details:
Aufbruch: 07.02.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: Juni 2007
Reiseziele: China
Der Autor
 
Sandra in China berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.