2018 - Bologna, Emilia-Romagna-Italien

Reisezeit: November 2018  |  von Uschi Agboka

Dienstag, 6.11.2018 - 6. Tag: Basilica di San Domenico - Innen

Informationen zu Basilica di San Domenico - Innen

Südlich des Zentrums zeigt die umgewandelte Bettelordenskirche Basilica di San Domencio eine Reihe an glorreichen Kunstwerken.

Kontrastreicher könnte diese Kirche kaum sein: So spartanisch, geradezu asketisch sie von außen anmutet, so prunkvoll und verschwenderisch wurde der Innenraum gestaltet. Vor und in der Basilica di San Domenico treffen zwei Welten aufeinander. Sie wurde zu Ehren des Hl. Domenico errichtet, der in einer Vorgängerkirche auf demselben Standort mit seinen Anhängern gebetet hatte und auch dort starb. Die Bauarbeiten begannen bereits wenige Jahre nach seinem Tod.

Ein Blick in die Basilika

Ursprünglich als Bettelordenskirche konzipiert, erinnert heute lediglich die Fassade an dieses Vorhaben.

Im Inneren wurde das Gotteshaus zwischen 1728 und 1732 von Carlo Francesco Dotti nach barocken Gesichtspunkten ausladend geschmückt und verziert.

Die Kirche besteht aus einem Mittelschiff, zwei Seitenschiffe, mehreren Seitenkapellen, einem Querschiff, einem Chor und einer Apsis.

Der Innenraum wurde im barocken Stil mit raffinierter Eleganz und ausgewogenen Proportionen komplett erneuert.

In den Lünetten über den ionischen Säulen entlang des Langhauses sind 10 Gemälde zu sehen, die Episoden (wahr und unwahr) der Kirchengeschichte darstellen.

Der junge Wolfgang Amadeus Mozart spielte in der Rosenkranzkapelle auf der Orgel, während er 1769 bei Padre Giovanni Battista Martine studierte.

Das viereckige Kloster nebenan ist auch für seine Kreuzgänge (14., 15. und 16. Jahrhundert) mit verschiedenen Grabsteinen und Gedenktafeln an den Wänden einen Besuch wert.

Die 102 hölzernen Chorstände sind ein exquisites Beispiel der Renaissance-Schnitzerei des Dominikaners Damiano da Bergamo, 1528-1530. Zwischen 1541 und 1549 wurden sie von demselben Künstler mit Intaglia (gravierter Edelstein) eingelegt, wobei eine Serie von Zeichnungen aus einem Buch von Giacomo Barozzi da Vignola verwendet und von seinem Bruder Stefano da Bergamo geschnitzt wurde. Die Arbeit wurde von Bruder Bernardino da Bologna beendet. Diese Verzierungen zeigen Szenen aus dem Alten Testament (rechts) und aus dem Neuen Testament (links).

Wegen ihres außergewöhnlichen künstlerischen Wertes wurde dieses bemerkenswerte Marketerie-Werk von seinen Zeitgenossen als achtes Weltwunder betrachtet.

Marketerie ist die Kunst, Furnierstücke an einer Struktur anzubringen, um dekorative Muster oder Bilder zu bilden. Die Technik kann auf Fallmöbel oder sogar Sitzmöbel, auf dekorativen kleinen Objekten mit glatten, verblendbaren Oberflächen oder auf freistehenden Bildtafeln angewendet werden, die für sich selbst geschätzt werden.

Die Marketerie unterscheidet sich von den alten Einlegearbeiten oder Intarsien, bei denen ein fester Körper eines Materials ausgeschnitten wird, um Abschnitte eines anderen aufzunehmen, um das Oberflächenmuster zu bilden. Das Wort leitet sich von einem mittelfranzösischen Wort ab, das "eingelegte Arbeit" bedeutet.

Am marmornen Schrein des Ordensgründers, der Arca, arbeiteten gleich mehrere Künstler über viele Jahre hinweg. Gemälde und Fresken von so illustren Namen wie Guercino, Reni, Lippi und Pesani, ja sogar Skulpturen Michelangelos gestalten die Basilika aus.

Die Arca di San Domenico ist ein Grabmal, in der sich die sterblichen Überreste des Hl. Domenico befinden.

Der Körper des Hl. Domenico liegt in einem Sarg aus Zypressenholz, sein Kopf wird separat auf der Rückseite des Grabmals aufbewahrt, im Reliquienschrein des Goldschmieds Jacobo Roseto da Bologna (1383).

Die Arbeit am Grabmal erstreckte sich über fast 500 Jahre. Als Dominikus 1221 starb, wurde er zunächst hinter dem Altar der Klosterkirche San Nicolò delle Vigne bestattet. 1228 begann der Ausbau zur heutigen Basilika, und Dominikus' sterbliche Überreste wurden in einen schlichten Marmorsarg überführt, der zunächst im rechten Gang auf dem Boden stand. Dort war er für die zahlreichen Pilger schlecht sichtbar, sodass die Dominikaner 1264 einen neuen Schrein in Auftrag gaben. Niccolo Pisano war verantwortlich für den Entwurf, die Ausführung entstand in seiner Werkstatt, hauptsächlich durch seinen Gehilfen Lapo di Ricevuto sowie Arnolfo di Cambio.

An jeder Ecke findet sich die Skulptur eines der Kirchenlehrer. Ursprünglich trugen Karyatiden den Sarg, nach einer Umgestaltung des Grabmals befinden sich diese monumentalen Figuren heute in verschiedenen Museen wie dem Bargello und dem Louvre.

Das Grabmal wurde 1411 in die Mitte der Kirche versetzt. Zwischen 1469 und 1473 erhielt der vormals flache Sarg eine Bekrönung; zu den Bildhauern gehörten der nach diesem Werk so genannte Niccolo dell'Arca und der junge Michelangelo. Von Michelangelo stammen die Statuetten des Petronius und des Hl. Proculus von Puteoli - ein Vorgriff auf seinen David.

Über dem Kymation erhebt sich ein Kandelaber, gehalten von zwei Putten und vier Delfinen, darauf die Statue des Ewigen Vaters.

Ein Kymation ist eine fortlaufende Zierleiste mit friesartigem Ornament, meist an Fassaden oder Säulen. Sie kann plastisch ausgearbeitet oder auch nur aufgemalt sein und weist vorwiegend stilisierte pflanzliche Elemente auf.

Alfonso Lombardi fügte 1532 eine Stufe hinzu, sie zeigt Szenen aus dem Leben des Hl. Domenico.

Ab 1597 ersetzte Floriano Ambrosini die gotische Kapelle von 1413 durch einen Neubau. Von 1613 bis 1615 malte Guido Reni das Deckenfresko über dem Arco.

Die letzte Ergänzung am Grabmal war der Altar, entworfen von Mauro Tesi (1730-1766) und 1768 ausgeführt von Alessandro Salviolini.

Rechts und links der Arca hängen Gemälde von Alessandro Tiarini und Leonello Spada.

Wir nehmen uns Zeit, diese prächtige Basilica anzuschauen.

© Uschi Agboka, 2018
Du bist hier : Startseite Europa Italien Basilica di San Domenico - Innen
Die Reise
 
Worum geht's?:
Kulturreise nach Bologna, die Kulturhauptstadt 2000.
Details:
Aufbruch: 01.11.2018
Dauer: 6 Tage
Heimkehr: 06.11.2018
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors