Ein kölsches Mädsche unter Schweizern

Reisezeit: März - Juli 2007  |  von Janine Gruschwitz

Städtetouren: Basel

So, nach so vielen Berichten und Fotos von deutschen Besuchen, ist es wohl mal wieder Zeit für einen informativen Städtebericht aus der Schweiz...und zwar aus Basel! Dort haben Mareike und ich mal wieder einen wunderschönen Sight-Seeing-Tag bei strahlendem Sonnenschein trotz schlechter Wetterprognosen verbracht - wir sind eben doch Glückskinder Dieses Mal hatten wir sogar noch Tin, einen echten Einheimischen, als Touristenführer an unserer Seite, den wir 2-3 Wochen zuvor auf einer Studentenparty in Neuchâtel kennen gelernt hatten. Vitamin B ist eben doch alles

Also, nun aber mal wieder ein paar hoffentlich brauchbare Informationen: Basel ist mit seinen ungefähr 170.000 Einwohnern nach Zürich die zweitgrößte Stadt der Schweiz und Hauptort des Kantons Basel-Stadt. Klingt komisch, ist aber so, denn 1833 kam es nach bürgerkriegsähnlichen Wirren zur Trennung des Gebietes in die beiden Halbkantone Basel-Land und Basel-Stadt. Besonders die Grenznähe unmittelbar am Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich hat das Wesen der Stadt geprägt, denn Basel gilt als weltoffen, zum Handels- und Industriezentrum prädestiniert, aber auch seit jeher der Kunst und Wissenschaft zugetan. Dies bezeugt unter anderem die bereits 1460 von Papst Pius II. gegründete Universität, an der auch Erasmus von Rotterdam, einer der großen Humanisten des Mittelalters gelehrt hat.
Das heimliche Wahrzeichen der Stadt ist der Rhein - hier "Riviera" genannt. Als wichtiger Transportweg für den Handel trug er viel zur Entwicklung Basels bei, und macht heute einen Großteil der Lebensqualität aus. ...und mal ganz nebenbei verleiht er Touristen wir mir ein echtes Heimatgefühl! Habe sogar ernsthaft überlegt, eine Flaschenpost an euch nach hause zu schicken Außerdem trennt der Rhein die beiden Stadtteile Groß- und Kleinbasel voneinander, zwischen denen anscheinend eine ähnliche Rivalität wie in Köln zwischen der linken Rheinseite und der "Schääl Sick" zu bestehen scheint Anders als zu hause gibt es hier allerdings vier Fähren, die bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Passagiere von einem Ufer zum anderen bringen.

Unsere Tour fand ihren Anfang - wie könnte es auch anders sein - am Bahnhof, von aus wir uns erstmal westlich gehalten haben und so in das Versicherungs- und Bankenviertel Basels gelangt sind. Hier findet sich neben unzähligen anderen Gesellschaften zum Beispiel auch das BIZ. Nein, das ist nicht - wie fälschlicherweise angenommen - das Berufsinformationszentrum, sondern die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. In unmittelbarer Nähe steht ein unübersehbares Kunstwerk Basels, nämlich der "Hammering Man", der laut Reiseführer als fleißigster Bürger der Stadt gilt Der 13,5 Meter hohe Riese wurde 1989 von dem Amerikaner Borofsky gebaut, ein Zwillingsbruder steht irgendwo in den USA...wo genau, ist mir leider gerade entfallen...

Bahnhof

Bahnhof

BIZ

BIZ

Hammering Man

Hammering Man

Weiter ging es ein Stückchen durch das St. Alban-Viertel, einen Stadtteil voller historischer Bauten, in dem auch heute noch altes Handwerk gepflegt wird. Etwa in der Basler Papiermühle, wo das Papier bereits seit Mitte des 15. Jahrhunderts mit Wasserkraft und von Menschenhand hergestellt wird. Hier findet man außerdem das St. Alban-Tor, eines von drei noch existierenden Toren der ehemaligen Stadtbefestigung (außerdem gibt es noch das Spalentor und das St. Johann-Tor), sowie Teile der alten Stadtmauer, Letzimauer genannt. Das St. Alban-Tor wurde um 1230 errichtet, bei einem verheerenden Erdbeben 1356 größtenteils zerstört, aber vor 1374 wieder aufgebaut. 1869 war es dann vom Abbruch bedroht und wurde nur durch Interventionen (unter anderem des Kunstvereins) gerettet und schließlich unter den Schutz der Eidgenossenschaft gestellt.
Von hier aus kann man dann gemütlich am Rheinufer entlang bummeln und den schönen Blick entlang des Flusses genießen. Ins Auge fällt dabei vor allem die so genannte "Mittlere Brücke", einer der ältesten Rheinübergänge, auf der sich das "Käppelijoch" befindet, wo im Mittelalter Todesurteile vollstreckt wurden.

St. Alban-Tor

St. Alban-Tor

Letzi-Mauer

Letzi-Mauer

...samt Turm

...samt Turm

Mittlere Brücke

Mittlere Brücke

"Käppelijoch"

"Käppelijoch"

Als nächstes stand ein wichtiges Wahrzeichen Basels auf dem Plan: das Münster. Aus rotem Sandstein, mit bunten Ziegeln und zwei schlanken Türmen (von denen natürlich einer komplett eingepackt war ) - ein echtes Highlight der Stadtbesichtigung! Bei dieser Kathedrale handelt es sich um eine spät romantische Basilika mit Querhaus und Chorumgang aus dem 12. Jahrhundert, doch sind die gotischen Akzente sind unübersehbar. Nach dem schon erwähnten schweren Erdbeben von 1356, das Gewölbe, Türme und Krypten zerstörte, wurde der Wiederaufbau im gotischen Stil vorangetrieben. Daher prägt das Münster noch heute das Stadtbild Basels.
...und auch ein Blick ins Innere sowie der Aufstieg nach oben lohnen!

Münster

Münster

Kreuzgang

Kreuzgang

Drinnen...

Drinnen...

...und von oben

...und von oben

Und immer weiter treibt es den neugierigen Touristen voran...nächster Halt: Spalentor, ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, das zudem zu den den schönsten Stadttoren der Schweiz gehört. Von hier aus gelangt man in die verwinkelte Altstadt Basels, die zu den intaktesten und schönsten Europas gezählt wird - nicht ganz zu Unrecht!
Darüber hinaus hat Basel auch für Kunstliebhaber einiges zu bieten, nämlich knapp 40 Museen mit unterschiedlichsten Themenbereichen, die teilweise selber schon Geschichte geschrieben haben. So gibt es zum Beispiel das Museum für Gegenwartskunst, das weltweit das erste seiner Art war, oder das Museum Jean Tinguely, Basels jüngsten Kulturtempel, in dem die Maschinenskulpturen des aus Fribourg stammenden Künstler gezeigt werden. Besondere Erwähnung verdient außerdem das kleinste Museum der Welt!
Doch auch außerhalb der Museen begegnet dem Besucher in Basel überall Kunst, wie zum Beispiel auf dem Theater Platz, wo man den Tinguely-Brunnen (oder auch Fastnachtsbrunnen genannt) findet, der 1977 von erwähntem Schweizer Künstler als turbulentes Wasserspiel geschaffen wurde. An dieser Stelle erlaube ich mir ein treffendes Zitat aus meinem Reiseführer: "Es spritzt und quietscht, wenn die bizarren Maschinen das Wasser im Becken bewegen." Unbedingt anschauen!

Spalentor

Spalentor

Altstadt

Altstadt

Das kleinste Museum der Welt! ...und wer glaubt, hinter dieser Tür befände sich noch ein Raum, der irrt...dieses Fenster ist das Museum!!!

Das kleinste Museum der Welt! ...und wer glaubt, hinter dieser Tür befände sich noch ein Raum, der irrt...dieses Fenster ist das Museum!!!

Tinguely-Brunnen/Fastnachtsbrunnen

Tinguely-Brunnen/Fastnachtsbrunnen

Ein weiteres optisches Highlight findet sich auf dem Marktplatz, dem Mittelpunkt der Basler Altstadt. Hier fällt sofort die rote, bemalte Sandsteinfassade des Rathauses ins Auge, das zwischen 1507 und 1513 errichtet wurde und zu Ehren eines Besuches der englischen Königin Elisabeth II. seinen heutigen Anstrich erhalten hat. Nette Anekdote, aber schon ein bisschen kitschig

Rathaus (...da seh ich rot )

Rathaus (...da seh ich rot )

Die Wappen der Halbkantone Basel-Land und Basel-Stadt

Die Wappen der Halbkantone Basel-Land und Basel-Stadt

Nachdem somit die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Basler Innenstadt besichtigt (...und für gut befunden ) waren, ging es zum ersten Mal über den Rhein hinüber nach Klein-Basel. Nicht jedoch, ohne auf dem Weg noch schnell das "Les Trois Rois" zu bewundern, das Juwel der Schweizer Hotelgeschichte. Hier haben schon Napoleon, Goethe und die Rolling Stones logiert...und zuletzt auch Starlet Paris Hilton, die allerdings aus unerfindlichen Gründen Stein und Bein geschworen hätte, sie wäre in Zürich...na ja, kann mal mal passieren, wenn man so viel beschäftigt ist

Mit der Tram (Ja, ich habe mir schon Schweizer Vokabular angewöhnt...) ging es dann aber zum letzten Höhepunkt unseres Basel-Besuchs: zum berühmt-berüchtigten Dreiländereck. Nicht nur, dass hier die Schiffe Richtung Nordsee auslaufen - ahoi! - und es den Dreh- und Angelpunkt der Schweizer Rohstoffversorgung darstellt...nein, hier befindet man sich quasi gleichzeitig in der Schweiz, in Deutschland und Frankreich...fast jedenfalls Ein schickes, neu modisches Raketen-Dingsbums weist einem zuverlässig den Weg, falls man auf der Flucht vor der Schweizer Polizei durch den Rhein auf ausländisches Territorium will - sehr praktisch Außerdem war ich der Heimat so nah, wie seit 2 ½ Monaten nicht mehr...ich hätte quasi nach Deutschland rüber spucken können! ...hab ich aber natürlich nicht gemacht Irgendwie jedenfalls ein tolles, aber auch leicht merkwürdiges Gefühl, dass man sich auf Schweizer Boden befindet, aber am anderen Ufer deutsche oder französische Häuser, Straßen und Menschen sehen kann - durchaus empfehlenswert!

Les Trois Rois

Les Trois Rois

Dreiländereck

Dreiländereck

Mareike und Tin, unser persönlicher Reiseführer

Mareike und Tin, unser persönlicher Reiseführer

Ja ja, immer diese Deutschen...

Ja ja, immer diese Deutschen...

...da drüben ist dann zum Beispiel schon Frankreich

...da drüben ist dann zum Beispiel schon Frankreich

...und ein gelungener Abschluss unserer Sight-Seeing-Tour! Danach haben wir unseren müden Füßen eine Verschnaufpause und unseren leeren Mägen eine leckere Pizza gegönnt, bevor es - mal wieder von einem schönen Sonnenuntergang begleitet - gen Heimat ging.

...und wieder ein Haken mehr auf unserer Must-Do-Städtetour-Liste!

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Erasmus machts möglich: Schweizer Gelassenheit, französische Sprache und kölsche Lebenslust treffen aufeinander - c'est la vie!
Details:
Aufbruch: 05.03.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 02.07.2007
Reiseziele: Schweiz
Italien
Zürich
Der Autor
 
Janine Gruschwitz berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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