Venezuela zum Abgewöhnen

Reisezeit: September / Oktober 2007  |  von Gerald Heil

Rio Kaura: Ein besoffener Engländer

13.10.07

Rio Kaura-Tour, 1. Tag, Autofahren und ein besoffener Engländer

Wir (Marianna, Edgar aus Deutschland, Jack aus England und ich) werden in einem Explorer abgeholt. Die Fahrt bis zum Boot soll knapp 3 Stunden dauern. Wer denkt, in einen Explorer passen nur 5 Leute, irrt. Wir holen noch den Guide in Ciudad Bolivar ab und der setzt sich kurz entschlossen mit einem Kissen vorne auf die Handbremse. Dass dies auch in Venezuela nicht erlaubt ist, zeigt die Polizeikontrolle an der nächsten Kreuzung. Unser Guide steigt also zuvor aus, die Kreuzung wird passiert, dann muss Edgar aussteigen, der Guide wird wieder aufgesammelt, Edgar steigt wieder zu und es geht weiter. Es wird noch an der nächsten Schnapsbude Rum und Bier gekauft(die beiden Mitreisenden holen es palettenweise). Nachdem die Reiseorganisation im Vorfeld nicht geklappt hat, müssen noch andere Sachen gekauft werden (Wasser, Eis für die Kühlbox, Vorräte...). Aus den 3 Stunden werden wieder ´mal 6 Stunden im Auto. Das Boot (ein alter Einbaum mit 40-PS-Außenborder) ist natürlich auch noch nicht da. Also noch mal warten... Es kommt schließlich doch und wir werden (nun inklusive Maschinist und Koch) in einer ca. 30-minütigen Fahrt auf eine kleine Flussinsel gebracht. Dort erwarten uns ein Palmstrohdach, ein alter Holztisch und 2 Bänke. Eigentlich ganz idyllisch, wäre da nicht der Dreck der letzten 5 Touren am Boden und würde der Tisch nicht so kleben. Und ich meine richtig kleben!!!(von den Stellen abgesehen, die wiederum so rutschig sind, dass der Ellbogen abgleitet). Aber wir sind ja Hepatitis-geimpft!

Da es bereits dämmert, werden die mitgebrachten Hängematten mit Moskitoschutz aufgeknüpft. "Nein, Decken gibt es nicht, weil es nachts nicht kalt wird und die Moskitos finden auch die 2-Euro-grossen Löcher in den Netzen nicht", sagt der Guide! Bei Kerzenschein wird diniert. Schnell noch dem Guide beibringen, dass man die Gläser nicht auch noch verkehrt herum (wie er es wohl ´mal gelernt hat) auf den Tisch stellt, wenn sie sich von diesem sowieso kaum wieder lösen lassen. Nach dem Essen zücken wir unsere halbvolle Rumflasche und gießen jedem einen Schluck zum Anprosten auf diese Tour ein. Dann gehen wir ein wenig mit der Taschenlampe auf Spinnensuche. Tatsächlich sitzt in fast jedem Baumspalt und jedem Erdloch eine mehr oder weniger große Spinne, eine richtige Vogelspinne ist jedoch nicht dabei. Schnell steht die 2. Flasche Rum von Edgar auf dem Tisch. Wir halten uns jedoch aus der weiteren Zecherei heraus und suchen die Matte auf. Edgar, Jack und der Guide trinken munter weiter und sind bald dabei, sich lautstark zu verbrüdern. Die 3. Flasche wird angebrochen. Nach einer Stunde ziehen sie sich auf unsere Bitte ans Flussufer zurück, nicht ohne dass Jack noch ein paar besoffene, anzügliche Sprüche an Marianna abgibt. Wir hören zwar immer noch Jacks penetrant schnarrende Stimme und ein paar gurgelnde Laute unseres Guides (der gerade die Fische füttert), aber wir können einschlafen. Gegen 02:00h hören wir, wie die Drei vom Fluss hochwanken. Edgar wirft Jack unter der Hängematte ab und steigt zum Schnarchen in seine Matte. Jack irrt noch eine Weile schnarrend und fluchend umher, weil die Nacht stockduster ist und Edgar seine Taschenlampe hat. Er lässt sich dann irgendwo in den Dschungeldreck fallen.
Es wird auch nasskalt, Marianna wickelt sich in alles, was wir zum Anziehen dabei haben und in die Handtücher. Von wegen, man braucht keine Decken, aber es wurden wirklich keine mitgenommen! Auch ich beginne vor Kälte zu schauern.
Dann beginnt es richtig zu Regnen...
Jack wird nass, dadurch wieder wach und irrt laut fluchend auf der Suche nach seiner Matte umher, rennt gegen ein paar Bäume und zerlegt im Vorbeigehen noch den Holztisch. Ich packe ihn und schleife ihn in seine Matte, bevor er sich noch das Genick bricht. Zum Dank bekomme ich noch ein "Hätte ich auch selbst geschafft". Der Rest der Nacht verläuft verhältnismäßig ruhig. Wir haben immerhin 3 Stunden störungsfrei geschlafen.
Ein toller Beginn der Rio Kaura-Tour

© Gerald Heil, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4-Wochen-Reise durch Venezuela im Oktober 2007 mit Touren zum Salto Angel, Grand Sabana, Los Llanos, Rio Kaura, Merida, Carupano
Details:
Aufbruch: 29.09.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 27.10.2007
Reiseziele: Venezuela
Der Autor
 
Gerald Heil berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.