Venezuela zum Abgewöhnen

Reisezeit: September / Oktober 2007  |  von Gerald Heil

Rio Kaura: Dschungeltrecking

15.10.07

Rio Kaura-Tour, 3. Tag, Dschungeltrecking

Heute geht es nach dem Frühstück zu einem Dschungeltrecking. Ziel ist: ...ein Wasserfall, diesmal der Para-Wasserfall!!!
Vor dem Start ein Ruf unseres Guides: "Wollt ihr ´mal ´ne Tarantel sehen?" Schnell hin und tatsächlich sitzt direkt vor der Klotür eine riesige schwarze Vogelspinne.

Danach leuchte ich im extrem düsteren Klo jeden Winkel mit der Taschenlampe aus. Man weiß ja nie...
Bei der anschließenden "Sitzung" werde ich aufmerksam von 2 nackten, grinsenden Indiokindern durch die Tür beobacht. Das ist ganz einfach, weil die Klotür aus Stäben zusammengesetzt ist, von denen mittlerweile ca. jeder dritte fehlt.

Die haben die "Vorstellung" genossen

Die haben die "Vorstellung" genossen

Leider hat es die Nacht durchgeregnet, so dass wir auf der Tour teilweise knöcheltief durch den Matsch laufen müssen. Der ca. 1 ½ -stündige Weg lohnt sich aber. Der Wasserfall ist von seiner Größe her der bisher Spektakulärste.

Zu seiner Schönheit trägt sicher auch seine Lage mitten im Urwald bei. Edgar findet gleich die Bierbude dort.
Auf dem Hin- und Rückweg begegnen uns ständig kleine Indios, die den Wasserfall wie wir umlaufen und dabei bis zu 70 Liter Benzin pro Mann mit Stirngurten in Rückentragen den Fall hinaufbringen, damit die Boote auch oberhalb des Wasserfalles fahren können. Und das barfuss im Schlamm bei der Hitze!!! Einer trägt sogar einen kompletten Außenborder nur am Stirnriemen. Wahnsinn!!!
Sie lassen sich nicht gerne Fotografieren oder Filmen. Nur ein stolzer Indio-Jäger mit Gewehr lächelt auf meine Frage für ein Bild.

Laut unseren Guide knallen sie alles ab, was sich bewegt und so ist auch hier der Urwald geräusch- und tierfrei. Einige fliegende Aras sehen wir trotzdem.
Auf dem Heimweg ist Jack mit weitem Abstand der Schnellste. Als wir im Dorf ankommen, sitzt er schon bei seinem 2. Bier. Edgar gesellt sich zu ihm und als wir nach ca. 2 Stunden ´mal nach ihnen schauen, quillt der Papierkorb schon mit Dosen über.
Gut, dass wir uns unseren Privatpavillon organisiert haben.
Wir spülen den Schweiß im Fluss ab und baden neben den sehr geruchsintensiven, zahmen Capibaras. Um uns herum patrouillieren 2 Soldaten im Sand, wobei der Kleinere schwer mit dem Tragen seines Gewehres zu tun hat. Sie sollen verhindern, dass illegale Goldgräber am Strand anlanden, da oberhalb des Wasserfalls leicht abbaubares Gold gefunden wurde. Die letzten Goldgräber, die auch das Flusswasser mit Quecksilber verschmutzten, sollen im November blutig vertrieben worden sein.

Abendessen..."Nein, die Becher bitte andersrum hinstellen! Danke!"

Ein paar Anmerkungen zum Geschirr und den Tischen:
Die mitgeführte Plastikkanne dient zum Mischen des Orangensaftpulvers am Abend und als Kaffeekanne am Morgen. Gesäubert wird sie mit Flusssand, so dass sie viele tiefe Kratzer aufweist, in denen sich unappetitliche Ablagen gebildet haben. Die dazugehörigen Plastikbecher sehen genauso aus. Sie wurden auf meine Bitte am 2. Tag gegen weiße Tassen ausgewechselt (musste sich unser Guide von einer anderen Gruppe leihen), nachdem ich mir an den scharfen Plastikkanten fast die Lippen aufgerissen habe. Aus so einer trüben, dreckigen und kaputten Plastiktasse würde in Deutschland nicht einmal der letzte Penner trinken!!!

"Allzweckflasche", die Gebrauchsspuren sind hier schlecht zu sehen

"Allzweckflasche", die Gebrauchsspuren sind hier schlecht zu sehen

Bei den Preisen, die wir auch für diese Tour zahlen, eine Zumutung. Gott sei Dank haben wir die Hepatitis-Impfung!
Die Tische haben seit Jahren keine Reinigung erfahren, haben einen durchgehende dicke Fett-/Dreckschicht und unterliegen dem natürlichen Zerfallprozess. Wenn man Glück hat, gibt es ab und zu eine Tischdecke mit Sponge-Bob-Aufdruck, die das Gröbste verbirgt, aber wohl selbst auch schon einige Touren hinter sich hat. Für Biologen wahrscheinlich ein interessantes Biotop, zum "darauf essen" aber widerlich.

Bei einer Kerze genießen wir die abendliche Ruhe in unsrem "Privatpavillon".

unser "Privatluxus"

unser "Privatluxus"

© Gerald Heil, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
4-Wochen-Reise durch Venezuela im Oktober 2007 mit Touren zum Salto Angel, Grand Sabana, Los Llanos, Rio Kaura, Merida, Carupano
Details:
Aufbruch: 29.09.2007
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 27.10.2007
Reiseziele: Venezuela
Der Autor
 
Gerald Heil berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.