Falltür ins Paradies

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Katharina L.

Buenos Aires, 01./02.05.2010

Buenos Aires - Wunderland

Buenos Aires - Wunderland

Buenos Aires ist eine unglaubliche Stadt. Buenos Aires pulsiert. Die Strassen sind voller Leben, Grafittis schmuecken die Waende - keine Kritzeleien - bunte Kunstwerke. Wie Noten treiben die Menschen durch die Gassen, formen ihre ganz eigene, wunderschoene Melodie begleitet von einer rothaarigen Dame, die mit ihrer rauen Stimme Tangolieder in den Himmel schleudert, bevor sich ihr tanzender Hut mit Pesos fuellt. Bunte Thermoskannen an der Hand wandern frisch gefuellte Mates von Mund zu Mund. Ueber allem schwebt der Geruch von Orangen, gebratenem Fleisch und Wein. Traurig klagt ein Bandoneon aus dem sanft beleuchteten Fenster einer Milonga, waehrend sich auf dem Parkett die Knoechel zweier Fuesse zaertlich kuessen.

seven year itch?

seven year itch?

Kuessen tun auch wir uns zaertlich und feierlich. Unser verflixtes siebtes Jahr hat heute begonnen. Wir unternehmen einen mehrstuendigen Spaziergang und geniessen die Atmosphere Buenos Aires. Auf dem Weg nach Palermo Soho, dem Kuenstler- und Szeneviertel, durchqueren wir verschiedenste Barrios und lernen einige Gesichter der Stadt kennen.

Selbst zwei Wochen sind viel zu kurz,...

Selbst zwei Wochen sind viel zu kurz,...

...um alle Facetten der Milionenstadt kennenzulernen.

...um alle Facetten der Milionenstadt kennenzulernen.

Wir schlendern die quirrligen Strassen San Telmos mit all seinen kleinen Cafes und Antiquitaetenlaeden entlang, ueberqueren den imposanten und geschichtstraechtigen Plaza de Mayo, laufen durch das Microcentro, bestaunen den 67 Meter hohen Obelisken, lassen die Edel-Boutiquen Recolettas links liegen, streifen stattdessen ueber den ein paar Blocks entfernten "mercado hippie" und landen letzendlich an unserem Ziel: Palermo Soho. Um den zentralen Platz, den im Volksmund liebevoll genannten Plaza Serrano, erstrecken sich kleine mit Designlaeden, Cafes und Bars gespickte Straesschen. Im Herzen des Platzes bieten junge Kuenstler ihre handgemachten Werke an.

Palermo Soho bezaubert mit seiner Kunst- und Designszene.

Palermo Soho bezaubert mit seiner Kunst- und Designszene.

Wir verbummeln den Nachmittag, trinken Kaffee, kaufen Juergen einen braunen Stoffhut und mir eine erdbeerrote Umhaengetasche. Dann nehmen wir den Collectivo zurueck nach San Telmo.

Die Suche nach einem Restaurant, in dem wir die Landesspezialitaet Parilla, eine Art Grillplatte, essen koennen, stellt sich komplizierter dar, als erwartet. Da auch hier der Tag der Arbeit ein Feiertag ist, haben viele "Parillas" geschlossen. Die, die geoeffnet haben, erscheinen uns sehr touristisch und deshalb ueberteuert. Dann lockt uns ein kleiner, stark untersetzter Mann naeher. Das Laecheln ebenso schief wie die Baskenmuetze auf seinem Kopf, preist er mit rauer Marktschreierstimme die Parilla fuer zwei fuer nur 60 Pesos (12 Euro) an.

Neugierig und mittlerweile sehr hungrig betreten wir das sehr einfach ausgestattete, gut besuchte Lokal. Unser "mozzo", ein schlaksiger, hochgewachsener Mann, kaempft offensichtlich eher um den Titel des schnodderigsten Kellners als fuer das Wohlbefinden seiner Gaeste. Zwanzig Minuten spaeter knallt er uns einen Teller mit assado (Rippchen) und Innereien, die zu jeder Parilla gehoeren, auf den Tisch. Wir probieren von allem etwas, doch einzig geniessbar sind die Pommes, der Salat, der Wein und ein paar kaubare Teile des Rippchens. Alles andere ist zaeh wie Schuhsohlen.

Etwas enttaeuscht von unserem ersten Parilla-Erlebnis versuchen wir es dennoch mit Humor zu nehmen und uns die Laune nicht verderben zu lassen. Als der Kellner abraeumt, moechte er wissen, ob es denn gut war. Juergen antwortet nur lachend: "Muy duro! (Sehr hart!)" Darauf offenbart der Kellner sein erstes Laecheln an diesem Abend, und was fuer ein breites, und spricht:" Ja, gut al dente, nicht?"

Die Auswahl an urigen Bars in San Telmo ist gross.

Die Auswahl an urigen Bars in San Telmo ist gross.

Wir landen auf einer belebten Plaza, auf der ein reges Treiben von Strassenhaendlern und -musikern herrscht. Zwei Restobars haben ihre Stuehle und Tische aufgestellt, auf den umgrenzenden Maeuerchen haben sich Leute mit Bier- und Weinflaschen versammelt und zelebrieren den Samstagabend. Wir gesellen uns mit Plastikbechern und einer Weinflasche dazu und es dauert nicht lange, bis wir Bekanntschaft mit einigen Kolumbianern und Argentiniern geschlossen haben. Wir feiern, musizieren, trinken, polieren unser Spanisch etwas auf, bevor wir dann um 5 Uhr morgens ins Hostel zurueckkehren.

Der naechste Tag steht ganz unter dem Motto "Nichtstun". Wir schlafen lange, fruehstuecken ausgiebig auf unserem sonnigen Balkon, legen uns wieder ins Bett, lesen...

© Katharina L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr: Indien – Thailand – Laos – Vietnam – Neuseeland – Chile – Argentinien – Peru – USA
Details:
Aufbruch: 01.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 01.10.2010
Reiseziele: Indien
Thailand
Vietnam
Laos
Neuseeland
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katharina L. berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.