Falltür ins Paradies

Reisezeit: Oktober 2009 - Oktober 2010  |  von Katharina L.

Uyuni, 02.06.-04.06.2010

Uyuni, 02.06.-04.06.2010

Assiento uno y dos. Diesmal haben wir Sitzplaetze in der ersten Reihe ergattert und erhoffen uns einen guten Ausblick waehrend der Busfahrt nach Uyuni. Mal wieder ist die Windschutzscheibe geflickt, diesmal schuetzt uns ein Kruzifix. Als ich beginne, Fotos, auch vom Fahrerhaeuschen, zu machen, fuehlt sich der cocablaetterkauende, sms-schreibende Busfahrer gestoert und laesst die Gardine zwischen Passagierbereich und Fahrerkabine schliessen. Und so muessen wir uns nun mit dem Ausblick aus dem Seitenfenster begnuegen und uns wird einiges geboten.

Faltige Bergruecken, die an riesige schlafende Tiere erinnern, grasende Lamas,...

Faltige Bergruecken, die an riesige schlafende Tiere erinnern, grasende Lamas,...

...kleine Doerfer.

...kleine Doerfer.

Wir bahnen uns den Weg durch die staubige Steppe...

Wir bahnen uns den Weg durch die staubige Steppe...

Irgendwann verlassen wir die festen Strassen und fahren mitten durch die Steppe, suchen uns unsere eigene Spur. Jede Menge Staub wirbelt um uns herum auf. Sandige Steppe, borstige Wildgrasbueschel und blauer Himmel soweit das Auge reicht. Ab und zu zeichnen sich in weiter Ferne die zarten Umrisse eines Gebirges ab.

...und kommen endlich in Uyuni an.

...und kommen endlich in Uyuni an.

Uyuni ist eine Stadt mit zwei Gesichtern und deshalb faellt es mir wohl auch so schwer, ihren Charakter in Worte zu fassen. Einerseits trifft die Beschreibung unseres Reisefuehrers, Uyuni sei eine haessliche, unattraktive ehemalige Minenstadt, die sich ausschliesslich als Ausgangspunkt fuer Ausfluege in die Salar de Uyuni eignet, zu.

Doch andererseits herrscht in dieser Wuestenstadt eine ganz eigene Atmosphaere. Laeuft man die fast menschen- und autoleeren Strassen entlang, vorbei an den kantigen, wellblechdaechertragenden Haeusern, kann man sie ganz deutlich spueren, diese seltsam schraege Stimmung. Als schwebe ueber diesem Ort eine Disharmonie, die, gefangen in einem Zeitvakuum, keine Hoffnung auf Aufloesung hegt. Und ueber allem haengt dazu noch ein strahlend blauer Himmel.

Doch wahrlich hat das Staedtchen sonst wenig zu bieten. Es gibt jede Menge Touristenrestaurants und -kneipen, "Kunsthandwerkslaeden" und natuerlich unzaehlige Touranbieter fuer Ausfluege in die Salar. Wir betreten den ersten Laden, erkundigen uns nach den Preisen fuer eine Ein-Tages-Tour. Die Verkaeuferin will uns kaum gehen lassen, so haenderingend versucht sie, den Jeep fuer die morgige Tour vollzubekommen. Doch wir moechten Preise und Leistungen vergleichen und ziehen weiter. Gleich faengt uns die Nachbarin ein und bittet uns in ihren Laden. Gleiches Prozedere. Und so geht es die Strasse hinauf bis wir im fuenften Laden die Tour schliesslich buchen. Denn das Erstaunliche ist, dass die Tour von Laden zu Laden um jeweils 10 Bolivianos guenstiger wird. Und so sparen wir letztendlich zusammen 80 Bolivianos.

Tagsueber, so lange die Sonne scheint, ist die Temperatur, in viele Schichten gekleidet, noch gut zu ertragen, doch sobald um 18.00 Uhr die Sonne untergeht, herrscht frostige Kaelte. Restaurants und Hostels haben natuerlich keine Heizungen. Wir suchen frierend einen Unterschlupf. Am ersten Abend lockt uns ein mexikanisches Restaurant mit warmem Kerzenlicht und Heizstrahler hinein. Leider ist es im Inneren nicht wirklich warm und das Essen ist eine absolut fade Enttaeuschung.

Der naechste Morgen ist eine wahre Erloesung. Wir kriechen unter den fuenf Decken hervor und fluechten uns aus dem dunklen Zimmer ins waermende Sonnenlicht. Auf dem Plaza nahe unseres Hostels finden wir einen kleinen Essensstand, wo wir uns (wie wir es in Asien lieben gelernt haben) auf kleinen Plastikstuehlchen Kaffee, Pasteles (mit Kaese gefuellte Teigtaschen) und mit Gemuese, Ei und Fleisch gefuellte Kartoffelkloesse zum Fruehstueck schmecken lassen.

Fruehstueck auf bolivianische Art

Fruehstueck auf bolivianische Art

Dann startet unsere Tour in die Salar de Uyuni. Der erste Stop ist der Eisenbahnfriedhof. Wie befuerchtet haben wir gerade mal acht (!) Minuten Aufenthalt. Mal wieder bestaetigt sich unsere Abneigung Touren gegenueber.

Uns bleibt nur kurze Zeit, einige der "Leichen" von Nahem zu betrachten, dann geht es weiter nach Colchani, einem kleinen Ort, in dem Salzherstellung betrieben wird.

Zwanzig Minuten Stop, ueberall Verkaufsstaende, die Skulpturen aus Salz, Essen und die ueblichen Kunsthandwerksobjekte wie Strickwaren und gewebte Tuecher zu uebertriebenen Preisen anbieten. Eine zwanzigminuetige Verkaufsveranstaltung?

Wir fragen den Jeepfahrer, ob es nicht moeglich sei, etwas ueber den Prozess der Salzgewinnung und -herstellung zu erfahren. Er fuehrt uns in den Innenhof eines Hauses, wo ein Bolivianer mittleren Alters nun fuer vier Bolivianos (50 Cent) eine Fuehrung fuer uns uebernimmt. Er spricht langsam und deutlich und wir koennen ihm gut folgen. Er erklaert uns die Trocknungs-, lagerungs- und Verpackungstechniken und fuehrt uns zu den einzelnen Bereichen. Offensichtlich handelt es sich um einen kleinen Familienbetrieb. Ich darf fotografieren. Nur als wir dann zur Verpackung gelangen, ist es mir nicht gestattet, seine Tochter, die bei offener Gasflamme die Plastiktueten per Hand zusammenschweisst, abzulichten.

Strahlendes Weiss teilt sich die Flaeche mit strahlendem Blau soweit das Auge reicht. Wir haben den Salzsee erreicht. Unser erster Stop dort ist ein aus Salz gebautes Hotel. Juergen und ich gehen nicht in das hoteleigene Museum, sondern bewundern die Salzkruste, die uns kilometerweit umgibt.

Die Schritte knirschen, das Salz ist so blendend weiss, dass wir Sonnenbrillen tragen muessen. Man hat das Gefuehl, als staende man auf einer unendlichen, schneebedeckten Ebene.

Letzter Stop ist die "Isla de Pescado", wo wir zu Juergens und meiner Freude drei Stunden Zeit haben, um ueber die kakteenbewachsenen Insel zu klettern, die umliegende Salzlandschaft zu erkunden und uns das vom Jeepfahrer auf mitgebrachter Gasflamme frisch gekochte Mittagessen ( Schnitzel mit Quinoa und Gemuese) schmecken zu lassen.

Unsere japanischen Mitreisenden, Vater und Sohn, die mit ihrem straffen Zeitplan von vier Wochen fuenf suedamerikanische Laender (Peru, Argentinien, Bolivien, Urugay und Brasilien) bereisen, sind entsetzt. Was sollen sie drei Stunden hier machen? Das sei viel zu lang! Ob es nicht mieglich sei, frueher zurueckzufahren? Zum Glueck laesst der Fahrer nicht am Zeitplan ruetteln. Immerhin koennen sie und unsere anderen Mitreisenden die Fahrt durch die Salar zurueck nutzen, um zu schlafen.

Juergen und ich ziehen es vor, die Landschaft zu bewundern. Und auch unserer Fahrer scheint etwas verwundert ueber das "Interesse" unserer Mitreisenden.

Abends goennen wir uns eine Pizza im Travellertreff "Minute Man". Es ist warm und das Essen ist koestlich. Mal wieder treffen wir zufaellig auf Hans und Julian und eine etwa zehnkoepfige Truppe, die sie begleitet. Es wird ein langer und lustiger Abend, der im "Extreme Fun Club" endet.

Am naechsten Tag sind fuer uns absolute Erholung und Ausruhen angesagt.

© Katharina L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
1 Jahr: Indien – Thailand – Laos – Vietnam – Neuseeland – Chile – Argentinien – Peru – USA
Details:
Aufbruch: 01.10.2009
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 01.10.2010
Reiseziele: Indien
Thailand
Vietnam
Laos
Neuseeland
Chile
Argentinien
Bolivien
Peru
Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Katharina L. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.