Onsen, Sushi und Grüner Tee: Reisebericht aus Japan

Reisezeit: November 2010  |  von Peter Belina

Karatsu - Nagasaki

Unterwegs auf Kyushu

Detailaufnahme vom Daiko-ji.

Detailaufnahme vom Daiko-ji.

16.11.2010: Fatman- 65 Jahre danach

Als ich aufwache, regnet es. Igitt! Gut, dass ich heute am Bahnhof gepennt habe. Nicht, was Du denkst. Aber so, wie JR an den meisten Bahnhöfen ein Einkaufszentrum und eine Freßmeile betreibt, gibt es auch bei praktisch jedem ein JR-Hotel. Beim Frühstück erhalte ich Nachhilfe bei der Fragestellung, wie man einen ganzen Fisch mit Stäbchen isst. O.k., das weiß ich jetzt, trotzdem wäre mir ein ordentlicher Kaffee lieber. Bis Nagasaki sollte es aber wieder aufklaren.

Per Zug geht es weiter nach Nagasaki, der Stadt, die am 9. August 1945 um 11:02 Uhr in Schutt und Asche gelegt wurde, als die Amerikaner ihre zweite Atombombe (die "Fatman") auf eine japanische Stadt abwarfen- mit der doppelten Detonationskraft der Hiroshima-Bombe.

Mein Hotel erreiche ich mit der Straßenbahn, die mich an die Cable Cars in San Franzisco oder die alten Straßenbahnen in Lissabon erinnert. Ich komme mit meinem Koffer gerade noch so in die Bahn rein. Auch hier ist es so, dass man hinten ein- und vorne aussteigt. Zunächst ist es mir ein absolutes Rätsel, wie dies funktionieren soll, zwischen mir und dem Ausgang stehen 100 Leute, zwischen denen ist nicht mal mehr Platz für ein Blatt Papier. Gottlob ist unmittelbar vor meiner Haltestelle ein zentraler Umsteigeplatz, so dass sich die Bahn erheblich leert.

Mein Hotel liegt 100m von der "Streetcar", wie die Straßenbahnen hier heißen, in einer ruhigen Nebengasse mitten im Amüsierviertel der Stadt. Überquere ich die Straße, bin ich mitten in der größten Einkaufsarkade der Stadt, gehe ich den Hinterausgang raus, lande ich im Chinesenviertel. Nicht weit weg sind verschiedene Pagoden, Tempel, aber auch interessanrte Brücken über den Nakashima-gawa.

Nicht überraschend ist, dass Nagasaki eine "Friedensstadt" ist, immerhin tötete die A-Bombe 1945 rund 88.000 Menschen (darunter 13.000 koreanische Zwangsarbeiter) der insgesamt 240.000 Einwohner. Mindestens die gleiche Zahl starb an den Spätfolgen. Die Einwohner der Stadt sind darüber hinaus auch ressourcenbewusster und ökologischer eingestellt. Immerhin gibt es 200 Meter um das Hotel mindestens drei gut sortierte Öko-Supermärkte. Etwas derartiges hatte ich in Japan bis dato noch nicht zu Gesicht bekommen.

Vor ein paar Tagen hatte ich kein gutes Haar an den japanischen Architekten der letzten 50 Jahre gelassen, schließlich übetreffen sich die modernen japanischen Städte gegenseitig an Hässlichkeit. Daß es auch anders geht, zeigt sich in Nagasaki: Hat vielleicht auch damit zu tun, dass über Jahrhunderte der gesamte Handel mit China und Europa über diese Stadt ging. Es kamen nicht nur Waren, sondern auch Einflüsse. In Nagasaki gibt es durchaus interessantere Neubauten, attraktiven öffentlichen Raum und interessante Stadtteilprojekte, so entstand und entsteht analog zu Barcelona, Hamburg, London oder Kapstadt ein interessantes Hafenviertel.

Nach 2 Wochen in Japan wird es Zeit, mal wieder europäisch zu essen, das "Sweet Majoram" um die Ecke sieht nicht schlecht aus. Meine Pizza schmeckt lecker. Heute abend liegt es an mir, den Japanern Nachhilfe beim Essen zu geben. Auch wenn die Pizza in acht Teile geschnitten ist, lässt sie sich nicht überzeugend mit Stäbchen essen. Wozu hat man denn Hände?

© Peter Belina, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Japan ist anders. Japan ist eine Herausforderung. Japan ist ein Erlebnis. Japan nervt. Japan begeistert. Japan ist unglaublich vielseitig. Eine tolle Reise liegt hinter mir. Von Osaka aus ging es immer Richtung Süden mit Kurokawa-onsen, einem versteckten Bad, Nagasaki, einer Traumstadt, dem Mt. Aso, einem tollen Berg, den Klostern auf Koya-san und Kyoto mit seinen schönen Tempeln als Highlights.
Details:
Aufbruch: 05.11.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.11.2010
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Peter Belina berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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