Onsen, Sushi und Grüner Tee: Reisebericht aus Japan

Reisezeit: November 2010  |  von Peter Belina

Nagasaki

Mt. Inasa: Blick in Richtung Süden.

Mt. Inasa: Blick in Richtung Süden.

17.11.2010: Nagasaki- Stadt in Traumlage

Am frühen Morgen fahre ich mit dem Streetcar zum Hypocentre-Park (wie die A-Bombe explodierte), dem A-Bomben-Museum und der Nationalen Gedenkstätte für die Opfer der A-Bombe. Fassungslosigkleit und Erschütterung macht sich breit, wenn man sieht, dass im Umkreis von mehreren 100 Metern der Boden nach dem Bombenabwurf drei Meter tiefer lag, Fotos aus der Zeit vor und nach dem Abwurf, Gegenstände, die im wörtlichen Sinn atomisiert wurden, etwa die Knochen einer Hand, verschmolzen mit einer Flasche. Der Mensch hat es weit gebracht in seiner Evolutionsgeschichte.

Eine Warnung im Vorfeld des Bombenabwurfs ging nicht raus. Ursprünglich sollte Kokura an der Nordküste atomisiert werden. Wegen schlechter Sicht flog die US-Maschine nach Nagasaki weiter, auch hier war man wegen schlechter Sicht schon am Abdrehen, als die Wolken kurz aufrissen. Eigentlich war die Mitsubishi-Waffenfabrik das Ziel, es gab jedoch einige "Kollateralschäden". Die Bombe fiel nicht über der Waffenfabrik zu Boden, sondern direkt neben der Urakami-Kathedrale, der damals gößten katholischen Kirche Asiens und direkt über einem koreanischen Zwangsarbeiter-Lager.

Gegen 11 Uhr treffe ich Mari. Mari gehört zu den Freiwilligen, die ausländischen Touristen kostenfrei ihre Stadt zeigt. Sie ist 29 und katholisch und zeigt mir zunächst die Dutch Slopes, eine nette Siedlung mit holländischen Häusern (Nee, keine Wohnwägen!) und dem konfuzianischen Koshi-Byom, einem bunten Schrein.

Wir gehen in einem 5-stöckigen chinesischen Restaurant essen, von wo wir einen Traumblick auf die Stadt haben. Dabei erfahre ich ich ein bißchen darüber, wie Mari lebt. Sie ist verheiratet, arbeitet ca. 30 Stunden wöchentlich als Angestellte einer Bank, 2 bis 3x pro Woche zeigt sie Touristen ihre Stadt, verbessert so ihr Englisch und lernt neue Menschen aus der ganzen Welt kennen. Sie hat studiert, als Frau in Japan hat sie allerdings kaum Aufstiegsmöglichkeiten. Ihren Mann sieht sie zuverlässig nur einmal wöchentlich länger, an den anderen Tagen max. 1-2 Stunden. Er ist bei Mitsubishi tätig und schiebt entsprechend Überstunden. In einer weiteren Hinsicht ist die Rolle der Frau noch eine andere als in Europa. Sie verwaltet, wie in Japan üblich, die gesamten Einnahmen, auch die ihres Mannes, der sich mit einem "Taschengeld" zufrieden geben muss.

Wir fahren mit einem Schräglift hoch auf den Hügel des Glover Garden, einem Kleinod mit alten europäischen Holzhäusern und einem tollen Blick auf die Stadt, wo wir gemürtlich runterschlendern und uns die verschiedenen Häser näher anschauen.

Gegen 16:00 Uhr verabschiede ich mich von Mari, von der ich einiges über Japan und über die versteckten Ecken der Stadt erfahren habe. Ich fahre ans andere Ende der Stadt, wo ich die Nagasaki Ropeway auf den 333 Meter hohen Mt. Inasa hinaufschwebe. Es hat sich gelohnt, bis heute zu warten, die Sicht ist- sorry für den in Nagasaki unpassenden Ausdruck- bombastisch. Ein 360 Grad-Panorama eröffnet sich vor meinen Augen. Im Osten die Stadt in einem relativ schmalen Tal, das sich in Nord-Südrichtung erstreckt. An beiden Seiten erstrecken sich die Häuser die Hügel hinauf. Im Südosten die Bucht von Nagasaki mit einer großen Hängebrücke über die Bucht. In allen Himmelsrichtungen bewaldete und unberührte Berge und zahlreiche Buchten und Inseln.

Ich bin ja doch schon etwas herumgekommen, es gibt wenige Städte der Welt in einer ähnlich attraktiven Lage und wenige Aussichtspunkte, die sich mit dem Mt. Inasa messen können. Ich bleibe über zwei Stunden oben. Zunächst wird die Stadt von der Sonne bestrahlt, später kommt ein wunderbarer Sonnenuntergang, schleißlich wird alles langsam von der Dunkelheit verschluckt, gleichzeitig gehen abertausende von Lichtern an.

Inzwischen ist es echt kalt geworden, nach dem T-Shirt-Wetter tagsüber. Ich kaufe mir am Getränkeautomaten auf dem Weg zur Bergstation der 36-Personen Großkabinenbahn am Automaten eine Dose mit Cafe Latte- zunächst nicht zum Trinken, sondern zum Händeaufwärmen. Auf dem Weg zum Hotel steige ich am Hauptbahnhof aus und gehe in die dortige Freßmeile. Entscheide mich für sieben kleine und sehr leckere Fleischspießchen mit verschiedenem Fleisch bzw. Fisch und leckeren Soßen. Ein langer Tag, komme erst nach 13 Stunden wieder ins Hotel zurück, aber auch ein sehr schöner Tag.

Als im Streetcar die Ansage vom Band kommt (das Band konkurrierte laufend mit den Liveansagen des Streetcarfahrers), denke ich zunächst, ich hätte mich verhört: "Bedienung (dann 5 Sek. etwas unverständliches), noch ein Weizen, aber schnell". Warum sagt mir keiner, dass man hier Getränke ordern kann?!?! Es war übrigens kein Hörfehler, die Ansage kommt noch zweimal. Und es war nicht das erste Mal in Japan, dass mir so ein "Verhörhammer" über den Weg läuft. Passiert jeden Tag zwei- bis dreimal, dass mitten in japanischen Sätzen plötzlich ein deutsches Wort aufzutauchen scheint.

Morgen geht es dann in die Hölle von Beppu!

Mt. Inasa: Blick auf die Stadt.

Mt. Inasa: Blick auf die Stadt.

© Peter Belina, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Japan ist anders. Japan ist eine Herausforderung. Japan ist ein Erlebnis. Japan nervt. Japan begeistert. Japan ist unglaublich vielseitig. Eine tolle Reise liegt hinter mir. Von Osaka aus ging es immer Richtung Süden mit Kurokawa-onsen, einem versteckten Bad, Nagasaki, einer Traumstadt, dem Mt. Aso, einem tollen Berg, den Klostern auf Koya-san und Kyoto mit seinen schönen Tempeln als Highlights.
Details:
Aufbruch: 05.11.2010
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 26.11.2010
Reiseziele: Japan
Der Autor
 
Peter Belina berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.
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