Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Chinon an der Vienne

Diesen Blick hatten wir von unserem Campingplatz an der Vienne auf den Burgfelsen von Chinon - einfach nur herrlich.

Diesen Blick hatten wir von unserem Campingplatz an der Vienne auf den Burgfelsen von Chinon - einfach nur herrlich.

Das "Rote Haus" in Chinon, in welchem heute ein Top-Restaurant untergebracht ist.

Das "Rote Haus" in Chinon, in welchem heute ein Top-Restaurant untergebracht ist.

Schöne Spazierwege und Bänke an der Vienne in Chinon laden diese Frau zum Verweilen ein.

Schöne Spazierwege und Bänke an der Vienne in Chinon laden diese Frau zum Verweilen ein.

12. Tag - Umzug auf den Campingplatz von Chinon an der Vienne

Mittwoch, 29.09.2010 12. Tag Chinon an der Vienne

Um 9 Uhr stehen wir erst auf. Man kann schon sehen, dass es wieder ein schöner Tag wird und so frühstücken wir auch heute draußen. Um 10.45 Uhr verlassen wir den schönen Campingplatz, nach einem Schwätzchen mit einem holländischen Paar, welches in der Nachbarschaft wohnte. Sie fahren nach Hause. Für uns geht es Richtung Azay-le-Rideau. Wir suchen eine neue Bleibe für die nächste Zeit. Um 13.30 Uhr sind wir in Chinon an der Vienne, nach 105 km. Der kommunale Campingplatz liegt direkt am Fluss, mit einigen Stellplätzen, von denen man über den Fluss auf das Chateau auf dem gegenüberliegenden Berg sehen kann. Phantastisch! Wir bauen uns unsere "Burg" auf, damit uns niemand zu sehr nah kommt. Wir mögen es nicht ganz so eng wie manch andere Camper. Anschließend fährt Rolf mit dem Fahrrad den kleinen Ort erkunden. Zum Abendessen gibt es frische Sardinen, Salat, Baguette und einen kräftigen Rotwein. Um 20 Uhr verziehen wir uns in den Bus, um noch einen Film anzuschauen. Anschließend gehen wir früh schlafen.

Chinon
ist bekannt für die imposante Ruine der Burg Chinon und das Kernkraftwerk Chinon mit vier aktiven Druckwasserreaktoren und drei stillgelegten Magnoxreaktoren. Auf unseren Touren kommen wir einige Male daran vorbei - eine Verschandelung der ansonsten schönen Landschaft!
Zu den ersten bedeutenden Christen, die in Chinon wirkten, gehören Brictius von Tours, ein Anhänger des Martin von Tours, der die Kirche St. Martin stiftete und Mexme, Gründer einer Kirche und eines Klosters. Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Ort als Caino im 6. Jahrhundert von Gregor von Tours. 964 kam Chinon an die Grafen von Blois. Der Erbauer der ersten Burg war Theobald I. von Blois. Sein Nachfahre Theobald III. überließ das Lehen 1044 dem Grafen von Anjou Gottfried II. (frz. Geoff-roy Martel). Als Heinrich Plantagenet, Herzog von Anjou, der 1152 Eleonore von Aquitanien geheiratet hatte, 1154 den englischen Thron bestieg, fiel Chinon unter die Herrschaft der Engländer. Heinrich wählte Chinon als Residenz und verschied dort auch, nachdem er große Teile der Burg errichtet hatte. Diese erstreckt sich über 430 Meter in die Länge und 85 Meter in die Breite, deren Turm erreicht eine Höhe von knapp 40 Metern. Nach ihm wurde die Burg Chinon zeitweilig von Richard Löwenherz sowie seinem Bruder Johann Ohneland und dessen Ge-mahlin Isabella von Angoulême bewohnt. Im Jahr 1205 erober-te der König von Frankreich Philipp II. August Chinon und brachte die Touraine in die königliche Domäne ein. 1308 waren im Turm von Coudray (Bergfried) die Tempelherren eingekerkert. Die Mauerinschriften in der mittleren Etage des Turmes stammen von ihnen. Nach ihrer Haft in Chinon wurde den Templern in Paris der Prozess gemacht, viele endeten auf dem Scheiterhaufen. Anfang des 15. Jh. erlebte Chinon mit Karl VII. bedeutende Stunden seiner Geschichte. Johanna von Orleans bewohnte den 1. Stock des Bergfrieds der Festung Chinon. 1429 traf sie hier zum ersten Mal auf Karl VII.. Sie sicherte ihm zu, dass er in Reims zum König von Frankreich gekrönt würde. Dies ge-schah am 17. Juli 1429.

Johanna von Orleans
Jeanne nahm, mit der Siegesfahne neben dem Altar stehend, an der Feier teil. Ihr Ruhm war auf dem Höhepunkt. Die königlichen Ratgeber unterminierten den Einfluss Jeanne d'Arcs. Immer wieder bat sie den König, nach Paris vorstoßen zu dürfen - erst nach etlichen strategischen Fehlentscheidungen gab er im September 1429 ihrem Drängen nach. Der Versuch am 8. Sep-tember 1429 misslang jedoch und Karl VII. wandte sich von ihr ab. Er wollte nun Frieden schließen, entließ Teile der Armee und versagte ihr die Unterstützung in ihrem Bemühen, die Engländer restlos vom Festland zu vertreiben. Die von Jeanne d'Arc betriebene Befreiung von Paris war nicht erfolgreich, sie wurde am 23. Mai 1430 bei Compiègne von den Burgundern festgenommen. Die burgundischen Soldaten verkauften Jeanne nach zwei Fluchtversuchen am 18. Juni/19. Juni für 10.000 Franken an die Engländer. Diese übergaben sie der katholischen Gerichtsbarkeit in Rouen, wo sie "wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät" von der Inquisition gerichtet wurde. Drei Monate dauerte der Prozess unter dem Vorsitz des Bischofs von Beauvais, Pierre Cauchon, den Jeanne gegen die dialektisch und rhetorisch geschulten Kleriker ohne Beistand führte. Obgleich sie eine für ihren niederen Stand untypisch gute Rhetorik besaß, befand man sie am 19. Mai 1431 in zwölf von 67 Anklagepunkten für schuldig. Die Anklagepunkte beschuldigten sie unter anderem des Feenzaubers, des Gebrauchs der Alraunenwurzel, der Häresie, der Dämonen-anbetung (abgeleitet von den von ihr geschilderten Heiligenvisionen, vor denen sie niederkniete) und des Mordes (da Jeanne nicht als Soldat anerkannt wurde, waren alle Männer, die sie in Schlachten besiegte, als Mordopfer zu betrachten). Gefährlich wurden Jeannes gerichtliche Aussagen zudem, weil sie sich dem Urteil der Kirche zunächst nicht unterwerfen, sondern nur ein direkt von Gott stammendes Urteil anerkennen wollte. Als man ihr nach der Urteilsverkündung eröffnete, der Scheiterhaufen erwarte sie, wenn sie ihren Irrglauben nicht einräume, schwor Jeanne ihren Überzeugungen ab. Vermutlich geschah dies aus spontaner Furcht vor dem Feuertod, wie sie auch in ihrem späteren Widerruf des Geständnisses selbst erklärte. Am 24. Mai 1431 wurde auf dem Friedhof von St-Ouen die Exkommunizierung Jeanne d'Arcs vollzogen, die sich in einem öffentlichen Geständnis in allen Anklagepunkten für schuldig befand. Nach ihrem Abschwören verurteilte man sie als Ketzerin zur lebenslangen Haft, was unter normalen Umständen bedeutete, dass die Schuldige nun in ein kirchliches Gefängnis überstellt werden musste. Aus politischen Gründen war dieses Urteil für die Anhänger des englischen Königshauses unbefriedigend - war der Prozess doch in Gang gebracht wor-den, um den Feind (Karl VII.) zu beseitigen und den Dauphin beim geistlichen und weltlichen Adel als Befürworter einer Ketzerin zu denunzieren und schließlich politisch zu entmachten. Zudem bestand die Gefahr, dass die Dauphinisten sie aus einem kirchlichen Gefängnis in Frankreich befreien könnten, um einen erneuten Schlag gegen die englischen Truppen anzuführen. Der einzige Ausweg bestand darin, Jeanne d'Arc erneut einen Prozess zu machen, der sie als unbelehrbare Ketzerin ausweisen musste. So wurde ihr nachgewiesen, dass sie in ihrer Gefängniszelle erneut Männerkleidung angelegt hatte. 1450 äußerte sich Jean Massieu: Jeanne habe ihm erzählt, dass man ihr die Frauenkleider weggenommen und Männerkleidung hingeworfen habe, worauf es mit den Bewachern zu einem Streit gekommen sei und ihr nichts anderes übrig geblieben sei, als die Männerkleidung anzuziehen, da man ihr keine anderen mehr gegeben habe. Von den schweren sichtbaren Misshandlungen nach ihrem Widerruf, die ein Augustiner bezeugte, erwähnte er nichts. Ladvenu, einem Bettel-mönch, dem ihr wohl am nächsten Stehenden, vertraute sie an, furchtbar gequält und misshandelt worden zu sein, und ein Edelmann habe versucht, ihr Gewalt anzutun, was sie auch öffentlich so angab. Zum Schutz ihrer Tugend habe sie die Männerkleidung wieder angelegt. Zudem widerrief sie das Geständnis, welches sie wenige Tage zuvor auf dem Friedhof bekundet hatte. Vier Tage später wurde Jeanne erneut der Prozess gemacht und das endgültige Urteil unter der Regentschaft von John Lancaster gefällt: Verbrennung als "notorisch rückfällige Ketzerin" auf einem Scheiterhaufen auf dem Marktplatz von Rouen. Am nächsten Morgen, dem 30. Mai 1431, wurde Jeanne verbrannt und ihre Asche in die Seine gestreut, um dem französischen Volk keine Möglichkeiten zu geben, mit ihren Überresten Reliquienkult zu betreiben. Dadurch sollte einer Märtyrerlegende Einhalt geboten werden. 24 Jahre später, am 7. November 1455, eröffnete Karl VII. vor dem Hintergrund veränderter politischer Verhältnisse in der Kathedrale Notre-Dame de Paris einen Rehabilitationsprozess. Karl wollte, nachdem der Hundertjährige Krieg weitgehend zu Gunsten Frankreichs ausging, seine Position stärken und der anhaltenden Kritik wegen des Todesurteils gegen die immer noch populäre Jeanne d'Arc ein Ende setzen. Am 7. Juli 1456 wurde das Urteil verkündet: die vollständige Rehabilitierung - allerdings ohne diejenigen zur Verantwortung zu ziehen, die ihren Tod verursacht hatten. Am 18. April 1909 wurde Jeanne d'Arc von Pius X. selig- und am 16. Mai 1920 von Benedikt XV. heiliggesprochen.

Zentraler Platz in der Altstadt von Chinon.

Zentraler Platz in der Altstadt von Chinon.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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