Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Richelieu / La Roche-Posay

Richelieu, die rote Eminenz - liess die Stadt Richelieu ab 1631 errichten.

Richelieu, die rote Eminenz - liess die Stadt Richelieu ab 1631 errichten.

Die Kirche Notre Dame am Marktplatz in Richelieu.

Die Kirche Notre Dame am Marktplatz in Richelieu.

Der wunderschöne Schlosspark mit einem der Kanäle in Richelieu.

Der wunderschöne Schlosspark mit einem der Kanäle in Richelieu.

14. Tag - Richelieu / La-Roche-Posay

Freitag, 01.10.2010 14. Tag Chinon

Heute Morgen fühlt Rolf sich viel besser. Wir nehmen an, etwas war mit der Meringe nicht in Ordnung. Also entsorgen wir die Restlichen. Schon früh scheint die Sonne und so werden wir nach dem Frühstück mit dem Motorrad durch die Gegend fahren. Zunächst verabschieden wir uns von den netten Holländern. Rolf versorgt sie noch mit Anschriften von geöffneten günstigen Campingplätzen, wir tauschen Adressen aus und dann geht es los. Zunächst nach Champigny-sur-Vende.

Schloss Champigny
Nachdem die Kapelle bereits 1911 als Monument historique un-ter Denkmalschutz gestellt worden war, folgte im September 1945 die Aufnahme der Wirtschaftsgebäude in die französische Denkmalliste. Louis de Bourbon, Herzog von Montpensier, kam um 1470 durch Erbschaft an das alte Schloss Champigny. 1498 gründete er ein Kanonikerstift und begann mit dem Bau der Stiftskapelle. Anfang des 16. Jahrhunderts nahm er den Bau eines neuen Schlosses in Angriff, den nach seinem Ableben im Jahr 1520 sein Sohn Louis III. de Bourbon fortführte aber nicht ganz vollenden konnte. Die Kapelle wurde 1543 fertig. Sie wurde 1545 dem Heiligen Kreuz geweiht. Ein schönes Beispiel französischer Glaskunst der Renaissance und zugleich kostbarster Schmuck der Kapelle sind die Glasmalereien aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Um 1625 baute sich Kardinal Richelieu im nahen Richelieu, seinem Geburtsort, ein prächtiges Schloss. Er duldete kein vergleichbares Bauwerk in der Umgebung und zwang die Besitzerin von Schloss Champigny in einen Tausch einzuwilligen. Im Besitz des Anwesens, begann Richelieu mit dem Abriss des Schlosses; nur die Wirtschaftsgebäude mit dem bemerkenswerten Jupiterportal aus dem 16. Jahrhundert blie-ben verschont. Der Stiftskapelle blieb dieses Schicksal ebenfalls erspart, weil sie vom Papst wegen ihrer Passionsreliquien in die rechtliche Obhut des Vatikans genommen wurde. Später zogen die ursprünglichen Besitzer gegen den Erben des Kardinals vor Gericht und erreichten in einem zwölf Jahre währenden Rechtstreit, dass Anne Marie Louise de Bourbon-Orléans Champigny zurückerhielt. Sie ließ die Wirtschaftsgebäude zu einem ansprechenden dreiflügeligen Schlösschen im klassizistischen Stil ausgestalten, welches noch heute in Ausmaß und Eleganz einen Eindruck von der Größe des verschwundenen Schlosses vermitteln.

Die heutigen Besitzer nennen die Gebäude Chateau. Sie verlangen je 5 Euro Eintritt für den Park, die Kirche und das Chateau. Das ist uns zu teuer, Rolf hat die wundervollen Fenster der Kirche eh vor Jahren schon gesehen und ich bin ja mehr an Geschichten interessiert. Also verlassen wir Champigny und fahren nach Richelieu. Es ist ein kleines friedliches Städtchen, nur an Markttagen etwas belebt. Heute ist Markt, also laufen wir erst einmal durch die wunderbaren Stände, die Herrlichkeiten, Obst und Gemüse, aus der Region anbieten. Dazu gibt es Fisch- und Fleischstände und natürlich Käse in x Sorten. Wir kaufen einiges ein, verstauen es im Motorrad und laufen dann durch den wundervollen Park. Dieser riesige Park ist durchzogen von Kanälen, großen Kastanienallee, ein Traum. Wir setzen uns auf eine Bank und lassen die Schönheit und die Ruhe dieses Ortes auf uns wirken.

Kardinal Richelieu
Armand-Jean I. du Plessis de Richelieu (9. September 1585 bis 4. Dezember 1642), war Marquis du Chillou, Bischof von Luçon, Kardinal, 1. Herzog von Richelieu und 1. Herzog von Fronsac, Generalabt von Cluny, Cîteaux und Prémontré. Er wurde "rote Eminenz" genannt. Richelieu war maßgeblicher Berater und Minister Ludwigs XIII. Seine vorrangigen Ziele waren die Umgestaltung Frankreichs in einen absolutistischen Staat und das Beenden der habsburgischen Vormachtstellung in Europa.

Die Stadt Richelieu
wurde ab 1631 auf Anordnung des Kardinals Richelieu an Stelle des gleichnamigen Dorfes erbaut. In unmittelbarer Nähe ließ der Kardinal nach den Plänen des Architekten Jacques Le Mercier ein Schloss erbauen, das 1840 abgetragen wurde. Spekulanten kauften das Schloss, welches nicht unter Denkmalschutz stand für einen Bagatell-Betrag und verkauften es, zum Erstaunen Aller, Stein für Stein als Baumaterial. Heute ist nur noch der 500 ha große, von einer hohen Mauer umgebene Schlosspark vorhanden, der der Universität Paris gehört. Noch heute ist der rechteckige, absolut symmetrische Grundriss der ursprünglichen Stadt innerhalb der Stadtmauern zu erkennen. Auch dieser Grundriss wurde von Jacques Lemercier erstellt. Um einen Anreiz zur Besiedlung seiner Stadt zu geben, stellte der Kardinal den Interessenten das Bauland kostenlos zur Verfügung und befreite sie von allen Steuern. Um das gewünschte einheitliche Stadtbild zu gewährleisten, durften nur die vom Kardinal ausgewählten Baumeister Thiriot oder Barbet mit der Bauausführung beauftragt werden. Mit dem Tode des Kardinals im Jahre 1642 wurden die systematischen Arbeiten aufgegeben; dennoch wurde die begonnene Stadtanlage innerhalb des vorgegebenen rechtwinkligen Straßenrasters fertig gestellt. Heute steht das gesamte Stadtbild unter Denkmalschutz. Der Fabeldichter Jean de La Fontaine nannte Richelieu "das schönste Dorf des Universums". Im Norden, Süden und Westen sind je ein Stadttor vorhanden. Das Tor im Osten ist "blind", da dahinter der Schlosspark liegt; aus Symmetriegründen hat man es dennoch in der Stadtmauer angedeutet. Später wurden zwei weitere Zugänge in die Stadt angelegt, um dem wachsenden PKW-Verkehr Rechnung zu tragen. Auf die Anlage von Stadttoren hat man dabei jedoch verzichtet. Die Stadt ist von einem Grabensystem umgeben, das von dem Flüsschen Mable gespeist wird. Platz für Erweiterungen war nur außerhalb des 682 m langen und 487 m breiten Rechtecks der Stadtmauern vorhanden. Der Bahnhof, neue Wohn- und kleine Gewerbegebiete finden sich vorwiegend im Nordosten und Südwesten der Stadt.

Unsere Fahrt führt uns nun über Châtellerault nach La Roche-Posay. Hier besichtigen wir eine alte Kirche: Das Kloster La Merci-Dieu (Misericordia Dei) ist eine ehemalige Zisterzienserabtei. Während der Französischen Revolution fand das Kloster 1791 sein Ende. Erhalten sind einige Räume in einem privaten Anwesen, eine Mühle, die als Scheune genutzte Kapelle und ein kurz vor dem Ende des Klosters erneuerter Kreuzgangflügel. Die Kirche Notre-Dame in La Roche-Posay bewahrt einen Altar aus dem Kloster auf. Wir schauen uns auch die schöne Altstadt des Ortes an. Ich bin immer wieder begeistert von den Häusern. Unsere Fahrt geht dann weiter, an der Creuse entlang nach Descartes. Dort wollen wir einen anderen Campingplatz ansehen. Es ist heute ziemlich warm, doch es geht ein starker Wind. Der Campingplatz scheint schon geschlossen zu sein. Niemand steht darauf. Außerdem ist er durch viele Bäume zu dunkel und man hat keinen Blick auf den Fluss Creuse. Also fahren wir wei-ter, am Fluss entlang, durch herrliche Landschaften, majestätische Baumalleen (bei uns hätte man die längst abgehackt, hier werden neue Bäume an den Straßen gepflanzt) und an romantischen Häusern vorbei. In diesen kleinen mittelalterlichen Orten gefällt es uns besonders gut. Gegen 15.30 Uhr kommen wir bei leichtem Regen und nach 158 km Zuhause an. Schnell das Vorzelt aufgebaut und schon sitzen wir im Trockenen draußen und schauen auf die schöne Festung Chinon. Rolf meint, dass wir wohl hier bleiben werden. Der Platz ist schön, günstig vom Preis und die Aussicht nicht zu überbieten. Heute Abend gibt es Schinken, Käse, Kieler Sprotten, dazu Rotwein, Baguette und Salat. Rolf geht es besser, so sehen wir noch einen Film an, ehe wir schlafen gehen.

Der Schlosspark in Richelieu ist ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen.

Der Schlosspark in Richelieu ist ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen.

Der Ort Richelieu ist von einem Wassergraben umgeben.

Der Ort Richelieu ist von einem Wassergraben umgeben.

La Roche-Posay - ein malerischer Ort.

La Roche-Posay - ein malerischer Ort.

Wehrturm in La-Roche-Posay

Wehrturm in La-Roche-Posay

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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