Frankreich 2010 - Loire, Indre, Vienne, Loir, Cher

Reisezeit: September / Oktober 2010  |  von Uschi Agboka

Cheverny / Chambord / Blois

Cheverny - alte Kirche

Cheverny - alte Kirche

Chateau Cheverny

Chateau Cheverny

7. Tag - Cheverny / Chambord / Blois

Freitag, 24.09.2010 7. Tag Chaumont-sur-Loire

Fast die ganze Nacht über hat es geregnet. Doch um 8.30 Uhr, als wir aufstehen, haben wir schon 15 Grad. Rolf baut das Vorzelt auf, so dass wir auch im Regen draußen sitzen können. Dann fährt er zum Bäcker, Brot holen. Während wir draußen frühstücken, regnet e ganz ordentlich. Erst um 11.30 Uhr gehen wir auf Tour: Zunächst nach Cheverny.

Am Rand der Sologne erblickt man das Schloss. Es wurde für den Grafen Henri Hurault, Generalbevollmächtigter für das Gouvernement Orléans und Vogt von Blois, zwischen 1620 und 1630 im frühen und strengen klassizistischen Barockstil errichtet. Noch heute wird es von seinen Nachkommen, der Familie Hurault de Vibraye, bewohnt. Man kann deren Hundezwinger (fast 100 Hunde) besichtigen, einer Fütterung der Meute beiwohnen. Trotz des allgemeinen Verbots der französischen Jagd (Parforcejagd) hat der Eigentümer des Schlosses auch heutzutage noch das traditionelle Recht, jedes Jahr Parforcejagden auf bis zu 14 Hirsche auszuüben. Die Parforcejagd (von französisch par force = mit Gewalt) ist eine Form der Hetzjagd, die bereits bei den Kelten bekannt war und die sich im 17. und 18. Jahrhundert an den europäischen Fürstenhäusern großer Beliebtheit erfreute. Hierbei wird eine Hundemeute auf die Fährte von Hirschen oder auch von Füchsen, Wölfen oder Wildsauen angesetzt, die Jäger reiten auf Pferden mit und verständigen sich über Trompe de Chasse, bis das Wild gestellt ist. Da die Hunde das Wild nicht reißen, ist die Parforcejagd keine eigentliche Hetze; die Hunde sind langsamer als das Wild, haben aber eine überlegene Ausdauer und ermüden es somit. Die hohen Kosten dieser Jagdart ließen sie bald ungebräuchlich werden. Allerdings wird sie heute noch betrieben, beispielsweise in den USA, in Frankreich und Australien. In Deutschland wurde die Parforcejagd auf lebendes Wild auf Initiative von Hermann Göring am 3. Juli 1934 verboten.

Das Chateau selbst ist von einem wunderschönen Park umgeben. Wir besichtigen die alte Kirche des Ortes. Ein Geschäft mit alten Waffen hat es uns auch angetan und an dem Weinkeller (mit interessanten Filmen) kann ich auch nicht vorbei gehen, ohne hineinzuschauen. Dann geht es weiter nach Chambord. Der Anblick durch die Allee auf dieses prächtige Schloss ist einmalig.

Chambord
ist mit 156 m Länge, 117 m Breite und 440 Räumen das größte der Loire-Schlösser. Der Bau, der als Vorläufer von Versailles angesehen wird, zeichnet sich durch die reiche Renaissance-Dekoration und seine beiden Meisterwerke aus: die große Treppe und die riesige Terrasse. Der Hof verbrachte hier die meiste Zeit: Man verfolgte Ausritte und Heimkehr der Jäger, Paraden, Turniere und andere Festlichkeiten. Ohne diese hätte man sich wohl in dem großen, von weiten Wäldern umgebenen Schloss, zu Tode gelangweilt. Das Schloss ist eine der großartigsten Schöpfungen Franz I. Man nimmt an, dass der Entwurf des Baues von Leonardo da Vinci stammt. In späteren Zeiten schrieb hier Moliere einige seiner bekanntesten Theaterstücke, die auch dort aufgeführt wurden Nach dem Tode des Marschalls Moritz von Sachsen (18. Jh.) verfiel das Schloss, die Mö-bel wurden während der Revolution zerstört. 1930 kaufte der Staat Chambord für 11 Mio. Francs von den Nachkommen des Herzogs von Bordeaux. Der riesige park, 5.500 ha, davon 4.500 ha bewaldet, ist heute staatliches Jagdrevier und nur teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Eine 32 km lange Mauer (die längste Mauer Frankreichs) umgibt den Park.

Wir laufen - teilweise bei Regen - um das schöne Schloss herum und fahren dann nach Blois. Dort trinken wir Kaffee und warten den Regen ab. Später erkunden wir die schöne Innenstadt. Es gibt viele mittelalterliche Gässchen, die, wegen des hügeligen Geländes, häufig steil gewunden und durch Treppen verbunden sind. Rolf steigt zum Chateau hinauf. 1588 fand im Schloss die Ermordung des Herzogs von Guise statt, auf Veranlassung des Königs Heinrich III.. 8 Monate später wurde dieser selbst ermordet. In Blois finden sich viele Sehenswürdigkeiten, u. a. die Schokoladenfabrik Poulain. 1848 gründete Auguste Poulain, Sohn eines armen Bauern, eine Schokoladenfabrik, in der noch heute mehr als 900 Arbeiter jährlich 33.000 t Schokolade herstellen. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die aus dem 18. Jahrhun-dert stammende Steinbrücke, die sich über die Loire spannt. Leider ist auch in Blois der schöne Campingplatz, den Rolf kannte, geschlossen bzw. verschwunden. Das Wetter ist durchwachsen, manchmal scheint die Sonne und es ist warm. Dann wieder kommt Wind auf und es regnet. Doch wir haben eine schöne Fahrt durch die malerischen Orte an der Loire. Gegen 16 Uhr sind wir zurück, nach 92 km. Wir sind fast allein auf dem Campingplatz. Rolf trinkt erst einmal ein alkoholfreies Bier und putzt das Motorrad, während ich schreibe. Dann Waschen, Duschen, umziehen. Zum Abendessen gibt es heute Steaks, Salat, Baguette, Rotwein. Zum Nachtisch haben wir noch Meringe und Käse. Im Campingbus sehen wir uns einen Western und später einen kanadischen Thriller an.

Chambord - 156 m lang, 117 m breit - besitzt 440 Räume. Man nimmt an, dass der Entwurf für den Bau des Schlosses von Leonardo da Vinci stammt.

Chambord - 156 m lang, 117 m breit - besitzt 440 Räume. Man nimmt an, dass der Entwurf für den Bau des Schlosses von Leonardo da Vinci stammt.

Der riesige Schloss-Park von Cambord (5.500 ha, davon 4.500 ha bewaldet) ist staatliches Jagdrevier und nur teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Eine 32 km lange Mauer - die längste Frankreichs - umgibt den Park.

Der riesige Schloss-Park von Cambord (5.500 ha, davon 4.500 ha bewaldet) ist staatliches Jagdrevier und nur teilweise der Öffentlichkeit zugänglich. Eine 32 km lange Mauer - die längste Frankreichs - umgibt den Park.

Blois - 1588 wurde im Schloss der Herzog von Guise ermordet, auf Veranlassung des Königs Heinrich III.

Blois - 1588 wurde im Schloss der Herzog von Guise ermordet, auf Veranlassung des Königs Heinrich III.

Die berühmte Renaissance-Treppe im Schloss von Blois.

Die berühmte Renaissance-Treppe im Schloss von Blois.

Loire-Brücke J. Gabriel mit Blick auf die Altstadt von Blois.

Loire-Brücke J. Gabriel mit Blick auf die Altstadt von Blois.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es handelt sich um eine 4-wöchige, kombinierte Campingbus- bzw. Motorradtour, um die Loire-Schlösser anzuschauen.
Details:
Aufbruch: 18.09.2010
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.10.2010
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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