historisches Weserbergland - Spuren der Zeit

Reisezeit: Mai 2022  |  von Herbert S.

Mein 100. Reisebericht auf umdiewelt!
16 historische Städte und acht historische Stätten sind unser Zielgebiet. Ausschlaggebend für unsere Reise war eine umfangreiche Recherche zum Thema Weser-Renaissance, ein Begriff der der Erkenntnis entstammt, dass die Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts dieser Region zwar der Renaissance zuzuordnen sind, jedoch einen außerordentlichen Reichtum an ähnlichen Dekorationen aufweisen, die den anderen Regionen abgeht.

Paderborn-Neuhaus

Anmerkung zu Beginn:

Aufgrund der umfangreichen Recherche zum Thema Weser-Renaissance sind zahlreiche Texterläuterungen teilweise dem Band Herbert Kreft/Jürgen Soenke - 'Die Weser-Renaissance' entnommen. Manche andere Erläuterungen stammen aus Wikipedia.
Man möge mir verzeihen, dass ich nicht jede dieser Stellen entsprechend gekennzeichnet habe. (es ist schließlich keine Doktorarbeit)

Wir beginnen unsere Reise mit einem Stop in Paderborn-Neuhaus, um das erste bedeutende Bauwerk der Weser-Renaissance anzuschauen. Es liegt in inselähnlicher Lage am Zusammenfluss von Lippe, Alme und Pader im Südostwinkel der Westfälischen Bucht.

Wir finden am Stadtpark einen Langfristparkplatz.
Auf der Neuhäuser Paderbrücke am sogenannten „Stadttor" befand sich seit alters her eine Statue des Brückenheiligen Johannes Nepomuk. Während des Siebenjährigen Krieges (1756 -1763) hatte die Residenzstadt Neuhaus schwere Belagerungen auszuhalten. Im Jahre 1757 zerschlug ein Soldat das vorhandene Kunstwerk. Fürstbischof Clemens August (1719 -1761) ließ daraufhin von dem bekannten Bildhauer Johann Philipp Pütt (1700 -1768) eine qualitätsvolle neue Nepomuk-Statue für die Brücke fertigen. Diese Figur wurde 1863 von einem betrunkenen Soldaten in die Pader gestürzt.

originalgetreue Nachbildung des Nepomuk

originalgetreue Nachbildung des Nepomuk

historische Aufnahme der Paderbrücke mit Nepomuk

historische Aufnahme der Paderbrücke mit Nepomuk

Im Jahre 1257 errichteten dort die Paderborner Bischöfe ein Festes Haus in geschützter Lage etwa vier Kilometer nordwestlich der Stadt Paderborn. Aufgrund von Streitigkeiten mit der Bürgerschaft der Stadt verlegte Bischof Heinrich von Spiegel im Jahr 1370 endgültig die bischöfliche Residenz nach Neuhaus, von wo aus bis zur Annexion durch das Königreich Preußen 1802 das Fürstbistum Paderborn regiert wurde. Der älteste erhaltene Bauteil der heute vierflügeligen Anlage, das Haus Spiegel, ist nach ihm benannt. Auch jeder weitere Bauteil des Schlosses erhält seinen Namen vom jeweiligen Bauherrn.
Schloss mit Barockgarten 1736

Von 1524 bis 1526, während der Regierungszeit Erich von Braunschweig-Grubenhagens, errichtete Baumeister Jörg Unkair das Haus Braunschweig das die heutige Front bildet.

die dichte Reihung von Zwerchgiebeln mit Halbkreisabschlüssen ist kennzeichnend für den Stil Jörg Unkairs in der frühen Renaissance

die dichte Reihung von Zwerchgiebeln mit Halbkreisabschlüssen ist kennzeichnend für den Stil Jörg Unkairs in der frühen Renaissance

1534 wurden durch Hermann von Wied mit Bau des Hauses Köln die beiden bisher separat stehenden Gebäude verbunden.
Zwischen 1548 und 1560 entstand unter Rembert von Kerssenbrock das Haus Kerssenbrock.
1590 ließ Dietrich von Fürstenberg den Bau zur noch heute vorhandenen Vierflügelanlage erweitern. Dabei wurde die Größe des Schlosses nahezu verdoppelt, auch die vier Rundtürme wurden in diesem Bauabschnitt errichtet.

1967 zog die neu gegründete Realschule mit zunächst 32 Schülern ins Schlossgebäude ein, heute werden fast 800 Schüler von 43 Lehrkräften unterrichtet.
Entsprechend voll ist der Innenhof bei unserer Ankunft. Doch nach der morgendlichen Pause herrscht dann Ruhe für Detailaufnahmen.

wie in vielen Vierflügelanlagen befinden sich Treppentürme (Herkunft wohl aus Frankreich)  in den Ecken - den Zwerchgiebeln des Innenhofes ist der spätere Entstehungzeitpunkt deutlich anzumerken (Volutengiebel - kleine Obelisken)

wie in vielen Vierflügelanlagen befinden sich Treppentürme (Herkunft wohl aus Frankreich) in den Ecken - den Zwerchgiebeln des Innenhofes ist der spätere Entstehungzeitpunkt deutlich anzumerken (Volutengiebel - kleine Obelisken)

Bei der Vollendung des Schloßbaus in den Jahren 1590/1590 ließ Füstbischof Dietrich von Fürstenberg Treppentürme und Hofportale in besonders reichen Formen der Späten Renaissance errichten, die sich deutlich von den älteren Bauteilen (um 1525) unterscheiden.

Portal mit ionischen Säulen - phantasievolle Umrahmung

Portal mit ionischen Säulen - phantasievolle Umrahmung

völlig anders aufgebautes Portal mit gedrehten Säulen und nicht mit geometrischen Mustern geteilte Umrahmung

völlig anders aufgebautes Portal mit gedrehten Säulen und nicht mit geometrischen Mustern geteilte Umrahmung

Aufsatz mit zahlreichen Köpfen

Aufsatz mit zahlreichen Köpfen

Bauherr des Barockgartens war Fürstbischof Clemens August von Bayern (1700 - 1761). Die Planung und der Bau des Gartens wurden ca. 1725 gleichzeitig mit dem Bau des Marstalls begonnen. Um die gewünschte Dimension des Gartens bauen zu können, ließ der Fürstbischof die Flüsse Alme und Lippe umlegen. Für die Anlage des Gartens wurde der berühmte Gartenkünstler Hofkammerrath Hatzel aus Wien hinzugezogen.

An den Barockgarten schließt sich ein weitläufiger Park an, den wir nach der langen Anfahrt zur Bewegung nutzen wollen. Er reicht bis zum Zusammenfluß von Alme und Lippe.

mit Obstwiesen

mit Obstwiesen

Störchen

Störchen

und Skulpturen

und Skulpturen

Ein Teil des Parks wird als Spielplatz genutzt,

Ein künstlich angelegter Bach im Steinbett verläuft im Mäandermuster durch einen Teil des Parks.

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 04.05.2022
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 17.05.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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