historisches Weserbergland - Spuren der Zeit

Reisezeit: Mai 2022  |  von Herbert S.

Lemgo: Bad Salzuflen

Am Rückreisetag machen wir noch einen Abstecher nach Bad Salzuflen, da es dort um das Historische Rathaus herum eine kleine Gruppe beachtenswerter Steinbauten aus der Renaissance geben soll.
Doch zunächst wollen wir die gesunde Luft der Gradierwerke atmen und den Kurpark erkunden. .

Mit seinen Thermal- und Solequellen entwickelte sich die Stadt ab 1818 zu einem lippischen Staatsbad und erhielt 1914 den Namenszusatz „Bad“. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt und führte zu einer ganzen Reihe neuer Gebäude im Stil der Zeit. So entstanden zwischen 1855 und 1906 im Bereich des Rosengartens einige klassizistische Bade- und Anwendungshäuser wie beispielsweise das Badehaus I (1855–1856), das Leopold-Bad (1903) und das Inhalatorium (1903) die noch heute, wenn auch teilweise in anderer Funktion, gut erhalten sind.

Leopold-Bad und Inhalatorium

Leopold-Bad und Inhalatorium

Ein Überbleibsel der Salzgewinnung sind auch die oft fälschlich als Saline bezeichneten Gradierwerke mit einer Länge von früher insgesamt 424 Meter, heute etwa 300 Meter. Von den ursprünglich vier vorhandenen Gradierwerken sind nur noch zwei vollständig erhalten. Ein drittes, dessen Ursprünge auf das 17. Jahrhundert zurückgehen, musste wegen Baufälligkeit abgebrochen werden.

Sole- und Kneipp-Armbecken

Sole- und Kneipp-Armbecken

Kurpark

Kurpark

Leopoldsprudel im Kurpark

Leopoldsprudel im Kurpark

Die Salze ist ein Gewässer der unteren Forellenregion. Hier können unter anderem die Fischarten Bachforelle, Koppe, Schmerle und Döbel vorkommen. Zudem leben in der Salze zahlreiche andere Wassertiere, die sich zumeist in einer naturnahen Gewässersohle aufhalten und diese auch benötigen, um sich im Fluss fortzubewegen.
Die EG-Wasserrahmenrichtlinie führte zu einer Renaturierungsmaßnahme und zur Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit.
- Entfernen der Uferbefestigung
- Aufschüttung einer Sohlgleite als schiefe Ebene ohne Höhenversatz
- Unterteilung der Sohlgleite in Becken durch Steinriegel
- Neutrassierung eines naturnahen Gewässerprofils
- Verfüllung des Altverlaufs
- Einbau von Strukturelementen wie Totholz und Wurzelstubben
- Pflanzung standortgerechter Gehölze (Eschen, Silberweiden, Hainbuchen)
- Verzicht auf die standorttypische Erle im Kurpark aufgrund der hochallergenen Pollen
Vor der Umgestaltung bildete der Absturz von 1 m Höhe ein nicht zu überwindendes Hindernis für Fische und andere Wasserlebewesen. Dieser Höhenunterschied wird jetzt durch die Sohlgleite ausgeglichen.

Das 1545–1547 erbaute Rathaus wurde sowohl für die Bedürfnisse der Verwaltung als auch zur Repräsentation gebaut. Trinkstube, Hochzeits-, Tanz- und Zunfthaus, Gerichtszimmer, Parteienstube und Aktenkammer, Feuerwehr-Geräteraum und Munitionszimmer für die Schützen, Lagerräume für Leinen und Zehntkorn: alles unter einem Dach vereint. Über die Baumeister des im Renaissancestil erbauten Hauses mit schmaler Giebelfront und überhöhtem Blendgiebel liegen keine Angaben vor. Die drei Wappensteine an der Fassade (Stadtwappen, Rose und Stern) wurden erst später dort eingefügt. Ebenso der neugotische Treppenaufgang an der Vorderseite, der 1859–1860 nach Plänen von Karl Overbeck dort angebaut wurde

Rathaus

Rathaus

Gegenüber dem Historischen Rathaus steht das Haus Gießenbier (Am Markt 32). Der Bürgermeister Jobst Gießenbier ließ den zweigeschossigen Bruchsteinbau 1533 errichten. Daneben befindet sich das Haus Barkhausen (Am Markt 34) mit einem ursprünglich schlichten, spätgotischen Giebel, der um 1590 zum prächtigen Renaissancegiebel umgestaltet wurde.

das Denkmal „Salzsieder“ am Salzhof stellt einen Salzsieder um 800 v. Chr. dar

das Denkmal „Salzsieder“ am Salzhof stellt einen Salzsieder um 800 v. Chr. dar

An der Salze entlang laufen wir dann zurück zum Parkplatz, um die Rückfahrt nach Aachen anzutreten.

auch finden wir die Hilfen für Fische zur Überwindung der Höhenunterschiede

auch finden wir die Hilfen für Fische zur Überwindung der Höhenunterschiede

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein 100. Reisebericht auf umdiewelt! 16 historische Städte und acht historische Stätten sind unser Zielgebiet. Ausschlaggebend für unsere Reise war eine umfangreiche Recherche zum Thema Weser-Renaissance, ein Begriff der der Erkenntnis entstammt, dass die Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts dieser Region zwar der Renaissance zuzuordnen sind, jedoch einen außerordentlichen Reichtum an ähnlichen Dekorationen aufweisen, die den anderen Regionen abgeht.
Details:
Aufbruch: 04.05.2022
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 17.05.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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