historisches Weserbergland - Spuren der Zeit

Reisezeit: Mai 2022  |  von Herbert S.

Bad Driburg - Iburg: Schloß Gehrden

Das 1134 von der Kirche zu Heerse in Iburg bei Driburg gegründete Benediktinerinnenkloster wurde ca. 1136 vom Paderborner Bischof Bernhard I. von Oesede nach Gehrden verlegt; nach einer anderen Urkunde geschah die Verlegung erst 1142. 1810 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgelöst und von Graf Bocholtz-Asseburg zu Niesen, der Zeremonienmeister von Jérôme Bonaparte, teilweise abgerissen und zu einem Schloss umgebaut. Das Gebäude wechselte daraufhin mehrmals den Besitzer und war ab 1965 im Besitz des Familienerholungswerks des Erzbistums Paderborn. Heute beherbergt es, nach Umbau und Renovierung in den Jahren 2007/2008, ein Hotel.

Die 1180 fertiggestellte romanische Klosterkirche ist das einzige noch erhaltene Gebäude dieser Zeit, da die Klostergebäude im 17. Jahrhundert durch modernere Bauten ersetzt wurden. Die Kirche ist eine der wenigen Kreuzkirchen Deutschlands und in ihrem Turm läutet eines der ältesten Stiftsgeläute Westfalens.

Schlosspark Gehrden
Die Geschichte des Parks lässt sich in die Klosterzeit (1142-1810), die Zeit des Schlossparks (1810-1933) und die „neuzeitliche" Parkphase (1933-heute) gliedern.
Die Karte von 1790 stellt das noch vollständige Gebäudeensemble des ehemaligen Benediktinerinnenklosters Gehrden in seiner Blütezeit dar.
Zu dieser:Zeit bestand der Park wohl im Wesentlichen aus einem „Baum- und Bleichegarten", also sonnenbeschienenen Rasenflächen mit (Obst-) Bäumen. Der einzige Parkbaum, der noch aus der Klosterzeit stammt, ist die Zwölf-Apostel-Linde.
Der das Klostergelände durchfließende Bach ist Bestandteil eines umfangreichen Be- und Entwässerungssystems, welches die Klostergebäude, eine Wäscherei, eine Brennerei, den Wasserkump usw. mit Frischwasser versorgte und gleichzeitig als Abwasserleitung diente.
Nach der Säkularisation ließ der neue Eigentümer Graf Wilhelm von Bocholtz das an die Kirche angebaute Konventgebäude und die beiden Querhäuser abreißen. (Deren Umfang wird auf der 3-D-Ansicht und anhand der im Rasen verlegten roten Sandsteinplatten deutlich.) Die restliche Anlage ließ er bis 1815/16 zu einem klassizistischen Schloss und den Garten zu einem englischen Landschaftpark umgestalten. Der imposante Bergahorn an der ehemaligen Grundschule sowie die beiden großen Steinvasen stammen wohl noch aus dieser Zeit.
1826 übernahm Caspar Heinrich Graf von Sierstorpff, Begründer des Driburger Kurbades, die Gehrdener Besitzungen, die bis 1933 im Eigentum der Familie blieben.
Mit der Aufteilung der Ländereien zu Siedlungszwecken beginnt die „neuzeitliche Phase" des Parks, der teilweise verpachtet und in Grabeland umgewandelt wurde. Im Jahre 1952 wurde im nördlichen Parkteil eine Grund¬schule errichtet.
Um 1965 wurde das Schloss zu einem „Familienerholungswerk der Erzdiözese Paderborn" umgebaut. Auch der sich im Eigentum der Stadt Brakel befindende Park wurde landschaftsgärtnerisch umgestaltet. Im Jahr 1982 wurden schließlich große Teile der früheren Klosteranlage und der Park unter Denkmalschutz gestellt.

Zum Schloßkomplex gehört auch ein Gutshof, der heute unabhängig vom Hotelbetrieb betrieben wird.

Von Bedeutung ist hier der erhaltene Taubenturm:
Taubenturm
Nach uns vorliegenden Informationen prägte der TaubenTurm bereits 1790 das Gelände des ehemaligen Klosters Gehrden. Anzunehmen ist jedoch, dass er auch schon vorher zu den Wirtschaftsgebäuden des Klosters zählte. Die in den Türmen lebenden Tauben dienten im Wesentlichen wohl zur Nahrung der Bewohner der Klosteranlage.
Im 6. Jahrhundert wurde die Taube im Christentum zum Symbol erhoben und steht bildlich für den Heiligen Geist und somit auch für das Pfingstfest. Aber schon Noah, der Erbauer der Arche, ließ drei Tauben ausfliegen, um die Höhe der Sintflut zu testen. Die dritte kam mit einem frischen Ölzweig im Schnabel als Zeichen des Friedens zurück.

Blick aus dem Hotelfenster

Blick aus dem Hotelfenster

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein 100. Reisebericht auf umdiewelt! 16 historische Städte und acht historische Stätten sind unser Zielgebiet. Ausschlaggebend für unsere Reise war eine umfangreiche Recherche zum Thema Weser-Renaissance, ein Begriff der der Erkenntnis entstammt, dass die Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts dieser Region zwar der Renaissance zuzuordnen sind, jedoch einen außerordentlichen Reichtum an ähnlichen Dekorationen aufweisen, die den anderen Regionen abgeht.
Details:
Aufbruch: 04.05.2022
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 17.05.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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