historisches Weserbergland - Spuren der Zeit

Reisezeit: Mai 2022  |  von Herbert S.

Bevern

Als eines der repräsentativsten Gebäude der Renaissance zeigt sich das Schloss Bevern im Wesertal. Seit Erbauung 1603 -1612 durch Statius von Münchhausen hat das Schloss ein wechselhaftes Schicksal erfahren. Trotz 20 Kindern aus zwei Ehen starb die Münchhausenlinie des Statius 1676 aus. Bereits 1652 hatte die Witwe den adeligen Sitz Bevern dem Herzog August d.J. zu Braunschweig und Lüneburg, dem Begründer der berühmten Bibliothek in Wolfenbüttel, uberlassen, der ihn zum herzoglichen Jagdschloß umbaute.
Eine Blütezeit erlebte das Schloss nach 1667 unter dem jüngsten Sohn des Herzogs, Ferdinand Albrecht L dem es als Abfindung zugewiesen wurde. Die hierdurch entstandene herzogliche Nebenlinie Braunschweig-Bevern regierte ab 1734 das Herzogtum Braunschweig. Im weiteren Verlauf der Schlossgeschichte wird die Nutzung immer profaner.
Ende des 18. Jahrhunderts diente das Schloss zunächst als Pensionärssitz. Später wurde hier eine Knopffabrik untergebracht. Im Jahre 1834 richtete man eine Correctionsanstalt ein, die 1870 in ein Erziehungsstift umgewandelt wurde. Ab 1933 befand sich eine SA-Sportschule und Pionierkaserne in den historischen Mauern. In der Zeit von 1945 bis 1949 wurde das Baudenkmal zur Flüchtlingsunterkunft und anschließend zum Möbellager.
Im Jahre 1986 hat der Landkreis Holzminden das Schloss von der Gemeinde Bevern übernommen und es zu einem regionalen Kulturzentrum ausgebaut.

Eingangsflügel (West)

Eingangsflügel (West)

Im Gegensatz zu den übrigen Außenseiten ist an der Eingangsfront die Lisenengliederung der Giebel und Zwerchhäuser über die ganze Fassade weitergeführt.

Das wuchtige, rundbogige Portal der Durchfahrt wird von Säulen und hervorlugenden Wächterköpfen flankiert und wird ebenso wie das entsprechende Portal auf der Hofseite abwechselnd von Kerbschnittbossensteinen und Beschlagwerkquadern eingerahmt.

Der Eingangsflügel sowie der Nordtrakt mit Treppenturm und Auslucht entstand wohl während des ersten Bauabschnittes.

Der nordwestliche Treppenturm mit massiven unteren und zwei vorragenden Fachwerkgeschossen ähnelt dem Turm des Rathauses zu Höxter von 1610.

Nordwestturm mit Welscher Haube

Nordwestturm mit Welscher Haube

Küchenauslucht

Küchenauslucht

Südost-Treppenturm mit Welscher Haube

Südost-Treppenturm mit Welscher Haube

Die mächtige Vierflügelanlage mit einer äußeren Seitenlänge von 51 m um einen quadratischen Hof ist umgeben von breiter, heute ausgetrockneter Graft. Zugang durch den Westflügel. (heute blau-weiß gestrichen). Vier stattliche Hauptgiebel, aber nur sechs Zwerchhäuser (statt 17 an der Hämelschenburg) beleben die großen Solling-Dächer.

© Herbert S., 2022
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mein 100. Reisebericht auf umdiewelt! 16 historische Städte und acht historische Stätten sind unser Zielgebiet. Ausschlaggebend für unsere Reise war eine umfangreiche Recherche zum Thema Weser-Renaissance, ein Begriff der der Erkenntnis entstammt, dass die Bauten des 16. und 17. Jahrhunderts dieser Region zwar der Renaissance zuzuordnen sind, jedoch einen außerordentlichen Reichtum an ähnlichen Dekorationen aufweisen, die den anderen Regionen abgeht.
Details:
Aufbruch: 04.05.2022
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 17.05.2022
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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